Zuletzt aktualisiert

 am:   23.02.16

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Europ   Alpen     AL   AND   B   BG   BIH   BY   CH   CY   CZ   D   DK   E   EST   F   FIN   FL   GB   GR   H   HR   I   IRL   IS   L   LT   LV   M   MC   MD   MK   MNE   N   NL   P   PL   RO   RSM   RUS     SK   SLO   SRB   TR   UKR   V

 

W a n d e r b e r i c h t e  -  F r a n k r e i c h

 

 

Inhaltsverzeichnis:      Im Tiefen Süden der Vogesen

                                      Von Thomas Striebig

 

                                     Königliche Wälder und himmelstürmende Kathedralen -

                                      Auf dem GR 12/12a (E 3) von Paris in die Picardie

                                      Von Tilman Kleinheins

 

                                  •   Wälder und Gipfel der Mittelvogesen

                                      Von Thomas Striebig

                                     An bretonischen Küsten

                                      Von Helmut Huber

 

                                  •   PYRENÄEN – ÜBERSCHREITUNG

                                      In Frankreich auf einer Hohen Route vom Atlantik

                                      zum Mittelmeer vom 2.7. bis 6.8.1995

                                      Von Hans Diem und Evelyn Gebhardt

 

                                     Vogesenwanderung GR 53 von Wissembourg

                                      nach Saverne

                                      Von Gerhard Wandel

 

                                     Hauts plateaux du Vercors

                                      Von Gerhard Wandel

 

                                     Wanderung auf dem GR 5 vom Genfer See

                                      zum Mont-Blanc

                                      Von Gerhard Wandel

 

                                     4-Tagestour Auvergne,

                                      „Chaine des Puys, lacs d’Auvergne“

                                      Von Gerhard Wandel

 

                                     Berge im Meer

                                      Zwischen Strand und Gebirge -

                                      Weitwanderwege führen durch Korsika

                                      Von Dr. Roland H. Knauer

 

                                     Höhen und Täler de Jura

                                      Von Gerhard Wandel

 

                                     Auf Treidelwegen, Landsträchen, Forstautobahnen

                                      und Maultierpfaden durch die Franche-Comté

                                      Von Gerhard Wandel

 

                                     Im Sommer 2006 in den Hochpyrenäen -

                                      auf dem GR 10 von Gabas bis Castillon

                                      Von Walter Brückner

 

                                     Eine Korsika-Überschreitung auf dem GR 20 im Jahr 2009

                                      Von Hans Diem

 

                                     Die Mitgliederwanderung 2011 in den Nord-Vogesen

                                      Von Thomas Nittel

 

                                     Wandern im Elsass gibt Stoff zum Nachdenken

                                      Von Lutz Heidemann

 

                                     Tour des Glaciers de la Vanoise

                                      Von Friedhelm Arning

 

                                     Auf Tour in den südlichen Westalpen

                                      Von Savona am Mittelmeer nach Montreux am Genfer See

                                      Von Hans Diem

 

 

Im tiefen Süden der Vogesen

Tour der Superlative am Ballon d'Alsace

 

Von Thomas Striebig

 

Die Vogesen sind so etwas wie Mode geworden, sogar was das Weitwandern betrifft. Zahlreiche Tagesausflügler besuchen an schönen Wochenenden die bekannten Ziele in den Mittel- und Hochvogesen, den Donon, den Odilienberg, die Seen um den Lac Blanc, den Sentier des Roches (Felsenpfad) südlich des Col de la Schlucht und natürlich den Grand Ballon. Immer wieder trifft man auch Wanderer mit großen Rucksäcken. Auf einer großen Internetseite, www.trekkingforum.com, nehmen die Vogesen im Unterforum „Trekking in West- und Mitteleuropa“ ungefähr so viel Raum ein wie das übrige West- und Mitteleuropa zusammen, woran ein gewisser Moderator, der sich ThomasFFM nennt, nicht ganz unschuldig ist. Das alles wäre eigentlich erfreulich, zumal für die Betreiber der Wanderer-Unterkünfte in den Vogesen, wenn es nicht zuweilen schon ein wenig des Guten zu viel wäre – jedenfalls gemessen an der Einsamkeit, die in diesem weitläufigen Mittelgebirge sonst die Regel ist.

 

Als landschaftlicher Höhepunkt gelten die Berge über dem Münstertal zwischen Lac Blanc und dem Hohneck, ein Hochgebirge en miniature, wie man es in unseren Breiten außerhalb der Alpen kein zweites Mal finden dürfte. Natürlich hat sich das längst herumgesprochen, und so findet man in vielen Fermes-Auberges dieser Region an Wochenenden kaum noch einen freien Platz, wozu die zahllosen Motorradfahrer auf der Route des Crêtes zusätzlich beitragen. Unter der Woche geht es allerdings auch dort viel ruhiger zu.

 

Aber es ist ja nicht so, dass die Vogesen im Münstertal und bei der berühmten Kammstraße, der Route des Crêtes, enden! Schon der am Rainkopf ansetzende, westlich der Route des Crêtes verlaufende Kamm mit Gipfeln wie Grand Ventron, Drumont und schließlich Tête des Perches ist wunderschön, wird nur von einigen Passstraßen überquert und bietet mit der GR 531 (blaues Rechteck) eine herrliche Höhenwanderung – sicher nicht ganz so spektakulär wie das Münstertal, dafür aber ungleich einsamer. Und die ganz im Süden liegende Vallée de la Doller, die bei Masevaux ins Gebirge führt, wäre doch zumindest einen Versuch wert!

 

Freilich ist die Anfahrt für Deutsche deutlich länger als die ins Münstertal oder gar in die Mittelvogesen. Man muss auf der Autobahn (durchweg mautfrei) erst Mulhouse erreichen, dann ein kleines Stück Richtung Belfort weiterfahren, bis an einer Ausfahrt Masevaux ausgeschildert ist. Dieses gar nicht mehr „typisch elsässische“ Städtchen – zum „typisch Elsässischen“ fehlt hier einfach das Fachwerk – ist schnell erreicht und durchfahren; anschließend geht es noch gut zehn Kilometer taleinwärts bis Sewen, wo man an der Kirche parken und zu einer Dreitagestour der Superlative aufbrechen kann. Jedenfalls zähle ich die Tour über den Ballon d’Alsace zum Schönste, das man in den Vogesen unternehmen kann.

 

Der Beginn ist gemütlich, deutet aber schon die ungeheure Vielfalt dieser südlichsten Vogesen an. Zuerst geht es mit dem blauen Rechteck flach zum verlandenden Lac de Sewen, dann durch wunderschönen, teilweise mit großen Felsblöcken durchsetzten Mischwald überaus kurzweilig in einigen Serpentinen hinauf zu einem Wasserfall und zum bei fehlender Sonne geradezu düsteren aufgestauten Lac d’Alfeld, der in einem Kessel steiler Waldberge liegt.

 

Auch der Weiterweg lässt keine Wünsche offen. Durch immer urigere Landschaft, sogar über eine kleine Blockhalde, steigt man immer höher und höher, allmählich wird’s – zumal nach einer längeren Anfahrt – schon etwas anstrengend – aber plötzlich verlässt man den Wald, schlendert über eine Bergwiese mit überraschend weitem Horizont, erreicht einen kleinen Wiesenpass und entdeckt jenseits, wenige Schritte unterhalb, die Ferme-Auberge Gresson, 937 m. Was für ein Juwel! Die Terrasse bietet einen herrlichen Blick bis zum Südschwarzwald, für die Übernachtung kann man zwischen einem großen Schlafsaal und Doppelzimmern wählen, und zum viergängigen, von der netten Wirtsfamilie sehr kreativ zubereiteten und guten Abendessen gab es bei uns Vivaldis „Vier Jahreszeiten“. Wer hier übernachtet, kommt garantiert wieder, zumal die Preise mehr als fair sind!

 

Die zweite Etappe hat es in sich, zumal wenn man sie in voller Länge geht. Gute fünf Stunden Gehzeit – das klingt harmlos. Aber man wandert durchweg auf blockigen, bei Nässe recht strapaziösen Steigen und kommt außer ganz zu Beginn an keiner Einkehrmöglichkeit und nur wenigen „Notabstiegen“ vorbei – für passionierte Wanderer ein tolles Erlebnis. Schon der einleitende Waldpfad zu den beiden Neuweihern – in der dortigen Hütte könnte man ebenfalls übernachten – begeistert, und der Wald- und Geröllkessel der Neuweiher wird in einem Führer sogar mit Kanada verglichen, womit der Autor dieses Führers ein großes Wort gelassen ausspricht – aber ein Körnchen Wahrheit ist dran. Der Weiterweg überwindet in steilen Serpentinen und förmlich über Stock und Stein, im Spätsommer aber auch durch rotviolette Heidekrautfelder einen Steilhang, dann wird er wieder zahmer, verlässt den Wald und liefert einen bei Wegweisern ab.

 

Das bis hierher durchweg verfolgte blaue Rechteck verliert auf seinem Weiterweg zum Lac des Perches oder Sternsee (der alte deutsche Name findet sich auch auf den französischen Karten) 100 Höhenmeter, die danach wieder gewonnen werden müssen. Daher wird man ihr bei den erwähnten Tafeln untreu und folgt dem blau-weiß-blauen Rechteck leicht ansteigend über eine Bergwiese kurz hinüber zur GR 5 (rotes Rechteck). Bevor man dieser folgt, steigt man aber noch zur Tête des Perches, 1222 m, mit einem fast alpinen Steilabbruch nach Süden, der einen famosen Tiefblick zum Sternsee erlaubt.

 

Mit oder ohne Gipfelabstecher geht es schließlich auf dem einzigartigen Höhenweg Richtung Ballon d’Alsace, womit erst der meiner Meinung nach schönste Teil der Etappe beginnt. Wer meint, schnell zum Ballon joggen zu können, irrt sich mächtig; die GR 5 verläuft durchweg auf Pfaden und Steigen, quert steilste Waldhänge, ist oft blockig, nur selten eben, kurz, für Menschen, denen es ausschließlich darum geht, das Ziel zu erreichen, eine Tortur. Aber was hat dieser Höhenweg nicht alles zu bieten! Den Abwechslungsreichtum der Vogesen-Mischwälder kennt man, trotzdem wird man von ihm immer wieder aufs Neue verblüfft. An den steilen Blockhängen blüht im Spätsommer – also Ende August – das Heidekraut, immer wieder wird der Blick nach Süden freigegeben, wo man freilich auch nichts außer steilen Waldbergen sieht, der Steig müht sich über Hänge mit fast häusergroßen, chaotisch herumliegenden Felsbrocken, und der sehr steile, schon recht alpine Schlussanstieg zum Ballon d’Alsace zapft bei manchen vielleicht sogar die Kraftreserven an.

 

Wenn man allerdings erst oben ist, atmet man tief durch, genießt die weite Aussicht – und findet sich nach Stunden voller Einsamkeit unter Artgenossen wieder; wie die meisten anderen Vogesengipfel ist auch der Ballon d’Alsace mit einer Straße „erschlossen“. Den Spaziergang zum Westgipfel mit der „heroischen“, wohl vor dem Ersten Weltkrieg errichteten Statue der Jeanne d’Arc, der legendären „Jungfrau von Orléans“, wird man sich bei gutem Wetter trotzdem nicht entgehen lassen, bevor man mit den Massen auf einem Promenadenweg (links halten!) zur Ferme-Auberge du Ballon d’Alsace absteigt. Und sich dabei seine Gedanken macht: Man kann im Leben vieles billiger haben, aber empfindet man dann noch dieselbe Freude darüber? In den Augen unserer Leser natürlich eine rhetorische bzw. einfach blödsinnige Frage…

 

Vor einigen Jahren war die Quartiersuche im Bereich dieses südlichsten Hochgipfels der Vogesen problematisch. Die genannte Ferme-Auberge verfügt nur über wenige Zimmer, das Hotel etwas weiter westlich soll nicht mehr zu empfehlen sein. Aber neuerdings gibt es ca. 500 m südlich der Ferme-Auberge, links der Straße, die Auberge la Musardière, mehr Gîte d’étape als Hotel mit Mehrbettzimmern und halbwegs preiswerter Halbpension. Gut, nicht jeder wird sich dort wohl fühlen; man muss über einiges Skurrile hinwegsehen oder schmunzeln können. Am Eingang entdeckt man den Regenbogen, das Emblem der Schwulen, auf den Zimmertischen liegen als Willkommensgruß des Hauses Kondome (jawohl!), die Atmosphäre im Speisesaal mit seinen Neonröhren, die mit buntem Krepppapier überklebt sind, ist etwas eigenartig. Ich habe mich dort allerdings durchaus wohl gefühlt, war sicher nicht zum letzten Mal dort und fand das skurrile Beiwerk allenfalls amüsierend. Die Bedienung ist freundlich und unaufdringlich, zum Abendessen kann man zwischen mehreren bodenständigen, sehr schmackhaften Menus (vorzügliche Gratins!) und verschiedenen Pasta-Gerichten wählen, und die Portionen sind auch für sehr hungrige Wanderer kaum zu bewältigen. Das gilt sogar gleichermaßen für das Frühstück – und das in Frankreich! Doch, als Wanderer ist man dort wirklich gut aufgehoben.

 

Die letzte Etappe, kaum mehr als eine Halbtagestour, ist zahmer. In bequemer Höhenwanderung folgt man dem roten Rechteck vorläufig nach Süden, überschreitet die flachen, baumfreien Kuppen von Wissgruth (mit verfallendem Bergbauernhof) und Trémontkopf und orientiert sich mit dem roten Rechteck in Richtung Masevaux, folgt also nicht weiter der nach Belfort führenden GR 5. Nach langer Waldwanderung nimmt man – mancher mag anfangs an eine Fata Morgana glauben – gerade rechtzeitig zur Mittagessenszeit die Ferme-Auberge Fennematt (keine Übernachtungsmöglichkeit!) wahr, die sich akustisch höchst angenehm ankündigt, nämlich durch Kuhglockengebimmel. Die Rast in der urigen Gaststube, der freundliche Wirt, das deftige Essen – alles versetzt einen noch einmal in Hochstimmung, bevor man sich abschließend wieder dem blauen Rechteck anvertraut und zurück nach Sewen wandert. Es braucht wohl kaum betont zu werden, dass auch dieses Schlussstück wieder eine herrliche Wegstrecke ist.

 

Mir haben es diese südlichsten Vogesenberge wirklich angetan. Ich gebe zu: Mit mir ist über die Vogesen ohnehin kein vernünftiges Wort zu reden, aber meine nächste Vogesentour wird mich sicher wieder in den Süden führen. Dort gäbe es noch so viel zu entdecken. Ein Wanderer schwärmte z. B. von der Ferme-Auberge Gsang nahe Rossberg und Vogelstein, die in einem wunderschönen Anstieg ab Dolleren, Oberbruck oder Wegscheid zu erreichen wäre. Über 1000 m hoch gelegen, in Gaststube und Schlafsaal kein elektrisches Licht, vorzügliches, preiswertes Essen und ein einzigartiges Ambiente – da muss ich hin! Der Strecke von dort zum Gebiet des Sternsees (GR 5) kenne ich, sie steht dem oben angepriesenen Weiterweg zum Ballon d’Alsace nicht nach, und wer es gemütlicher haben will, könnte ja die Neuweiher und die Ferme-Auberge Gresson einbeziehen und die Tour um einen Tag verlängern. Durch die breite Ostflanke des Ballon d’Alsace führt ein Höhenweg, der auf Warntafeln als „sentier difficile“, „schwieriger Weg“ bezeichnet wird – wer den Sentier des Roches am Col de la Schlucht gegangen ist, darf sich diese Variante sicher auch zutrauen. Von der Fennematt schließlich könnte man ebenso gut nach Dolleren wie nach Sewen absteigen. „Nach der Tour = vor der Tour!“

 

Abschließend noch die Telefonnummern der wichtigsten Unterkünfte aus Deutschland:

 

Ferme-Auberge Gresson: 00 33 / 389 82 00 21

Auberge-refuge du Neuweiher: 00 33 / 389 82 02 09 oder außerhalb der Saison 00 33 / 389 82 09 82

Auberge la Musardière (man spricht nur Französisch!): 00 33 / 384 27 16 47

Ferme-Auberge du Gsang: 00 33 / 389 38 96 85

 

Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins

Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 15 - Dezember 2004

 

 

 Königliche Wälder und himmelstürmende Kathedralen -

 Auf dem GR 12/12a (E 3) von Paris in die Picardie

 

 Von Tilman Kleinheins

 

„C´est l´été“ - „Das ist der Sommer“, titeln die französischen Zeitungen Mitte April und sie haben Recht. Während meiner vorösterlichen Wanderwoche auf dem GR 12 werde ich - trotz Passionszeit – mit 25 Grad Celsius, azurblauem Himmel und andauernder Trockenheit verwöhnt. Ideale Bedingungen, um laufen und zelten zu gehen, um wieder mal durch Frankreichs Hinterhöfe zu streunern.

 

Und das in einer scheinbar unspektakulären Region: Nordöstlich von Paris startet der Weg beim Chateau de la Reine Blanche, nahe Orry-la-ville, am Rand der Ile-de-France. Viele Kilometer später erreicht der GR 12 Brüssel, der Europa – Gedanke ist also schon lange vor der heutigen Diskussion in die Tat umgesetzt. Diesen Umstand nutzt auch der Europäische Fernwanderweg 3, den der GR 12 von Paris bis Montcornet, kurz vor der Maas, Huckepack nimmt. Es sei vorweggenommen: nicht eine einzige „E 3“ – Markierung findet sich während der sieben Wandertage.

 

Macht aber nichts, weil mich das vertraute blanc-rouge der GRs (zusammen mit den hervorragenden 1:25 000 IGN – Karten), nach einer sehr angenehmen Schlafwagenfahrt Hamburg – Paris, bereits morgens um 9:30 Uhr sicher auf die Schneise stellt. Schneisen, die mich die kommenden vier Tage durch königliche Wälder führen, an unzähligen poteaus ( Wegweisern) vorbei, die im Schnittpunkt von häufig sechs, sieben Wegen stehen und klar machen, das es den Kreisverkehr in Frankreich nicht erst seit gestern gibt. Der GR 12/12 a durchstreift auf diesen Blickachsen viele großen königlichen Wälder: Der Foret de Chantilly - macht seinem Namen als Hochburg des französischen Pferdesports alle Ehre mit spargelanbauähnlich geeggten Schneisen, ausschließlich den Trabern vorenthalten. Hier kreuzt der Wanderweg allenfalls, der Gleichlauf ist tatsächlich nicht gestattet. Der Foret d´Halatte - bietet mit dem Mont Pagnotte den höchsten Punkt der Tour, stolze 216 m. (Immerhin höher als jeder Punkt Schleswig-Holsteins, wo bei 167 m Schluß ist). Der Wechsel hinüber in den Foret de Compiègne: St.-Jean-aux-Bois mit alter Stadtmauer, Kloster und Bürgerhäusern in verwunschener Waldlage unweit von Pierrefonds, des Oberzentrums der Region, mit Schloß, Park und allen Versorgungseinrichtungen. Außerdem steht im Compiégner Wald bis heute der Eisenbahnwagon, in dem 1918 und 1940 die beiden Waffenstillstände zwischen Deutschen und Franzosen unterzeichnet wurden. Seltsamerweise passiert der GR 500 m am Rond Point de l´armistice (Platz des Waffenstillstands) vorbei, auch im Topo – Guide keine Erwähnung des historischen Ortes.

 

Hier im Compiégner Wald trennen sich die GR – Varianten 12 und 12 a. Um weiter durch Wälder zu wandern, wähle ich den 12 a, der weit nach Norden ausgreift und den 12er erst südlich von Laon wiedertrifft. Mit Überschreitung des Flüsschens Aisne führt die Tour auf das Plateau zwischen Aisne und Oise, welches im Osten von der Thiérache – Ebene begrenzt wird.

 

Bei weiterhin herrlichem Wetter lässt der körperlich nicht zu anstrengende Weg genügend Zeit und Muse, sich den zwei wichtigsten Sakralbauten der Umgebung zu nähern: den ältesten gotischen Kathedralen Frankreichs. Senlis ist um 1140 fertiggestellt, während das Meisterwerk von Laon 1155 Kirchweih feierte. Es ist diese Region, von der aus die Gotik ihren Siegeszug antritt. Vor allem der Meisterbau von Laon ist heute noch Anschauungsobjekt für Kunstgeschichtler und war zugleich Vorbild für die Kathedrale Chartres´. Als interessierter Laie bestaune ich die hoch aufragenden Türme und Kirchenschiffe und kann Gotik anhand der spitz zulaufenden Bögen festmachen. Daß der neue Baustil im Vergleich zur romanischen Bauweise aber geradezu revolutionär war, erlese ich mir: Fenstergestaltung, Aufhebung der Wände als statische Notwendigkeiten, neue Raumstrukturen und die sagenhaft schönen Decken - Vierungen. Dies alles lässt sich in der sehr gut erhaltenen historischen Oberstadt von Laon entdecken und genießen. Ein muss für alle, die die Region bereisen.

 

Zurück zum Wandern, bzw. zum Rasten: es erweist sich wieder einmal als völlig problemlos, in freier Natur zu zelten. Selbst in einer zu 99 % kultivierten Agrarlandschaft wie hier. Natürlich nehme ich nach drei Tagen gerne die sanitären Einrichtungen eines camping municipal in Anspruch, oder übernachte einmalig ( und als einziger ) in einer Gite d´étape. Mit das Schönste ist trotzdem: nach dem Wandern, mit frisch eingekaufter Verpflegung, einen guten Platz zu finden (blickgeschützte Wiese am Waldrand, Aussicht nach Westen); Zelt aufbauen, kochen – essen und hernach satt, zufrieden und glücklich die Etappe des nächsten Tages studieren. Bereits mit Einbruch der Dunkelheit in die Schlafsack-Federn kriechen und für Körper und Geist erholsame 9 – 10 Stunden schlafen, gestört nur durch rufende Käuzchen (enervierend), kruschbelnde Igel (laut) oder bellende Hirschkühe (sehr laut). Der nächste Morgen sieht mich früh und nach Kaffee ist in 30 Minuten alles, was sich breit gemacht hatte, wieder auf kleinstem Maß im Rucksack verstaut. Außer einigen bis mittags wieder aufgerichteten Grashalmen, deutet nichts mehr auf die temporäre Landnahme hin, spurloses Verschwinden die Folge. Wie bei jeder längeren Tour empfinde ich auch heuer die Wohltat der Nichterreichbarkeit. Ohne Mobiltelefon bin ich ausschließlich Sender ( von Postkarten ), aber kein Empfänger.

 

Nach den Wäldern überquert der Weg oben genanntes Plateau, das immer wieder von 100 bis 150 Höhenmeter tief eingeschnittenen vallons unterbrochen wird. Kleine Städtchen reihen sich aneinander, die Kirchtürme wie immer als erstes zu sehen. Auf dem Plateau selbst: Weideland soweit das Auge reicht, vereinzelt liegende Höfe, Sonne und Wind. 30 km vor Laon überquere ich den Kanal Oise – Aisne und halte auf Couzy-le-Chateau zu, das bereits von weitem - auf einem Bergsporn gelegen - zu sehen ist. Bis zum Rückzug der deutschen Armee im WK I war der Ort das best erhaltene Zeugnis mittelalterlicher Festungsbaukunst in ganz Frankreich. Die Politik der verbannten Erde ließ eine zerschossene Stadtanlage zurück. Als unbelesener Tourist ist man geneigt, die Zerstörung wesentlich früher anzusiedeln bzw. sie als natürlichen Verfallsprozeß wahrzunehmen.

 

Nach Couzy und einer letzten Übernachtung in Suzy erreiche ich am Ostersamstag den Ort Mons-en-Laonnois. Von hier aus genieße ich zum ersten Mal den Ausblick auf den sechs Kilometer entfernten Stadthügel, der die Oberstadt Laons trägt. Das Ziel nach sieben sonnigen Wandertagen vor Augen !

 

Bleibt eine Etappenlücke auf dem E 3 von Laon an die Maas kurz vor der belgischen Grenze, um von Paris nach Konnersreuth gelaufen zu sein. Auch eine Art Pilgerweg.

 

Praktische Hinweise

 

Literatur: Topo – Guide FFRP: „GR 12/12a Ile-de-France - Ardennes -

               (Orry-la-Ville – Montcornet/Sorendal/Belgische Grenze)“,

              3. Auflage 1985 leider vergriffen

 

Topo – Guide SGR: GR 12 Troncon Belge: Bruxelles – Montcornet,

              3. Auflage 1999, lieferbar

 

Landkarten: IGN TOP 25: Blätter 2412 OT Foret de Chantilly und 

                  2511 OT Forets de Compiègne, restliche Strecke mit den Karten

                  im Topo Guide

 

Streckenlänge: ca 145 km

 

Markierung: weiß-roter Balken, viele Schilder, sehr gut in Schuß

 

Übernachtung: für Nicht-Zelter gibt es ausreichend Gasthäuser und 

                      Chambres d´hotes. Information unter www.picardie.fr

                      oder www.fivedit.fr

 

Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins

Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 14 - August 2004

 

 

Wälder und Gipfel der Mittelvogesen

 

Von Thomas Striebig

 

Es ist schon eine seltsame Sache mit mir: Immer wieder bin ich am Planen, nehme mir vor: Da und da hin willst du doch auch noch einmal – und dann lande ich doch wieder in einem Gebiet, das ich schon kenne und zu dem ich eine Beziehung habe. Zum Beispiel in den Vogesen. Zweimal habe ich dieses große, so ungemein abwechslungsreiche Mittelgebirge von Norden nach Süden durchquert und mir eine dritte, vierte, fünfte Durchquerung vorgenommen – und wenn ich einen Weg gehe, entdecke ich mindestens drei andere, die ich unbedingt auch noch gehen möchte.

 

Nicht die schlechteste Möglichkeit, die teilweise noch sehr unbekannten Mittelvogesen intensiver kennen zu lernen, war die Rundwanderung, die ich diesen Sommer absolvierte. Was ich am Schreibtisch ausgetüftelt und in meinem Führer bereits kurz dargestellt hatte, erwies sich als über Erwarten attraktiv und abwechslungsreich. Die landschaftliche Vielfalt überraschte selbst mich, und ich bilde mir doch schon ein, die Vogesen einigermaßen zu kennen.

 

Allerdings soll auch auf die Schattenseiten hingewiesen werden. Der viel beschriene „Teuro“ hat auch im Elsass Einzug gehalten, wo einige Gastronomen im Gegensatz zu ihren deutschen Kollegen mit dieser Abzocke womöglich sogar Erfolg haben könnten. Denn wenn man erst einmal einen Ausflug in eines der bekannten Weinstädtchen unternimmt, ist man auch bereit, fürs Essen etwas mehr zu zahlen; zu Hause würde man einfach selbst kochen. Billig war das Elsass sowieso noch nie. Aber in den meisten Unterkünften, die wir benutzten, war das Preis-Leistungsverhältnis einigermaßen akzeptabel, ein Quartier erwies sich sogar als echter Geheimtipp. Doch davon später.

 

Kein Geheimtipp, sondern eher ein Flop war leider das Hotel „St. Florent“ in Oberhaslach, in dem wir gleich zweimal übernachteten. Die Zimmer waren sehr ordentlich, die Übernachtungspreise angemessen, aber die Halbpension maßlos überteuert. Am ersten Abend gab es ein Stück Pastete mit etwas Rohkost, dann ein Kotelette in Champignonsoße mit Nudeln, als Dessert ein Stück Erdbeerkuchen – alles nicht schlecht, aber wenn man die Preis hochrechnete, kostete dieses Menu 17,50 Euro! Und für das Viertel Riesling nahm der Wirt 4,50 Euro! Da empfiehlt sich doch eher in Urmatt das Hotel De la Poste, das Ende Juli, als wir unterwegs waren, freilich Ruhetag hatte; das bei Wanderern früher so beliebte Hotel À la Chasse in Urmatt ist leider geschlossen und steht zum Verkauf.

 

Warum zwei Übernachtungen in Oberhaslach bzw. Urmatt? Weil wir am ersten Wandertag die PKW nach Klingenthal fuhren, wo wir sie am Schluss unserer Runde wieder vorfinden wollten, und somit zwei Etappen mit leichtem Gepäck gehen konnten. Nach einigem Suchen fanden wir einen kleinen Abstellplatz hinter dem Klingenthaler Friedhof und starteten den langen Aufstieg zum Heidenkopf.

 

Der entpuppte sich als eine ideale Eingehtour, denn unser Zeichen, die gelbe Scheibe – wir blieben ihr bis Grendelbruch treu – führt auf angenehmen Wegen zwar stetig ,aber nur wenig steil bergauf, und überraschend zügig erreichten wir eine Abzweigung unter dem Gipfel, bei der das rot-weiß-rote Rechteck in wenigen Minuten das Gipfelplateau mit schönem alten Laubwald, Rastbänken und einem Aussichtsturm erklimmt – der erste Höhepunkt der Tour und dies nicht nur geografisch! Den Weiterweg über Grendelbruch und, nunmehr mit rotem Kreuz markiert, Urmatt empfanden wir als durchaus schön, wenn auch unspektakulär. Insgesamt eine mittellange, nur mäßig anstrengende Etappe, zumal wenn man in Urmatt übernachtet.

 

Dafür stellte die zweite höhere Anforderungen, und für kleine Gruppen wäre die Idee eines Gepäckstransportes vielleicht nicht von der Hand zu weisen. Immer mit dem roten Rechteck des GR 53 markiert, erreicht man in einem zähen Anstieg – immerhin 750 Höhenmeter müssen überwunden werden – den 1009 m hohen Gipfel des Rocher de Mutzig, vorbei an der Geheimnis umwobenen Porte de Pierre, einem eigenartigen Felsmassiv und idealen Rastplatz. Der Blick vom Gipfelfels zum zweiten großen Ziel des Tages, dem Donon, entmutigt zunächst, zumal man während der nächsten beiden Stunden nach und nach 300 Höhenmeter verliert, die beim Steilaufstieg zum Donon wieder wettgemacht werden müssen. Aber wir kamen flott voran, die letzten 150 Höhenmeter zum Donon mit seiner gallo-römischen Kultstätte und seinem 1869 erbauten, auf den Karten großspurig als „Musée“ bezeichneten Tempelchen auf dem felsigen Gipfelplateau machen auch müden Wanderern Spaß (freilich sind knöchelhohe Trekkingschuhe hier besonders unumgänglich), und der Gipfel bietet das vielleicht eindrucksvollste Panorama der gesamten Mittelvogesen – Wald, soweit das Auge reicht, besonders im Westen. Bis zum Hôtel du Donon ist es nun nicht mehr weit, und mögen auch die dortigen Zimmer leicht veraltet sein, so bietet die Küche so Exzellentes, dass wir einen besonders schönen Abend genossen. Nicht zuletzt Dank des Kellners, der sich als wahres Original erwies.

 

Auf die nächste Etappe war ich besonders gespannt. Dass der Strecke vom Hôtel du Donon zum wenig ausgeprägten Col du Prayé (blaues Kreuz) kein besonderer Reiz abzugewinnen ist, konnten wir schon aus der Karte ersehen. Aber der Weiterweg! Zunächst mit blauer, später mit roter Scheibe wanderten wir – man mag es kaum glauben: bei herrlichem Sommerwetter! – stundenlang in einer Höhe von etwa 900 m, häufig in freiem Gelände, wozu das katastrophale Orkantief „Lothar“ am 26. Dezember 1999 nicht wenig beigetragen hat. Noch immer liegen vom damaligen Sturm entwurzelte Bäume herum. Aber der Pfad quert auch schöne Wiesen; während der Kamm nach Osten steil abbricht, läuft er nach Westen plateauartig aus – kurz, das Massiv von Tête des Blanches Roches und Hautes Chaumes erwies sich als Hochvogesen en miniature, was wir hier nun wirklich nicht erwarten konnten. Zu guter Letzt noch ein herrlicher Steig zur „Chatte Pendue“, einem der schönsten Aussichtspunkte der Mittelvogesen, wonach es zu unserem diesmal sehr urigen Quartier ging – der Ferme-Auberge Salm. Deren Schlafsaal ist nicht heizbar, wird im Winter geschlossen und soll im April und Oktober noch recht ungemütlich sein; Waschgelegenheiten gibt es nur im Freien, wenn man die bescheidene Dusche nicht frequentieren möchte. Aber das gesamte Ambiente ist einfach gemütlich (sofern der an sich gutmütige, langmähnige Hund der Wirtsleute nicht gerade meint, die Hühner gegen die Gäste verteidigen zu müssen…), und wir fühlten uns auf dem Hochplateau von Salm sehr wohl, trotz der etwas gestressten Wirtin.

 

Wem die Ferme-Auberge Salm für eine Nächtigung zu primitiv ist, der könnte natürlich auch noch nach La Claquette bzw. Rothau in die Vallée de la Bruche absteigen (blaue Scheibe), wo man Hotel und Gîte d’étape vorfindet. Das hätte zudem zwei Vorteile. Zunächst ist die halbtägige Wanderung zum ehemaligen Konzentrationslager Struthof-Natzweiler eigentlich ein Muss. Zweitens verkürzt sich die schon bei Start in Salm moderate Tagesetappe noch einmal um eine gute Stunde, wodurch nur noch der lang gezogene, aber sehr bequeme Aufstieg zum Col de la Perheux (rot-weiß-rotes Rechteck, der Weg beginnt an der katholischen Kirche von Rothau) und der Weiterweg nach Bellefosse zu bewältigen wären. Andererseits wird man in der weiträumigen, ungemein lieblichen Wiesenlandschaft des Col de la Perheux sicher einige Zeit vertrödeln, bevor man mit gelbem Dreieck nach Belmont und mit blauem Kreuz nach Bellefosse wandert, durchweg auf sehr schönen Wegen in halber Höhe des Champ du Feu, dessen Westseite deutsche Touristen im Allgemeinen nicht so gut kennen. Etappenziel ist die Ferme-Auberge Au Ban de la Roche, eine besonders einladende Unterkunft. Für Halbpension im einfachen Zimmer (Dusche und WC auf der Etage) oder im Schlafsaal (sehr geräumig, gute sanitäre Anlagen) bezahlten wir 2002 29 Euro, das Abendessen war dreigängig, deftig und reichlich – da kann man nicht viel sagen. Freilich spricht die Wirtin fast kein Wort Deutsch.

 

Wenn man früh genug in der Ferme-Auberge ankommt, sollte man unbedingt noch einen Spaziergang in den Nachbarort Waldersbach unternehmen und das im Juni 2002 neu eröffnete und nun noch viel eindrucksvollere „Musée Oberlin“ besuchen – auch dies ein Muss! Ein näheres Eingehen auf das Universalgenie Johann Friedrich Oberlin, der für nicht weniger als 59 Jahre, nämlich von 1767 bis zu seinem Tod 1826, Pfarrer im damals bettelarmen Ban de la Roche war, würde den Rahmen dieses Berichts sprengen.

 

Als etwas problematisch erwies sich die Konzeption der fünften Etappe dieser Rundtour. Sowohl dem Aufstieg zum Col de la Charbonnière mit seinem teuren Hotel-Restaurant als auch dem Weiterweg nach Andlau war, von wenigen Höhepunkten abgesehen, kein sonderlicher Reiz abzugewinnen, und die Unterkunftssituation in Andlau ist etwas unbefriedigend – man hat nur die Wahl zwischen einem noblen und einem recht einfachen, auch veralteten, nicht eben preiswerten Hotel. Ich würde vom Col de la Charbonnière die Route mit blauem Rechteck vorziehen, über den 1100 m hohen Champ du Feu, die höchste Erhebung der Mittelvogesen (Aussichtsturm derzeit geschlossen, dafür entschädigt der Rundblick von P. 1086 m) zur Auberge Rothlach; von dort überschreitet man mit rot-weiß-rotem Rechteck den Neuntelstein, dessen Felsmassiv einen grandiosen Blick auf Odilienberg, Rheinebene und Schwarzwald bietet, und steigt zum zuweilen bewirtschafteten Forsthaus Welschbruch ab, wo man wieder auf das rote Rechteck trifft. Ihm folgt man zum Mont Sainte-Odile, dessen großes Hotel sich für eine Übernachtung anbietet. Ich kenne es allerdings noch nicht.

 

Wir peilten von Andlau ohne Gepäck den Odilienberg an, vorbei an den inposanten Burgen Château d’Andlau und Spesbourg, machten aber schlapp – extreme Hitze, drückende Schwüle und ein aufziehendes Gewitter nahmen uns die Lust auf den Weiterweg. Wenn man aber auch im Hochsommer im Weinland wandert… Ende September erkundete ich dann noch den traumhaften Pfad vom Odilienberg zu den Otrotter Schlössern (Châteaux d’Otrott), mit blauem Schrägkreuz markiert; es geht immer direkt unterhalb des Steilabbruchs entlang, angesichts bizarrer Felsen und der bis zu vier Meter hohen gallo-römischen Heidenmauer, die in einer Länge von über 10 km das gesamte Hochplateau absicherte. Im Forsthaus Rathsamhausen kann man Getränke und vorzüglichen Honig erstehen, anschließend gelangt man mit der gelben Scheibe rasch nach Klingenthal, wo sich die wunderschöne Runde schließt.

 

Abschließend noch einige praktische Hinweise.

 

Die Rundtour kann sehr gut in Teilabschnitten absolviert werden. Wertvolle Dienste leisten dabei die Bahnlinien Molsheim – Urmatt – Rothau (d. h. Straßburg – St. Dié) und Barr – Obernai – Molsheim. Bahnreisende können u. a. nach Obernai anreisen und in Klingenthal beginnen.

 

Führer: Thomas Striebig, Zu Fuß durch die Vogesen, GeoHist Verlag Neu Anspach 2000 (anderswo ist die Rundtour nicht beschrieben), Aktualisierungen auf meiner Homepage www.striebig.de.

 

Karten: Sehr gut, wenn auch nicht ganz billig sind die vom Institut Géographique National und dem Club Vosgien herausgegebenen Wanderkarten im Maßstab 1:25.000. Für die vorgestellte Rundtour benötigt man die Karten 3716 ET, 3616 OT, 3717 ET und 3617 ET. Der Bezug über Buchhandlungen ist oft umständlich und zeitaufwändig; man kann sie aber in der Regel innerhalb weniger Tage bei der Versandbuchhandlung Jürgen Schrieb (Schwieberdinger Straße 10/2, 71706 Markgröningen, Telefon 07145 / 26078) beziehen.

 

Erschienen in "Mitteilungsblatt" Zeitschrift des Vereins

Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 10 - April 2003

 

 

Ein Hinweis zu Frankreich:

 

An bretonischen Küsten

 

Von Helmut Huber

 

Dem Weitwanderer Frankreich zu empfehlen, ist wie Eulen nach Athen zu tragen. Dennoch sei es hier in aller Kürze gewagt. Vielleicht ist dieser kleine Artikel doch für den einen oder anderen eine Anregung für seine Planungen 2007.

 

Meine Frau, unser alter Wanderfreund und ich flogen am 31.05.2004 von Hamburg nach Lille. Dann ein PKW-Bummel durch die Bretagne bis Brest. Von dort mit der Fähre nach le Fret, unserem Ausgangspunkt. Von hier aus immer auf schmalsten Küstenpfaden, fern von jedem Verkehr, rund um die Halbinsel de Crozon. Der Pfad windet sich auf und ab entlang der zerrissenen Steilküste, läuft auf riesigen Stränden aus, steigt die nächste Klippe wieder hoch und so geht es tagelang. Die Wegeführung, gut markiert, nutzt die ehemaligen Zollkontrollwege, die auch für militärische Zwecke seit Jahrhunderten gepflegt wurden. Sie sind daher auch heute noch in einem ausgezeichneten Zustand. Von ihrem Zweck her führen sie immer hart an der Kante der Küste entlang. Wir folgten rund 14 Tage dem GR 34, ohne daß uns auch nur ein Tag langweilig wurde, da das Meer, die Brandung, die Fels- und Küstenformation und das Hinterland immer wieder für Abwechslung sorgten. Ausreichend gute preiswerte Hotels und Pensionen mit überwiegend ausgezeichnetem Essen fanden wir fast immer am Weg in komfortabeler Entfernung – bis auf wenige Ausnahmen, die dann per Bus oder Taxe überbrückt werden mußten.

 

Wir fuhren dann mit Bahn/Bus nach dem kleinen Ort le Faou und folgten dem GR 37 und dem GR 380 über die Monts d’Arrée im Parc naturel régional d’Armorique nach Morlaix. Von dort ging es wieder ein kleines Stück entlang der Küste nach Osten. Schluß war nach rund 3 Wochen; von Morlaix aus zurück mit dem TGV nach Paris und dann Flug nach Hamburg.

 

Zugrunde lagen der Tour:

 

Topo-Guide Ref. 380 (GR 34 und 380) und Ref. 363 (GR 37 und 380).

 

Karten sind fast nicht nötig. Nur eine größere Übersichtskarte für die An- und Abfahrt und für großräumige Planungen.

 

Alles in allem absolut wanderparadiesisch!

 

 

Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins

Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 21 - Dezember 2006

 

 

PYRENÄEN – ÜBERSCHREITUNG

 

In Frankreich auf einer Hohen Route vom Atlantik zum Mittelmeer vom 2.7. bis 6.8.1995

 

Von Hans Diem und Evelyn Gebhardt

 

 

Zu Fuß und mit Zelt von Hendaye am Atlantik nach Banyuls am Mittelmeer vom 2.7. bis 6.8.1995 

35 Marschtage, 1 Pausentag 765 km Bergwege (21,8 km/Tag im Schnitt) 258 Gehstunden (7:25 Std/Tag im Schnitt)

 

49.000 Hm Aufstieg  (1400 Hm/Tag im Schnitt) 22 Mal über 2000 m Höhe, 9 Mal über 3000 m Höhe,

höchster Punkt: Monte Perdido 3355 m 

 

25 Zeltnächte - 1 Mal Seilbahn und 6 Mal Auto (statt 80 km Weg) 

 

Die 3000er Gipfel:

Balaïtous bis 3035 m, Petit Vignemale 3032 m, Grande Vignemale 3298 m, Pic de Cerbillona 3247 m, Pic du Marboré 3248 m, Monte Perdido 3355 m, Pic de Cylindre 3325 m, Pic de Perdiguère 3222 m.

 

Nach zwei Alpen-Längsüberschreitungen fahre ich mit Evelyn zu den Pyrenäen. Ein Nachtzug bringt uns nach Paris, der Aufenthalt ist gut für einen Stadtbummel. An diesem Samstagmorgen schläft sich Paris aus, überläßt uns Metro und Straßen für einen Streifzug durch die Citè. Am Abend sind wir in Hendaye, bummeln bei Regen zu einem Campingplatz am Atlantik. 

 

WEST-PYRENÄEN 

In 7 Tagen von Hendaye am Atlantik nach La-Pierre-St-Martin 

 

Sonntag, 2.7.: Betrübt wie das Wetter stapfen wir für ein Foto im Wasser des Atlantik herum. Erst die Markierung des Weges "GR 10" feuert uns an. Auf ins Gebirge! Im Baskenland über grüne Hügel mit viel Farn und Buschwald und Sicht zur Küste, durch die Dörfer Sare und Aïnhoa. Sie haben Pelote-Spielplätze, alte und neue Baskenhäuser, blühende Hortensien in den Gärten. Wie am 2. Abend am Col des Veaux (574 m) ein Wolkenbruch niedergeht, betreten wir die Gite d'Etape. Da ist ein Riesen-Rucksack und ein lachender Franzose Jacques. Große Rucksäcke machen große Touren, wir tauschen ohne viel Sprachkenntnis unsere Pläne aus. Er will den ganzen "GR 10" gehen, die Traverse von Meer zu Meer auf der Nordseite der Pyrenäen. Der Pic de Toutoulia (983 m) liegt in vollbusigem Land, auf dem Monhoa (1021 m) grasen Schafe und Pferde. Nach einem Bummel durch St-Jean-Pied-de-Port steht unser Zelt am 4. Abend schön über einem Bilderbuch-Baskenland bei Abendsonne. Auf dem Weg zum Sommet d'Occabe (1466 m) kreisen 12 Adler über einer Schafherde am Waldrand. Zwei lassen sich plötzlich in den Sturzflug fallen, zischen durch Baumkronen, schon morden sie ein Schaf. Die Herde springt fünf Schritte weg und schaut blöd zu, wie sich die Raubvögel abwechselnd sattfressen. Durch Schneerosen und Almrausch auf den Felsgipfel Zazpigagn (1765 m), etwas abklettern und auf den grasigen Pic d'Orhy (2017 m). Die erste Blumenwiese lacht uns an, ein Schotte auf der Überschreitung bis Gavarnie grüßt, er hetzt sehr spät los zum weit entfernten Refuge. Wir zelten zwischen Schafen, Kälbern und Pferden. Gut, daß ich an zusätzliches Wasser dachte, der Höhenzug sah schon auf der Karte sehr trocken aus. Begeistert von der Fernsicht gehen wir über Port de Bimbalèta (1815 m) zum Refuge Belagua, auf einer Straße durch Karstland mit Zirben zum Col de la Pierre und, Schreck lass nach, zur Skistation La-Pierre-St-Martin. Am Abend stellen wir das Zelt auf den letzten Grasflecken in 2190 m Höhe unter den Gipfel des Pic d'Anie. 

 

53:50 Std., 9.605 m Aufstieg, 7.470 m Abstieg 

 

ZENTRAL-PYRENÄEN 

In 16 Tagen von La-Pierre-St-Martin nach Bagnères-de-Luchon 

 

8.Tag: Nach einem schönen Sonnenaufgang deponieren wir die Rucksäcke und steigen auf den ersten bedeutenden Felsberg, den Pic d'Anie (2504 m). Wunderbares Panorama! Im Abstieg kommen uns 30 Leute entgegen. Hast du Zelt, bist du erster auf Gipfel, ätsch! Gemütlich ins alte Dorf Lescun in grüner Hochebene mit Hochgebirgs-Umrahmung und weiter nach Lehrs. 

6:40 Std., + 745 m, - 1935 m 

 

9.Tag: Warum sind hier alle Buchen krank? Wir sehen nur braune Blätter. Im Abstieg vom Col de Barranag (1601 m), im gelben Enzian und blühendem Almrausch kommt uns solo eine Frau mit großem Rucksack entgegen. Alle Achtung, die ist gut drauf! Im Dorf Borce sitzen wir gut vor einer Bar mit Epicerie unterm Sonnenschirm und lassen uns bedienen. Bei 28°C auf dem Weg Chemin de la Mâture in steiler Felswand über schauriger Schlucht zum Col d'Ayous (2160 m) und zum Refuge d'Ayous. Franzosen, Engländer, Schweizer, Deutsche sind beim Essen, im Nu sind auch wir bedient. Die Wirtin ist froh, daß wir trotz Regen zelten, denn alle Lager sind belegt. 

7:50 Std., + 2160 m, - 1160 m 

 

10.Tag: Die Morgensonne wirft den Schatten des bekannten Kletterfelsen Pic du Midi d'Ossau auf die Wasserfläche unter uns, begeistert gehen wir von See zu See, vorbei an gelbem Mohn und weißen Lilien. Am Refuge de Pombie reden wir uns den Pic d'Ossau aus zu Gunsten des nächst Höheren. Also runter ins Tal, hinauf zum Col d'Arrious (2259 m) und zu einem Zeltplatz beim kleinen Ref. Arrémoulit (2305 m) im prächtigen Hochgebirge mit See. 

8:30 Std., + 2030 m, - 1765 m 

 

11.Tag: Kaiserwetter, es gilt! Auf zum Col du Palas (2540 m), einiges deponieren, zum Port du Lvedan queren, in Sonne und Firn steil absteigen, auf Harsch gut hinauf zum Col Noir, nach links queren und in der Felsflanke des mächtigen Balaïtous (3144 m) aufsteigen. Leichte Kletterei bis 3035 m, da aber liegt ein Eisfeld in der steilen Aufstiegsrinne. Wir versuchen es im Blockfels wie zwei geschickte Männer über uns. Nein, lieber umkehren! Den Col Noir lassen wir rechts liegen, steigen steil ab zum Lac d'Arriel, müssen noch zu unserem Depot hinauf und wieder runter. Da braucht es eine Pause und ein Bad, bevor wir auf dem Balkonweg zum Campo Plano (2165 m) weitergehen. 

8:40 Std., + 1540 m, - 1680 m 

 

12.Tag: Ein kalter Höhensturm auf dem Col de la Fache (2664 m) verhindert den kurzen Aufstieg zum Grand Fache (3005 m), schade. Während der Einkehr im Ref. Wallon darf es regnen so viel es will. Wenn nur gleich wieder die Sonne strahlt, und ein Gumpenbad erfrischt, und das Zelt gut im nächsten Talschluss steht, wie heute am Lac d'Arratille (2247 m). 

4:35 Std., + 995 m, - 1005 m 

 

13.Tag: In Steilgelände über den Col d'Arratille (2501 m) und den Col des Mulets (2580 m) zum Ref. de Gaube. Die Ansicht der granitenen Vignemale über einem kleinen Gletscher kommt uns bekannt vor, sehr photogen! Die Petit Vignemale (3032 m) ist als Abstecher schnell bestiegen, zwei Adler am Himmel passen gut ins große Panorama. Am Ref. de Bayssellance wimmelt es nur so von Leuten, wir stellen unser Zelt neben 50 andere. Was ist hier los? Die kleine und alte Hütte ist ständig ausgebucht, erst recht an diesem National-Feiertag, dazu am Wochenende, und bei schönstem Wetter, natürlich wegen der berühmten Vignemale. Trotzdem bekommt jeder sein reichliches Menü, die einen um 18 Uhr, die anderen um 19 Uhr, die letzten um 20 Uhr. Es muß bei Ankunft vorbestellt werden und kostet etwa 23 DM. Aus einer winzigen Küche trägt die Mannschaft etwa 100 Essen auf, da schaugst! 

4:45 Std., + 1360 m, - 956 m 

 

14.Tag, Sa.,15.7.: Nach kalter Nacht glüht der Fels im Sonnenaufgang, weiß hängt der Vollmond überm Berg. Wir reihen uns ein unter bestimmt 100 Bergsteiger, gehen auf dem Gletscher in der Überholspur auf den steilen Felsgipfel zu. Und sind sogar allein auf der Grand Vignemale (3298 m) mit Rundum-Panorama bei bester Sicht, wunderbar! Anschließend schauen wir vom nahen Pic de Cerbillona (3247 m) dem Trubel an der Vignemale zu. Zurück zum Refuge, eine Steilstufe hinunter, auf Fahrwegen freudig das Tal hinaus nach Gavarnie und zum Campingplatz. 

7:35 Std., + 1060 m, - 2336 m 

 

15.Tag: Den Vormittag verbummeln wir im Ort mit Einkaufen und Einkehren. Dann aber müssen wir in den Cirque de Gavarnie, einer versteinerten Laune der Natur. Granit und Kalk ragen mächtig auf, liegen gefaltet, verschoben, zerklüftet. Der gigantische Kessel ist bis 1700 m hoch, hat oben 6 km Durchmesser und mittendrinn einen Wasserfall, die Grand Cascade! Das muß man gesehen haben und dann wie wir ziemlich verwegen zum Ref. des Sarradets (2575 m) aufsteigen, phantastisch! Oben zelten wir auf dem besten Fleck. Oh, es ist Hubschraubers Landeplatz, umziehen! Die Schweizer vom Ref. d'Ayous sind auch da. Mit Hallo kommen sie auf meine Tour von Nizza nach Wien zu sprechen, sie kennen den Bericht in der "Alpin" vom Sept. 94 genau. 

3 Std., + 1180 m 

 

16.Tag: Bei Morgenrot auf Hartschnee in die sagenhafte Breche de Roland (2807 m), eine 40 m breite und 100 m hohe Lücke im waagrechten Felsgrat mit senkrechten Wänden. Wir möchten über die Gipfel des Cirque weitergehen, steigen in die Mondlandschaft nach Spanien ab, suchen den Aufstieg zum Le Casque und sehen über uns eine zaudernde Gruppe vor steilem Schnee. Da queren wir lieber unterhalb und weglos nach Ost auf Felsbändern mit blühenden Edelweiß, steigen in Schutt und Schnee gut über den Col zum Pic du Marboré (3248 m). Er bricht 1700 m in den Cirque ab, der Tiefblick ist grandios. In einer Schneerinne ist gut absteigen. Ein Blick zu Evelyn, sie springt gerade aus der Rutschbahn eines Felsbrockens - Glück gehabt! Um 15:30 Uhr sind wir am Einstieg zum nächsten 3000er. Über eine steile Schneerampe auf den Mont Perdu (3355 m), den dritthöchsten Pyrenäengipfel, mit Abendstimmung, es lohnt sich! Am kleinen See beim Einstieg auf 3005 m sind vorbereitete Zeltplätze, wir übernachten hier mit eineigen anderen. 

6:50 Std., + 1440 m, - 1010 m

 

17.Tag: Die ersten Bergsteiger vom spanischen Ref. Goriz sind schon da und warten auf's Auffirnen der Perdu-Route, während wir auf Steilschutt, Eis und Fels zum Pic du Cylindre (3325 m) aufsteigen. Beste Rundumsicht! Zurück am Zelt erstmal in der Sonne frühstücken. Es wird spannend. Vom Col du Cylindre (3090 m) auf Schutt und Schnee steil hinunter zu einem Felsabbruch, zum Glück eisfrei in festem Fels etwa 20 m steil abklettern und im Schuttkar zum Lac Glacé, das wäre geschafft. Jetzt noch über die Breche de Touqueroye (2666 m). Gut hinauf, aber der Abstieg ist eine äußerst steile schattige Rinne. Der Feinschotter hat keine Griffe, dann kommt Eis dazu. "Hallo, Ev, wir müssen Steigeisen und Handschuhe anlegen!" "Das geht hier nicht, mach weiter!" tönt es von oben, die Frau hat Nerven! Im Ort Héas gönnen wir uns ein Zimmer zum Übernachten und einen Berg feiner Crêpes. 

7:40 Std., + 640 m, - 2145 m 

 

18.Tag: Der Cirque de Troumouse ist ein riesiger und kreisrunder Kessel, auf dem Almboden in 2200 m Höhe blühen unzählige blaue Iris. Weiter durch schöne Hochtäler und die Hourquette de Héas (2608 m) in den Cirque de Barroude. Am großen See unter der auffallend glatten Felswand zelten wir, bestellen im Refuge ein Abendessen. Der Hüttenwirt ist die große Ausnahme, er läßt 30 Leute zwei Stunden lang auf das Essen warten. 

6:25 Std., + 1555 m, - 670 m 

 

19.Tag: Das weglose Queren in den steilen Grasleiten zum Pic de Bataillence (2604 m) und dem Pic de Lia (2752 m) strengt sehr an. Der verwinkelte Abstieg ist zum Glück markiert, es droht ein Riesen-Gewitter. Im Hospice de Rioumajou können wir am Kaminfeuer sitzend das nasse Donnerwetter abwarten. Kaum liegen wir im Zelt, schlägt es nochmal zu. Als endlich Ruhe ist, ruft draußen eine Frau in Uniform und mit Dienstausweis. Wir müssen 200 m weit umziehen auf einen ausgewiesenen Platz. Pardon Madame, haben wir nicht gesehen. Einpacken, auspacken, Tempo Tempo, das 3. Gewitter bricht los. Blitz, verschone unser Zelt, schlag' bittschön woanders ein! 

8 Std., + 1278 m, - 2103 m 

 

20.Tag: Der Schieferschutt zum Port de Cauarère (2526 m) braucht viel Einsatz. Im Valle de Gistain ist es sehr heiß, da legen wir uns erst in den Bach, dann in den Schatten. In den Talschluß und steil zur Porta de la Pez (2451 m) hinauf, ausgesetzt nach rechts queren und steil nach Norden hinab. Eine Jugendgruppe wartet auf erschöpfte Nachzügler, sie sind um 18 Uhr viel zu spät im Aufstieg. Der verzweifelte Anführer fragt uns, wie es oben weitergeht. 

8:20 Std., + 1713 m, - 1673 m 

 

21.Tag: In dichtem Nebel wechseln wir ins nächste Tal, haben einen Steinweg zum Ref. de la Soula. Oberhalb liegt gut besucht der Lac Caillauas schön in der Sonne und im Bergkessel. Weiter über den Lac des Isclots, im steilen Blockkar und auf Schnee zum Col des Gourgs Blancs (2900 m) in hochalpiner Umgebung. Beim Abstieg zum Lac du Portillon (2571 m) steht groß der nächste 3000er im Bild. Zwei Frauen im windschiefen Refuge versorgen uns und andere auf's Beste. Das neue Ref. du Portillon etwas oberhalb ist fertig und wird demnächst eröffnet. 

7:35 Std., + 1875 m, - 904 m 

 

22.Tag: Nur wenige Gipfelstürmer steigen mit uns aus der Wolkendecke heraus in den blauen Himmel, aus dem Hang über dem See in steiles Blockwerk, auf beinhartem Schnee in eine Scharte, am Blockgrat zum Gipfel des Pic de Perdiguère (3222 m) mit großartiger Rundumsicht. Im Norden schwimmen Bergketten im Wolkenmeer, im Süden liegt leichter Dunst in tiefen Talfurchen, nach Ost und West erstreckt sich der Hauptkamm mit Felsgipfeln, Riesen-Karen, Bergsseen. Zurück und in den grünen, schroffen, wässrigen Cirque d'Espingo mit vielen Besuchern, hoch über dem Lac d'Oô auf schmalem Steig zu einem Schlafplatz. 

7:40 Std., + 1413 m, - 1713 m 

 

23.Tag: Klein, aber oho, steht der Pic de Céciré (2403 m) vor dem Hauptkamm. Schnell hinauf zum Sonnenaufgang: leuchtend rotes Hochgebirge hinter uns, Berg und Tal in schummrig-hellgrau bis dunkelgrau vor uns, die rotgoldene Morgensonne im Gesicht, wunderbar. Ein prächtiger Hengst steht wie ein Standbild auf dem grasigen Gipfel. Ein Wieherer von ihm und eine Horde Pferde galoppiert über die Schrofen herauf, daß der Boden nur so dröhnt. Von Superbagnères gondeln wir mit der Seilbahn in den Kurort Bagnères-de-Luchon hinab. Ein Waschsalon wäscht unsere Bekleidung, ein kleines Hotel nimmt uns auf, wir machen Stadtbummel. 

1:50 Std., + 150 m, - 622 m 

 

105:55 Std., + 21.134 m, - 21.677 m 

 

OST-PYRENÄEN 

In 13 Tagen von Bagnères-de-Luchon nach Banyuls am Mittelmeer 

 

Per Auto durchs Tal und hinauf zum Dorf Artigue. Mit Vergnügen zum blumigen Pic de Bacanère (2193 m), auf Almwegen nach Fos hinab, auf der Straße nach Melles hinauf. Sturmwind fegt wild durch die Gassen und uns in die Auberge. Wie wir das Zimmer haben und am Tisch sitzen, ist der Zauber vorbei. Doch wir sitzen gut, der Wirt kocht vorzüglich für uns und sein vollbesetztes Lokal. Schön durch Wald auf weite Almen, über den Col d'Auéran (2176 m) zum Ref. d'Arraing, weglos zum Col de Serre Haute (2457 m) und auf die spanische Seite. Vor uns liegt ein grünes Paradies mit dem See de Liat, unten weiden 200 Kälber, oben ziehen 1000 Schafe. Über den Col de Maubermé (2530 m) zum Port d'Urets (2512 m) mit Bergwerk-Ruine. Mühsam hinab zur Kirche Montgarri, 3:20 Std. zieht sich die Sandstraße bis zu unserem Abzweig. Endlich wieder aufwärts in schönste Hochtäler, über eine Scharte am Mt. Rouch (2436 m) zum Col de la Gallina (2550 m) mit Panorama, über 5 Seen absteigend zum verlassenen Dorf Noarre. Steil auf den Col de Certascan (2575 m) mit Aussicht auf neue Berge, sehr hungrig an den Tisch im Refugi de Certascan. Wunderbar zur Port de l'Artigue (2481 m), hinunter nach Montcalm. Kein Laden, wir fahren nach Auzat zu Einkauf und Camping. Berliner bringen uns gerne zum Anschluß nach Gesties. Über den Pla de Montcamp (1904 m), den Stausee Laparan, die Alm Rieutort zum schroffen Pic de Rulhe (2783 m) mit Tiefblick und Fernsicht. Über l'Hospitalet, den Col de Coma d'Anyell (2470 m), den schönen Lac des Bouillouses kommen wir zu dessen Refuge. Wie Evelyn die Tür zum Gastraum öffnet, springt unser Randonneur Jacques vom 2. Tag auf und begrüßt uns hocherfreut. Er blättert begeistert in meinem Tagebuch und berichtet den Hüttengästen. Durch das weite Tal von Mont-Louis fahren wir, gehen gemütlich über den Col Mitja (2367 m), den Col del Pal (2294 m), den Col de Mantet (1760 m) auf den Pic du Canigou (2784 m). Mit Morgenstimmung, mit Sicht nach Westen, die Fahne der Katalanen flattert am Kreuz, wunderbar! Über den Blockgrat Serra del Roc Nègre (2714 m) und den Pic Gallinasse (2461 m) zur Straße, per Autostop weit hinunter nach Arles-sur-Tech. Eine schöne Stadt mit Obst und Eis und einem Telefon: Evelyn kann ihren Urlaub um zwei Tage verlängern, sie möchte mit zum Meer. Nach Montalba fahren wir, kommen dadurch noch zum Col du Perthus. Am 36. Tag, den 6.8. schlüpfen wir unter der Spanien-Autobahn durch, gehen über den Pic Neulos (1256 m) und den Pic Sailfort (981 m) vergnügt hinunter nach Banyuls am Mittelmeer. Zwischen den staunenden Badegästen stiefeln wir im Wasser herum. Wie die Fotos im Kasten sind, jagt ein Regenschauer die Leute in die Häuser und uns ins erstbeste Hotel. Und jetzt: Raus aus den Stiefeln, rein in die Sandalen, konsumieren und flanieren! 

 

99:05 Std., + 18.247 m, - 19.539 m 

 

 

Vogesenwanderung GR 53 von Wissembourg nach Saverne

vom 19. Sept. – 24. Sept. 2001

 

Von Gerhard Wandel

 

Benutzte Führer: Thomas Striebig: „Zu Fuß durch die Vogesen“, GeoHist Verlag, Neu-Anspach, 2000, ISBN 3-932354-01-X, Topo-guide: „Crete des Vosges“, Karten: IGN Karten :Carte des Vosges „Vosges du Nord“ und „Saverne“ 1:50.000

 

1. Tag: Anreise Böblingen / Wissembourg (die DB fährt direkt nach Wissembourg)

Wanderung bis Climbach, Wanderzeit ca. 2 ¾  Std. 

Übernachtung im Hotel „Cheval Blanc“ (Ruhetag Dienstagabend und Mittwoch), Gite seit Juli wegen „Umbauarbeiten“ geschlossen, Wiedereröffnung unbekannt. Das weitere im Führer von Thomas Striebig angegebene Hotel À l’Ange ist seit 4 Jahren geschlossen!!

 

2. Tag: Climbach – Obersteinbach, 5,45 Std. Wanderzeit (zuzüglich 1 ¼ Std. für Burgenbesichtigungen)

Die Karte stimmt nicht mehr; auf die Wegeänderung im Bereich Hohenbourg – Loewenstein – Fleckenstein wird ausdrücklich hingewiesen. Unterhalb der Burgruine „Chateau du Fleckenstein“ wird ein neues „Center de annimation“ errichtet, das wohl für Weitwanderer nicht unbedingt notwendig ist! Übernachtung in sehr schöner Gite (privat) bei Madame Berring-Flaig, Tel. 03.88.09.55.26, nobeler Gasthof „Anthon“ schräg gegenüber.

 

3. Tag: Obersteinbach - Grand Wintersberg –Niederbronn-les-Bains, Wanderzeit 5 Std. 

Übernachtung Hotel „le Coq blanc“. Ein Versuch, sich in der Gite in Oberbronn anzumelden schlug fehl. Sie liegt auch überhaupt nicht am Weg.

 

4. Tag: Niederbronn – Chateau Wasenbourg – Untermuhltal - Lichtenberg, Wanderzeit 5 ½ Std.

Sehr vornehmer Gasthof in Untermuhltal, nicht für Wanderer geeignet. Besonders auf Markierung auf der Straße nach Obermuhltal achten! Die Abzweigung ist von der Straße aus nicht mehr erkennbar, da durch eine Hecke verdeckt. Es geht sofort nach der Hütte des Angelvereins links ab. Übernachtung sehr schöne neue Gite comunal, Tel. 03.88.89.96.06 (Gemeindever-waltung), Anmeldung am Wochenende derzeit über Mde. Scherer, Tel.: 03.88.89.95.86. Man merke sich: das Behindertenzimmer ist für die Wanderer reserviert. Besichtigung der Burg Lichtenberg derzeit nicht möglich wegen Bauarbeiten. Sehr schöne Unterkunft und hervorragende Küche zu akzeptablen Preisen: Hotel-Restaurant „Au Soleil“, Lichtenberg, Tel.: 03.88.89.96.13

 

5. Tag: Lichtenberg – La Petite Pierre, 4,15 Std.

Im Bereich Wimmenau und Erckartswiller noch große Orkanschäden. Nach Erckartswiller existiert eine Umleitung für Wanderer „Attention Pedestre...“ Der richtige Weg ist noch zu finden, aber teilweise fehlen Markierungen, andererseits sind große Räummaschinen im Einsatz, die das Gelände verändert haben. Der Landgasthof in Erckartswiller bieten sich für eine Mittagspause an, aber nur für Leute mit großem Hunger. Die Gite comunal ist nicht über Tel. 03.88.70.45.30 zu erreichen. Von außen macht sie einen passablen Eindruck, schön gelegen, direkt am Rand der touristisch stark frequentierten Oberstadt. Vom office de tourisme wurde mir die Telefonnummer von Mme Schnepp 03.88.70.43.61 gegeben. Ich habe aber unter dieser Nummer niemand angetroffen. Ein Besuch im Chateau von la Petite-Pierre, wo die Naturparkverwaltung des Parc naturel des Vosges du Nord ihren Sitz hat, sollte bei dieser kurzen Etappe nicht fehlen. Die Übernachtung erfolgte im angenehmen **Hotel „Aux Vosges“, das nach meiner Ansicht gut einen dritten Stern verdient hätte! Sehr freundlicher Patron, der erklärt hat, daß er gerne mitwandern würde, wenn es seine Zeit zulassen würde.

 

 

 

6. Tag: La Petite Pierre – Saverne, 5,30 Std.

Die Weiterwanderung erfolgt über Graufthal mit seinen berühmten Felsenwohnungen, die allerdings am Montagmorgen nicht zu besichtigen sind, Oberhof (Landgasthof mit montags Ruhetag) über teilweise asphaltierte Forststraße, direkt über die schon mehrere Kilometer vorher zu hörende Autoroute d l’Est (sehr unangenehmer Abschnitt) zum Forsthaus Kaltwiller an der N 4, wieder über Waldwege zum Col de Saverne, „Fossé de Pandours“, wo schon die alten Römer die Vogesen querten, direkt nach Saverne. Rückfahrt Saverne - Böblingen

 

Fazit: Eine kurze Tour mit weniger landschaftlichen, dafür um so mehr Burgen- und Städtehightlights. Der Wanderführer von Thomas Striebig ist für die Vorbereitung der Tour gut geeignet. Die Wege und das Umfeld – auch in geschichtlicher Hinsicht - sind ausführlich beschrieben. Zur Mitnahme im Rucksack würde ich jedoch schon aufgrund des hohen Gewichts abraten. Der Kleindruck ist auch nicht benutzerfreundlich; Karten oder Skizzen enthält er leider keine. Trotz meinem doch sehr lückenhaften französisch finde ich die Topo-guides für alle Wanderungen in Frankreich unschlagbar.

 

 

Hauts plateaux du Vercors

 

 Von Gerhard Wandel

 

1. Tag: Ich starte am Monat, 15. Juni 1998 in Grenoble, bei zunächst bedecktem Wetter. Mein erstes Lob gilt dem Nahverkehrssystem in Grenoble. Mit Straßenbahn und Bus gelangte ich zum Ausgangspunkt der Wanderung in Seyssinet-Village. Ein freundlicher Busfahrer zeigte mir ungefragt den Ausgangspunkt der Tour und bald ging’s den Berg hinauf nach St. Nizier, immer der rot-weißen Markierung des GR 9 folgend, mit zwischendurch schönen Ausblicken auf Grenoble. Ich konnte es gar nicht glauben, dass ich schon 850 Höhenmeter aufgestiegen bin. Hier oben war es noch relativ frisch und der Ort wie ausgestorben. Danach kam ein schweißtreibender Abstieg in meine erste „Gorge“ mit fast 400 Höhenmetern, bei Nässe sicherlich eine unangenehme Tour. Hier unten im Tal bei Engins stieß ich auf eine urige Bar, um mich für den nächsten Aufstieg zu stärken. Der Weg steigt langsam an zum Plateau de Sornin und zum Felstrümmerfeld von Plénouze, erneut ca. 750 Höhenmeter. Die Vielfalt der Markierungen ist etwas irritierend; einmal rot-weiß, dann rot-rot, dann roter Balken auf weißem Grund usw. Teilweise handelt es sich wohl um Forstmarkierungen. Dann weist die Karte einen Weg – bezeichnet mit G.T.A. - hinunter zum Refuge de la Sure aus. Dieser Weg existiert so nicht. Ich bin hier über die Skipiste abgestiegen (ebenfalls sehr schweißtreibend!). Nach dem Führer zweigt der Weg erst nach dem Aussichtspunkt „la Sure“ ab. Nach Auskunft von anderen Wanderern ist jedoch auch hier kein Weg zu finden; sie sind ebenfalls über eine Skipiste abgestiegen. Hier endet der 1. Tag bei strahlendem Sonnenschein, der mir nun die ganze Tour über erhalten bleiben sollte.

 

 2. Tag: Der heutige Tag beginnt erneut mit einem Aufstieg, dieses Mal über eine andere Skipiste, die mir angenehmer erschien. Es sollte der Tag mit den schönsten landschaftlichen Highlights werden. Beim Aussichtspunkt „la Sure“ (1650m) hat man zum ersten Mal einen Blick fast 1400 m senkrecht hinunter ins Tal der Isere und nach Grenoble. Der Weg folgt nun den Felsklippen, immer wieder für 50 oder 100 Meter auf- und absteigend über den „Pas de la Clé“ bis zum „Bec del’Orient“. Der 2. Tag endet für mich im Ferienzentrum und Wintersportort Autrans in einem netten Hotel. Im Ort gibt es u.a. auch ein Informationszentrum der Nationalparkverwaltung.

 

3. Tag: Den heutigen Tag habe ich mehr fürs Relaxen vorgesehen. Zunächst steigt der Weg an zum Pas de Pertuson, danach kurzer steiler Abstieg (im Winter und Frühling bei noch reichlich Schnee durch Seile gesichert), der langsam in einen schönen Wiesenweg übergeht, zu meinem heutigen Endpunkt Rencurel. Außer dem derzeit offenen Hotel (sogar mit Pool!!) gibt es hier eigentlich nur ein paar verstreute Bauernhöfe.

 

4. Tag: Der Weg führt zur Freude des heuschnupfengeschädigten Wanderers wieder in den Wald zur „Ref. du Serre du Satre“ und „Ref. de la Goulandiere“ zum Pas de Ranc. Diese Schutzhütten darf man nicht mit normalen Refuges vergleichen; es sind nur Blockhütten mit einem Ofen und Holz drin, ohne Matratzen, ohne Kocher und ohne Wasser. Am „Pas de Ranc“ erfolgt ein gewaltiger Abstieg über 800 Höhenmeter hinunter in die „Gorges de la Bourne“ nach Chorange, wo ich nach 8,5 Std. Marschzeit mit zitternden Knien ankam. Hier traf ich auf die Gite d`etape de luxe, „Vol de nuit“ mit 4-Bettzimmern, Bettwäsche, perfekt ausgestatteter Küche, Frühstück im Angebot, einem Müllsortierungssystem, das ich den Franzosen nicht zugetraut hätte.

 

5. Tag: Langsam gerate ich in finanzielle Schwierigkeiten. Nirgendwo findet man einen Geldkartenautomaten. Der Führer weist in Pont-en-Royans den nichtssagenden Begriff „commerces“ aus. Eine Geldumtauschmöglichkeit besteht aber am Samstag nicht. Die Postämter tauschen nur noch in den großen Ortschaften Geld. Den Weg ins Zentrum von St. Laurent-en-Royans hätte ich mir deshalb sparen können. Dann geht’s wieder kräftig bergauf bei brütender Mittagshitze zum Pas du Pas (800 Höhenmeter über Pont), dem anstrengendsten Aufstieg auf der gesamten Tour. Oben an der Passstrasse treffe ich ein holländisches Ehepaar beim Picknick, die natürlich auch kühle Getränke für einen durstigen Wanderer mit sich führen. Danach geht es auf oder entlang der wenig befahrenen Straße zum erstklassigen Hotel „Faravelon“ am „col de la Machine“. Das Thermometer zeigt am Spätnachmittag in 1030 m Höhe noch 30 Grad im Schatten.

 

6. Tag: Ruhetag, Zeit zum Relaxen, Karten schreiben, fotografieren und die hervorragende Küche des Hotels genießen, und sich darüber ärgern, dass man keine Badehose dabei hat, um sich in die kühlen Fluten des Swimmingpools zu stürzen.

 

7. Tag: Es geht weiter, zunächst noch ein kurzes Stück über den GR 9, dann über den GR 95 über Lente, einer Forstsiedlung, wo ich zum ersten Mal den Weg über Wiesen verloren habe. Der Weg führt weiter zum Col de la Chau mit schönem Ausblick. Dort steht die Gedenkstätte „Monument de la Résistance“ Wer sich gegen die Ausstellung „Verbrechen der deutschen Wehrmacht“ als einseitige Darstellung gewandt hatte, dem empfehle ich hier eine Besichtigung vor Ort, um sich ein besseres Bild über die damaligen Geschehen zu machen. Anlässlich einer Strafaktion wurde das Dorf Vassieux am 21.7.1944 ausgelöscht. Kein Bewohner hat überlebt. Auch für jemand, der von den historischen Ereignissen vorher wusste, hat mich der Rundgang durch diese Ausstellung zutiefst berührt. Beim Ausgang der Gedenkstätte steigt der Weg hinunter nach Vassieux-en-Vercors.

 

8. Tag: Von Vassieux folgt eine Markierung rot-weiß (GR) und eine Markierung gelb-grün (Markierung des Nationalparks) nach Süden. Die Markierung auf dem GR 95 ist deutlich schlechter als auf dem GR 9. Ich verliere die Markierung des GR ungefähr bei der Höhenangabe 1109. Die gelb-grüne Markierung führt mich den gestrichelten Weg auf der Karte hinauf zum Col de Font Payanne. Dort trifft man auf den GR 93, dem ich bis zur Kreuzung mit dem GR 95 folge. Dann Abstieg und erneuter Aufstieg zum Col de Vassieux mit einem letzten Blick zurück auf die geschichtsträchtige Hochebene. Die Refuge stellt wieder nur eine Blockhütte ohne Wasser, ohne Matratzen, ohne Kochgelegenheit dar. Beim Abstieg vom Col kommt man in eine mediterrane Landschaft mit Kiefernwäldern, Ginster, Steineichen, Wachholder. Der Abstieg will kein Ende nehmen. Lavendelfelder säumen den Weg. Es erfolgt ein erneuter kleiner Aufstieg, Weidezäune, Schafherden begleiten den Weg. Endlich ist Die nach 6,5 Std. erreicht. Im ersten Cafe bestelle ich einen Kaffee und viel Wasser. Mein Geldbeutel weist noch einen Bestand von 12 FFR aus. Der Kreditkarte sei Dank!!

 

Benützter Führer: Topo-guide „Hauts plateaux du Vercors“

 

Karte: Nr. 12 „massif du Vercors“, (1:50.000), éditions didier richard (nicht mehr erhältlich), IGN Nr. 3615 Parc naturel régional du Vercors (1:60.000)

 

 

Wanderung auf dem GR 5 vom Genfer See zum Mont-Blanc vom 1. - 7. Sept. 2003

 

Von Gerhard Wandel

 

1. Tag: St. Gingolph - Novel

Anreise mit der Bahn über Zürich, Lausanne, St. Maurice nach St. Gingolph (franz.-schweizerische Grenze). Beginn der Einstiegswanderung auf der D 30 Richtung Novel, Markierung rot-weiß, dann an einem Abenteuerspielplatz vorbei immer entlang des orthographisch linken Flussufers der Morge bzw. Stromleitung folgend nach Novel. Nach 1 ½ Std. von St. Gingolph ab der Uferstraße am Genfer See erreicht man die idyllische Einsamkeit in Novel. Ich übernachte im Hotel „Le Gramont“, einer einfachen preisgünstigen Unterkunft, das sicher schon bessere Zeiten gesehen hat, die aber bestimmt schon einige Jahrzehnte zurückliegen. Essen gibts im Hotel „Du Clozet“, wo sich einige wenige Feriengäste aufhalten.

 

2. Tag: Novel – La Chapelle-d ´Abondance

Man folgt der Stromleitung nach la Planche, Chalets de Neuteu und trifft auf die andere Variante des GR 5, von Thonon-les-Bains kommend. Man überquert den Col de Bise und steigt hinunter zum Refuge de Bise (Chalets de Bise). Hier haben sich am Ende einer Fahrstraße einige Ausflugslokale neben dem Refuge des CAF niedergelassen. Vorsicht! Nicht geradeaus der Straße folgen, sondern links am Refuge vorbei zum Pas de la Bosse. Abstieg nach La Chapelle-d `Abondance, die letzten paar Kilometer auf Asphalt. Übernachtung im wanderfreundlichen „Le Vieux Moulin“, gleich links am Ortseingang.   Wanderzeit gut 7 Std.

 

 

3. Tag: La Chapelle d’Abondance – Refuge de Chésery

Zunächst folgt man der Hauptstraße nach la Pantiaz, nach Abzweigung über eine Brücke der Dranse gehts über eine neue Fahrstraße in den Wald hinein (ohne Markierung). Oberhalb des Wasserfalles trifft man wieder auf die Markierung rot-weiß. Nach 3 Stunden wird der „col des Mattes“ erreicht. Nach weiteren gut 2 ½ Stunden wird der „col de Bassachaux“ mit Ausflugswirtschaft erreicht. Meine vorgesehene Unterkunft „Chalet de Plaine Dranse“ hat ab 1. September geschlossen, sodaß ich meine Tourenplanung abändern muß. Es geht also auch anders: Auf dem weiteren Verlauf des Weges werden die Wegführung für Wanderer und für Mountainbiker getrennt!! Man kommt nach ca. 15 Min. an einer Alm mit Käseverkauf vorbei. Nach weiteren 1 ¼ Std. wird auf dem Col de Chésery die Grenze zur Schweiz überschritten und vor uns liegt der Lac Vert mit dem Refuge du Lac Vert oder auch Refuge de Chésery, einer einfachen Berghütte (ohne Dusche) in traumhafter Umgebung und dem Angebot auf Halbpension. Wanderzeit ca. 7 – 7 ½ Std.

 

 

 

4. Tag: Refuge de Chésery – Samoens

Über einen kurzen Aufstieg zum col des Portes de l’Hiver geht’s immer noch auf Schweizer Gebiet hinunter zum „Chalet Chaux-Palin“, schon fast ein Berghotel und weiter zum Refuge La Pierre und wieder hinauf zum „Col de Coux“ der Grenze nach Frankreich, danach Abstieg mit Zwischenaufstieg zum Col de la Golése. Die Hütte am Col ist leider ebenfalls geschlossen. Es folgt ein langer Abstieg nach les Allamands. Von der noch in meinem Führer erwähnten Gite ist nichts zu sehen. Nach Angaben von anderen Wandern ist die Wanderstrecke wegen Sturmschäden zwischen dem Wasserreservoir und Samoens derzeit nicht passierbar, sodaß man auf der Asphaltstraße verbleiben muß, ein wenig schöner Ausklang der Wanderung, der mir jedoch durch einen motorisierten Wanderer erspart blieb. Samoens lädt als angenehme Kleinstadt zum Verweilen ein; die Hotelpreise sind jedoch weniger einladend. Wanderzeit ca. 7 – 7 ½ Std.

 

 

 

 

5. Tag: Samoens – Refuge Chalet d’Anterne

Meine Mitwanderer Phil und Jeff aus Liverpool vom Vortag folgen heute ebenfalls der Wanderroute, die uns zunächst entlang des Flusses Giffre in die „Gorges des Tines“ führt. Der Aufstieg erfolgt problemlos über Leitern und Metalltritte. Es gibt Wasserfälle zu bestaunen und natürlich auch jede Menge Tagesausflügler, die sich an einem Abenteuerspielplatz tummeln. Am Ende einer Straße trifft man auf ein Ausflugslokal; danach hat der Wanderer die Landschaft wieder für sich und seinesgleichen. Man steigt hoch zum höchsten Punkt des heutigen Tages dem „collet d’Anterne“, danach kann man schon die Wanderhütte „Chalet d’Anterne“ sehen. Leider haben die Wolken sich zugezogen. Am Chalet angekommen, beginnt es zu regnen. 3 weitere Briten mit Zelt haben heute auch eine feste Unterkunft bevorzugt und gesellen sich zu uns auf die Hütte. Man geht zeitig zu Bett. Wanderzeit gut 5 Std.

 

 

 

 

 

 

6. Tag: „Chalet d’Anterne“ – Refuge „Bel Lachat“

Man will nicht so recht aus dem gemütlichen Schlafsack. Draußen regnet es. Das heißt: Regensachen überziehen und Foto wasserdicht verstauen. Nach dem Frühstück geht’s jedoch weiter und der Regen hat bis auf ein wenig Nieseln aufgehört. Wir steigen über den lac d’Anterne hinauf auf den col d’Anterne und genießen die grandiose Aussicht. Es geht hinunter zur „Refuge de Moede“, die schon fast wie ein Berghotel aussieht. Es hat zwischenzeitlich aufgehört mit regnen. Es folgt der Abstieg zur „pont d’Arlevè und Wiederaufstieg zum ehemaligen Chalet d’Arlevè und langem Weiteraufstieg zum col du Brévent. Hier oben zweigen Phil und Jeff von meinem Weg ab. Für sie, die in den vergangenen Jahren den gesamten GR 5 abgewandert sind, geht die Wanderung zu Ende. Ich steige weiter hoch zum sommet du Brévent, dem höchsten Punkt dieser Wanderung (2526m). Die Auf- und Abstiege sind über Leitern gesichert. Für kurze Zeit habe ich einen vierbeinigen Begleiter: einen Steinbock. Nach kurzem Abstieg ist das wunderschön gelegene „Bel Lachat“ erreicht. Ich bereue es, nicht reserviert zu haben. Die Unterkunft ist durch eine französische Wandergruppe voll belegt. Man findet für mich aber doch noch einen Platz. Vor dem Sonnenuntergang muß unbedingt der Blick von hier auf den Mont Blanc und die Gletscher ins Tal hinunter genossen werden.

Wanderzeit ca. 6 ½ Std.

 

7. Tag: Refuge „Bel Lachat“ – Les Houches

Das Ende der Tour ist angebrochen. Man steigt an einem Wildtierpark vorbei ab und erreicht nach ca. 2 Std. Les Houches. Les Houches ist ein Wintersportort mit vielen Ferien-appartments, Hotels, kleinem Ortszentrum, und um diese Jahreszeit recht ruhig. Ich finde eine akzeptable Unterkunft im Einsternehotel „Les Mèlèzes“. Durch den „Chamonix-Bus“, der für Gäste in der Kurtaxe inbegriffen ist, kann Les Houches auch zu einem längeren Aufenthalt interessant sein. Ich trete nach 2 Nächten die Heimfahrt mit der wildromantischen Schmalspurbahn über Chamonix, Martigny an.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Benützter Führer: Topo-guide des sentiers de randonnée «Du Léman au Mont-Blanc», ISBN 2-85-699-642-6 (4. Auflage 1996, Neuauflage 2001)

 

Karten: 1:50.000 «Chablais, Faucigny, Genevois», Nr. 3, und «Pays du Mont Blanc», Nr. 8, (ehemals) Verlag Didier Richard

 

Markierung: hervorragend, rot-weiß, viele neue Hinweisschilder

 

Hotelauskunft: www.leshouches.com   www.valdabondance.com

 

Fotos von Gerhard Wandel

 

Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins

Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 12 - Dezember 2003

 

 

 

4-Tagestour Auvergne, „Chaine des Puys, lacs d’Auvergne“

 

Von Gerhard Wandel

 

Das Zentralmassiv in Frankreich eignet sich zu fast allen Jahreszeiten immer wieder für schöne kurze oder auch längere Touren durch einmalig schöne Landschaft wie z.B. die erloschenen Vulkankegel, die sogenannten „Puys“ oder den Seen und auch den abrupten Wetteränderungen. Benutzte Führer waren die französischen Topo-guides GR 441 „Tour de la Chaine des Puys“ und GR 30 „Tour des lacs d’Auvergne“, sowie die Top 25 Karten des IGN (Serie bleu). Die Gegend hat sich den letzten Jahren auch touristisch gewandelt. Man hat etwas mehr Asphalt unter den Füßen, aber erlebt immer noch sehr viel Natur pur. Die hervorragende Gastronomie sollte man ebenfalls nicht versäumen. 

 

1. Tag: Volvic - Orcines

Ausgangspunkt war das Hotel „La Rose des Vent“ in Luzet, Nähe Gare du Volvic. Von hieraus gings über den Puy de la Nugére, Puy de Jumes, Puy de la Coquille zum Puy Chopine. Wir hatten kurzfristig die Strecke umgeplant, da das zeitige Frühstück nicht die Sache der Franzosen ist, und wir die Strecke auch unterschätzt hatten. Wir versuchten dann auf nichtmarkiertem Weg zwischen dem Grand Sarcoui und dem Puy des Goules Richtung la Fontaine du Berger abzusteigen, aber landeten auf einem Forstweg der im nichts endete. Weiter gings zurück über den Col des Goules und dann auf der Straße hinunter nach Orcines (nicht empfehlenswert wegen dem harten Asphalt und dem starken Verkehr). Dort fanden wir im Teilort La Baraque das sogenannte „Randhotel“ Le Relais des Puys, ein hervorragendes Haus ebenfalls der Kategorie „Logis de France“.

 

2. Tag: La Baraque - Laschamp

Ich hatte zunächst Bedenken bei der Tour wegen den GRPs bzw. nicht markierten Wegen. Diese Wege erwiesen sich jedoch als hervorragend zu begehen. Zunächst wanderten wir über den GRP zum Ortszentrum von Orcines, dann entlang des Golfplatzes zum Chemin de la Roche, der direkt zum PR rund um den Puy de Dome führt, und wiederum in den GR 441 mündet. Ein kurzer Steilanstieg führt uns bei strahlendem Wetter auf den Puy de Domes mit seinem römischen Merkurtempel, den Paragleitern und der großen Aussichtsplattform mit Terrassencafe und herrlicher Aussicht. Von hier folgt der Wege einer schönen Mulatteria hinunter zum Col de Ceyssat und auf alter Römerstraße nach Laschamp. Die angepeilte Gite dètape erwies sich am schönen Wochenende als vollbelegt. Wir fanden Unterkunft im Hotel Espace Volcan, das ebenfalls eine Gite angeschlossen hat. Wir hatten noch einen schönen Abend im Bar-Restaurant „Le GR“, das immernoch 1. Adresse für Wanderer ist, und wo auch das Preis-Leistungsverhältnis stimmt. Die Nacht erwies sich leider als sehr unruhig, da im Hotel und auf der Terrasse eine Hochzeit gefeiert wurde.

 

3. Tag: Laschamp - Orcival

 Nach einer Stunde Wanderzeit verlassen wir zwischen Puy de la Vache, Puy de Montjugeat und Puy de Pourcharet den GR 441 und wandern weiter auf dem GR 30 über Racoleine, Neuville, Voissieux und biegen kurz vor Orcival wieder auf den GR 441 zum Schloß Cordés. Die Landschaft hat sich verändert: weniger Puys, dafür mehr Täler, Felder und Wiesen. Nach einer Schloßbesichtigung geht’s weiter über Orcival mit seiner schönen romanischen Kirche, das sich zu seinem Nachteil leider in den letzten Jahren sehr touristisch verändert hat, zu unserer Gite auf der ferme Fontchartoux.

 

4. Tag: Fontchartoux - La Bourboule

Der Tag verspricht nichts Gutes. In der Nacht nähert sich eine Gewitterfront, die uns mit Regen und Wind eindeckt -also typisches Auvergnewetter-. Wir ziehen gleich Anorak und Gorotexhose über. Zunächst bläst der Wind jedoch die Wolken weiter und wir erreichen den Lac de Servieres, steigen hinauf zum Puy de Combe Perret, laufen am Puy de l’Aiguiller und Puy de l’Ouire vorbei und steigen vom Wind zerzaust hinab zum Col de Guery mit dem Lac de Guéry, wo wir kurz zu Mittag essen. Keine ¼ Stunde vom Hotel weg, hat uns das nächste Gewitter mit Wind und Hagel eingeholt. Zu allem Überfluß verlieren wir auch noch den richtigen Weg. Nach der Karte führt der Weg links am Wald vorbei. Die Markierung weist jedoch in den Wald hinein. Dort erscheint noch eine weitere Markierung, daß man nicht rechts abbiegen soll; danach habe ich keine GR-Markierung mehr entdeckt. Wir wandern in nordwestlicher Richtung am Puy May vorbei, wo wir einen Bach überqueren und wieder auf eine Fahrstraße treffen mit lokaler Markierung (gelber Punkt und blauer Punkt), die uns zur ehemaligen Ferme de Puy May führt. Zum Glück können wir hier kurz unterstehen und uns trockene Fleecesachen unterziehen. Wir wandern weiter zum le Tenon, wo wir kurz darauf wieder auf unseren GR 30 stoßen und nach Bourboule absteigen. In la Bourboule erleben wir die nächste unangenehme Überraschung: Es gibt heute weder einen Zug noch einen Bus nach Volvic mehr, da der Bus nach Clermond Ferrand an Volvic vorbeifährt. Wir nehmen den Bus trotzdem und steigen in Pontgibaud aus und nehmen ein Taxi, das uns zu unserem Ausgangspunkt zurückbringt.

 

 

Berge im Meer

 

Zwischen Strand und Gebirge - Weitwanderwege führen durch Korsika

Von Dr. Roland H. Knauer

 

Wie ein Tunnel taucht der steinige Wanderweg in die intensiv duftende Macchia, die Zweige von Erdbeerbäumen und Wacholder schließen sich über den Köpfen zu einem grünen Dach, das willkommenen Schatten unter der heißen Sonne im Westen Korsikas spendet. Eine Eidechse huscht über einen kleinen Felsblock, blauer Schopflavendel und weiße Zistrosen säumen den Pfad, warten auf den Besuch der nächsten Hummel. Mit abertausenden, winzig kleinen, weißen Glöckchenblüten lockt die Erika summende Insekten an.

 

Nach einer roten Felsnase bremst ein herrlicher Weitblick den flotten Schritt der Wanderer auf dem Tra Mare e Monti. “Zwischen Meer und Gebirge” heißt dieser korsische Wanderweg in deutsch. Kurz vor dem Dorf Galeria demonstriert der mit TMM abgekürzte Weg, weshalb er diesen Namen trägt: Vor dem Wanderer schmiegt sich der Sandstrand von Riciniccia an die Bucht von Galeria, trennt das Thyrenische Meer von einer breiten Süßwasserlagune mit Pinien und Erlenhainen. Der Fluß Fango mündet in diesen See, sein Lauf schlängelt sich das breite Tal herunter. Der Fango scheint direkt von den mächtigen, Schneegefleckten Bergen hinter dem Wanderer zu kommen, die von einer imposanten Granitpyramide gekrönt sind. “Das Matterhorn Korsikas” nennen Korsen und Touristen diesen rötlichen Gipfel mit seinem Steilabruch gern, Paglia Orba ist der korsische Name des Zweieinhalbtausenders.

Am nächsten Tag führt der Weg von Galeria ein wenig hinauf zu diesen Bergen. Unten, kaum hundert Höhenmeter über der von klobigen Hotels noch nicht verschandelten Bucht von Galeria taucht der TMM in eine grüne Hölle, die in ihrer Undurchdringlichkeit an einen Tropenwald erinnert. In langen Serpentinen führt der Weg den Berg hinauf, Macchia löst die „grüne Hölle“ ab, später Steineichen, die willkommenen Schatten spenden, als die Sonne langsam über den Bergrücken kriecht.

Zwischen gelben und roten Felsen öffnet sich der Blick zurück zur Galeria-Bucht. Auf solchen Felsen schlängelt sich der Pfad weiter in die Höhe, der Blick weitet sich, die Ströme von Schweiß schwellen an. Dann wieder schattige Steineichen, von deren Ästen Flechten wie gespentische Bärte hängen - der Kamm zwischen der Bucht von Girolata und Galeria ist erreicht. Links blinkt erneut die Paglia Orba in der Sonne, rechts vorne funkeln achthundert Meter tiefer die wenigen Häuser von Girolata und die Reste einer Zitadelle vom Strand herauf. Und rechts hinten noch einmal das Panorama der Galeria-Bucht.

 

 

Zwischen beiden Buchten reichen die roten Felsen als langgezogene Scandola-Halbinsel etliche Kilometer weit ins Meer hinaus. Unter Steineichen, Erika und Wacholder zieht sich der TMM auf dem Kamm in Richtung Meer, bevor er nach hundert Minuten durch mannshohe Macchia zum Meer hinunter taucht. Joseph Teillet hat dort sein Restaurant an den Strand von Girolata gebaut, auf einfachen Feldbetten können Wanderer in seiner Gite d’Etappe schlafen.

 

 

 

 

 

Vor vierzig Jahren wurde Joseph als letztes Kind von Girolata geboren. Keine Straße führt in den kleinen Ort am Eingang zur Scandola-Halbinsel, nur über zwei Fußwege erreicht man die paar Häuser, in denen noch insgesamt sechs Menschen leben. Im Sommer aber spucken Ausflugsboote gigantische Mengen von Touristen am Strand aus, rollt Joseph mit den Augen. Er flieht dann mit seinem Schiff auf das ruhige Meer hinaus, geht seinem Beruf als Fischer nach. Elf Gewehre an der Wand des Restaurants und eine Weste mit unzähligen Patronentaschen zeugen von einer anderen Leidenschaft, die Joseph mit vielen Korsen teilt: der Jagd. Und eine alte, kupferne Destille verrät eine dritte Beschäftigung zur Erntezeit: Schnapsbrennen. Kein Wunder, wenn seine Nachbarn den Mann mit dem Wusselhaar und dichten Bart den “Wilden Josef” nennen.

 

 

 

 

Am nächsten Tag beleuchtet der Sonnenaufgang ein Postkarten-Panorama: Tiefblau-türkises Wasser plätschert ruhig an den Strand, als die ersten Sonnenstrahlen die baufällige Zitadelle und die Bruchsteinhäuser in goldenes Licht tauchen. Feuerrot stürzen die Felsen der Scandola-Halbinsel dahinter ins Meer. Knallgelb blüht der Ginster in der brusthohen Maccia, weiße Zistrosen und die Glöckchen der Erika ergänzen das Bild. Endlos zieht sich der Weg unter stahlblauem Himmel schweißtreibend bis auf achthundert Meter. Längst haben die ausgelaugten Wanderer die einzige Straße durch diesen Bereich der Berge überquert, wenn sie den Kamm erreichen. Eine Rotte Wildschweine bricht krachend durch die Macchia, auf der Straße brüllt eine dürre Kuh ein Auto an, das ihr in die Quere kommt.

Macchia und Steineichen, Felsen und eine einzige Quelle, der Weg nach Curzu zieht sich ewig. Die nächste Etappe dagegen ist kurz, schon gegen Mittag erreicht man Serriera. Ein halber Ruhetag ist angesagt, und der lohnt sich in der abseits liegenden Gite d’Etappe besonders. Denn die Unterkunft ist die schönste auf der gesamten Zehntageswanderung. Jedes der geräumigen Vierbett-Zimmer hat eine eigene Dusche und WC sowie eine riesige Terrasse über dem rauschenden Fluß. Orangen hängen an den Bäumen und Abendessen samt Rotwein munden exzellent.

 

 

 

Durch Kiefernwälder und Macchia steigt man am nächsten Tag aus Meereshöhe neunhundert Höhenmeter hinauf zur Bocca San Petra. Mächtige Eßkastanien-Haine spenden auf der Höhe Schatten. Oberschenkeldicke, abgebrochene Äste zeugen vom Kastaniensterben, das die mächtigen Bäume seit der Jahrhundertwende dahinrafft. Noch aber finden die Schweine unter dem Blätterdach ausreichend Maroni um sich rund zu fressen. Vielerorts graben die Schweine den Wanderweg komplett um. Der Wanderer sieht es mit Gelassenheit und denkt an den würzigen, eigentümlichen Geschmack mit dem der korsische Schinken aus den Hinterbeinen der Übeltäter den Gaumen erfreut.

Vierzig, fünfzig Meter hohe Laricio-Kiefern lösen die Maroni-Wälder ab, wilde Pfingstrosen blühen unter ihren Nadeln. Vögel schmettern ihre Arien in den Ästen, Insekten summen dazwischen. Weit öffnet sich der Blick in die Felsenbucht von Porto, eng senkt sich der Pfad in die Vitrone-Schlucht. In überhängende Porphyr-Wände haben Wind und Wasser fantastische Formen erodiert, dazwischen wachsen Zistrosen, Erika und Schopflavendel zu einem undurchdringlichen Gestrüpp, in dem der Buchs fünf oder sechs Meter hoch ragt.

Auch der nächste Tag bringt eine Schlucht-Wanderung - diesmal die Spelunca-Schlucht, die als beliebtes Ausflugsziel gilt. In elegantem Bogen schwingt sich eine Genuesenbrücke über den Fluß. Ein alter Maultierpfad führt durch die wilde Schlucht. Meterhohe Mauern haben die Menschen vor Jahrhunderten aufgeschlichtet, um diesen gepflasterten Weg zwischen dem Dorf Porto am Meer und Evisa in den Bergen abzustützen. Wie von Zyklopenhand scheint ein Fels gespalten. Durch den vielleicht einen Meter breiten Spalt hoch über dem Fluß schlängelt sich der Weg. Dann die zweite Genuesenbrücke, nach der sich Kehre an Kehre reiht: Im steilen Aufstieg führt der Weg sechshundert Höhenmeter nach Evisa hinauf. Ohne Mörtel und Beton halten meterhohe Mauern aus Natursteinen die Serpentinen. Zerfurchte Felsen zwischen der Macchia verleihen der Landschaft ein Wildwest-Ambiente.

 

Weiter oben Laricio-Kiefern-Wälder, der Boden mit großen Zapfen bedeckt. Ein hupender Bus verrät die nahe Straße, die durch Eßkastanien-Wälder nach Evisa führt. Auch hinter Evisa Eßkastanien, unter denen die halbwilden Schweine den Boden nach Maroni umpflügen. Die Gedanken schweifen zum Abend: Ob es in der Gite d’Etappe wohl wieder Charcuterie Corse gibt, eine korsische Schinkenplatte? Das Wasser läuft den Wanderern jedenfalls bereits im Mund zusammen, als die Lieferanten dieser Schinken sich grunzend in den Schatten der Bäume zurückziehen.

 

 

Ohne jede alpinistische Schwierigkeit führt der Tra Mare e Monti (TMM) in zehn Etappen von Calenzana im Norden bis Cargese in der Mitte der korsischen Westküste.

 

Nach dreieinhalb bis sieben Stunden Laufzeit erreicht man nach jeder Etappe eine Gite d’Etappe genannte Unterkunft, in der man im Schlafsack auf Feldbetten übernachten kann. An manchen Orten gibt es zusätzlich normale Hotels.

 

Beste Wanderzeit sind die Frühlingsmonate April, Mai und Anfang Juni sowie der Herbst mit den Monaten September und Oktober. Mehr als zweitausend Wanderer laufen in jedem Jahr auf dem TMM, deshalb sollte man vor dem Start am Morgen telefonisch ein Lager im nächsten Gite reservieren.

 

Den Wanderweg Tra Mare e Monti erreicht man von Deutschland mit der Eisenbahn am schnellsten über Italien. Vom italienischen Livorno fahren Fähren mehrmals die Woche, im Sommer täglich nach Bastia. Meist legen die Fähren am Vormittag ab, so dass man bereits am Vortag anreisen muss (zum Beispiel im Eurocity München - Rom mit Umsteigen in Florenz).

 

Von Bastia weiter mit der korsischen Schmalspurbahn in rund drei Stunden nach Calvi, von dort mit dem Taxi nach Calenzana.

 

Die Wanderung endet in Cargese, von dort gibt es einen Bus nach Ajaccio, das wiederum Bahnverbindung mit Bastia hat. Die Anreise mit dem eigenen Auto empfiehlt sich nicht, da man von Cargese mit öffentlichen Verkehrsmitteln zwei Tage bis Calenzana oder Calvi rechnen muß - in der gleichen Zeit kann man mit der Bahn bis nach Deutschland kommen.

 

Fotos und Titelfoto von Dr. Roland H. Knauer

 

Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins

Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 28 - April 2009

 

 

Höhen und Täler des Jura

 

Wanderung auf dem GR 5 von Montbeliard nach Pontarlier vom 2.-8.5.2004

 

Von Gerhard Wandel

 

Benützter Führer: Topo-guide des sentiers de randonnée «Lacs et plateaux du Jura», (7. Auf-lage 1996)

 

Unterkunftsverzeichnisse: „Hotels en Franche-Comté“ (aktualisiert November 2003) und „Gites en Franche-Comté“, herausgegeben vom Comité Régional du Tourisme de Franche-Comté, 4, rue Gabriel Plancon, 25044 Besancon Cedex, Tel.: 03 81 83 25 08 08, Fax: 03 81 83 35 82, www.franche-comte.org, crt@franche-comte.org

 

1. Tag: Montbeliard – Fesches-le-Chatel – Vandancourt:

 

Anreise mit der Bahn über Straßburg, Eurocity nach Montbeliard. Erster Eindruck von Montbeliard: Es bietet einiges an Kultur. Dass die Herzöge von Württemberg hier ein Schloß hatten, ist zumindest uns Schwaben bekannt. Aber eine Evangelisch- Lutherische Kirche hätte man hier mitten in Frankreich nicht erwartet. Auch dass der schwäbische Bauherr Heinrich von Schickhardt hier gewirkt hat, überrascht. Beginn der Einstiegswanderung entlang des Rhein-Rhone-Kanal (unmarkiert), wenig einladend auf Asphalt entlang der Autobahn, dem Industrievorort Sochaux (Peugeotwerke), zwischen Radfahrern und Sonntagsspaziergängern. Erster Hinweis auf den GR5 nach den Starkstromleitungen. Endlich bei Fesches-le-Chatel auf dem GR5 Markierung rot-weiß, nach Vandancourt. Ich übernachte in der Gite „Aiges des Vandancourt“. Wanderzeit ca. 4 Std. Ich frage beim Nachbarhaus, wo ich hier was zu essen bekomme und werde mit dem Auto zu den 3 Gaststätten vor Ort geführt. Zurück in der Gite öffnet sich - während ich mich frisch mache - die Tür zum Nachbarhaus und Heinzelmännchen decken mir den Tisch. Ich hatte bei meiner Voranmeldung gefragt, ob ich dort auch etwas zu essen bekomme, was mit einem zögerlichen ja beantwortet wurde. Nun, es gibt keine Feinschmeckerküche, aber gute und preiswerte Hausmannskost, den Kuchen und ¼ Wein inclusive! Die Gite habe ich natürlich für mich alleine.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2. Tag: Vandancourt – St. Hippolyte:

 

Zunächst problemlos zur „Pont Sarrazin“, einer Felsauswaschung im Kalkgestein, die man hochsteigt und sich dann auf einem Rundwanderweg wiederfindet, der an einem Wanderparkplatz mit neuer Aussichtsplattform endet und von dort wieder mit rot-weißer Markierung als Variante zurück nach Vandancourt führt. Ich suche die Gegend nach der richtigen Wegführung ab, finde sie aber nicht und ärgere mich, dass ich keine aktuelle Karte habe und nehme zum Schluß die Straße nach Abbévillers. Aus dem Bachtal bei der jetzt noch geschlossenen Ausflugsgast-stätte „la Papeterie“ geht’s mit kurzen aber heftigen Aufstiegen hoch zur Schweizer Grenze, der man bis nach Villars-les-Blamont folgt. Der Weg führt weiter über Chamesol hinunter ins Tal des Doubs nach St.-Hippolyte (sehenswerte Kirche!), dort Übernachtung im Hotel „Les Terrasses“. Wanderzeit 7 - 7 ½ Std.

 

 

 

3. Tag: St. Hippolyte – Goumois

 

Das Fremdenverkehrsbüro hat erst ab Juni geöffnet. Heute lasse ich es langsam angehen. Zunächst Postkarten und Briefmarken besorgen und dann gemütlich weiterziehen. So stelle ich mir meinen Wege vor: naturbelassen mit sanftem Aufstieg (gelb-blaue Markierung) zum GR 5 nach Soulce-Cernay. Dort ausgebaute Ortsdurchfahrt und neue Brücke –noch ohne Markierung-. Weiter geht’s über Straßen und Feldwege nach Courtefontaine mit sehr schönem altem Waschhaus und gleich daneben Bar-Restaurant, sehr urig und schmackhaftes Essen. Danach geht’s weiter nach Fessevillers, mit sehr schöner Kirche und gleich daneben einer neuen Gite d’etape. Über viel Asphalt wird zum ersten Mal die magische Marke von 1000 Höhenmetern überschritten. Danach geht’s abwärts nach Goumois und ich freue mich schon auf ein Panache und die warme Dusche im Hotel. Ich komme hinunter ins Doubstal nach Goumois und sehe die Kirche, den netten Ort, die Schweizer Grenze, nur mein Hotel kann ich nicht sehen. An der Straße vor der Schweizer Grenze sehe ich ein Schild: „4 km zur Auberge Moulin du Plain“, das heißt nach eine Stunde auf der Straße entlang dem Fluß hinauf laufen und morgen das Ganze nochmals zurück. Ich ärgere mich heftig, dass ich mich nach einem Hotelverzeichnis für Autofahrer orientiert habe. Die Straße dorthin ist jedoch recht idyllisch mit Reihern, allerlei Wasservögel und Anglern am Fluß und wenig Verkehr. Der Umweg zum Hotel lohnt sich allemal. Als Alternative kann ich anbieten: das teure 3-Sternehotel vor Ort, oder mit einer Wanderkarte einen direkten Weg von Fessevillers hinunter ins Doubstal suchen. Die Gite beim Campingplatz von Goumois ist keine echte Alternative. Sie ist zwar ein Stück näher, aber auch in der gleichen Richtung gelegen.

Wanderzeit ca. 7 ½ Std.

 

 

 

 

 

 

 

4. Tag: Goumois – Gite Maison Monsieur

 

Zunächst eine Stunde Rückweg wie gehabt. Ich wandere über die Kapelle Bief d’Etoz und einem Wasserkraftwerk vorbei, wo auf Schweizer Seite ein Restaurant steht. Ich folge weiter dem Weg entlang des Doubs über „Echelles de la Mort“. Die Metallleitern hinunter zum Fluß sind nicht jedermanns Sache, aber ungefährlich. Die nächste Leiter naht am „barrage du Refrain“. Neben der Kälte ist das Wetter heute auch mit Regenschauern durchsetzt. Es geht weiter durchs Doubstal. Die Straße nach Blaufond (Schweiz) kreuzt den Weg. Demnächst muß mein Hotel „la Rasse“ kommen. Nun stehe ich vor einem geschlossenen Hotel. Auf dem Schild steht „ferme mardi + mercredi“. Deshalb habe ich telefonisch niemand erreicht!. Das Ausweichsquartier liegt auf der anderen Seite des Doubs auf schweizer Seite. Ich nehme die Brücke und folge der Straße durch mehrere kurze Tunnels und Verbauungen und freue mich, dass es dort wenigstens nicht regnet. Es soll auch einen anderen Weg geben. Ich habe ihn jedoch nicht gesehen. Nach einer langen halben Stunde stehe ich vor der exzellenten Auberge „Maison Monsieur“. Die Betreiber sind Deutsch-Schweizer und bieten neben einem Matrazenlager im Nebengebäude auch 4 Zimmer (allerdings nur Etagendusche und –toilette). Tel.: 032 968 60 60, Adresse: info@maison-monsieur.ch. Mit einem guten Nachtessen lasse ich den Tag ausklingen. Wanderzeit ca. 7 – 7 ½ Std.

 

 

5. Tag: Maison-Monsieur – Villers-le-Lac

 

Der Blick aus dem Fenster erleichtert die Wahl der richtigen Bekleidung. Es sieht nur nach Regen aus. Um nicht wieder zurückgehen zu müssen, bleibe ich auf der Schweizer Seite entsprechend der Empfehlung von Familie Wenk-Müller. Ich folge dem schweizer Weg bis zum Wasserkraftwerk („Usine du Chatelot“, Seilbahnstation). Man geht rechts am Kraftwerk vorbei und kommt zu einem Rückhaltebecken. Dort liegt ein Brett drüber und schon ist man auf der anderen Seite in Frankreich. Querung natürlich auf eigene Gefahr!! Bei Nässe, oder wenn vom Stausee oberhalb Wasser abgelassen wird, gefährlich. Da die Staumauer „Barrage du Chatelot“ nicht gequert werden kann, besteht vor Villers-le-Lac keine Möglichkeit, wieder auf französische Seite hinüber zu kommen. Am Barrage du Chatelot darf ich wieder über Eisenleitern hinuntersteigen. Es geht weiter nach „Saut du Doubs“ mit herrlichem Ausblick auf den Wasserfall und einigen Ausflugslokalen bei diesem Wetter ohne Kunden. Ich trinke einen heißen Tee im Stehen und weiter geht’s nach Villers-le-Lac, ins „Le France“, meinem heutigen Etappenziel. In der Eingangshalle entledige ich mich zunächst meiner nassen Regelklamotten. Hoppla, das Hotel sieht von außen recht bescheiden aus, ist aber doch um einiges vornehmer als die bisherigen Unterkünfte. Ein gediegenes Nachtessen wartet auf mich und gleicht das

                                                                                                         unangenehme Wetter mehr als aus. Wanderzeit ca. 5 ½ - 6 Std.

 

6. Tag: Villers-le-Lac – „Auberge du Vieux Chateleu“

 

Die heutige Tour ist kurz und der Abschied von meinem Komforthotel bei einem gar nicht französischen Frühstück fällt schwer. Ich nütze die Zeit noch zu einem Besuch im örtlichen Fremdenverkehrsbüro und erkundige mich nach meinem heutigen Ziel der Gite „Grand Mont du Les Gras“. Die junge Dame sagt mir, dass sie diese nicht in ihrem Verzeichnis hätte und empfiehlt mir, in der Auberge zu übernachten. Ich bitte, mich anzumelden. Das geht in Ordnung. Sie bietet mir noch das aktuelle Verzeichnis der Gites d’etapes en Franche-Comté an. Ich lehne dankend ab, da ich dieses Verzeichnis habe. Im Fremdenverkehrsbüro sehe ich auch die neuen IGN-Karten 1:50.000 „Le Doubs Massif du Jura“ Zone Est und Sud, die ich über meine Buchhandlung in Deutschland nicht bekommen habe und die für die Tour hilfreich wären (Preis 8,00 €/Stück). Angeboten wurden mir nur die IGN-Karten, Serie orange, 1:50.000, ohne Wegeinzeichnung, von denen man mindestens 5 Stück brauchen würde (Preis 15,00 €/Stück). Nachdem ich den richtigen Schlenker hinaus aus der Stadt gefunden habe (etwas irritierend durch die neue Umgehungsstraße) geht’s schnell über Feldwege, Fahrstraßen über diverse Gatter hinauf auf die Jurahöhen nach Sur la Roche, wo man wieder auf die Schweizer Grenze stößt und auf dem Höhenrücken diese bis zum Grenzübergang le Gros Gardot folgt. Nachdem der Wind mich kräftig durchgeblasen hat, beschließe ich, mich im dortigen Gasthof aufzuwärmen. Problemlos gehe ich weiter zur „Auberge du Vieux Chateleu“, Tel.: 03 81 67 11 59, Homepage www.chateleu.com .nur geöffnet Freitagabend bis Sonntag und nur auf Reservierung! Junge Leute haben den alten Bauernhof in eine schöne Ferme-Auberge mit Matratzenlager und mehreren Zimmern umgebaut. Ich frage nach meiner gesuchten Gitè. Diese sei schon 2 Jahre geschlossen! Eine französische Wandergruppe aus Dijon teilt mit mir die Auberge. Die Halbpension mit 34 € ist nicht billig, aber das Racletteessen am Abend hätte für 3 Personen gereicht.

Wanderzeit ca. 5 Std.

 

 

7. Tag: Auberge du Vieux Chateleu – Pontarlier

 

So hätte ich mir den Abschluß der Tour nicht vorgestellt. Draußen vor der Tür schneit es kräftig. Regen, Schnee und Graupelschauer peitschen einem kräftig ins Gesicht, so dass man Mühe hat, den Weg zu finden. Ein paar Mal mache ich kehrt, weil ich die Abzweigung übersehen habe. Heute weiß ich auch Asphaltstraßen zu schätzen, weil der lehmige Boden so gut mit dem Profil meiner Schuhsohlen verklebt. Es geht auf dem Hauptweg des GR5 am Mont Chateleu vorbei, wieder der Schweizer Grenze entlang nach les Alliés. Dort stelle ich mich bei einem Dachvorsprung zur Mittagspause unter. Es sind ja nur noch 2 Stunden bis Pontarlier. Autsch, das hätte jetzt auch nicht sein müssen. Ich rutsche aus und mit meinem Knie direkt in so eine idiotische Spurrille. Schnelldiagnose: Bänderzerrung! Aber weiter marschieren geht noch. Ab „Les Dames d’Entreportes“ nehme ich die Straße Richtung Pontarlier. In der Empfangshalle des „du Parc“, Tel.: 03 81 46 85 92, ziehe ich als erstes meine nassen Klamotten und Schuhe aus, etwas irritiert beäugt vom Chef des Hauses und ein paar Gästen. Monsieur Mathez meint, ich solle mich ruhig in mein Zimmer begeben und mich herrichten. Die nassen Klamotten würde er schon versorgen. Als ich von der heißen Dusche wieder zurückkomme, finde ich alles sauer geordnet vor, die Stiefel mit Papier ausgestopft. Dafür hat das „du Parc“ seinen 3. Stern verdient! Regen und Schnee draußen und mein schmerzendes Knie halten mich von einer Stadtbesichtigung ab. Ich lasse mir noch ein Restaurant in der Nähe empfehlen und freue mich auf die morgige Rückfahrt mit der Bahn.

Wanderzeit ca. 5 ½ Stunden.       

 

Fotos von Gerhard Wandel

 

Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins

Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 14 - August 2004

 

 

Auf Treidelwegen, Landsträßchen, Forstautobahnen

und Maultierpfaden durch die Franche-Com

 

Von Gerhard Wandel

 

Mittwoch, 1. April 2009

 

Gemütlich fahren wir mit dem Schnellzug vom Rheintal kommend – den Rhein-Rhone-Kanal entlang - durch das Doubstal nach Besançon, dem Frühling entgegen. Dort legen wir unseren ersten Halt in einem Straßencafé ein. Auf der Suche nach einer aktuellen Wanderkarte im Maßstab 1:50.000 verlassen wir erfolglos eine Buchhandlung. Der Maßstab scheint im Gegensatz zu 1:25.000 und 1:100.000 bei IGN-Karten nicht gängig zu sein.

 

Nach einem kurzer Stadtrundgang und Besuch der Zitadelle fahren wir mit dem Bus zu unserem Hotel in Planoise, einer Trabantenstadt aus den 70er Jahren. Bei einem kurzen Spaziergang zum Fort Planoise werden wir fündig: Hier sind neue regionale Wanderwege angelegt, die uns am nächsten Morgen – ohne Querung von Hauptstraßen - aus Besançon heraus bringen.

 

Das Fort Planoise wurde wie viele Festungen nach dem verlorenen Krieg gegen Deutschland erst 1872 bis 1880 angelegt. Wir genießen die Aussicht und die

                                                                                                        Ruhe von der quirligen Stadt.

 

Donnerstag, 2. April 2009

 

Nach dem Frühstück geht’s flott bei angenehmem Wanderwetter auf einem mit gelbem Balken markierten Waldweg, später einer Fahrstraße, nach Avanne. Nach der Brücke über den Doubs erreichen wir Aveney und folgen nun dem GR 59 auf dem asphaltierten Radweg. Auf dem Rhein-Rhône-Kanal richten Freizeitkapitäne ihre Boote nach dem langen Winterschlaf. Bei der ersten Schleuse verlässt der Wanderweg - entgegen der Karte und unserem Führer - das Doubstal und führt die Fahrstraße nach Busy hinauf. Am Waldesrand in sicherer Entfernung sehen wir eine Gämse. Danach folgt erneut ein Abstieg ins Doubstal mit anschließendem Wiederaufstieg nach Boussières zu unserem heutigen Etappenziel Quingey im Louetal, wo wir im Hotel „la Truite de la Loue“ mit phantastischem Blick auf die Loue nächtigen.

Wanderzeit ca. 6 Stunden.

 

Freitag, 3. April 2009

 

Die heutige Wandertour ist kurz. Wir decken uns in der örtlichen Bäckerei noch mit Vorrat für unterwegs ein. Über den noch geschlossenen Campingplatz wandern wir der rot-weißen Markierung des GR 59 folgend den Fluss entlang und anschließend in Richtung Waldrand. Wir folgen der Markierung und landen auf der Landstraße in Richtung Ortszentrum. Irgendeine Markierung scheint hier nicht zu stimmen. Wir kehren um und nehmen die Straße, die jedoch zur hier als Schnellstraße ausgebauten Ortsumfahrung von Quingey, der N 83, führt. Wir kehren erneut um und finden die korrekte Markierung am Waldrand. Über Cessey und Bartherans erreichen wir Myon auf einer von Viehzucht geprägten Hochfläche. Auch bei diesem verschlafenen Dorf sprießt ein Neubaugebiet aus dem Boden.

 

Wanderzeit ca. 4 ½ Stunden.

 

Samstag, 4. April 2009

 

Die heutige Tour verspricht lang zu werden. Wir wandern über Forststraßen und Waldwege nach Alaise, dem antiken Alésia, dem Ort, an dem der gallische Fürst Vecingétorix die Römer unter Cäsar schlug. Auf den Spuren von Asterix und Obelix finden wir im Waldboden Spuren von Rehen, Gämsen und auch eine Tatze (wahrscheinlich Luchs). Bären oder Wildschweine laufen uns aber keine über den Weg.

 

In der Schlucht „Gour de Conche“ finden wir große Felder von Märzenbechern, Schlüsselblumen, Anemonen und wilden Osterglocken; eine Grotte wird besichtigt. Wir treffen auf einen beeindruckenden Wasserfall. Wir steigen über einen Waldweg, der bei den Forstarbeiten wohl unter die Räder gekommen ist, oder dessen Markierung wir mit Forstmarkierungen verwechselt haben zum höchsten Berg unserer Tour, dem Mont Poupet (850 m), in dessen Schatten noch vereinzelt Schneereste zu sehen sind.

 

Vom gegenüberliegenden Gipfel „Croix de Poupet“ hat man eine herrliche Rundsicht: die Franche-Comté liegt uns zu Füßen! Wir steigen hinunter über Clusy und Baud (Natur-freundehaus, leider noch geschlossen) nach Salins-les-Bains, einem alten, schön herausgeputzten Heilbad. Selten haben wir uns so über das vorzügliche Hotel „ Résidence Charles Sander“, sowie die heiße Dusche gefreut.

 

Wanderzeit ca. 8 ½ Stunden.

 

Sonntag, 5. April 2009

 

Nach dem gestrigen Tag lassen wir es heute ruhig angehen und beginnen mit einem Stadtbummel in Salins-les-Bains. Es steht ja nur eine Halbtagestour bei immer noch herrlichem Frühlingswetter auf dem Programm.

 

Wir wandern zunächst dem GR 59 folgend hoch zum Fort Saint André, das schön über der Stadt liegt und von einem großen Klettergarten mit Vergnügungspark im Freien umgeben ist. Das Fort Saint André wurde von Vauban, dem Festungsbaumeister von Ludwig XIV., errichtet. Der Klettergarten ist Anfang April noch geschlossen. Wir schauen unterwegs Paraglidern und Drachenfliegern zu und müssen uns den Weg mit Geländemotorradfahrern und Quadfahrern teilen.

 

Der Weiterweg verläuft nicht wie im Führer und dessen Kartenausschnitten beschrieben, sondern wurde an den Felsrand verlegt. Bei einem Abstieg zur parallel verlaufenden Eisenbahnlinie und Wiederaufstieg verlieren wir unsere Markierung. Später treffen wir auf eine gelb-blaue Markierung und queren die Eisenbahnlinie. Die Wegsuche wird uns zu anstrengend. Wir folgen der Straße über Montigny nach Arbois.

 

Die Landschaft hat sich entscheidend verändert. Weinbaubetriebe bestimmen hier das Leben. Überall laden Weinkeller zum Probieren und Verweilen ein. Wir aber müssen weiter.

 

Nach fast 6 Stunden erreichen wir unser Ziel. Unser Hotel liegt leider nicht im malerischen Ortskern, sondern am Rande von Arbois. Zum Besuch im Geburtshaus des berühmten Sohnes der Stadt, Louis Pasteur, steht uns nicht der Sinn; wir nutzen die Zeit zu einem Stadtbummel. Nach dem Abendessen geht es zeitig zu Bett, um Kräfte für den nächsten Tag zu sammeln.

 

Montag, 6. April 2009

 

Wir weichen von der Hauptroute des GR 59 ab und folgen dem GR 59 B über l’Ermitage, Puppillin, Poligny und anschließend über den GR 59 C, der entgegen der Hauptroute nicht den gesamten Taleinschnitt ausläuft, sondern auf direktem Weg nach Miery führt. Les Bordes und Passenans sind unsere nächsten Etappenziele, bevor wir in Passenans im vornehmen Hotel „Domain du Revermont“ mit Tennisplätzen, einem Pool und sehr großzügiger Architektur fürstlich nächtigen.

 

Wanderzeit ca. 7 Stunden.

 

 

 

Dienstag, 7. April 2009

 

Das Wetter ist heute eher bewölkt. Es wird doch nicht Regen geben? Wir wandern über die im Führer beschriebene Alternativroute, dem „Sentier des Châteaux“ an den Schlösschen Frontenay, Blandans, Domblans vorbei – ein Stück auf einer alten Römerstraße - nach Château Chalon, eine „Ville pittoresque“, also einem Touristenort mit Restaurants, einer schönen romanischen Dorfkirche, erneut einem Schlösschen, das sich jedoch genau so wenig wie die anderen besichtigen lässt.

 

Der Weg ist ausreichend markiert und lässt sich ohne Probleme finden. Nach Château-Chalon nehmen wir die Alternativroute. Über Billen erreichen wir auf dem GR 59 D Lavigny, wo der Weg wieder mit der Hauptroute, dem GR 59, zusammentrifft.

 

Mit den ersten Regentropfen erreichen wir unser Übernachtungsquartier in einer Gîte d’étape, dem ehemaligen Pferdestall des örtlichen Schlösschens, das heute als Unterkunft für Wanderer, Radfahrer und Reiter dient.

 

Madame erklärt uns, dass sie im Schloss für uns kochen und anschließend das Essen rüberbringen werde. Zwei Flaschen Wein werden uns auf den Tisch gestellt. Wir bevorzugen aber zunächst heißen Tee, den wir im Aufenthaltsraum mit Wohnküche zubereiten. Weitere Gäste sind nicht zu erwarten. Das Abendessen hätte aber auch locker für weitere Gäste ausgereicht. Ein großzügiges Vesper für unterwegs am nächsten Tag entschädigt für den ansonsten ungastlichen Ort.

 

Wanderzeit ca. 5 Stunden.

 

Mittwoch, 8. April 2009

 

Nachdem es sich über Nacht ausgeregnet hat, lacht uns nach Abzug der Wolken wieder die Sonne entgegen. Da der Direktweg nach Lons-le-Saunier nicht unseren Anforderungen für eine Wanderung entspricht, lassen wir uns von der in der Gite aufgehängten – aktuellen - Wanderkarte zu einer Alternativroute verleiten.

 

Wir wandern zurück auf der Hauptroute des GR 59 in Gegenrichtung nach Rosnay, la Peyrouse. Wir steigen einen Weg in einem dichten Wachholderwald hinunter nach Baume-les-Messieur im engen Seilletal. Die dortige Abtei wurde im

7. Jahrhundert gegründet und diente der Christianisierung der Gegend. Von den dortigen Mönchen wurde die berühmte Abtei von Cluny gegründet.

 

Über einen steilen Aufstieg von 200 Höhenmetern vom Talboden über Sernu erreichen wir bei Sur Roche den Talschluss mit herrlicher Aussicht. Über die D 471 -vor der Einmündung in die Hauptstraße- nehmen wir rechts den Fahrweg am Waldesrand entlang zu einem landwirtschaftlichen Betrieb. Dort queren wir die Straße und treffen auf einen Wanderparkplatz, bei dem lokale Fahrrad-, Wander- und Reitwege gekennzeichnet sind.

 

Wir folgen den Wegschildern nach Perrigny. Im Ort selbst verlieren wir unsere rot-weiße Markierung des GR 59 und wandern die letzten paar Kilometer nach Lons-le-Saunier auf der Straße. Nach ca. 5 Stunden kommen wir an  das Ende unserer „Wanderung in den Frühling“, die wir in einem Straßencafé und einem Park, einem Kino und einer Pizzeria bei „heimischer“ Kost ausklingen lassen.

 

Fazit: Der Jurarand ähnelt dem Rand der Schwäbischen Alb mit Steilan- bzw. abstieg und immer wieder herrlichen Ausblicken. Man kann auch mit einem 20 Jahre alten Wanderführer wandern, wenn man sich auf Wegeänderungen einstellt, die durch ein Neubaugebiet oder dem Bau einer Schnellstraße verursacht wurden. Das Durchstreifen einer Landschaft (auch wenn nicht alpin) bringt immer wieder neue Eindrücke, wechselnde Landschaftsbilder und ein intensives Erleben der Umgebung.

 

Die Leute sind sehr freundlich und hilfsbereit, auch wenn sie mit Ausländern nicht die besten Erfahrungen gemacht haben. Das Jura war während der deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg ein Schwerpunkt der „Résistance“. In jedem Ort wird den Opfern der beiden Weltkriege an zentraler Stelle gedacht.

 

Die Qualität der Wegemarkierung variiert von Departement zu Departement. Im Departement Doubs sind extra neue Pfosten gesetzt worden, die mit zwei Aluminiummanschetten mit jeweils 4 Schrauben, einmal mit dem Zeichen des Departements und einmal mit dem rot-weißen Balken des GR bestückt sind! Günstige Unterkünfte sind um diese Zeit leider selten zu haben, da die Gîte noch geschlossen sind.

 

Benützte Karte: (nur bis Salins-les-Bains) „Le Doubs“ Massif du Jura 1:50.000 (IGN Karte 2002), es gibt aber auch eine 1:50.000 IGN-Karte für die Wegefortführung ab Salins-les-Bains.

 

Führer: „Des Vosges au Jura“ GR 59 vom Ballon d’Alsace bis Lons-le-Saunier der FFRP. Es gibt auch eine neuere Ausgabe mit einem neuem Titelbild. Inwieweit Wegänderungen inhaltlich eingearbeitet wurden, kann ich leider nicht sagen.

 

Fotos von Martina Balluff

 

Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins

Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 29 - August 2009

 

 

Im Sommer 2006 in den Hochpyrenäen -

auf dem GR 10 von Gabas bis Castillon

 

Von Walter Brückner

 

Führer: Gert Trego "Pyrenäen-Traverse" GR 10 ISBN 3-930187-06-X Verlag erloschen, Restexemplare vereinzelt noch im Handel.

 

Paul Lucia "The GR 10 Trail", Cicerone, ISBN 1 852843640 in englischer Sprache

 

Karten: 1 : 25.000 : 1647 OT Vignemale, 1546 ET Laruns, 1748 OT Gavarnie, 1748 ET Néouvielle, 1848 OT Bagnères de Luchon, 1947 OT Aspet oder 1 : 50.00 : Pyrénées Nr. 3 Béarn, Nr. 4 Biqorre, Nr. 5 Luchon, Nr. 6 Couserans

 

Vorbemerkung:

 

Wenn man bedenkt, dass ich 1991 mit dem GR 10 in Hendaye begann, weil ich mir sagte, dass ich die anstrengenden Wanderungen machen muss, solange ich noch kann, ist es reichlich vermessen, den 2. Teil, die anstrengenden Hochpyrenäen, erst 15 Jahre später in Angriff zu nehmen. Aber ich fühlte mich fit genug. Wie beim ersten Teil war Jürgen wieder mit von der Partie. Wir beschlossen, von Straßburg nach Pau zu fliegen und dann mit der Bahn und/oder Bus bis Gabas beim Pic du Midi d'Ossau zu fahren, wo wir 1991 aufgehört hatten. Jürgen kümmerte sich um den Transport, ich um Karten und Führer. Einziger Streitpunkt war, ob wir ein Zelt mitnehmen sollten oder nicht. Ich wollte keinesfalls auf ein Zelt verzichten und nahm mein 2 Mann Leichtzelt mit. Jürgen trug dafür die Wanderkarten. Mit Verpflegung kam so der Rucksack auf gute 20 kg.

 

 

 

 

 

Samstag. 05 August 2006. Anreise

 

Der Abflug ist für 11.10 Uhr angesetzt. Beim Einchecken kriege ich einen großen Plastiksack, in den ich den Rucksack stecken soll. In Paris Orly haben wir Aufenthalt (12.10 Uhr). Alles muss aussteigen. Um 13.05 Uhr geht es weiter. Tatsächlich ist es dasselbe Flugzeug mit demselben Personal. Dieser Flug ist voll. Um 14.20 Uhr sind wir in Pau. Unser Gepäck ist ganz vorn auf dem Transportband. Die Plastiksäcke sind zerrissen, aber die brauchen wir ja jetzt nicht mehr.

 

Der Bus zum Bahnhof fährt erst in 2 Stunden, also nehmen wir ein Taxi ( 25 Euro ). Von hier geht es mit dem Zug nach Buzy und dann mit dem Bus nach Laruns. Der Zug fährt erst um 17.03 Uhr, haben also eine längere Wartezeit. Setzen uns auf eine Steinbank vor dem Bahnhof. Das Wetter ist sonnig und heiß. Endlich ist es Zeit für den Zug, der ist voll- geschmiert mit Graffiti. Nach knapp 30 Minuten sind wir in Buzy. Der Kleinbus wartet schon. Um 18.00 Uhr sind wir in Laruns. Die Tourist Info ist noch offen. Fragen wegen einer Übernachtung in der Refuge von Gabas. Die Dame ruft an. Die Refuge ist voll.

 

Die Dame besorgt uns Betten im Hotel Vignau in Gabas und bestellt uns ein Taxi. Das kommt sofort und fährt uns für 22 Euro die Schlucht hinauf zum Hotel. Haben Zimmer 16 im Gebäude gegenüber, direkt an der Straße. Gepäck ab, Stiefel aus, schreiben. Dann rüber ins Restaurant zum Essen. Das ist natürlich teuer. Esse ein Käseomelette und grünen Salat. Teilen uns eine Flasche Rotwein (zu 10 Euro).

 

Später kommt die einheimische Gruppe des Trachtenvereins, spielt und singt und will getrocknete Edelweiss verkaufen. Laufen noch ein bisschen durch den kleinen Ort. Es ist kühl. Um 22.00 Uhr aufs Zimmer.

 

Sonntag, 06. August 2006 - 1. Wandertag

 

Der Wecker läutet um 7.00 Uhr. Habe ordentlich geschlafen trotz des französischen Betts. Nach der gewohnten Morgenroutine um 7.40 Uhr rüber ins Restaurant zum Frühstück Jürgen kriegt einen mords Pott Kaffee, ich ein großes Kännchen Tee, dazu je 1 Hörnchen, geröstete Baguettestücke, abgepackte Butter, abgepackte Marmelade. Sitzen eine ganze Weile und reden. Zahlen dann Zimmer, 32 Euro, Kurtaxe 1 Euro, Frühstück 10 Euro, insgesamt also 43 Euro. Anschließend aufs Zimmer, fertigpacken.

 

Kurz vor 9.00 Uhr marschieren wir ab, nachdem wir den Zimmerschlüssel abgegeben haben. Heutiges Tagesziel ist der Wintersportort Gourette, laut Führer 8 Stunden 50 Minuten entfernt. Das Wetter ist gut. Auf der Straße aufwärts bis zur Refuge. Dort biegen wir ab Richtung Lac de Fabreges. Am Pont des Alhas überqueren wir den Bach (Gave de Brousset) auf einer Brücke, .vor der Staumauer des kleinen Elektrizitätswerks und laufen anschließend auf einem schmalen Pfad durch Wald wieder zurück Richtung Gabas.

 

 

Der Pfad führt erst leicht, dann steiler aufwärts, nach Überquerung irgendwelcher Buckel stückweise auch wieder abwärts. Er hat längst die Richtung geändert und führt jetzt direkt nach Norden. Bisher läuft es sich gut. Trotz des Gewichts von gut 20 kg ist der Rucksack noch zu bewältigen. Dann wendet sich der Weg nach Osten und wir zweigen auf den "Sentier de la Corniche des Alhas" ab. Das ist ein Felsenweg. Ein Schild warnt: "vertigineux", aber wir lassen uns natürlich nicht abschrecken. Zuerst geht es steil aufwärts durch den Wald, bis der Felsenweg erreicht ist. Der führt dann fast eben durch den Steilhang. Rechts ist eine senkrechte Felswand, links ein senkrechter Abgrund. Der Weg ist aber durchgehend mit einem Seil gesichert. Außer im Winter oder bei starkem Regen sehe ich hier keinerlei Schwierigkeit. Um 10.30 Uhr sind wir an der Brücke über den Soussoueou. Der hat viel Wasser und viele Felsen. Warnschilder verbieten Kajakfahren oder Schluchtwandern. Es kommen aber ganze Gruppen in Badeanzug, Badehose oder Bikini und Helm, die genau das getan haben oder vorhaben. Fast alle sind Spanier.

 

Der Weg ist zunächst recht erträglich, wird aber schließlich felsig und führt in unzähligen kurzen Serpentinen steil aufwärts. Hier wird der Rucksack zur Qual. Immer wieder muss ich kurz verschnaufen, bevor ich die nächsten Serpentinen in Angriff nehmen kann. Auch hier sind eine ganze Menge Leute unterwegs. Der obere Teil des Weges wird immer anstrengender. Schließlich, am Fuß einer niedrigen Felswand mit Einbuchtungen, sitzt Jürqen, Machen Pause in der Sonne (12.05 Uhr), denn Schatten gibt es keinen. Verschnaufen und trinken etwas.

 

Um 12.30 Uhr weiter. Es geht noch ein bisschen aufwärts. Ein paar steile Serpentinen über Felsen, dann sind wir oben. Laufen auf einem grasigen Pfad mit Felsen nahe am Rand. Der Pfad steigt nur leicht. Habe jetzt ziemliche Probleme. Bin irgendwie kaputt und stolpere nur so vor mich hin. Bald lässt mich die Familiengruppe, die uns während der Rast passiert hat, freundlich vorbei. Passieren die Abzweigung zu den Cabanes de Cézy. Der Weg ist jetzt eben oder leicht fallend und verläuft parallel zum Tal des Soussouéou, Jürgen ist weit voraus. Trotte mühsam weiter. Dann kommt eine Stelle, wo Wasser an der Felswand heruntertröpfelt. Bin eigentlich schon vorbei, beschließe dann aber, es zu probieren. Es scheint trinkbar zu sein. Genehmige mir 2 Becher mit je 1/2 Magnesiumtablette. Um 13.35 Uhr weiter. Der Weg geht jetzt aufwärts, aber nicht sehr steil. Haben inzwischen das Tal des Soussouéou verlassen und steigen nach links ein Nebentälchen hinauf. Jürgen kommt mir plötzlich entgegen. Er hat sich gewundert, wo ich so lange bleibe.

 

Obwohl der Weg nicht zu steil ist, habe ich große Schwierigkeiten. Jürgen versucht, nicht zu weit davonzulaufen und muss deshalb recht langsam gehen, ist aber trotzdem bald ein Stück vor mir. Ich brauche jetzt in immer kürzeren Abständen Pausen. Bis zur ersten Rast um 12.00 Uhr waren wir noch im Zeitplan, aber jetzt verlieren wir immer mehr Zeit. Um 14.10 Uhr machen wir vor dem nächsten steilen Anstieg noch einmal Pause in der Sonne. Schatten gibt es schon länger keinen mehr.

 

Nach 15 Minuten weiter. Es geht nur anfangs steil aufwärts, dann gemäßigt und schließlich eben zum Bach, den wir überqueren müssen, bevor es wieder richtig steil aufwärts geht zur ehemaligen Eisenmine. Schleppe mich nur noch dahin. Glaube nicht, dass wir eine Chance haben weiterzukommen. Trinke einiges Wasser aus dem Bach. Wir sind hier bei Cujalat de Hourtanet, 1817m. Eröffne Jürgen, dass ich nicht mehr weiter kann und wir zelten müssen. Er ist nicht glücklich, sagt aber nichts. Wir haben inzwischen so viel Zeit verloren, dass wir eh kaum noch bis Gourette kommen können oder auch nur über den Pass. Friere mittlerweile erbärmlich trotz der Vliesjacke. Jürgen akzeptiert die Lage, und so suchen wir einen guten Platz in der Nähe und bauen das Zelt auf. Essen dann den größten Teil meines mitgebrachten Katenbrotes mit Käse und trinken Wasser aus dem Bach dazu. Tee können wir nicht kochen, da wir keinen Kocher mitgenommen haben. Inzwischen ist es 16.20 Uhr. Haben gerade wieder schöne Sonne. Beschließen also, uns im Bach zu waschen und unsere nassen Sachen in der Sonne zu trocknen. Machen wir.

 

Danach setzen wir uns in der Nähe des Zeltes auf einen Felsen in die Sonne. Jürgen liest, ich schreibe Tagebuch. Mein elektronisches Aufnahmegerät funktioniert gut. Es geht ein kühler Wind, und wenn sich eine Wolke vor die Sonne schiebt, wird es richtig kalt. Schließlich kriechen wir ins Zelt und in den Schlafsack. Langsam wird es dunkel. Jürgen schläft, ich döse. Später spanne ich das Zelt etwas besser aus. Unterhalten uns noch ein bisschen, dann schlafen wir. Der Boden sah eben aus, hat aber trotzdem einige Huckel, um die man sich herum legen muss. Platz ist genug. Schlafe nicht besonders gut.

 

Montag, 07. August 2006 -

2. Wandertag

 

Der Wecker läutet um 7.00 Uhr. Draußen ist es frisch und feucht. Über den Bergen sind noch Wolken. Bleiben bis 8.00 Uhr liegen, dann aufstehen. Nach der Morgenroutine Gepäck aus dem Zelt. Frühstücken im Zelt den Rest meines Brotes und Käses. Die Sonne ist jetzt da, aber die Zeltabdeckplane ist innen feucht durch die Kondensation. Räumen ein bisschen herum und packen ein was geht. Versuche, mit dem Handtuch die Plane abzutrocknen. Das gelingt teilweise. Schließlich packen wir das Zelt zusammen. Es kommt oben auf den Rucksack. Um 9.30 Uhr breche ich auf. Jürgen muss sich noch eincremen, da jetzt schöne Sonne ist

 

Zurück zur Furt, dann den grasigen Hang in Serpentinen aufwärts. Oben über einer Schlucht entlang bis zu einer alten Eisenmine. Soweit habe ich es ganz gut geschafft. Es ist 10.15 Uhr. Ein kurzes Stück geht es eben, dann im Zickzack einen sehr steilen Hang hinauf. Als der grasige Hang fast geschafft ist, muss ich an einem Felsen eine kurze Pause einlegen. Schnaufe schon wieder kräftig. Am nächsten Absatz beginnt das Geröll. Der Weg hindurch ist klar und führt zu einem Pfad am Hang. Aufwärts, wie üblich steil. Muss immer mal kurz stehenbleiben. Jürgen ist längst vorne. Schließlich ist mühsam die Hourquette d'Arre (2.465 m) erreicht. Ein Stück weiter und etwas unterhalb sitzt Jürgen an einer Schutzhütte der Jäger in der Sonne. Innen sieht die Hütte wüst aus. Machen eine Weile Pause. Es ist angenehm, hier und es kommen tatsächlich einige Leute vorbei.

 

Um 12.35 Uhr weiter. Müssen etwas aufpassen, da mehrere Wege hier abgehen. Bald im Zickzack in Geröll sehr steil abwärts. Es ist sehr mühsam und sehr anstrengend. Hinunter zum Lac d'Anqlas. Hier finden sich Reste einer weiteren Eisenmine. Weiter sehr steil und anstrengend abwärts. Jürgen hat auch Probleme, so dass sich die Frage, ob wir in Gourette bleiben oder weiterlaufen sollen, nicht mehr stellt. Das Gehen wird immer mühsamer, nicht nur wegen des Weges. Endlich sehen wir Gourette unter uns liegen. Ein Rettungshubschrauber seilt über einer Schlucht Leute ab. Ist das eine Übung oder ein Unfall? Haben da welche "canyoning" betrieben? Vor der Brücke über den Fluss haut es mich hin. Kurz vor Gourette greife ich noch 2 weitere Male in den Dreck. Hose und Hemd sind dementsprechend verschmutzt. Mühsam in den Ort. Soweit wir wissen gibt es außer den Hotels 2 Unterkünfte hier: das Chalet-Refuge CAF (franz. Alpenverein) und das Chalet pyrénéa Sports. Fragen vorsichtshalber in der Tourist Info nach. Beide haben Platz für uns, aber Pyrénéa ist näher. Damit ist das entschieden. Gourette ist ein typischer Wintersportort. Im Sommer ist hier nicht viel los.

 

 

 

 

Um 15.35 Uhr sind wir bei Pyrénéa. Der Schlafraum ist im 2. Stock. Duschen, Kleider waschen usw. Gegen 17.00 Uhr zur Post. Sie ist geschlossen, wie viele andere Geschäfte auch. Kaufen in einem Laden ein paar Kleinigkeiten. Zurück zu Pyrénéa. Haben Abendessen bestellt, das es um 19.15 Uhr geben soll. Schreiben. Mein Aufzeichnungsgerät hat den Geist aufgegeben. Anscheinend habe ich mit den Dingern kein Glück. Legen uns noch ein bisschen hin. Kurz nach 19.00 Uhr hinunter in den Speisesaal zum Abendessen. Außer uns sind im ganzen Haus nur 2 weitere Gäste. Das Essen ist gut und reichlich. Es gibt eine Gemüsesuppe, Salat, zwei große Kartoffeln mit grünen Bohnen und Vanillepudding. Trinken 1 Flasche Rotwein dazu. Gegen 20.30 Uhr aufs Zimmer. Nach Zahnputz usw. ins Bett. Frühstück ist für 7.30 Uhr ausgemacht.

 

Dienstag, 08. August 2006 - 3. Wandertag

 

7.00 Uhr aufstehen usw. Die Wäsche ist trocken. Dann ist es schon Zeit für das Frühstück: 2 Päckchen Butter, 2 Päckchen Marmelade, geschnittenes Baguette, Tee bzw. Kaffee. Essen und trinken und holen Brot nach. Bezahlen 72,88 Euro und gehen packen. Das geht relativ schnell, sind ja geübt.

 

Um 8.45 Uhr stehen wir vor dem Haus. Das Wetter ist gut. Heutiges Tagesziel ist Arrens-Marsous, laut Führer 5 Stunden 20 Minuten entfernt. Auf der Straße zum Col d'Aubisque aus dem Ort. Verpassen die Abzweigung. Kehren um, suchen und finden sie schließlich. Durch Tannenhochwald aufwärts. Die Zeichen sind selten und undeutlich. Dann stehen wir vor einer Felswand. Das kann nicht stimmen. Zurück, suchen. Entdecken schließlich ein Hinweisschild, das auf einen Schotterweg zeigt. Folgen ihm. An einem Abzweig zeigt die Markierung in unsere Richtung, also weiter auf dem Weg, bis er stark fällt und wir merken, dass er in den Ort führt. Offensichtlich hat man die Streckenführung geändert. Also umkehren und an der Abzweigung den schmalen Pfad aufwärts. Es geht hinauf zum Col de Tortes, 1799 m. Zunächst haben wir angenehme Serpentinen, dann wird es steil, mit teilweise höheren Stufen, wo ich mich an Gras oder Gestrüpp hochziehen muss. Trotzdem geht es besser als gestern. Auch hier sind eine ganze Menge Leute unterwegs, die mich natürlich gnadenlos abhängen. Am letzten Steilhang legen wir eine Pause ein, um kurz zu verschnaufen, dann' nehmen wir den Rest in Angriff. Um ca. 11.00 Uhr sind wir oben. Es geht ein kalter Wind. Jürgen ist weitergelaufen. Er sucht sicher eine windgeschützte Stelle. Tatsache. Bald darauf sitzt er im Gras. Machen Pause in der Sonne.

 

Etwa 30 Minuten später geht es weiter: steil hinunter zur D 918, die vom Col d'Aubisque kommt und nach Arrens führt. So steil abwärts zu laufen ist immer anstrengend, das geht auf die Oberschenkel. Dann sind wir unten. Führer und Karten sagen, wir sollen der Straße nach rechts folgen. Die Strecke wurde aber umgelegt. Sie führt jetzt hinunter ins Tal, dort entlang und dann wieder herauf. Wir bleiben auf der Straße. Sie verläuft eben. Das ist eine gute Abwechslung. Laufen und laufen. Der Verkehr ist natürlich unangenehm, aber da müssen wir halt durch. Endlich kommt die Markierung von unten, überquert die Straße und führt hinauf zum Col de Saucède. Wir machen erst einmal Pause. Sitzen, verschnaufen und trinken etwas Wasser. Der Himmel ist schon länger bedeckt und trübe. Vorhin fielen sogar ein paar Tropfen. Schließlich stapfen wir das letzte Stück hinauf zum Col ( 1525 m ). Der Anstieg ist relativ kurz und nicht so schlimm. Um 13.00 Uhr sind wir oben. Ohne Aufenthalt steil hinunter zu einem Bach, drüber und durch Kuh- und Pferdeherden wieder aufwärts. Danach auf der leicht fallenden Höhe entlang. Manchmal ist es matschig. Dann wird es wieder steiler. Landen an einem Felsen mit einem schönen Blick auf den Ort (14.00 Uhr). Weiter steil abwärts, am Bach entlang zu einem Bauerhof und weiter abwärts auf einem steilen, steinigen, mühsamen Weg, der auf ein Sträßchen mündet. Um 15.00 Uhr sind wir am Ortseingang.

 

Es gibt eine Gite hier. Hin, während es anfängt zu tröpfeln. Die Gite ist voll belegt. Zur Tourist Info. Dort sagt man, Hotel Tech habe Platz. Es ist nicht weit (15.30 Uhr). Dort will man uns nur 2 "Einzelzimmer" geben zu je 34 Euro, müssen aber warten, bis der Boss kommt, da die Bedienung alleine ist. 3 Bier und schreiben. Mittlerweile ist es 16.20 Uhr. Langsam wird es Zeit, dass wir die Zimmer kriegen, denn wir frieren ziemlich. Tatsächlich ist der Boss dann da, und die Bedienung führt uns zu einem Gebäude etwas abseits. Unten Schuhe aus. Die Zimmer sind unterm Dach (schräge Wände, dicke Balken an den Seiten ). Eigentlich sind die Zimmer für 2. Hat die Bedienung Bedenken, 'zwei Männer in ein schmales französisches Bett zu lassen oder will man nur Kohle machen?

 

Duschen, umziehen. Inzwischen sind auch die anderen Zimmer belegt. Da ich keinen Schrank habe, habe ich mir Kleiderbügel aus einem anderen Zimmer geholt. Hänge meine nassen Sachen auf. Lese ein paar Seiten, dann gehen wir einkaufen. Als wir am Hotel vorbeikommen zahlen wir gleich je 39.50 Euro für Übernachtung und Frühstück. Das ist recht teuer für das, was geboten wird. Zurück im Quartier essen wir: jeder 3 Scheiben Brot, sowie Käse und Tomaten. Es ist jetzt 19.00 Uhr. Wollten eigentlich jetzt in den Park nebenan, aber es regnet. Also lege mich noch ein bisschen hin. Um 20.00 Uhr machen wir den Rotwein auf. Trinken und unterhalten

   uns bis 21.30 Uhr. Dann ins Bett.

 

Mittwoch, 09. August 2006 - 4. Wandertag

 

Der Wecker klingelt nicht, bin vorher wach. Verpflastere meine linke große Zehe, schmiere mich mit Sonnenmilch ein und schreibe dann. Frühstück gibt es frühestens ab 7.45 Uhr. Gehen gleich rüber ins Restaurant, denn es ist in 5 Minuten soweit. Wie üblich gibt es geschnittenes Baguette, etwas Butter, Marmelade und Tee bzw. Kaffee. Essen ausgiebig, vor allem ich. Zurück im Quartier packen wir die letzten Sachen, bringen den Schlüssel ins Restaurant und entsorgen unseren Müll. Dann brechen wir auf. Es ist etwa 8.45 Uhr.

 

Das Wetter ist herrlich sonnig. Zunächst zurück zur Markierung. Heutiges Tagesziel ist die Refuge d'lIhéou, laut Führer eine Gehzeit von 7,25 Stunden und 1.250 Meter Aufstieg. Überqueren den Arrens Bach und steigen durch das Arboretum steil aufwärts. Dann in Serpentinen durch Fichtenwald hinauf zur Straße, der wir ein kurzes Stück folgen, bevor es erneut steilst aufwärts geht. Als wir wieder auf die Straße treffen, ist der Col des Borderes, 1.150 m, erreicht. Arrens liegt auf 878 m. Haben 1 Stunde gebraucht.

 

Erst auf einem Pfad parallel zur Straße, dann wird sie überquert. Auf einem Pfad entlang eines Baches abwärts. Die Straße wird mehrfach gekreuzt, bevor wir ihr zur Kirche von Estaing folgen. Hinunter in den Ort. Dort auf einem Grasweg links der Häuser parallel zur Straße talaufwärts. Am Campingplatz Vieux Moulin überqueren wir die Straße und laufen am Bach entlang weiter. Der Weg führt zurück zur Straße, auf der wir jetzt bleiben. Vorbei an der Gite Viellettes. Schließlich verlässt die Markierung die Straße und lenkt uns zur anderen Talseite, wo der Pfad im Hang aufwärts führt und dann auf und ab läuft, bis er an einer Farm erneut die Straße erreicht. Jürgen will Pause machen, denn die Hitze ist enorm, aber ich weiß, dass es ein Stück weiter ein Hotel gibt. Hin. Sitzen im Freien unter einer Markise, was sehr angenehm ist. Es ist etwa 11.40 Uhr. Füllen erst einmal unsere Flüssigkeitsreserven wieder auf.

 

Gegen 12.35 Uhr weiter. Auf der Straße das kurze Stück zum See (Lac d'Estainq). Es gibt massenhaft Leute hier, die picknicken oder sonnenbaden oder sich am oder im Wasser vergnügen. Die Markierung führt bald links in den Wald (Gott sei Dank, Schatten! ) und wie üblich steil aufwärts. An der Cabane Arriousec, 1.400 m, verlassen wir den Wald. Machen eine kurze Pause. Auf einem Wiesenpfad weiter aufwärts. Er zieht sich, ist mühsam und verläuft immer in der prallen Sonne. Vor einem steilen Aufstieg machen wir erneut Rast. Es ist angenehm in der Sonne, und die Aussicht ist großartig. Leere meine Flasche und fülle sie am Bach wieder auf.

 

Zum Pass scheint es nicht mehr so weit zu sein. Steil aufwärts, langsam und mühsam. Jedesmal wenn ein Absatz erstiegen ist, taucht dahinter der nächste auf. Die meisten Bäche sind hier trocken. Auf einer Ebene liegen 2 cabanes. Weiter, steil, langsam. Als die Höhe greifbar wird, macht Jürgen erfreulicherweise noch einmal Halt. Die Pause ist angenehm, dauert aber nicht lange. Der Col scheint nur einen Absatz entfernt zu sein, aber es gibt mehrere Scheingipfel. Deshalb dauert es länger und ist mühsamer als gedacht, bis wir oben sind. Endlich, endlich: Col d' llheou, 2242 m. Hinter einem Felsen machen wir Pause. Ein paar Wolkenschleier ziehen durch den Pass, es weht ein kalter Wind.

 

 

 

 

Um 16.50 Uhr weiter. Sollten also um 18.00 Uhr an der Refuge d'lIhéou sein, wo wir hoffen, unterzukommen. Steil abwärts, aber auf Gras, also angenehmer. Überqueren schließlich einen Bach und geraten kurz darauf auf einen interessanten Felsenweg entlang eines steilen Hanges. Dann umrunden wir eine Ecke und können die Refuge und den See unten liegen sehen. Gegen 18.00 Uhr sind wir dort. Sie haben Platz. Es gibt nur einen großen Schlafraum, oben unterm Dach, den wir nur in Socken betreten dürfen. Es gibt keine Dusche, nur eine Toilette und einen Wasserhahn mit kaltem Wasser. Man empfiehlt den See zum Waschen. Wir folgen der Empfehlung. Umziehen. Hängen unsere nassen Sachen auf. Haben Abendessen und Frühstück mitbestellt.

 

Abendessen ist um 19.00 Uhr, also in 10 Minuten. Der Schlafraum ist fast voll belegt. Das kann eine interessante Nacht werden. Als Abendessen gibt es für mich Gemüsesuppe, Salat, Spiegelei mit Gemüseeintopf, 1 Ecke Käse und ein Schälchen Apfelmus. Schmeckt alles recht gut. Die anderen kriegen Fleisch statt Spiegelei. Trinken dazu viel Wasser. Leisten uns hinterher noch einen Liter Rotwein, und ich trinke noch 2 Schälchen Tee. Der Wein ist nicht besonders. Die Wirtin hat wohl eine Vorliebe für Tibet. Überall sind Räucherstäbchen, Fahnen und Poster. Als es dunkel wird nach den üblichen Vorbereitungen ins Bett. Schlafe schnell. Mitten in der Nacht kriege ich zwei Rippenstöße. Habe ich geschnarcht? Jetzt bin ich wach. Schlafe dann nicht gut und tief.

 

Donnerstag, 10. August 2006 - 5. Wandertag

 

Stehe etwas vor 6.00 Uhr auf. Waschen etc., anziehen. Die Sachen sind trocken. Vorpacken. Jetzt stehen alle auf. Frühstück gibt es um 7.30 Uhr: ein Schälchen Tee, ein bisschen Brot, Zwieback, Butter, Marmelade. Alles in allem recht dürftig. Zahle noch meinen Tee von gestern Abend (5,60 Euro!). 8.30 Uhr Abmarsch. Das Wetter ist wie gestern: sonnig und heiß.

 

Der GR 10 folgt dem Tal des IIhéou zum Thermalbad Cauterets, 913 m, verläuft dann nach Süden bis zum Thermalbad La Raillère, 1.044 m und biegt dann nach Südwesten ab, um zur Pont d'Espagne, 1496 m, zu führen. Jürgen und ich haben anderes im Sinn. Wir wollen nicht die Normalroute laufen, sondern eine Variante, die interessanter, anspruchsvoller und kürzer ist: wir wollen die Bergkette südlich des Lac d'lIhéou überqueren, hinunter ins Marcadau Tal und dieses entlanglaufen bis zur Pont d' Espagne, wo wir den regulären GR 10 wieder treffen und ihm dann weiter folgen. Laufen am östlichen Ufer des Sees entlang (1.982 m ). Im Schatten ist es doch noch recht frisch. Ein Stück vor dem Ende des Sees geht es links ab, eine steile Geröllhalde hoch zum Col de la Haugade, 2.311, wo wir uns aber nicht aufhalten, sondern gleich das kurze Steilstück zum Tue Arrouy, 2.378 m, dranhängen. Jetzt legen wir eine Pause ein. Haben eine Stunde gebraucht. Der Col hier ist schmal und bietet wenig Platz, also brechen wir bald wieder auf. Die anschließende Strecke ist lang und mühsam, ganz schlecht zu laufen. Unglücklicherweise verpassen wir die Abzweigung und landen so bei den Lacs de l'Ernbarrat, ein nicht unerheblicher Umweg.

 

Machen Pause und trinken viel. In der Sonne ist es angenehm. Die Seen wimmeln von Ausflüglern, die hier heraufgekommen sind. Nur wenige wandern weiter. Wir können auch von hier hinuntersteigen zur Pont du Cayan im Marcadau Tal, aber der Abstieg ist auch lang und es wimmelt auf der Strecke von Ausflüglern und zwar in beide Richtungen. Die steilen Serpentinen belasten die Knie doch erheblich. Endlich, endlich sind wir unten. Auf einem breiten Weg das Tal entlang Richtung Pont d'Espaqne, Nach einer guten halben Stunde sind wir am Chalet-Refuge du Clot. Setzen uns an einen Tisch unter einem Sonnenschirm. 2 Tee, ein Gateau Basque. Jürgen isst auch Kuchen und trinkt 2 Bier. Dann ruft er in der Refuge Oulettes de Gaube an und lässt 2 Plätze für uns reservieren. Das ist noch ein beachtliches Stück bis dorthin.

 

Um 14.30 Uhr brechen wir wieder auf. Pont d'Espaqne, 1.496 m, ist schnell erreicht. Hier gibt es ein Hotel/Restaurant, Verkaufsbuden, die Wasserfälle und ziemlichen Trubel. Werfen einen kurzen Blick auf die Fälle, die uns nicht vom Hocker reißen, dann weiter. Durch Wald sehr steil und felsig aufwärts. Es ist sehr, sehr mühsam. Die vielen Leute, die uns entgegenkommen, stören. Jürgen will mal pausieren, aber ich will zum Lac de Gaube. Brauchen 5 Viertelstunden, bis es endlich geschafft ist. Sinken ins Gras. Horden von Leuten schwärmen herum.

An einer Ecke ist ein Cafe/Restaurant, das bestimmt ein Bombengeschäft macht. Trinken und ruhen aus. Um 16.00

Uhr weiter, es sollen noch 1,5 Stunden sein.

 

 

Auf der westlichen Seite des Sees entlang. Am Ende des Sees geht es wieder aufwärts - und wieder steil. Schnaufe wie gehabt hinterher. Hinten, am Ende des Tals, ist ein schöner Wasserfall. Hoffe, dass die Refuge darüber liegt. Als wir über dem Wasserfall stehen, 1.949 m, sehen wir, dass es noch ein rechtes Stück weiter geht. Die Refuge liegt auf 2.151 m. Kurz darauf machen wir Pause am Bach. Der Weg verläuft jetzt eine Weile fast eben. An einem 2. Wasserfall aufwärts. Oben geht es ein ganzes Stück ziemlich eben, dann geht es ein weiteres Mal steil aufwärts. Es ist kalt geworden. Laufen im Wolkennebel. Um 18.10 Uhr sehe ich die Refuge vor mir. Sie ist groß, hat viel Holz und ist ziemlich voll.

 

Jürgen war natürlich früher da und hat uns angemeldet und bezahlt. Das Zimmer ist im 1. Stock. Es ist relativ klein, hat dabei aber viele doppelstöckige Betten, Fächer fürs Gepäck, aber nichts, um die nassen Sachen aufzuhängen. Waschen uns (alles) an einem Waschbecken in dem offenen Zugangsraum zum Zimmer. Umziehen. Um 18.50 Uhr hinunter zum Abendessen. Die Tische sind zugeteilt. Namenszettel liegen am Ende des Tisches aus. Wasser und Geschirr sind schon mal vorhanden. 8 Leute sind pro Tisch vorgesehen. 2 fehlen noch bei uns.

 

Schreiben und trinken. Morgen wollen wir bis Gavarnie und dort einen "Ruhetag" einlegen. Es wird 19.30 Uhr bis das Essen kommt. Es gibt Gemüsesuppe, dazu Salat, Gemüsegratin mit Entenschenkeln, Pudding und eine Scheibe Käse. Alles schmeckt sehr gut, wobei ich beim Fleisch von den Äußerungen der Tischgenossen ausgehe. Leisten uns 1 Liter Rotwein dazu. Die Tischgenossen sind alle sehr nett. Zwei von ihnen, die wir heute unterwegs mehrfach getroffen haben (sie zelten draußen, da alle 75 Betten der Refuge schon vergeben sind), meinen, Gavarnie, da wären Hinz und Kunz, das wäre sicher voll. Wir werden sehen. Es ist natürlich weit, aber wenn der Pass mit seinen 2.734 m morgen früh hinter uns liegt, müsste es eigentlich machbar sein. Sitzen, trinken Wasser und unterhalten uns. Um 21.30 Uhr aufs Zimmer. Zahnputz etc., dann hinlegen. Frühstück ist für 7.30 Uhr vorgesehen. Schlafe schnell. Als ich nachts einmal raus muss fällt mir auf, dass niemand schnarcht. Döse anschließend nur noch.

 

Freitag, 11. August 2006 - 6. Wandertag

 

Um 6.45 Uhr wird es lebendig. Aufstehen, waschen etc. Die Sachen sind nicht ganz trocken. Ziehe sie trotzdem an. Vorpacken. Dann zum Frühstück. Das wird gebracht. Es gibt Teebeutel, heißes Wasser, ein bisschen Brot und Zwieback. Als Besonderheit gibt es auch Cornflakes und Milch. Tue etwas Milch in den Tee, aber er schmeckt trotzdem nicht. Machen danach alles fertig. Um 8.30 Uhr ist Abmarsch.

 

Das Wetter verspricht wieder heiß zu werden, im Schatten ist es natürlich noch frisch. In Serpentinen den steilen Geröllhang aufwärts. Es sind bereits eine Menge Leute unterwegs. Der Weg ist recht gut zu laufen. Um 9.30 Uhr sind wir an der Abzweigung zum Col d'Arrailie. Eine größere Gruppe vor uns biegt hier ab. Die Nordwand des Vignemale liegt in der Sonne und ist wirklich beeindruckend. Steigen weiter. Sind die ganze Zeit im Schatten. Später kommen wir doch in die Sonne, aber es geht dennoch recht gut. Nur am letzten Stück haut es mich hin und ich schramme mir das Schienbein auf.

 

Um 10.20 Uhr ist die Hourquette d’Ossoue, 2.734 m, geschafft. Jürgen ist natürlich schon eine Weile oben. Von hier aus könnte man den Kleinen Vignemale besteigen, aber das Gepäck hierlassen, wo so viele Leute unterwegs sind, behagt uns nicht. Schauen uns etwas um und sehen auf einer Anhöhe unter uns die Refuge Bayssellance liegen. Laufen ohne großen Aufenthalt weiter, steil abwärts, den stark erodierten Hang hinunter zur Refuge. Um 10.40 Uhr setzen wir uns auf einer Bank an der Hauswand in die Sonne und trinken Tee (1,50 Euro), der nicht schmeckt, dessen Wärme aber gut tut. Nach einem 2. Tee brechen wir um 11.15 Uhr auf.

 

Unangenehm steil abwärts. Wegen der Rutschgefahr muss ich vorsichtig auftreten, was ein relativ langsames Vorankommen garantiert. Auch hier sind einige Leute unterwegs, aufwärts wie abwärts. Nachdem die Schulter des Kleinen Vignemale umrundet ist, haben wir einen Blick auf die Reste des Ossoue Gletschers. Am breiten Gletscherbach machen wir Pause und trinken von

    dem Wasser. Die Sonne ist angenehm, aber es geht ein kühler Wind.

 

Der Pfad geht auf der anderen Seite des Baches weiter. Kurz nach 12.00 Uhr sind wir wieder unterwegs. Felsig, rutschig führt der Pfad zwischendurch kurz aufwärts und wieder abwärts, bis endlich, endlich die Oulettes d’Ossoue erreicht sind, der ebene Grund, wo der Bach zu einem kleinen See aufgestaut ist. Laufen zügig zur Staumauer, wo sich eine cabane befindet. Die erneute Pause tut gut.

 

Der GR 10 wechselt auf die andere Talseite und steigt wieder, an manchen Stellen fast 200 Höhenmeter. Haben deshalb beschlossen, hier vom GR 10 abzuweichen und das Sträßchen zu nehmen, das vom Parkplatz an der cabane hinunter nach Gavarnie führt. Um 14.00 Uhr geht es weiter. In zügigem Schritt abwärts, vorbei an einer weiteren cabane und an der Abzweigung zur Cabane de Saussé - Dessus. Laufen weiter bis zur Pont d'Artigouli, die wir überqueren und einen Pfad durch den Wald von Saint - Savin nehmen, weil Straße auf die Dauer doch nicht das Wahre ist. Der Pfad soll in einer Stunde zur Refuge Les Granges de Holle führen. Zunächst steigt er fast 200 Höhenmeter. Laufen hoch über dem Bach entlang, nur um nach etwa 1 Stunde, nach einem steilen Abstieg, erneut unten zu sein, diesmal an der Pont de Saint-Savin. Hier ist der Abzweig zur Refuge.

 

Wir aber wollen in den Ort, steigen deshalb hinauf zur Straße und auf der über aufgeweichten Teer zügig hinunter nach Gavarnie. Um 16.30 Uhr sind wir an der Tourist Info. Man drückt uns ein Blatt in die Hand, auf dem die Hotels aufgelistet sind. Die günstigen sind angekreuzt. Das erste ist voll belegt, die Gite ebenfalls, Das nächste Hotel hat Platz. Das Zimmer ist oben unterm Dach und hat einen kleinen Balkon mit Blick auf den Cirque. Duschen, dann die Sachen waschen, was dringend nötig ist. Anschließend laufen wir durch den Ort, der voller Touristen und Souvenirläden ist. Überall erschallt das Pfeifen der Murmeltiere. Kaufen Postkarten und Briefmarken, Brot, Käse, Getränke und Pfirsiche. Essen auf dem Zimmer. Der mitgebrachte Südtiroler Bergkäse ist angeschimmelt, die Orangenlimo ekelhaft süß. Schreiben. Gehen abwechselnd telefonieren. Morgen wollen wir noch hier bleiben und ohne Gepäck den Cirque ablaufen. Trinken unten im Speisesaal 1 Flasche Rosé (0,75 l, schön kalt), schreiben Postkarten und schauen uns die Karte an, wegen der morgigen Tour. Trinke noch 1 Tee (muss erst die schmutzige Tasse säubern). Als wir feststellen, dass wir die letzten Gäste sind, machen wir auch Schluss. Um 21.30 Uhr aufs Zimmer. Zahnputz und ins Bett. Jürgen liest noch.

 

 

Samstag, 12. August 2006 - 7. Wandertag

 

Da wir erst um 8.00 Uhr Frühstück kriegen, stehen wir 7.30 Uhr auf. Die Kleider sind trocken. Nach der üblichen Morgenroutine zum Frühstück. Sind die ersten Gäste, aber das Buffet steht schon bereit: Croissants, Baguette, Schinken und Käse, Butter, Honig, Marmelade, Tee, Kaffee, Schoko, Orangensaft usw. Trinke Tee und esse viel Brot. Der Käse ist ausgezeichnet. Danach fertigmachen. Jürgen funktioniert eine Außentasche seines Rucksacks zur Hüfttasche um, und ich nehme seine Einkaufstasche für die Wasserflasche, das Geschäftspapier und die Vliesjacke. Um 8.30 Uhr ziehen wir los.

 

Der Himmel ist bedeckt, die Berge sind in Wolken. An der Kirche und dem Friedhof aufwärts, erst gemäßigt, dann wieder in Serpentinen. Über das Plateau de Bellevue, danach führt der Pfad am Hang eines Seitentales entlang. Das Tal wird dann weiter oben überquert. Jetzt wird es ernst: in steilen Serpentinen aufwärts. Auch heute ist ziemlich Betrieb. An einem Absatz nehmen wir den falschen Pfad und müssen schließlich einen steilen Hang von Felstrümmern hochkraxeln, um auf einen Weg zu gelangen, dem wir folgen. Bald darauf geht es sehr steil im Geröll bzw. am Bach entlang aufwärts - an schwierigen Stellen bietet sich ein Drahtseil als Hilfe an. Endlich ist der letzte, rutschigere Teil auch geschafft, wir stehen auf einem Grat und sehen die Refuge de la Brèche de Roland nicht weit vor uns. Hin. Um 12.50 Uhr ist die Refuge erreicht.

 

Es sollten von Gavarnie aus 4,5 Stunden sein. Das haben wir nicht ganz gebraucht, allerdings hat mich der Aufstieg ziemlich geschlaucht. Habe sogar meine Jacke angezogen, weil es ganz schön kalt ist. Vor und in der Refuge sind ein Haufen Leute. Von hier geht der Pfad in einer Geröllhalde weiter steil hinauf zur Rolandsscharte. Unser Bedürfnis, da auch noch hochzusteigen, ist eher gering. Wir gehen in die Refuge und finden tatsächlich einen Sitzplatz. Im Moment ist es angenehm warm. Trinke 2 Schälchen Tee (zu je 2,50 Euro), Jürgen 1 Tee und 1 Suppe. Die warme Flüssigkeit tut wirklich gut. Die Berggipfel sind ab und zu für kurze Zeit frei, dann wieder in Wolken. Um 13.30 Uhr machen wir uns auf den Rückweg. Wir haben in unseren schweißnassen Sachen inzwischen auch in der Refuge gefroren.

 

Gehen nicht den selben Weg zurück, sondern folgen der Haute Route hinunter in den Cirque. Steigen hinunter in das Hochtal unterhalb der Refuge, das felsig und voller Geröll ist. Erstaunlicherweise scheinen hier einige Leute zu zelten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Isomatte die ganzen Steine ausgleichen kann. Wie kann man da schlafen? Es ist kalt und steil. Wo das Hochtal in den Kessel mündet, haben wir richtige Kraxelabschnitte. Die sind herrlich, aber nicht immer ungefährlich. Da steigen doch tatsächlich Leute mit vollem Gepäck diese Strecke aufwärts. Alle Achtung!! Die Haute Route hat eben in manchen Teilen doch andere Anforderungen als der GR 10 .

 

Die berühmte Grande Cascade ist zur Zeit nur ein Rinnsal und nicht übermäßig eindrucksvoll. Kurz vor 16.00 Uhr sind wir am Talschluss, auf der Touristenstrecke. Schnell sind wir auf dem breiten Weg und bewegen uns zügig durch die Touristenmassen Richtung Ort. Ein kalter, ab und zu heftiger Wind bläst einem den weißen Staub auf Kleidung und ins Gesicht. Als wir den Ort erreichen, 16.30 Uhr, kaufen wir schnell noch ein paar Kleinigkeiten bevor wir uns ins Hotel zurückziehen. Duschen, umziehen. Essen den Rest des angeschimmelten Käses. Schreiben. Heute Abend werden wir im Hotel essen. Ein Hinweis an der Tür sagt, dass es Abendessen ab 19.30 Uhr gibt. Also legen wir uns so lange aufs Bett. Bin wirklich müde. Morgen wollen wir nach Luz Saint - Sauveur. Das ist allerdings ein beachtliches Stück. Ich hoffe, dass wir das packen.

 

Gegen 19.30 Uhr hinunter ins Restaurant. Sind die ersten Gäste. Die Bedienung ist selber noch am Essen. Wenn man die Preise vergleicht, hätten wir wohl das Angebot der Halbpension annehmen sollen. Als ich nach etwas Vegetarischem frage, geraten sie ganz aus dem Häuschen. Schließlich sagt die Chefin, sie werde mir schon etwas machen. Von Suppe war die Rede, von Käse und einem Omelette. Im Endeffekt bringt man mir ein Miniomelette, einen Klacks grüne Bohnen, 3 Salatblätter als Verzierung und etwas Brot. Das ist natürlich viel zu wenig, aber dafür ist die Rechnung beachtlich. Als Nachtisch esse ich einen Gateau Basque (mit Marzipan und Vanillesoße). Trinken eine Flasche Rotwein dazu. Anschließend aufs Zimmer und um 21.30 Uhr ins Bett.

 

Sonntag, 13. August 2006 - 8. Wandertag

 

Da es erst ab 8.00 Uhr Frühstück gibt, stehen wir um 7.30 Uhr auf. Um 8.00 Uhr runter ins Restaurant. Haue beim Frühstück richtig rein: Saft, Tee, Brot, Butter, Käse, Marmelade. Esse noch, als Jürgen schon längst fertig ist. Anschließend fertigmachen. Unten ziehen wir die Stiefel an, zahlen die Übernachtungen, verabschieden uns, suchen einen Mülleimer für unseren Müll und laufen um 9.15 Uhr durch den Ort. .Heute wird ein heißer Tag - in jeder Hinsicht. Beim Aufstehen waren die Berge noch in Wolken, aber jetzt ist alles frei. Trotzdem ist es noch frisch. Einige Damen am Parkplatz schaudert es, als sie uns in kurzen Hosen und Hemdsärmeln sehen.

 

Müssen auf der Straße aus dem Ort, auf der wir vorgestern rein kamen. An der Pont de Saint - Savin zweigt der GR 10 ab, hinauf zum Plateau de Sàugué. Bis wir die Abzweigung erreicht haben, sind wir längst auf Betriebstemperatur. Ein letzter Blick zurück auf den Cirque de Gavarnie, dann steigen wir einen Pfad Hang aufwärts. Die Steiqunq ist erträglich. Unterhalten uns über Filme und den Roman "Puppenmord", von dem Jürgen immer noch schwärmt. Es ist schön sonnig, doch der kalte Wind hält uns frisch. "Auf und nieder, immer wieder .... " so verläuft unser Pfad. Nach fast 1,5 Stunden passieren wir die Gite von Sàugué. Jetzt auf Teer abwärts. Als wir dann auf einen Pfad abbiegen, das Tal des Aspebaches hinunter, fällt mir ein, dass der GR 10 hier umgelegt wurde. Die neue Strecke ist weitaus länger und mühsamer, als die alte. Um 11.30 Uhr sind wir an der Brücke über den Bach.

 

Machen Pause in der Sonne und trinken Wasser. Schauen uns noch einmal genau die Karte an und beschließen dann, dem alten Wegverlauf zu folgen, d. h., wenn der Pfad nach oben abzweigt, bleiben wir auf dem Weg (später Straße) fast bis Gèdre. Kurz vor dem Ort zweigt ein Sträßchen aufwärts ab und fällt später leicht, bis in Trimbareilles die neue Strecke wieder zu uns stößt. Das machen wir. Laufen ewig abwärts, viel länger als gedacht, bis nach etwa 1,5 Stunden endlich die Abzweigung kommt. Folgen dem Sträßchen aufwärts nach Ayrues, dann abwärts nach Trimbareilles. Die Sonne brennt inzwischen erbarmungslos. In Trimbareilles sehen wir weiter vorn 2 Wanderer auf die Straße einbiegen. Da stößt die neue Wegführung wieder zu uns. Durch den Weiler hinunter zum Fluss und auf der Straße an ihm entlang. Die 2 vor uns laufen auch flott. Als sie anhalten, um Brombeeren zu pflücken, holen wir sie ein. Es ist das Paar, das in der Refuge am Vignemale beim Essen neben uns saß. Kurze Begrüßung, dann weiter. Bald sind wir am E- Werk von Pragneres. Hier müssen wir ein Stück der D 921 folgen. Jürgen bräuchte etwas zu trinken, ich wäre auch nicht abgeneigt.Dann kommt der Abzweig und ein Hinweis auf Camping, Cafe, Bar Saint - Bazerque. Das kommt uns gerade recht. Der Pfad zweigt auch erst ein paar Meter davor ab. Hier machen wir Pause. Trinke 1 Tee und 1 Bier. Dass in Frankreich Bier nur in 1/4 Liter Gläsern ausgeschenkt wird, nervt etwas. Das Paar macht hier auch Pause, bricht aber vor uns wieder auf.

 

Wir ziehen um 15.30 Uhr wieder los. Auf Pfaden parallel zur Straße bis zum Weiler Sia. Dann aufwärts zum Kreuz von Sia. Ich glaube, ich erlebe es nicht mehr, aber wir waren schneller, als der Führer angibt. Kurz nach Jürgen treffe ich ein. Es ist bereits 16.45 Uhr. Das bekannte Paar bricht gerade auf. Trinken etwas, dann weiter. Abwärts, abwärts, teilweise - vor allem am Ende, in der Schlucht - sehr steil ( Stufen ). Um 17.30 Uhr sind wir im Thermalbad Saint - Sauveur. Die Straße abwärts zur Pont Napoleon über den Pau. Dort ist 'ziemlich viel Rummel. Überqueren die Brücke und folgen der Straße nach links, Richtung Luz. Die alte Markierung zeigt gleich steil aufwärts, die neue Wegführung verläuft anders. Wir folgen der alten. Als es immer weiter steil aufwärts geht, will Jürgen nicht mehr. Wir folgen einem Weg ( ohne Zeichen ), der eben - oder leicht abwärts - am Hang entlang verläuft. Er bringt uns tatsächlich auf den richtigen Weg (breit und gut zu laufen) und bald zur Kapelle Solferino und zum Napoleon Obelisk. Ohne Halt weiter, am Friedhof vorbei und über die Brücke nach Luz. Es ist 18.00 Uhr.

 

Gleich darauf stoßen wir auf die Jugendherberge, Gite, Restaurant, Campingplatz, alles ein Betrieb. Quartieren uns in der JH ein, nehmen aber kein Abendessen. Aufs Zimmer, duschen, umziehen, dann in den Ort, einkaufen. Dort ist noch enormer Betrieb, viele Läden sind offen. Kaufen Verpflegung und Rotwein. Die Gite hat eine Selbstkocherküche. Haben Probleme mit dem Gasherd, bis uns ein Bewohner zeigt, was zu tun ist. Kochen Tee, essen Brot und Käse und Pfirsiche und trinken hinterher den Wein. Alles schmeckt gut, sind rundherum satt. Sitzen im Innenhof an einem Campingtisch. Schließlich abspülen. Jürgen liest dann, ich schreibe. Das Paar, das wir die ganze Zeit getroffen haben, nächtigt in der etwas gammeligen Gite. Als es dunkel und kälter wird in die JH und um etwa 21.30 Uhr ins Bett. Kann nicht einschlafen. Der Mitbewohner kommt um 24.00 Uhr. Der Camembert zum Abendessen macht sich bemerkbar (Laktoseintoleranz ). Hätte ihn nicht essen sollen.

 

Montag, 14. August 2006 - 9. Wandertag

 

Der Wecker klingelt um 6.50 Uhr. Habe noch 4.00 Uhr schlagen hören, dann nichts mehr. Aufstehen usw. Die Sachen sind trocken. Frühstück soll 7.30 Uhr sein. Sind etwas zu früh. Brot, Butter, Marmelade, Tee. Diesmal gibt es genug Brot. Können sogar Kaffee oder Tee nachholen. Aufs Zimmer, alles fertigmachen. Habe meine stinkigen Socken im Mülleimer deponiert und frische angezogen. Mit Gepäck runter. Bezahlen und JH - Stempel geben lassen. 8.30 Uhr Abmarsch. Das Wetter ist sonnig und warm.

 

Heutiges Ziel ist Barèges. Mit - laut Führer - 5 Stunden Gehzeit ist das ein recht kurzer Tag. Ein paar Schritte zurück, zum Bach. Trinke am Brunnen dort noch 2 Becher Wasser, dann am Bach entlang steil aufwärts, teilweise sogar sehr steil. Es geht aber ganz gut. Plötzlich ein Hinweis am Wegweiser: der GR 10 ist wegen Forstarbeiten unterbrochen und wird über Viella, Viey und Sers (bis auf Viella alles auf der anderen Talseite) nach Barèges geführt. Jürgen, schon ziemlich voraus, ist so gelaufen. Ich hätte mich wahrscheinlich nicht darum geschert, zumal der Hinweis mit Sicherheit recht alt ist, trotte jetzt aber hinterher. Der Pfad - er ist sogar markiert - führt eben, oder leicht abwärts am Hang entlang und dann hinunter nach Viella. Ich ärgere mich - Die Umleitung muss es schon lange geben. Wer weiß, welches die wirklichen Gründe sind.

 

Durch den Ort und auf der Straße hinunter zur D 918. Folgen ihr ein kurzes Stück, dann links ab zur Schrott- und Kompostdeponie. Anschließend steilst aufwärts. Die Sonne brennt vom wolkenlosen Himmel, aber der Wind kühlt. Es läuft gut. Erreichen den Ort Viey, der steil am Hang liegt. Alles ist gepflastert oder zementiert. Durch und eben weiter Richtung Sers. Es sollen 1 1/4 Stunden sein. Brauchen 40 Minuten. Jetzt wäre Zeit für eine Pause. Da bietet sich Café/Bar/Restaurant "Chez Rosette" an. Rein. Draußen ist es wegen des kalten Windes zu ungemütlich. Sind unterwegs schon an mehreren Gites vorbeigekommen. Haben die den Weg deshalb verlegt? 2 Bier und einen Tee. Bin so nass, dass ich meine Sitzunterlage auf den Stuhl legen muss. Meine Sachen tropfen.

 

Um 11.35 Uhr weiter. Bis Barèges sollen es 1 3/4 Stunden sein. Laufen das Tal hinter, bis wir den Bach überqueren können, dann steil hinauf zur Ferme St. Justin. Am höchsten Punkt, nebenan, 1277 m, befinden sich Gipfelkreuz und Hinweistafeln. Schauen kurz alles an, dann weiter. Leicht abwärts. Kommen kurz nach 13.00 Uhr in Barèges an. Die Tourist Info ist gerade geschlossen. Suchen also die Gite l'hospitalet selber. Sie liegt am Weg und soll gut sein. Sie ist bald gefunden. Man hat Platz. Kriegen Zimmer 312. Halbpension kostet 31 Euro für jeden. Abendessen gibt es um 19.30 Uhr.

 

Aufs Zimmer und gleich duschen im Halbstock. Es kommt ewig nur kaltes Wasser. Umziehen und schreiben. Anschließend waschen wir unsere Sachen. Um 14.00 Uhr runter in den Ort. Viele Geschäfte sind geschlossen, aber die Tourist Info ist jetzt offen. Laufen bis zum Ende der Ladenzeile, dann in den Park am Fluss. Setzen uns auf eine Bank in der Sonne. Schließlich weiter. Schauen uns in der Tourist Info um und kaufen ein paar Postkarten, dann zurück zum Quartier. Man sieht dem alten Kasten schon an, dass es einmal ein Krankenhaus war. Schauen uns Karte und Führer wieder an, dann mit einem Buch in die verglaste Veranda des Hauses. Lesen, dösen, weiterlesen.

 

Um 18.00 Uhr wieder in den Ort. Ziehe mich warm an, denn es ist recht kalt geworden. Telefonieren und Verpflegung einkaufen. Zurück. Schreibe 2 Postkarten. Um 19.20 Uhr in den Speisesaal, Tische decken usw. Das Abendessen verspätet sich etwas. Es gibt Pilzrahmsuppe, Brot, ein Stück gebratenes Schweinefleisch, gebratene Auberginen und 1/4 l Rotwein. Als Nachtisch: süßer Quark. Danach setzen wir uns noch in die Veranda mit unserer Flasche Wein. Da wir zum Essen schon Wein hatten, geht es nicht so zügig wie sonst. Sind praktisch die letzten, die den Raum verlassen. Versorgen noch die Gläser und die Flasche, dann - nach Zahnputz usw. - ins Bett. Es ist bereits nach 22.00 Uhr.

 

Dienstag, 15. August 2006 - 10. Wandertag

 

Der Wecker läutet um 7.15 Uhr. Nach der gewohnten Morgenroutine um 7.50 Uhr zum Frühstück. Tisch decken und versorgen: Brot, Butter, Marmelade, Tee, Kaffee. Essen ausgiebig. Zahlen 63.00 Euro. Vorhin hat es geregnet. Beim Aufstehen war noch alles klar. Im Augenblick regnet es gerade nicht. 9.15 Uhr Abmarsch.

 

Heutiges Tagesziel ist die Refuge am Lac d'Aubert. Am Haus aufwärts, dann wieder runter in den Ort zur D 918 und die ein Stück entlang Richtung Col de Tourmalet. Schließlich links ab und aufwärts - auch hier .wurde der Weg wohl umgelegt - vorbei an einem verlassenen Haus und einer Villa und später zu Bauernhöfen. Gelegentlich tröpfelt es. Als der Regen stärker wird, stellen wir uns an einem Baum unter. Weiter. Nach einiger Zeit wieder zur Straße hinunter und, als sie nach rechts abknickt, etwas weiter zur Skistation "Super Bareqes". Überqueren den Coubous Bach und folgen ihm talaufwärts, Die D 918 läuft ein Stück rechts von uns parallel.

 

Bald überqueren wir an der Pont de la Gaubie die D 918, die hier eine große Kehre macht, um zurück ins ursprüngliche Tal zu führen und zum Tourmalet zu klettern. Kurz vor der Brücke passieren wir eine botanische Anlage im Miniformat. Ab hier wimmelt es plötzlich von Tagesausflüglern, die den selben Weg haben. Überholen uns gegenseitig immer wieder. Das Gelände wird steil und felsiger. An einem quer verlaufenden Zaun legen wir eine Pause ein. 2 Typen reparieren den Zaun und das Tor, das einen durchlässt. Einer ihrer Hunde belästigt mich. Weiter. Kommen bald wieder zum Bach hinunter, wo ich meine Flasche auffülle und auch etwas trinke. Hier hat es Pferde auf der Weide. Aufwärts, aufwärts, aufwärts, bis - um 13.15 Uhr -die Cabane d'Aygues-Cluses, 2.150 m, erreicht ist.

 

Die große Masse der Tagesausflügler macht hier Mittagspause. Wir machen nur kurz Halt, dann biegen wir nach rechts ab, Richtung Col de Madamete. Es hat zwischendurch immer mal getröpfelt, aber nie richtig geregnet. Weiter aufwärts, immer in Stufen, wo ein nächster Absatz bzw. eine Rippe, überwunden werden muss. Ein bepackter Einzelwanderer zischt an uns vorbei. Ich taufe ihn bald "Roadrunner" (Ältere kennen vielleicht noch die Comicfigur des rotschopfigen Rennkuckucks), weil er immer sehr flott unterwegs ist, kurz darauf aber von uns wieder überholt wird, weil er Pause macht. Als ich am Bach trinke, sehe ich zufällig, dass wir hier abbiegen müssen. "Roadrunner", weit vor uns, hat das übersehen. Pfeife und winke. Er registriert es, kommt aber nicht zurück, sondern klettert direkt die Felsen hoch. Oben, bei den Lacs de Madaméte, 2.299 m, treffen wir zusammen. Weiter aufwärts zum Lacquet de Madamete, 2.373 m, einem kleine See, dann die nächste Stufe, über die Felsen der Estibere und schließlich noch den letzten steilen Anstieg zum Col de Madaméte, 2.509 m. Ich bin an den Steilstücken recht langsam und so immer hinten. Jürgen wartet manchmal um zu sehen, ob ich auch komme.

 

Es ist schon nach 15.00 Uhr, als wir endlich oben auf dem Pass sind. Es ist kalt. Schnell ein paar Photos, dann weiter, abwärts zu den berühmten Seen. Der Himmel, der die ganze Zeit schon trübe und verhangen war, legt jetzt los. Aber es regnet nicht, es hagelt. Schnell den Poncho über und weiter. An einem kleinen See vorbei, über riesige Granitblöcke. 3 Wanderer haben hier unter einem Überhang Schutz gesucht. Wir halten uns nicht auf. Aus dem Hagel ist inzwischen Regen geworden, der Pfad ein halbes Bachbett. Unten laufen wir dann auf Gras. Am Westufer des Lac d'Aumar entlang zur Refuge am Lac d'Aubert. Sehen nirgendwo einen Hinweis, was ungewöhnlich ist, laufen aber trotzdem hin. Dort erwartet uns eine unerfreuliche Überraschung. Am Endpunkt der Straße ist eine Bushaltestelle mit Schutzhäuschen, in das wir uns begeben(2.192 m ). Die CAF Refuge nebenan ist geschlossen. Sie wurde umgewandelt in ein Winterschutzhaus für Waldarbeiter und Arbeiter am Kraftwerk. Was nun? Obwohl das ganze Gebiet der 5 Seen Naturschutzgebiet ist, darf man am Lac d'Aubert zelten. Unser Roadrunner macht das.

 

Aber bei der Witterung zelten, wo alles nass ist, die Kleider nicht trocknen, keine heiße Dusche? Das macht uns nicht an. Aber was sind die Alternativen? Wenn wir der Straße folgen und zum Lac d'Oredon absteigen, stoßen wir dort auf das Chalet d'Oredon. Das würde aber 350 Höhenmeter Abstieg bedeuten, die wir morgen wieder hoch müssten und das ohne Sicherheit, dass man überhaupt Platz für uns hat. Jürgen lehnt das ab. Die 2. Möglichkeit heißt, auf dem GR 10 weiterlaufen, über den Col d'Estoudou, 2.260 m, bis zur Refuge am Lac de l’Oule. Noch 2,5 Stunden? Mir reicht es jetzt schon. Aber Jürgen packt mich bei der Ehre. Er meint: "Du sagst doch immer, wir seien groß und stark". Das stimmt natürlich. So können großkotzige Sprüche auf einen zurückfallen.

 

Also gut. Der Regen hat aufgehört. Folgen der Straße bis zum Ende des Lac d'Aumar. Dort zweigt der GR 10 ab. Es ist jetzt 16.50 Uhr. Ein Schild sagt "CoI d'Estoudou, 45 Minuten". Der Pfad verläuft zunächst eben, dann abwärts. Immer weiter abwärts. Kann das sein? Schließlich beginnt der Aufstieg zum Col. Hier erwischt uns ein Gewitter. Es gießt, blitzt und donnert. In immer neuen Wendungen aufwärts. Kämpfe und singe vor mich hin. Als ich mal den Kopf hebe, steht ein älteres Paar vor mir, das in Gegenrichtung unterwegs ist. Brauche 52 Minuten, bis ich oben bin. Von nun an gehts bergab! Einmal zieht es mir die Beine weg. Bei Nässe ist eben alles gefährlich, egal ob Gras, Felsen oder nackte Erde. In nicht ganz 30 Minuten sind wir unten am See, der erstaunlich wenig Wasser hat. Nach rechts am See entlang zur Staumauer, wo die Refuge liegt.

 

Um 18.35 Uhr ist sie erreicht. Hinein. Tropfen alles voll. Man hat Platz für uns. Bestellen Abendessen und Frühstück. Kriegen ein kleines, schmales, schräges 2 Mann Zimmerchen unterm Dach. Gepäck ab, duschen (im Keller). Komme dabei irgendwie unglücklich an die nackte Birne und kriege eine gewischt (bin ziemlich geschockt). Neben unserem Zimmerchen ist der leere Massenschlafsaal. Dort hänge ich meine nassen Sachen zum Trocknen auf. Es kommt sowieso keiner mehr. Dann ist es schon Zeit fürs Abendessen. Außer uns ist nur noch ein junges Paar in der Herberge. Es gibt irgendetwas Kaltes mit leichtem Fischgeschmack als Vorspeise. Lässt sich aber essen. Erfahre hinterher, dass es ein gepresstes Gemisch aus Fisch und Krebsfleisch ist. Die anderen 3 kriegen Hühnerschenkel, ich Omelette mit Salatblättern und frittierten Kartoffelbreibällchen. Dazu natürlich Brot und Wasser und für uns, extra, 1 Flasche Rotwein. Die Entscheidung, bis hierher weiterzulaufen, war absolut richtig. Sind alle satt. Trinken noch einen halben Liter Rotwein sowie Wasser und schreiben bzw. lesen. Inzwischen ist es 21.00 Uhr. Die Wirtsleute haben sich schon verabschiedet, und wir gehen auch bald ins Bett. Draußen regnet es noch immer tüchtig. Frühstück gibt es um 7.30 Uhr. Hoch. Hole mir eine zweite Decke und lege Wecker und Taschenlampe bereit. Schlafe gut.

 

Mittwoch, 16. August 2006 - 11. Wandertag

 

Kurz vor 7.00 Uhr klingelt der Wecker. Hätte gut noch länger schlafen können. Aufstehen etc. Die Sachen im großen Schlafraum sind trocken. Gegen 7.30 Uhr runter. Noch ist alles dunkel. Dauert bis 7.40 Uhr, bis die Wirtin Licht macht und das Frühstück bringt. Tee, Müsli (gut), Brot, Butter, Marmelade, Saft. Essen ausgiebig. Packen dann und zahlen (75,30 Euro). Mein Poncho ist zum Teil noch nass, die Stiefel gehen.

 

Um 8.30 Uhr los. Heutiges Ziel ist Azet. Die Gehzeit soll 8 Stunden 10 Minuten betragen. Den Weg auf der Ostseite des Sees entlang und den ersten Weg rechts steil aufwärts. Das ist eine Abkürzung, die eine größere Schleife des GR 10 abschneidet. Das Wetter ist bis jetzt recht gut. Kommen an einer Kuh vorbei, die gerade ein Kalb bekommen hat und es leckt. Die Nabelschnur hängt ihr noch hinten heraus. Überlege, ob wir die Leute in der Refuge verständigen sollen, aber dann sage ich mir, dass die Tiere sicher an das Leben hier angepasst sind und alleine zurecht kommen.

 

Weiter steil aufwärts. Der Himmel ist mittlerweile bedeckt, aber die Gipfel, soweit sie in Sicht sind, sind frei. Es weht ein kühler Wind, ab und zu tröpfelt es etwas. Steil, steil. Schließlich ist die erste Kante erreicht. Nun geht es fast eben weiter, bis zur Station des Skilifts. Hier wird kräftig gewerkelt. Der Wind und der Regen werden heftiger, also hängen wir das Regenzeug um. Über Gras weiter steil aufwärts zum Col de Portet, 2.215 m, den wir gegen 10.00 Uhr erreichen. Der GR 10 hat uns damit eingeholt. Jetzt geht es abwärts. Der schmale Pfad ist nicht immer gut zu laufen. Etwas später überholen wir das Paar aus der Refuge. Abwärts, abwärts, anfangs gemütlicher, später steil. Machen kurz Halt, weil Jürgen seine Regenjacke auszieht. Ich habe mein Zeug schon vorher eingepackt. Müssen gelegentlich auch Steine' aus den Stiefeln entfernen. Werden von 4 schnellen, jungen Leuten überholt. Nach einiger Zeit ziehen wir wieder vorbei, als sie Pause machen.

 

Es geht jetzt ernsthaft abwärts, sehr steil, an einem Zaun entlang bis auf einen Weg. Knie und Oberschenkel sind stark belastet. Um 12.00 Uhr legen wir eine kurze Erholungspause ein, dann führt der Pfad weiter abwärts, steil und rutschig. Es tröpfelt immer mal wieder. Mein rechtes Bein will nicht mehr richtig. Kreuzen die Straße zwei Mal und sind kurz nach 13.00 Uhr endlich unten in Vielle-Aure, 800 m. Um 13.10 Uhr sind wir an der Tourist Info, aber die macht erst um 14.30 Uhr wieder auf. Bis zur Gite in Azet sind es noch etwa 1,5 Stunden. In einer Bar 2 Bier, 2 Tee 3 Postkarten. Inzwischen ist es fast 14.00 Uhr. Zahlen und zur Post. Rufen die Gite in Azet an. Es nimmt niemand ab. Zur Tourist Info. Müssen 5 Minuten warten, dann macht sie auf. Die Dame ruft für uns an 2 verschiedenen Stellen in Azet an, aber es nimmt niemand ab. Danke. Laufen trotz der Ungewissheit los. Durch den restlichen Ort und auf Nebenwegen nach Bourisp. Überqueren die D 116 und steigen hinauf zum Rand des Dorfes. Anschließend einen Pfad steilst aufwärts. Laufe wie immer langsam, schwitzend, gleichmäßig hinterher. Als wir endlich ein Dorf erreichen, ist es nicht Azet, wie erhofft, sondern erst Estensan. Also durch. Überqueren die D 25 und folgen, eben, einem Nebensträßchen. Schließlich biegen wir ab, hinauf zu einer Kehre der D 25 und steigen einen steilen Pfad hinauf nach Azet. Zur Kirche.

 

Dort, stehen ein Kiosk und ein Zelt. Offensichtlich feiert man hier ein Fest. Suchen Quartier. Eines ist geschlossen. Ein Stück weiter ist die "Bergerie", die überall Reklame gemacht hat. Die macht aber erst um 16.30 Uhr auf. Es ist gerade 15.50 Uhr. Also setzen wir uns auf Gartenstühle vor die Tür und warten. Jürgen läuft ein bisschen herum und entdeckt die Gite, ein Stück das Gässchen hinunter. Er fragt. Es ist nur die Oma da, aber sie sagt es wäre Platz. Also hin ( 16.20 Uhr ). Die Schlafräume sind im 1. Stock. Dort einrichten. Duschen, umziehen, waschen, gewaschene Kleidung aufhängen. Dann im Ort umschauen. Es ist noch nichts los auf dem Fest. Laden gibt es leider keinen. Müssen also unser Zeug essen. Um18.00 Uhr zurück zur Gite. Im Aufenthaltsraum/Küche kochen wir Tee und essen Brot und allen Käse. Als Frühstück haben wir morgen somit Müsli und Tee. Unterhalten uns noch eine Weile. Anschließend abräumen und abspülen.

 

Um 20.00 Uhr nochmal hinauf zur Kirche. Es sind jetzt mehr Leute da und laute Musik dröhnt, aber auch jetzt stehen alle nur am Kiosk und trinken. Als es anfängt zu regnen zur Gite. Schreiben und lesen. Unser morgiges Ziel ist Germ. Vorher kommen wir durch Loudenvielle. Dort müssen wir unbedingt neue Vorräte einkaufen. Haben nur noch Müsli. Die Leiterin der Gite kommt tatsächlich, fragt, wie es geht und wann wir morgen aufbrechen. Die Übernachtung kostet 11,50 Euro pro Person. Lese noch ein bisschen, dann hoch in den Schlafraum. Es ist kalt geworden. Die Abflüsse stinken ziemlich. Zahnputz, dann ins Bett. Nehme 2 Decken. Die Betten sind versetzt im rechten Winkel zueinander gebaut, so dass man nur wenig Fußraum hat.

 

Donnerstag, 17. August 2006 - 12. Wandertag

 

Um 7.30 Uhr schmeißt uns der Wecker raus. Die 2 Decken waren angenehm warm. Aufstehen usw. Die Kleider sind trocken, nur das Handtuch ist noch nass, und die Socken sind feucht. Draußen ist es trübe. Jürgen hat schon Wasser aufgesetzt für Tee. Frühstück: Tee, der mir heute nicht schmeckt und Müsli, das essbar ist. Besprechen nochmal den heutigen Plan: wollen nur bis Germ. Der an sich schon kurze Tag (5 Stunden, 40 Minuten) wird durch die Tatsache, dass wir gestern bis Azet gelaufen sind, 1 Stunde 30 Minuten kürzer, so dass wir nur etwa 4 Stunden zu laufen haben. Abspülen, packen, zahlen.

 

Etwa 8.50 Uhr Aufbruch. Der Himmel hat viele große, flauschige Wolken und Sonne. An der Kirche vorbei aufwärts. Müssen zum Col Couret de Latuhe, 1.586 m, hinunter nach Loudenvielle, 970 m, und dann wieder hinauf nach Germ, 1.339 m. Der Aufstieg von Azet ist zunächst steil. Ich wünsche mir einmal einen Weg, der langsam ansteigend hinauf zum Pass führt und genau das geschieht jetzt. Es ist sehr angenehm zu laufen. Nur gelegentlich gibt es Matsch- oder Steilstücke. Um 10.15 Uhr ist die Couret de Latuhe geschafft. Wir haben schöne Sonne und einen starken, aber angenehmen, Wind. Ohne großen Aufenthalt weiter. Erst steil abwärts, dann auf schönen Graswegen, später wieder steil. Das letzte Stück ist unverschämt. Um 11.15 Uhr sind wir bei den Läden von Loudenvielle.

 

Das ist eindeutig ein Touristenort, es herrscht ein ganz schöner Betrieb hier. Mit unseren großen Rucksäcken und dem rustikalen Äußeren fallen wir ziemlich auf. Kaufen Getränke, Verpflegung und Postkarten. Inzwischen ist der Himmel bedrohlich schwarz geworden, so dass wir uns um 12.05 Uhr schleunigst auf die Socken machen. Laut Führer sind es 70 Minuten bis Germ. Wie üblich geht es steil aufwärts. Als der Hang extrem wird, gönnt man uns Serpentinen. Gegen Ende überholt mich der "Roadrunner", den wir seit dem Lac d'Aubert nicht mehr gesehen haben. Er hat tatsächlich dort gezeltet. Ab und zu tröpfelt es etwas, dann haben wir wieder heiße Sonne. Um 13.10 Uhr bin ich oben. Jürgen unterhält sich mit dem Roadrunner, der dann weitermarschiert. Wir gehen zur Gite. Sie ist nahe und sieht sehr komfortabel aus. Sie haben Platz. Ziehen unsere Stiefel aus und warten, denn unser Zimmer wird gerade gemacht. Das dauert. Leider gibt es kein Abendessen für uns. Sie beherbergen im Augenblick ein Jugendorchester, das hier probt.

 

Unser Zimmer ist ein 4er. Duschen, umziehen. Inzwischen schüttet es wie aus Eimern. Der arme Roadrunner. Friere jetzt und lege mich aufs Bett. Das Jugendorchester gibt morgen ein Konzert. Was man von der Probe so hört ist nicht überwältigend. Als sie mal eine Pause einlegen, schauen wir uns das Haus an. Gerade sind noch 2 Wanderer gekommen. Setzen uns auf die Aufenthaltsempore. Jürgen liest Zeitung, ich schreibe. Draußen gießt es noch immer. Legen uns im Zimmer noch einmal kurz hin. Um 18.30Uhr wollen wir essen. Fragen am Empfang, wo wir das können. Man sagt uns, im Nebengebäude sei die Selbstkocherküche der Gite usw. und verkauft uns auch eine Flasche Wein (5 Euro). Mit unseren Esswaren raus und durch den Regen hinüber zum alten Gebäude. Setzen Teewasser auf und decken den Tisch. Essen unser ganzes Brot und den Käse. Der Tee ist gut, der Wein ist gut. Anschließend abspülen usw. Dann rüber zur Empore. Jürgen will noch Wein. Die 2 Flasche kostet nur 4 Euro. Nanu? Unten essen die Musiker. Schreiben, lesen, Wein trinken. Vor 22.00 Uhr aufs Zimmer. Draußen regnet es dermaßen, dass wir ausnahmsweise das Fenster zumachen, weil es hereinregnet.

 

Freitag, 18. August 2006 - 13. Wandertag

 

Um 5.00 Uhr wache ich auf und öffne das Fenster. Die Decken sind wunderbar warm. Um 7.15 Uhr läutet der Wecker. Aufstehen usw. Die Kleider sind trocken. Zum Frühstück. Müssen es selber herrichten. Es ist alles da, man muss es nur finden. Saft, Tee, Brot, Butter, Marmelade. Essen ausgiebig, vor allem ich viel Brot. Dann wegräumen, Tisch abwischen, fertigmachen. Nach den üblichen restlichen Verrichtungen gegen 9.00 Uhr los.

 

Das Wetter ist herrlich, Sonne ohne eine Wolke am Himmel. Die verstecken sich hinter den Bergen. Heutiges Ziel ist die Refuge-Auberge am Lac d'Oô , laut Führer 6 Stunden 40 Min. entfernt. Der Col (Couret) d'Esquierry, über den wir drüber müssen, ist 2.131 m hoch, Germ liegt auf 1.339 m. Auf den hohen Bergen ist der Regen von gestern Abend und letzter Nacht als Schnee heruntergekommen.

 

Auf der Straße aus dem Ort. Zunächst ein Stück steil aufwärts, dann auf einem eher gemütlichen Weg weiter. Aus dem Weg wird ein schmaler Pfad, der an einem Zaun entlangläuft. Man läuft eine ganze Weile wie auf einem Balkon, mit großartiger Aussicht auf diesen Teil des Vallée de Louron und die umliegenden Berge. Als der Zaun plötzlich senkrecht den Hang hinaufsteigt, verläuft der Pfad überraschenderweise abwärts, in Richtung des tief unter uns liegenden Tals. Im Nachhinein ist klar, dass wir dem Zaun noch ein Stück hätten folgen müssen. So aber geraten wir auf die Variante, die zur Cabane d'Ourtiqa, einer Schäferhütte, führt. Landen im Tal bei einem Miniteich mit Stauwehr, haben aber immer Markierungen. Es sind viele Kühe unterwegs, dem entsprechend hat es massenhaft Kuhfladen. Beraten kurz, was wir tun sollen. Folgen einfach weiter der Markierung, da die Variante später zurück zur Normalroute führt.

 

Es geht leicht aufwärts, über Weiden und durch eine Kuhherde zur cabane, an der sich alle Kühe versammeln und in der einige Wanderer übernachtet haben. Muss erst einmal meine Stiefel entrümpeln. Überqueren einen breiten und ein paar kleine Bäche und irren etwas über den Hang, bis die Markierung wiedergefunden ist. Ab jetzt geht es unablässig aufwärts, steil natürlich. Das ist sehr mühsam. Komme nur langsam voran. Der Pass scheint nahe, aber das täuscht. Selbst als wir schon ziemlich weit oben sind und jede Kante das Ziel zu sein scheint, entpuppt sie sich nur als weiterer Absatz. Um 12.05 Uhr bin ich endlich oben. Nach kurzer Trinkpause weiter, denn Jürgen friert.

 

Der Abstieg im Val d'Esquierry ist zunächst halbwegs angenehm, wird aber zunehmend steiler. Der Schluss ist mörderich. Beine und Knie wimmern direkt. Hier könnten Stöcke wirklich eine Hilfe sein. Die blanke Erde ist sehr rutschig. Natürlich haut es mich auch mal hin. Gegen 13.50 Uhr sind wir unten im Val d'Astau bei der Refuge "Les Granges d'Astau" Hier gibt es 2 Lokale nebeneinander, einen großen Parkplatz und massenhaft Leute. Gehen zur Refuge, auftanken. 2 Bier, 2 Tee (Twinings Earl Grey, schmeckt direkt!).

 

Jürgen ruft in der Refuge am Lac d'Oô an und reserviert. Gegen 15.00 Uhr brechen wir auf. Laut Führer sind es noch 75 Minuten. Viele Touristen wollen auch dort hin. Am Fluss entlang aufwärts, bald in zahlreichen Kehren, bis die knapp 400 Höhenmeter zum See (1.504 m ) geschafft sind. Bin um 16.00 Uhr da. In die Refuge. Kriegen ein Zimmer unterm Dach, eng und niedrig. Haue mir mehrfach den Kopf an. Es gibt auch nichts, an dem wir die Kleidung aufhängen könnten. Duschen, umziehen. Hängen dann die nassen Sachen im Lager über die Bettenden. Draußen geht ein sehr frischer Wind. Legen uns ein bisschen aufs Bett und dösen. Um 17.30 Uhr aufstehen, schreiben und lesen. Inzwischen sind noch 2 Wanderer gekommen, ein Pärchen.Trinken unten je eine Halbe Bier und ich noch einen Tee, der hässlich schmeckt und warten auf das Abendessen. Als das Pärchen erscheint, wird es gebracht. Es gibt Suppe und anschließend Linseneintopf mit Schweinefleisch und kleinen Würstchen. Der junge Mann des Pärchens scheint Moslem zu sein und kriegt, wie ich, Gemüsehirse (kalt) mit 3 Meloneschnitzen, Ananasstücken und ein paar Tomaten. Außerdem gibt es für jeden 1/4 I Rotwein. Da das Pärchen keinen trinkt, ist alles für uns. Als Nachtisch gibt es ein Stück gedeckten Apfelkuchen. Jürgen und ich gönnen uns noch einen Krug Wein, dann haben auch wir genug. Gegen 21.45 Uhr ins Bett. Schlafe schnell.

 

 

 

 

Samstag, 19. August 2006 - 14. Wandertag

 

Stehen um 7.00 Uhr auf, da es um 7.30 Uhr Frühstück gibt. Unsere Sachen sind trocken. Nach der gewohnten Routine zum Frühstück. Trinke schwarzen Kaffee (der Tee ist zu schlecht ). Es gibt geröstete Brotstücke (gut zu schmieren, schlecht zu beißen ), Butter, Marmelade. Hole Brot nach (jetzt ungeröstet). Eine Tasse Kaffee ist zu wenig, trinke dann aber lieber Wasser. Fertigpacken, zahlen 94,50 Euro und brechen um 8.35 Uhr auf. Heutiges Ziel ist Bagneres-de-Luchon, angeblich ein 8 Stunden Marsch. In der Refuge hing ein Zettel über ein Hotel/Chalet in Luchon (Halbpension für 29.00 Euro). Die Wirtin hat für uns angerufen und uns für 1 Nacht gebucht.

 

Das Wetter sieht gut aus, obwohl hinter den hohen Bergen Wolken lauern. Laufen ein Stück am östlichen Seeufer entlang. Kurz vor uns sind die 4 jungen Männer, die wir immer wieder treffen. Weiß der Teufel, wo die letzte Nacht geschlafen haben. Als wir ein Viertel um den See herum sind (der Wasserfall beeindruckt mich weiterhin enorm ), geht es im Zickzack aufwärts. Natürlich steil. Gott und die Welt kommt von hinten und überholt mich. Egal, ich laufe meinen Schritt. Der Weg dient teilweise auch als Bachbett und ist sehr felsig. Weiter oben hat man aus den Felsen sogar eine Art Pflaster gebaut, wohl um die Erosion einzudämmen. Der Weg führt auch zum nahen Lac d'Espinqo und der Refuge dort. Als wir kurz davor abzweigen, sind wir plötzlich allein. Alle gehen die andere Strecke. Erst ist der Pfad noch ein bisschen felsig, dann geht es einen grasigen Hang im Zickzack nach oben, teilweise sogar in der Sonne. Trotzdem ist es noch recht frisch. Als wir losgingen, quoll der Nebel über Refuge und Lac d'Oô, jetzt wallt er ständig weiter herauf, als wolle er uns erreichen. Manchmal sind See und Refuge auch für eine kurze Zeit frei.

 

Um 11.45 Uhr ist die Scharte, Hourquette des Hounts - Sees, 2.275 m, geschafft. Jürgen sitzt ein paar Meter davor, windgeschützt. Kurze Pause in der Sonne. Trinken etwas. Um 12.05 Uhr geht es weiter. Zunächst ist der Pfad halbwegs angenehm, dann wird er schmal, felsig und steiler. Jede Menge Leute kommen uns entgegen. Bald wird der Weg besser und angenehmer. Er verläuft in stetem Auf und Ab unter den Nordwänden des Pic de Coume Nere und des Pic de Subescale und zieht sich ziemlich. Wenn wir gedacht haben, dass es bis zum Skigebiet von Superbaqneres nur noch bergab ginge, werden wir bitter enttäuscht. Dazwischen liegt noch der Col de la Coume de Bourg, der mit 2.272 m praktisch genauso hoch ist wie die Hourquette, die hinter uns liegt. An einem grasigen Hang rutsche ich ab. Mein schweres Gepäck wirft mich über die Kante. Mit viel Glück kann ich mich nach wenigen Metern an robusten Grasbüscheln festhalten und auf den Weg zurück krabbeln. Schließlich ist der Pass erreicht.

 

Jetzt geht es wirklich abwärts nach Superbaqneres, wo wir um 13.50 Uhr eintreffen (1.804 m) Meine Knie. mein linker Knöchel und meine Beine sind nicht begeistert. Vor der Anlage links ab zu einem Pavillon mit Bank. Kurze Pause. Trinke meine Flasche leer, dann in endlosen langen oder kurzen Kehren mehr oder weniger steil abwärts, manchmal sogar gefährlich. Zwei Mal überholen uns Mountainbiker mit Karacho. Wenn man die nicht rechtzeitig hört oder der Pfad gerade eng ist, kann es interessant werden. Kurz bevor wir unten sind, fragt eine ältere Frau, ob sie in 30 Minuten
hinauf nach Superbagnères kommt
. Wir raten ihr ab. Wir haben für den Abstieg 2 Stunden gebraucht.

 

Um 16.00 Uhr sind wir im Ort (630 m ), der heute und morgen das Blumenfest feiert. Die Musik der Umzüge haben wir schon von hoch oben gehört. Das Hotel ist schnell gefunden. Es ist alt und verwinkelt. Haben Zimmer 5 im 2. Stock. Es hat ein franz. Bett. Die Dusche im Flur ist O.K . Waschen unsere Sachen und hängen sie auf. Anschließend einkaufen. Das Hotel liegt zentral. Es ist nur wenige Meter von der Haupteinkaufsstraße entfernt. In verschiedenen Supermärkten kaufen wir Käse, O-Saft und Brot. Jürgen braucht eine Zeitung. Zu unserer Überraschung entdecken wir den Schwenninger Fanfarenzug, der an den Umzügen teilnimmt. Kaufen noch ein paar Postkarten, bevor wir ins Hotel zurückgehen.

 

Beraten mit Karten und Führer die weiteren Tagesstrecken, die wir zu schaffen glauben. 5 weitere Tage wären vernünftig, dann hätten wir eine gute Ausstiegsmöglichkeit und könnten hier noch einen Ruhetag einlegen. Schreiben. Schließlich runter in den Speisesaal zum Essen. Es gibt Suppe, für mich Nudeln mit Käse überbacken und Salat. Danach Käse und ein Stück Kuchen. Trinken Wasser und je 1/4 Rotwein dazu (der ist eher süßlich, als trocken). Gönnen uns noch ein Viertel und machen die zusätzliche Nacht klar. Frühstück soll es um 8.00 Uhr geben. Um 21.00 Uhr aufs Zimmer. Schreiben, lesen, dann ins Bett.

 

Sonntag, 20. August 2006 - Ruhetag

 

7.30 Uhr aufstehen usw. Frühstück: Brot, Butter, Marmelade, Tee. Anschließend zum Ortszentrum. Das ist abgesperrt, wegen des Blumenfestes, Eintritt 7.50 Euro. Das ist uns zu viel. Das Wetter ist sonnig mit Wolken. Über Nebengassen umgehen wir das Sperrgebiet und schauen, wo der Weg morgen weitergeht. Laufen ein ganzes Stück an einem See und einem Flugplatz (Grasplatz) entlang und sehen einmotorige Flugzeuge starten und landen. Schließlich zurück. Sitzen eine Weile im Park am anderen Ortsende. Dann wieder um das Sperrgebiet zum Markt, wo gerade dicht gemacht wird. Kaufen Käse, Saft und Brot als Mittagessen. Zum Hotel. Lege mich ein bisschen hin, Jürgen wäscht.

 

Um 14.45 Uhr zum Marktplatz. Setzen uns auf eine Bank und essen Brot und Käse und sitzen noch eine Weile herum. Danach wieder herumlaufen. Die Sperrzone ist jetzt offen, da die Veranstaltungen fast vorbei sind. Zwängen uns durch die Menge. Um 17.30 Uhr zurück zum Hotel. Schreiben, dann lesen. Um 19.30 Uhr zum Abendessen. Es gibt Suppe und für mich Pommes und Salat, danach Käse und Obst. Bin ziemlich satt. Trinken wie immer Wasser und Wein dazu. Sind erneut die Letzten, die den Raum verlassen. Um 21.30 Uhr aufs Zimmer. Es wird eine wüste Nacht. Schlafe lange nicht ein, da andere Hotelgäste lange Lärm machen, auch auf dem Flur. Am Morgen bin ich nicht besonders fit.

 

Montag, 21. August 2006 - 15. Wandertag

 

7.00 Uhr aufstehen usw. ,7.30 Uhr Frühstück, wie gehabt. Sind die ersten Gäste. Erst als wir fertig sind, kommen die nächsten. Alles fertigmachen, dann zahlen (140 Euro). Die Wirtin fragt, wo wir hin wollen. Wir sagen: "Fos". Da schlägt sie die Hände über dem Kopf zusammen, das sei zu weit, da müssten wir im Wald schlafen. Tatsächlich sagt auch der Führer, man bräuchte 12 Stunden bis Fos (reine Gehzeit, versteht sich) und müsse daher in der Cabane d'Artigue nächtigen. Wir werden sehen.

 

8.30 Uhr Abmarsch. Das Wetter ist sonnig und heiß. Laut Karte und Führer müssten wir nun Straße laufen bis Juzet - de - Luchon. Aber, wie wir gestern festgestellt haben, wurde der Weg in angenehmeres Gelände umgelegt. Laufen ziemlich flott zur Straße nach Juzet, dann in und durch den Ort. Ab jetzt geht es aufwärts, wie immer steil. Die Straße führt in Kehren hinauf zum Dorf Sode. Unser Pfad verläuft zunächst parallel zur Straße, schneidet dann aber die Kehren in scheußlichem Zickzack ab. In Sode zuerst ein Stück eben, dann aufwärts, dann sehr steil in vielen Kehren hinauf nach Artigue (1.230 m ).

 

Es ist 11.00 Uhr. Nach kurzer Verschnaufpause weiter, jetzt ein längeres Stück in der prallen Sonne. Es ist herrliches Wetter und man hat eine tolle Sicht, aber es ist auch heiß und wahnsinnig schwitzig. In großem Bogen und gewohnt flott aufwärts bis zum Punkt 1.432 m, wo wir in den Wald eintreten. Dort deute ich ein Zeichen falsch und wir steigen fast direkt den steilen Hang aufwärts - auf einem Wildpfad, wie sich später herausstellt. Jürgen geht zurück. Ich steige auf anderen Wildpfaden schräg aufwärts und stoße am Waldrand auf den Weg, der längst wieder im Freien verläuft und in Kehren aufwärts führt. Jürgen ist ein ganzes Stück weiter unten. Hinauf zur Cabane de Saunères, 1.660 m, wo wir eine kurze Pause einlegen und etwas trinken. Ich tropfe und habe keinen trockenen Faden mehr am Leib. Haben von Artigue eine Stunde gebraucht. Die Hoffnung, jetzt ein größeres Stück eben laufen zu können, wird leider enttäuscht. Wir steigen weiter auf zur Serrat de Créspés und folgen dem ansteigenden, felsigen Kamm zum Col de Peyrehitte, 1.947 m, alles in praller Sonne. Das wird mir sehr sauer. Jürgen wartet am Col. Ein Schild sagt: "Quelle, 5 Minuten". Also hin und erst dort Pause (etwa 13.30 Uhr ). Die Quelle fließt sehr schwach und schmeckt stark nach dem Eisenrohr, aber das ist uns im Augenblick egal.

 

Gegen 14.00 Uhr weiter. Hier hat man nun die Wahl: der Normalweg steigt gemächlich den Hang aufwärts bis zum Col d'Esclot d'Aou, von wo es steil abwärts geht. Die Variante führt auch dort hin, aber über die Höhen, was bei dem derzeitigen Wetter praktisch ein "Muss" ist. Der erste Anstieg zum Col des Taons de Bacariere, 1.976 m, ist kein Problem. Bin jetzt wieder recht fit, wenn auch, wie gewohnt, langsam. Sind hier an der französisch-spanischen Grenze, deren Verlauf wir ein Stück folgen. Folgen dem Kamm nach Nordosten bis zum Pic de Bacanère, 2.193 m, wobei wir auf eine Reihe von Grenzsteinen stoßen. Folgen der Grenze weiter bis zum Pic de la Hage, 2.165 m, wo die Grenze abbiegt. Wir halten uns an die Crête des Cigalères bis zum Col d'Esclot d'Aou, 2.093 m. Kurz nach 15.00 Uhr ist er erreicht.

 

Der Abstieg zur Cabane d'Artigue soll 1 1/4 Stunden dauern, der nach Fos 3 Stunden. Der Abstieg ist wie so oft schrecklich: steil und sehr mühsam zu laufen. Eine Katastrophe für die Knie usw. Erreichen schließlich die für uns nutzlosen Hütten von Courraux, 1.586 m, in deren Umgebung massenhaft Kühe unterwegs sind und das Gelände ziemlich zertrampelt haben, was das Gehen zusätzlich erschwert. Auf einem schrecklichen Weg weiter abwärts zu einem Bach, an dem wir eine Trinkpause einlegen. Bald weiter. Der Pfad verläuft jetzt halbwegs eben zur Cabane d'Artique, Begutachten sie. Für den Notfall ist sie sicher in Ordnung, aber es ist kein Wasser in Sicht, außer dem Bach, von dem wir kommen. Für uns ist klar: unser Ziel ist Fos.

 

Von hier geht es erneut ernsthaft abwärts. Zunächst - und später immer mal ein weiteres Stück - auf einem schönen Forstweg. Dazwischen aber liegen lange Strecken schlimmer Pfade, steil, manchmal zugewachsen, felsig, oder der Bach läuft auf dem Pfad, jedenfalls mühsam zu laufen. Und das zieht sich. Ich glaube, ich erlebe es nicht mehr. Um 17.40 Uhr wähnen wir uns unten, nur geht es plötzlich teilweise wieder aufwärts. Um 18.00 Uhr sind wir wirklich ganz unten im Tal der Garonne und laufen den Weg an einem Kanal entlang. Um 18.15 Uhr sind wir im Ort. Haben genau 3 Stunden gebraucht, wie oben am Col angesagt.

 

Zur Gite. Aber die ist mit einer Gruppe deutscher und französischer Jugendlicher belegt. Der Verantwortliche ist gerade nicht da. Haben keine Lust zu warten und laufen zum Hotel an der Straße, wo wir unterkommen. Erst einmal 2 Bier. Dann hoch in den 2. Stock, Zimmer 8, zur Straße. Duschen, umziehen, Sachen waschen. Um 19.30 Uhr hinunter ins Restaurant, essen. Zunächst noch ein Bier und einen Tee. Schreibe ununterbrochen. Kriege Salat als Vorspeise, Jürgen Fischsuppe. Trinken Wasser und eine Flasche Rosé 'dazu. Als nächsten Gang kriege ich Nudeln mit verfault schmeckendem Gemüse, anschließend ein Ministück Käse. Trinken noch einen Espresso und zahlen dann 97,60 Euro, einschließlich des Zimmers, wobei hier die Qualität doch eher dürftig war. Danach aufs Zimmer und ins Bett. Es ist schon 21.30 Uhr. Jürgen liest noch ein paar Seiten.

 

Dienstag, 22. August 2006 - 16. Wandertag

 

Um 7.30 Uhr klingelt der Wecker. Draußen ist schon Verkehr. Die Kleider sind fast alle trocken. Was noch feucht ist, muss halt am Körper trocknen. Lange wird es eh nicht trocken bleiben. Gegen 8.00 Uhr in die Bar zum Frühstück: Saft, Tee, Croissants, Brot, Butter, Marmelade. Es reicht, um satt zu werden. Aufs Zimmer, Zahnputz und fertig pak-
ken
.

 

Kurz nach 9.00 Uhr sind wir unterwegs. Heutiges Tagesziel ist die Refuge d'Arainq am Étang d'Araing. Fos liegt auf 544 m, wir müssen aber über den Pas du Bouc, 2.170 m, und den Col d'Aueian, 2.176 m, haben also 1 .630 m Aufstieg vor uns. Dabei haben wir strahlendes Wetter. Das wird wieder heiß! Zuerst zurück zur Gite, dann durch den Ort, weitgehend im Schatten. Laufen am Ortsrand bis zur Straße nach Spanien und der Grenze. Es geht ein Stück rüber, dann schwenken wir auf einen Weg, der das Maudantal entlangführt, Richtung Melles. Haben meist angenehmen Schatten. Schließlich überqueren wir den Fluss und steigen hinauf nach Melles, 719 m, das wir gegen 10.00 Uhr erreichen.

 

Ab hier heißt es Straße laufen, die D 44h, das Maudantal weiter. Die Straße ist gut zu laufen, zieht sich aber. Das geht so bis zum Weiler Labach, 980 m. Zwischendurch hat es auch ein paar steilere Stücke. In Labach endet das Sträßchen. Am Ortsende steil aufwärts. Plötzlich sehen wir ein Schild mit Kuchen und dahinter ein Haus-mit "Gite de France". Frage die Leute, ob wir Tee oder so kriegen können. Dann stellt sich heraus, dass sie Urlauber sind, die das Haus gemietet haben (!). Aber ich kriege Tee. Jürgen trinkt Wasser. Unterhalten uns dabei mit ihnen. Gegen 11.45 Uhr weiter.

 

Kurz darauf überqueren wir einen Wasserlauf, wo ich noch 2 Becher trinke. Der Pfad läuft am Hang entlang, zunächst nur mäßig ansteigend: später allerdings sehr steil. Es gibt kaum Serpentinen. An einem Bach eine weitere Trinkpause. Trinke ca. 1 Liter. Gegen 13.30 Uhr weiter. Der außerordentlich felsige Pfad führt parallel zum Bach aufwärts, später dann in Serpentinen. An dem steilen, felsigen Hang läuft es sich nicht gut. Bin natürlich total nass, aber weil ich vorher so viel getrunken habe, geht es noch recht gut. Dabei habe ich mich heute Morgen nicht so fit gefühlt. Vor dem Pass sitzt Jürqen. Warum nicht oben? 15 Minuten Pause.

 

Um 14.45 Uhr weiter bis zur Cabane d' Uls, 1868 m. Sind zunächst nicht ganz sicher, wo es weitergeht. Einen steilen Hang hinauf, dann eben am Rand einer sumpfigen Fläche entlang und wieder aufwärts zum Pas du Bouc, 2.170 m. Das zieht sich ziemlich. Von da praktisch eben hinüber zum Col d'Auéran, 2. 176 m, wo der Abstieg beginnt. Es ist 16.30 Uhr. 15 Minuten Pause. See und Refuge sind von hier gut zu sehen. Der Abstieg ist auch anstrengend, aber um 17.15 Uhr haben wir es geschafft.

 

An der Refuge ist unheimlich viel los. Es gibt Esel, Familien mit Kindern, Zelte usw. Man hat Platz für uns. Erst 2 Dosen St. Wendeler Pils. Unser Schlafraum heißt "Les six Galeres". Duschen kostet 3 Euro extra. Egal. Duschen, umziehen. Unsere nassen Sachen hängen wir auf so gut es geht. Anschließend an den Tisch vor der Refuge. Jürgen liest, ich schreibe. Inzwischen ist es nach 18.30 Uhr und wird kalt. Um 19.30 Uhr gibt es Abendessen: Suppe, Omelette mit Zwiebeln und Käse für mich, für die anderen Gäste: Hähnchenschenkel, sowie Bohnen mit Karotten und Schinkenstückchen, weiterhin Brot, Wasser, eine Scheibe Käse und ein Stück Schokoladekuchen. Trinken die übliche Flasche Rotwein dazu. Das Essen ist gut, und wir sind satt. Frühstück wird für 7.30 Uhr bestellt. Dann fertigmachen für den Schlafsack. In der Nacht habe ich Bauchgrimmen.

 

Mittwoch, 23. August 2006 - 17. Wandertag

 

7.00 Uhr aufstehen usw. Die Kleider sind trocken. Dann Frühstück. 'Es gibt richtiges Brot, wie schon gestern Abend. Tee, Kaffee, Butter, Marmelade. Essen ausreichend und holen Tee etc. nach. Zahle dann, weil er meinen Alpenvereinsausweis sehen will (72,25 Euro). Fertigpacken und los. Es ist noch keine 1/2 9 Uhr. Das Wetter ist wie gestern: sonnig und bald heiß. Das heutige Tagesziel ist noch nicht ganz klar, entweder die Gite in Eylie (recht nahe), oder die in Bonac.

 

Hinunter zum Damm des Stausees, über den Bach und aufwärts. Haben etwa 300 Höhenmeter bis zum Punkt 2.221 m in der Serre d'Araing. Es ist steil und mühsam, und ich bin langsam, halt wie immer. Als ich ein Foto machen will, ist der Film voll, also wechseln. Brauchen über eine Stunde, bis wir endlich oben sind. Der Wegweiser dort ist klar und deutlich, aber nirgendwo ist eine Markierung zu sehen. Irren eine ganze Weile herum. Auch die Karte ist nicht hilfreich. Trego sagt, man solle sich an die Strommasten halten, die hier den Buckel überqueren. Dort finden wir auch tatsächlich ein Zeichen, nur hatte der Markierer am Punkt 2.221 m diese Richtung gesperrt. Abwärts, durch das Gebiet stillgelegter Zink- und Bleiminen. Wie gehabt: steil, mühsam, langsam und alles in der prallen Sonne. Die trockene Erde ist ziemlich rutschig und so haut es mich ab und zu hin. Normalerweise passiert da nicht viel, außer dass die Kleidung schmutzig wird, zumal wenn sie so nass geschwitzt ist wie meine. Gelegentlich fließt dabei aber auch ein wenig Blut durch Abschürfungen usw. Am nächsten Bach wird dann der Schmutz aus der Wunde und von Arm oder Bein gewaschen. Pflaster sind gewöhnlich nicht nötig.

 

Der lange Abstieg, 1.230 Höhenmeter am Stück, hat es gewaltig in sich. Der hier schlägt alles, was uns bisher zugemutet wurde. Hier könnten Stöcke wirklich nützlich sein, denn die Belastung der Gelenke und Muskeln, vor allem auch bei dem schweren Gepäck, ist schon enorm. Als wir auf das Gelände einer alten Materialseilbahn kommen, liegen - als zusätzliche Erschwernisse - alte Drahtseile auf dem Boden, teilweise im Gras usw. verborgen. Man muss sehr aufpassen, nicht darüber zu stolpern, was bei der Steilheit des Geländes unangenehme Folgen haben könnte. Schließlich kommen wir in Wald. Endlich Schutz vor der Sonne. Der Boden ist hier schwarz, aber genau so rutschig wie vorher und das Gelände ist nicht weniger steil. Gegen 12.45 Uhr sind wir dann endlich unten, an der Gite d'Etape in Eylie.

 

Ich mag eigentlich nicht mehr weiter. Nicht nur, weil es nun wieder kräftig bergauf geht, sondern weil der Weg nach Bonac, dem anvisierten Tagesziel, doch noch relativ weit ist. Trego sagt, es seien noch 5 3/4 Stunden. Jürgen ist damit einverstanden, dass wir hier bleiben. Die Gite ist sperrangelweit offen. Überall brennt Licht, Gepäck usw. liegt herum. Legen unser Gepäck rein, dann melden wir uns beim Verwalter im nahen Haus an. Kriegen Lager Nummer 7 und 8 zugewiesen. Duschen, umziehen, die Kleidung ein bisschen auswaschen und vorm Haus in die Sonne hängen. Im Aufenthaltsraum, im 1. Stock, schreiben. Hoffe auf einen gemütlichen Nachmittag. Jedenfalls ist noch schöne Sonne. Lesen. Später folgen wir den Franzosen, die hier übernachten und zielgerichtet marschieren. Gibt es doch ein Gasthaus hier?

 

Stellen fest, dass der Verwalter hinter seinem Haus einen schönen, einfachen Anbau mit großen Fenstern hat. Dort gibt es das Abendessen und Frühstück. Er verkauft auch Getränke. Trinke 2 verschiedene Bier und schaue mir eine Zeitschrift von 2004 an, in der der GR 10 besprochen wird (mit schönen Fotos). Jürgen unterhält sich mit den Leuten. Frühstück soll es morgen um 7.30 Uhr geben. Um 18.30 Uhr zurück zur Gite. Kochen Tee und essen das Brot und den Käse, der auch schon angefangen hat zu schimmeln. Essen alles auf. Wollten vom Verwalter eine Flache Rotwein mitnehmen. Seine Frau gab uns 4 1/4 l  PET Fläschchen. Die kannten wir noch nicht. Irgendwie habe ich heute Mühe mit dem Wein. Während wir beim Essen sitzen, fängt es plötzlich an zu hageln und dann heftig zu regnen. Jürgen rettet gerade noch Schuhe und Kleidung. Im Schlafraum sind noch 3 weitere Wanderer. Sie entpuppen sich als Iren. Unterhalten uns ein bisschen mit ihnen. Abgespült ist. Lesen noch ein paar Seiten und steigen gegen 21.30 Uhr in den Schlafsack

 

Donnerstag, 24. August 2006 - 18. Wandertag

 

Unser Wecker läutet um 7.00 Uhr. Aufstehen usw. Dann zum Frühstück: Tee/Kaffee, Brot, Butter, selbstgemachte Marmelade. Essen uns satt. Sind als erste beim Frühstück. Später kommen die Franzosen. Das Wetter ist heute trübe, wolkenverhangen, es nieselt leicht. Da am Sonntag von Toulouse mein Flug geht, müssen wir heute die Hauptlinie des GR 10 verlassen. Die Variante 10E geht nach Norden, nach Bonac, wo es eine Gite gibt und noch weiter nach Bouche, wo sich ebenfalls eine Gite befindet. Noch ein Stück weiter nördlich liegt das regionale Zentrum St. Girons, wo wir uns mit Jürgens Freundin verabredet haben. Haben nach dem Frühstück bezahlt (50 Euro), hängen den Regenschutz über den Rucksack und marschieren um 8.35 Uhr ab.

 

Vorsichtig laufen wir den Pfad weiter - alles ist nass, die Felsen sind glitschig - und steigen schließlich hinunter zum Fluss Lez, der auf einem Steg überquert wird. Anschließend in steilen, kurzen, nassen Serpentinen aufwärts. Ruckzuck sind Hose und Beine nass durch Gras und Gesträuch. Die Socken werden ebenfalls feucht. Nach einer Weile läuft der Pfad längere Zeit horizontal, ist aber sehr mühsam zu laufen, da er so schmal ist, dass man kaum 2 Füße aneinander vorbei bringt. Der linke Rand ist oft schräg, so dass man immer in der Gefahr schwebt, abzurutschen. Dann kommen wir in Wald und steigen wieder in Serpentinen aufwärts. Auf und auf und auf: es zieht sich enorm. Im Wald ist der Pfad sehr ordentlich, aber als wir den Wald verlassen, wird es erneut schwierig.

 

Nach 2 Stunden ist endlich die steinerne Schutzhütte erreicht, wo die Variante abzweigt. Eylie lag bei 990 m, jetzt sind wir auf 1.660 m und weiterhin in den Wolken, wodurch die Sicht sehr begrenzt ist. Ohne Aufenthalt weiter. Die Pfade werden eher noch schlechter. Wenn die Füße noch nicht nass gewesen wären, jetzt würden sie es. Man zeigt dem Berg immer die rechte Seite. Der Pfad ist so schmal, dass man sich an den Hang lehnen muss, um den linken Fuß setzen zu können (ausgerechnet mein schwacher, beschädigter Fuß) und ist trotzdem immer in Gefahr, abzurutschen. Teilweise ist der Pfad sehr matschig und unglaublich von Schafen voll geschissen, teilweise auch felsig. Immer einigermaßen horizontal an der Flanke des Berges entlang. Heute ist das eher eine Expedition im Regenwald. Man sieht nichts. Bei schönem Wetter ist das vielleicht ein Pfad mit einem herrlichen Panorama. Irgendwann sind wir auf dem Col des Cassaings, 1.497 m.

 

Noch 3 Stunden bis Bonac, das ist kaum zu glauben. Der Weg ändert sich nicht grundsätzlich. Manchmal kämpfen wir uns durch Farnwälder. Einmal rutsche ich tatsächlich ab und lande mit dem Knie auf dem Boden. Alle Sachen sind inzwischen vollständig durchnässt. Nach 2 Stunden scheint es wirklich abwärts Richtung Bonac zu gehen. Sind nun auf einem breiten Weg, der mit Brennnesseln usw. zugewachsen ist. Dann wird es ernst: steiler abwärts, mal gut zu laufen, mal mühsam. Einmal rutsche ich auf einem Stein weg und lande im Dreck. Mehr ist glücklicherweise nicht passiert. Kurz nach 14.00 Uhr, bin ich unten an der Brücke über den Lez. Auf der anderen Seite der Brücke liegt Bonac. Jürgem sitzt auf einem gefällten Baum und hat Schuhe und Strümpfe ausgezogen. Da kommen tatsächlich die 4 Franzosen aus der Gite von Eylie mit einem Frau mit Hund vorbei. Unterhalten uns kurz.

 

Jürgen und ich beschließen, bis Bouche weiterzulaufen. Vorher wollen wir aber in Bonac Pause machen, wenn es eine Bar gibt. Finden keine. In einem Wartehäuschen neben der Kirche lassen wir uns nieder. Jürgen sucht die Gite und findet sie hinter der Kirche. Er sagt, dort gäbe es einen Bar mit einem Restaurant dabei. Schwanke kurz. Aber wenn wir da jetzt reingehen, will ich vielleicht danach nicht mehr weiter. Also Aufbruch (14.30 Uhr). 230 Höhenmeter steil aufwärts, aber es geht einigermaßen gut. Bis Bouche sind es 2,5 Stunden. Landen erst auf einem Weg und dann auf der Straße, der wir aufwärts ins nahe Balacet folgen. Durch und weiter nach Uchentein ( 1,8km ). Es geht immer wieder mal ein Stück aufwärts. Durch Uchentein.

 

Jetzt soll es nur noch abwärts gehen. Die Markierung zweigt auf einen Pfad ab, der aber gut zu laufen ist. Haben uns inzwischen überlegt, doch nicht nach Bouche zu laufen, sondern in das etwas weitere, aber an der Straße liegende Bordes sur Lez, weil morgen dort ein Bus fährt. Plötzlich sind wir unten auf der Straße und an der Brücke über den Lez. Auf der anderen Seite der Brücke sagt ein Schild: Bouche 30 Minuten. Sind also schon daran vorbei. Auf der Straße in und durch den Ort. Sehen kein Hotel, aber eine Bar. Hinein. Erst einmal 1 Bier, dann fragen wir. Hier gibt es kein Hotel und im Nachbarort Castillon auch nicht, erst etwa 1 km hinter Castillon gibt es eines. O.K. Laufen. CastiIlon, 1,5 km. Laufen recht flott. Als wir durch Castillon laufen, sehen wir ein Schild: Chambres d'Hôtes. Das wäre es doch. Aber ein riesiger Hund bellt uns wütend an. Also weiter. Mitten im Ort stoßen wir auf ein weiteres Privatquartier. Sind schon vorbei, dann kehren wir um, denn Jürgen will nicht mehr weiter, weil hier der Bus abfährt. Fragen. Ja, sie haben Platz.

 

Muss ein altes, vornehmes Haus gewesen sein. Es hat hohe Räume. Alles ist alt, aber sie sind dabei, es zu renovieren. Unser Zimmer ist im 1. Stock. Hinter dem Haus ist ein schöner Garten. Duschen, umziehen, waschen. Die Hausfrau hat angeboten, die Sachen zu trocknen. Schreiben. Inzwischen ist es 19.10 Uhr. Wollen dann essen gehen, im empfohlenen Restaurant, das gleichzeitig ein Museum ist. Dort scheint aber ein Vortrag zu laufen. Eile zurück, um meine Telefonkarte zu holen. Jonathan Peat (Schotte), der Hausherr fragt mich, was los sei. Erzähle es ihm. Er ruft dort an. Sie sind tatsächlich belegt. Daraufhin sagt er, sie würden uns etwas machen. Wenn wir in 15 Minuten kämen, könnten wir essen. Eigentlich wollten sie heute niemand aufnehmen, weil sie ein Familienfest gefeiert haben. Jetzt kriegen wir die Reste, die für uns immer noch toll sind. Nach ein bisschen Herumlaufen sind wir 19.45 Uhr zurück. Es ist alles schön angerichtet: verschiedene Schalen mit Sprossen, Tomatensalat, kleinen Fischen, Käse, Obst usw. Ich kriege noch ein Omelette. Dazu gibt es Wasser und eine Flasche guten Wein. Die Speisen sind gut, und wir sind satt. Unterhalten uns noch mit Jonathan (auf Englisch). Sein Vater war Bankier, hat aufgehört, in Frankreich einen Weinberg gekauft und ist jetzt Winzer. Jonathan hat eine Einheimische geheiratet. Er führt gelegentlich auch Wandertouren. Jürgen kriegt noch einen Kaffee, und wir alle trinken noch einen guten Weinbrand. Um 21.30 Uhr dann ins Bett.

 

Freitag, 25. August 2006 bis Sonntag, 27. August 2006

 

Um 7.00 Uhr aufstehen usw. Unsere trockenen Kleider lagen gestern Abend schon auf dem Sessel vor unserer Zimmertür. Ziehe heute Halbschuhe an. Die Stiefel sind noch sehr nass. Das wenige Papier zum Ausstopfen hat nicht viel gebracht. Frühstück: Saft, Kaffee, Tee (wird extra gemacht), Käse, Schinken, Marmelade, Müsli usw. Der Bäcker gegenüber macht um 7.30 Uhr auf. Dann holt sie Brot. Essen, bis wir satt sind. Dann zahlen. Sie verlangt nur den Zimmerpreis (mit Frühstück) von 60,00 Euro. Für das Abendessen und den Wein will sie nichts. Zahlen freiwillig 90,00 Euro, das war es uns allemal wert. Haben außerdem beschlossen, den Rest des GR 10 in 2 Jahren zu laufen und in diesem Quartier zu beginnen.

 

Der Bus bringt uns nach St. Girons. Mit Hilfe der Tourist Info finden wir ein günstiges Hotel in der Innenstadt. Bringen das Gepäck hin und schauen uns ein bisschen im Ort im Ort um. Den ganzen Nachmittag regnet es heftig, so dass weitere Besichtigungen ausfallen.

 

Der nächste Tag ist wieder schön. Wir laufen nach Saint-Lizier, wo eine "Kathedrale" mit angeschlossenem Kloster und ein Bischofspalast (jetzt ein Museum) zu besichtigen sind. Zurück in St. Girons schlendern wir über den stattfindenden Markt und kaufen verschiedenes ein. Den Abend verbringen wir in einer Cafe/Bar mit Live-Musik.

 

Heute geht der Flug von Toulouse und zwar um 15.20 Uhr. Nach dem Frühstück fahren wir und sind so rechtzeitig da, dass wir sogar noch genug Zeit haben, uns etwas in der Stadt umzusehen. Der Flug startet pünktlich und verläuft ohne Zwischenfälle. Auto und Bahn bringen mich weiter und um 19.00 Uhr laufe ich in St. Georgen ein.

 

 

Eine Korsika-Überschreitung auf dem GR 20 im Jahr 2009

 

Von Hans Diem

 

Wir, Evelyn und Hans Diem, sind im Juli 2009 in 14 Tagen und mit Zelt von Calenzana nach Conca gewandert. Das waren zusammen 91 Stunden auf 176 km Bergwegen mit 12.100 Höhenmeter Aufstieg.

 

Anreise:

 

Nach dem Abbruch unserer Abruzzentour wegen Schlechtwetter fahren wir spontan nach Korsika, mit der Bahn über Rom nach Livorno, mit einem Fährschiff nach Bastia, mit einem Linienbus nach Calvi. Zwei Übernachtungen im Feriendorf „Zum Störrischen Esel“ sind möglich, hier haben wir die beste Verpflegung, können Kleider waschen, Bergkarten besorgen, sogar den Flug buchen für die Rückreise, auch übrige Ausrüstung deponieren.

 

Allgemeines:

 

Die Wanderkarten vom IGN kaufen wir in Calvi, Nr. 08 Haute Corse und Nr. 09 Corse du Sud sind im Maßstab 1:60.000 und leider mit wenig Höhenangaben. Wir sind gespannt, wie sich der GR 20 seit unseren Touren in den Jahren 1986 und 1996 entwickelt hat. Vom 2. bis 15.Juli 2009 sind wir den GR 20 in 14 Tagen gegangen mit einem Pausentag, einschließlich der Überschreitung des Monte Cinto 2706 m - dem höchsten Berg von Korsika. Das Wetter war beständig schön, anfangs mit kaltem Höhenwind, dann sehr heiß. Kaltes Quellwasser kam häufig aus den Bergflanken, in den Tälern bot sich oft Gelegenheit zum erfrischenden Baden in den Gumpen der Bergbäche.

 

Der GR 20 war 2009 sensationell gut besucht, grob geschätzt waren da 40 bis 60 Leute jeden Tag unterwegs, die einen von Süden herauf, die anderen von Norden kommend. Einige in Gruppen, meistens aber Paare, manche davon sehr lässig ausgerüstet, doch anscheinend gut vertraut mit den Anforderungen.

 

Die Route GR 20 war Rot-Weiß markiert und veraltet beschildert, der größte Teil der Wege war sehr ausgewaschen und dadurch grobsteinig, lange Abschnitte auf großem Blockwerk waren langsam, mühsam, nervig. Das hohe Gebirge um den Monte Cinto ist schroff und abweisend, mehr schaurig als schön. Die wenigen guten und zügigen Abschnitte gab es in den Kiefernwäldern.

 

Die Hütten am Weg waren alle bewirtschaftet, hatten zwischen 20 und 40 Schlafplätze, im Umfeld standen 20 bis 40 Zelte. Freies Zelten zwischen den Hütten ist verboten, „Camping interdit“. Außer uns hat das anscheinend niemand riskiert. Neben den großen Hütten stehen kleine Hütten mit Toiletten, Waschplätzen, kalten Duschen. Es wurden Abendessen und Frühstück angeboten, einige Wirte hatten Lebensmittel zum Verkauf, an einfachen Kochstellen im Freien konnte man selbst kochen gegen Gebühr. Eine Nacht im Lager kostete 10 €, der Zeltschlafplatz 5 € p.P. Wir haben gezeltet und mit eigenem Kocher unser Wasser heiß gemacht für Suppe, Tee, Kaffee. Nur in zwei Hütten haben wir abends gegessen, mal reichlich Nudeln, mal Kartoffeln mit Gemüse. In zwei Hütten bekamen wir keine Mahlzeiten, weil wir zu spät waren, denn vor 17 Uhr musste bestellt und bezahlt sein. Bei der Querung von Autostraßen konnten wir vier Mal in Restaurants nach Karte essen und dort auch Lebensmittel kaufen.

 

Tagebuch GR 20 - 2009

 

1.Tag, Wetter heiter bei 28°C

 

Vom Feriendorf „Zum störrischen Esel“ fährt uns ein Taxi nach Calenzana 255 m (€ 25). Wir füllen unsere Wasserflaschen am Dorfbrunnen, gehen an der Bar GR 20 und der Kapelle St. Antoine vorbei zur Infotafel am Beginn der Route GR 20, auch mit „Fra li monti“ bezeichnet. Hier steht: Zelten und Biwakieren verboten, nur erlaubt bei den Hütten.

 

Auf steinigem Muliweg in Gebüsch, dann in duftender Macchia steigen wir bergauf. Da ist schon eine kalte Quelle, dann der erste Aussichtspunkt mit Rückblick auf die Küste und auf das Gelände voraus. Auf einem Bergweg in Macchia weiter, in Kehren durch Kiefernwald zum nächsten Ausblick. Es wird alpin mit einem Steig in schroffem Fels, dazwischen stehen mächtige Kiefern. Vom Grassattel Capu Ghiovu 1629m quert der Bergweg in einer Steilflanke mit Kiefern und Ginster zu einer grasigen Flanke mit dem Refuge de l’Ortu di u Piobbu 1505 m.

5:30 Std. Gehzeit, 10 km Weg, Aufstieg +1375 m, Abstieg –124 m (nach Karte).

 

Die Hütte ist bewirtschaftet, hat 30 Lager, man kann Lebensmittel einkaufen, kann Abendessen und Frühstück bekommen. Nebenan steht eine Hütte mit Toiletten und Waschbecken, im Hang unterhalb sind ebene Flächen für 20 bis 30 Zelte, 20 Zelte stehen schon. 5 Tragtiere weiden frei zwischen den Zelten. Ein Lager kostet € 10, der Zeltplatz p.P. € 5. Wer im Lager schlafen will, kommt mit einem Tagestour-Rucksack und muss den Nachteil von vollen Lagern auf sich nehmen. Wer wie wir seine Ruhe haben will und zeltet, ist dafür aufgepackt mit etwa 18 kg.

  

 

 

 

2. Tag, schön, am Morgen 15° C

 

Die Etappe misst nur 6 km Luftlinie, nur geht es recht schroff ständig auf und ab. In Birkenwald hinauf auf 1700 m, hinab in ein Bachbett mit dem ersten Gumpenbad. Das ist das Beste an Korsika, fast jeden Tag erfrischt uns ein kurzes Bad in einem der Bäche. Steiler Aufstieg in Blockwerk mit Birken, Erlengebüsch, eiskalter Quelle zum Grat auf 1950 m. Tolles Panorama mit steilen Felsbergen und dem höchsten Berg, dem Monte Cinto. Bis hierher kamen uns heute schon 40 GRler von Süden entgegen, unglaublich. Ein deutsches Paar berichtet uns, sie kommen von Conca, die Lager waren übervoll, jeder mit Zelt kann froh sein, man kann jeden Tag einkaufen und es ist immer Wasser am Weg.

 

Weiter in Blockwerk am Felsgrat zum Col d’Avartoli 1898 m, auf sehr alpinem Steig rauf und runter zur 3. Scharte, auf Steig in felsiger Steilflanke bergab, Bergweg in Schotter, in Gebüsch zum Refuge de Carrozzu 1270 m. Alle Zeltflächen sind schon belegt. Aha, wir haben tagsüber zu viel gebummelt. Macht nix, zelten wir halt auf Schotter und in der prallen Sonne bei 30°C im Schatten.

6:15 Std., 7 km, +895 m, -1125 m.

 

3. Tag, schön

 

Um 7 Uhr sind alle schon weg, wir starten als letzte. Erst zum Bach und über die Hängebrücke, die ist 54 Schritte lang. Im V-Tal mit steilen Felsflanken aufsteigen, teils auf stufigem Fels, teils auf abschüssigen glatten Platten mit Seilversicherung, teils auf Bergweg in Gebüsch aufwärts, am kleinen Lac de la Muvrella vorbei zur Muvrella Scharte. Rückblick ins schroffe Felsgebirge. Kurz abklettern und Gegenanstieg zur Brêche de Stagnu a Muvrella 2148 m, hier der Blick voraus zum Aufstieg Richtung Monte Cinto.

 

Auf Bergweg in Steilhang abwärts mit Schrofen, Kletterstellen, unten in Kiefernwald zum Bergdorf Haut Asco 1422 m auf dem Plateau de Stagnu, mit Autostraße, Parkplatz, Refuge, Hotel, Restaurant. 4:15 Std. Einkehr und Einkauf im Restaurant.

 

Wir gehen jetzt nicht auf dem GR 20 durch den Kessel von Solitude, sondern überschreiten den Monte Cinto, mit 2706 m der höchste Berg von Korsika, steigen dann ab zum Refuge de Tighiettu.

 

Ein rot markierter Bergweg führt ab Haut Asco in Kiefernwald aufwärts, eine Quelle, eine Badegumpe, dann auf Steg über den Bach. Aufstieg in Steilfels mit Kletterstellen I und II, die Route suchend zu einem Absatz. Teils über Felsstufen, teils auf Bergweg in Blockwerk und Schotter am linken Rand eines Hochkares zu Schotterebene mit vorbereiteten Zeltflächen zwischen Felsblöcken auf 2100m, unterhalb des Sattels Bocca Borba. 3:45 Std. Wir zelten gut, holen Wasser von einem Quellbach.

8:00 Std., 8 km, +1651 m, -821 m. 

 

4. Tag, heiter

 

Nach roter Markierung 1:30 Std. Aufstieg in Schotter, Fels, Blockwerk, vorbei am Lac d’Argentu, unter der gelben Wand des Cinto auf den Grat bei ca. 2600 m. Hier deponieren wir unsere Rucksäcke. Ein Mann hat uns überholt, 6 Leute kommen von der Tighiettuhütte herauf.

 

Jetzt 1 Std. Steig am Grat rauf und runter auf grobem Blockwerk zum Monte Cinto 2706 m. 2:30 Std. (6:15 von Haut Asco). 45 Min. Rast mit Rundum-Ausblick, 10 Gipfelstürmer sind hier.

 

Zurück zu unserem Rucksackdepot, dann abwärts in Grobschotter zum Lac du Cinto ca. 2250 m, schöne Rast hinter einer Windschutzmauer. Aufstieg in Schuttkar zur Bocca di a Crucetta ca. 2500 m, Abstieg sehr mühsam über viele Felsstufen, dazwischen in Grobschotter zur Refuge de Tighiettu ca. 1700 m. 4:15 Std. Ein Zeltplatz ist noch frei, Abendessen in der Hütte in 2 Schichten (Nudeln, Wein), Einkauf (Schokolade, Kekse), 65 € bezahlt.

6:45 Std., 8 km, +956m, -1356m.

 

5. Tag, schön, stürmischer Wind

 

Wegen heftigen Sturms packen wir im Zelt sitzend. Auf Bergweg in Wacholder-Gebüsch abwärts zur Bergerie de Ballone 1423 m, 45 Min., bewirtet, schöne Zeltplätze, Einkehr zu Frühstück à 7 €.

 

Flott auf gutem Bergweg abwärts in Kiefernwald, in ein Seitental mit Bach, schönes Gumpenbad. In Kiefernwald in 2. Seitental. Teils auf Bergweg, teils auf Steig hinauf zu Sattel 1962 m, in Erlengebüsch zur Hütte Refuge Ciuttulu di i Mori 1954 m,  bewirtet. 3:45 Std.

 

Es ist 13.50 Uhr, wir wollen den Abstecher auf das Matterhorn von Korsika, den Paglia Orba, 2525 m, machen, stellen deshalb sofort das Zelt auf, verspannen es gut wegen der heftigen Windböen. In der Hütte kaufen wir ein und zahlen den Platz bei drei grimmig dreinschauenden Wirten. Leider müssen wir den Aufstieg zum Felsgipfel des Paglia Orba abbrechen, ohne Beschreibung finden wir die Schlüsselstelle im Fels nicht, denn nicht mal der Normalweg ist markiert. Dafür steigen wir zum Doppelloch im Felsgrat des Col des Maures 2335 m. 2:00 Std.

5:45 Std., 10 km, +1300m, -1047m.

 

6. Tag, schön bei nur 10°C

 

Abstieg auf Bergweg über einen Grasrücken ins Golotal mit dem schönsten Gumpenbach von Korsika. Da weiden jetzt Kälber, daher ist das Wasser versaut und stinkt, welch ein Jammer, in den tollen Granit-Badewannen kann man nicht mehr baden. Erst am Abzweig nach der neuen Brücke baden wir kurz und waschen Kleider.

 

Unter vielen Tagestouristen ziehen wir weiter auf gutem Bergweg in Mischwald zum Castellu di Vergio ca. 1400 m, Hotel, Restaurant, Laden, Camping. 3:25 Std. Einkehr zu einem feinen Essen nach Karte.

 

Auf flottem Weg in Wald mit Kiefern, Buchen zum Col de St. Pierre 1452 m, Bergweg aufwärts in Buchenwald zu Höhenrücken und Bocca a Reta 1880 m, Abstieg in Weide mit Erlengebüsch zum Überbleibsel eines Gletschers, den Lac de Nino 1743 m. Ein sehr schönes Motiv. Eine Quelle ist da und eine Infotafel. Viele Kälber und Pferde weiden hier. Der Bauer kommt auf seinem Kontrollgang vorbei und fragt nach, was wir vorhaben. Ein Pferd hat gerade ein Fohlen geworfen, der Bauer betreut es, wir schauen zu. Nach einer Stunde zelten wir gut geschützt im Gebüsch auf 1650 m. 4:30 Std. Gesamt: 8:00 Std., 20 km, +480 m, -874 m. 

 

7. Tag, schön, eiskalter Sturm

 

Über eine Bergerie mit Ziegen flach in Weideland weiter, nach einer Stunde sind wir am Refuge de Manganu 1600 m. Niemand da, nur der Wirt putzt gerade die Hütte. Er ist sehr freundlich und macht uns gerne ein Frühstück.

 

Auf Bergweg an einem Gumpenbach aufwärts, es ist zu kalt zum Baden. In Blockkar mit Erlengebüsch zu Grasebene, weiter zur zweiten Grasebene mit Kälbern, in Blockwerk steil auf den Zackengrat zu, welche Scharte wird es sein? Nach einem kleinen See in einem Kessel noch ein grobes Blockkar hinauf zur Brêche de Capitello 2195 m. 2:00 Std. Eiskalter Höhensturm bei 10°C, aber fantastischer Ausblick und Tiefblick in den Kessel mit dem Capitello See und tiefer gelegenen Melo See.

 

In Steilflanke mit Blockwerk queren, eine Kletterstelle mit 10 m langer Kette absteigen, in der Südflanke auf Bergweg queren zu Col auf 2052 m. 1:00 Std. Weiter in Flanke mit Erlengebüsch queren mit Rückblick auf die Capitello Scharte und die Seen, lange auf Blockkarfelsen rauf, runter, mühsam, schrecklich langsam zum Col de la Haute Route 2180 m. 1:10 Std.

 

Unterhalb liegt schön der Lac de Rinoso, der 3. See, Sicht zur Westküste und zur Ostküste. Steil bergab in Blockschotter mit Erlengebüsch zum Refuge de Petra Piana 1842 m. 2:10 Std.

 

Sehr viele Leute sind hier. Die schöne große Grasfläche neben der Hütte darf nicht bezeltet werden, es bleibt uns nur ein unguter Platz auf einer Kuppe abseits. Beim netten Wirt bestellen wir ein Abendessen, und weil es 10° C kalt ist, sitzen wir dann im Anorak neben einer dreiköpfigen Familie aus Holland am Tisch vor der Hütte. Er trägt das 3 Mann-Zelt, Steigeisen und Pickel, und er ist vom kurzen Aufstieg aus dem Tal schon erschöpft. Vor 25 Jahren war er zuletzt hier mit seiner Frau und das auf ihrer Hochzeitsreise. Jetzt wollen sie mit ihrem 18-jährigen Sohn den GR 20 bis nach Calvi gehen. Wir berichten ihnen von den Schwierigkeiten, die sie erwarten. Er hört nicht hin, aber der Junge hat keine Lust und die Frau glaubt nicht, dass sie weit kommen. Es gibt reichlich Eintopf mit Kartoffeln, Bohnen, Wirsing. Einer sagt, die Hüttenlager sind voll Wanzen. Für Essen und Zeltplatz zahlen wir 48 €.

6:10 Std., 12 km, + 763m, - 481m.

 

 

 

8.Tag, schön bei 10°C, eiskalter Sturm

 

Nach Mitternacht beutelt der Sturm unser Zelt, drückt es flach, eine Stange bricht und reißt das Überzelt auf. Wir setzen uns und halten mit dem Rücken dagegen. Am Morgen packen wir im Zelt sitzend ein, gehen dann wegen des Sturmes auf der alternativen Talroute weiter. Abstieg auf Stolperweg in Kiefernwald bis 880 m. Beim Steg über den Bach freuen wir uns über eine Supergumpe, dann Aufstieg in Laubwald zur Bergerie de l’Onda mit Refuge 1410 m, 4:05 Std. Der Zeltplatz ist eingezäunt, die Bergerie betreibt nämlich eine Schweinezucht. Die Bäuerin bietet einfache Gerichte an, sie macht uns sogar mittags Omelettes.

 

Weiter ab 13.30 Uhr auf steinigem Bergweg aufwärts in Erlengebüsch, eine fotogene Ziegenherde ist hier auf 2000 m Höhe am Weiden, in Gras zu einer Scharte westlich des Monte d’Oro, der Pointe Muratello mit 2141 m. 2:10 Std.

 

Ohne den Gipfel des Monte d’Oro zu überschreiten, steigen wir ab. Auf einer rauen Granitplatte fordern wir die Reibung unserer Stiefelsohlen aufs Äußerste, dann Grobschotter, nach einer Stunde endlich auf Bergweg in Erlengebüsch, in Laubwald zu Steg über den Bach Agnone. An schönsten Gumpenwannen vorbei, an guten Biwakplätzen mit Schildern „Bivouac interdit“ vorbei auf Stolperweg in Laubwald zu einem Kiosk, der um 19.55 Uhr natürlich geschlossen ist. Auf Fahrweg in Wald noch 50 Min. zum Dorf Vizzavona 920 m. 6:20 Std.

 

Wegen des Wunsches nach einer Hotelübernachtung haben wir die 10:25 Stunden Gehzeit durchgezogen, hoffentlich gibt es das uns bekannte Hotel noch. Gut, das Hotel nennt sich jetzt „I Laricci“, ist renoviert und hat ein Zimmer mit Etagendusche frei für 2 Übernachtungen. Wir wollen nämlich einen Pausentag einschieben.

10:25 Std., 20 km, +1261 m, -2123 m.

 

9. Tag, schön

 

Pausentag im kleinen Dorf Vizzavona mit Bahnanschluss heißt für uns 9 Uhr Frühstück, dann Kleider waschen und aufhängen, Dorfbummeln, Einkaufen, Zelt reparieren, Dorfbummeln, Crepes essen, Kaffee trinken, Weiterweg erkunden, fein Abendessen.

 

10.Tag, schön, kein Wind mehr

 

Ab Vizzavona auf Traktorweg, Bergweg im schönsten Mischwald bergauf, an Quelle Wasser auffüllen, weiter zur Bocca Palmente ca. 1600 m. 2:15 Std. Auf gleicher Höhe auf einem Bergweg angenehm in Flanken mit Gebüsch, Buchenwald, Kiefernwald zu einem Skizirkus mit Straßenanschluss und mit dem Refuge de Capannelle (Gîte u Fugano) 1550 m. 2:30 Std. Hier gibt es für uns sogar um 13.30 Uhr Omelettes und Salat.

 

Der Monte Renoso ist bewölkt, daher überschreiten wir ihn diesmal nicht, sondern gehen auf der niederen Talroute weiter. Bergwege, Muliwege in Wald, ein Gumpenbad, flott dahin auf guten Wegen, eine Quelle, runter zu Bachlauf, durch einen riesigen Tannenwald zum Col de Verde 1289 m (Bocca di Verdi), 4:20 Std. Mit Autostraße, Bushalte, Gasthaus, Refuge für Selbstversorger und Campingplatz.

 

Um 19.45 Uhr ist die Küche im Gasthaus längst kalt, es bleibt uns nur Schokolade und Orangina aus dem Regal. Wir zelten, es sind nur wenige Übernachter hier. Es ist vermutlich kein Etappenort des GR 20, die bleiben im Refuge de Capannelle und gehen zum Refuge de Prati.

9:00 Std., 22 km, +620 m, -311 m.

 

 

 

 

11.Tag, schön, 12° C

 

Schön im Mischwald auf Traktorweg, dann Bergweg aufwärts zu einem Col mit 1850 m, in Hochfläche mit Weide zum Refuge de Prati 1820 m. 2:00 Std. Sehr schön gelegen, Rast, Zelt und Schlafsack trocknen, Wasser vom Brunnen nehmen für den Weg über den langen Kammverlauf.

 

Auf Steig in Erlengebüsch aufwärts, dann Blocksteigen am Felsgrat, durch einen Kessel mit Weide, auf Steig eine Steilflanke queren, über mehrere Scharten, viele korsische Edelweiß-büschel sind hier, auf Bergweg in Macchia, Buchenwald zur Bocca di Laparo 1525 m. (2:50 Std.) Hier wird gerade die Verpflegungsstation eines Berglaufes aufgelöst. Ein Betreuer der Station redet auf uns ein, wir können Flaschen mit Mineralwasser nehmen, eine Frau bringt mehrere Weißbrote, wir nehmen gerne soviel wir tragen können.

 

Auf Muliweg bergauf durch Buchenwald, Bergweg in Kehren, am Kamm zum Felsgipfel Monte Formicola 1981 m. 1.40 Std. Der Fotopoint hier wird uns versüßt mit einigen Orangen, die auch übrig sind vom Berglauf.

 

Auf Bergweg flach auf dem Grat, in Macchia bergab zum Refuge d’Usciolu ca. 1650 m. 0:35 Std. Es ist 18.45 Uhr, viele Leute sitzen vor der Hütte und essen ein Nudelgericht. Ich suche den Wirt, sage ihm, dass wir bitte auch ein Essen möchten. Er sagt nur nein. Ich bitte ihn noch mal inständig, wieder nein. Wir können in seinem Laden was kaufen und selber kochen.

 

Nachdem wir am Abend vorher nichts mehr bekamen, wollte ich hier richtig essen. Weil es wieder nichts gibt, obwohl die alle aus vollen Tellern löffeln, werde ich narrisch und schimpfe laut: Das gibt’s doch nicht, um ¾ 7 kein Essen mehr. Evelyn schämt sich furchtbar wegen meiner Attacke. Dann kaufen wir doch Lebensmittel, finden noch einen Zeltplatz, machen selbst ein Essen. Der Mann vom Nebenzelt spricht deutsch, er versucht mich zu beruhigen. Es soll auf den Hütten so sein, dass man vor 17 Uhr das Essen bestellt und bezahlt haben muss, danach gibt es nichts mehr. Außerdem soll es sture und weniger sture Hüttenwirte geben.

7:05 Std., 15 km, +1167m, -475m.

 

12.Tag, schön, 15° C

 

Auch hier gehen die GRler sehr früh los am Morgen, um in der nächsten Hütte noch ein Lager oder einen guten Zeltplatz und das Essen zu bekommen.

 

Auf Bergweg weiter auf dem Felskamm mit Punta di Usciolu 1815 m, auf Steig in Fels mit Kletterstellen zur letzten Scharte im Kamm. Abstieg zu Weideland mit Quelle, langer flacher Weg bei 32°C mit Gebüsch, Bächen, Buchen, Macchia zu Bach mit Hängebrücke 1375 m, 4:00 Std. Schöne Pause am Bach mit Bad.

 

Aufstieg auf Bergweg in Buchenwald, eine Quelle, weiter in Macchia zur Felskuppe Monte Incudine 2134 m, 2:00 Std. Fantastisches Panorama, mit Blick zur Küste, leider ist eine Schafherde oben, wo man so gut zelten könnte.

 

Abstieg auf Bergweg zu Scharte, Steig in Steilfels, grobsteiniger Bergweg in Macchia zum Refuge d’Asinao 1504 m, 1:20 Std. Es ist 18.25 Uhr, viel Volk sitzt um die Hütte herum und wartet auf das Essen. Alle Zeltplätze sind belegt. Einige zeigen mit dem Finger auf mich, den Radaumacher von der letzten Hütte. Wir können uns selbst Essen machen vom Einkauf, füllen unseren Wasserbeutel, finden am Weiterweg einen guten Platz für unser Zelt.

7:15 Std., 16 km, + 937 m, - 1083 m. 

 

13.Tag, schön

 

Abstieg zum Bachübergang auf 1300 m, schon nehmen wir ein Morgenbad. Flacher Weg abwärts in  Mischwald, 3 Bachläufe queren, auf Waldweg ständig auf und ab bis auf 1000 m. Aufwärts in Kiefernwald, Macchia, vorbei an löchrigem Tafonigestein zum Col de Bavella 1218 m, 4:30 Std. Parkplatz, viele Autos, noch mehr Leute. Die Einkehr dauert ewig, dann Einkauf im Laden.

 

Nach drei Stunden Aufenthalt kommen wir endlich weiter. Auf Fahrweg abwärts, dann Bergweg in Kiefernwald hinauf zur Scharte Foce Finosa 1206 m, Ausblick zur Küste. Abstieg zum Refuge de Paliri 1100 m, 1:45 Std. Alle guten Zeltflächen sind belegt, wir müssen auf Kies zelten.

6:20 Std., 15 km, +374m, -778m.

 

14.Tag, schön, warm

 

Abstieg auf Bergweg, flach in Kiefernwald, in hoher Macchia, Aufstieg in Blockwerk bis 1065 m, flach in Macchia mit Tafonifelsen, abwärts zu Gumpenbach, Pause und Bad auf 550 m. 10 Min. später sind zwei große Gumpen mit Biwakplatz am Weg, da wäre die Pause noch schöner gewesen. Hier sehen wir endlich Mal zwei beim Baden.

 

Auf einem alten Muliweg steigen wir in Macchiagebüsch wieder auf bis 700 m, bei 35°C flach auf gutem Weg zur letzten Scharte auf 587 m, der Bocca d’Usciolu. Die ist sehr fotogen für abschließende Fotos. Dann aber mit Blick auf Conca hinab, nach 30 Minuten eine Quelle, auf Autostraße hinein in das verstreut liegende Dorf Conca 250 m. Wir lassen uns in die Stühle der Bar namens GR 20 fallen, ein Mann berichtet von einer Gîte d’Etappe hier und der Busverbindung zur Küstenstraße.

5:00 Std., 13 km, +374 m, -778 m.

 

Gesamt:  14 Tage, 91 Std. Gehzeit, 176 km Bergwege mit 12.100 m Aufstieg (nach Karte).

 

Also gehen wir von der Bar GR 20 zu der neuen Gîte d’Etappe, sehr schön. Die junge Frau an der Theke sagt, wir können hier übernachten, können auch sofort mit ihrem Zubringerbus zur Küstenstraße fahren und haben dort Anschluss an den Bus nach Bastia. Kaum im Bus haben wir es schon bereut, dass wir sofort mitgefahren sind, wo wir doch genug Zeit haben. Es wäre schön gewesen, hier noch zu übernachten, um ausklingen zu lassen und mit GRlern einen Abend zu verplaudern.

 

Um 13.40 Uhr liefert uns der Zubringerbus an der Bushalte in St. Lucie ab. Nach einer halben Stunde steigen wir in den Bus Richtung Bastia. Die Küstenstraße ist überlastet, es dauert. In Casamozza umsteigen in den Bus nach Calvi, um 19.30 Uhr sind wir im Feriendorf. Für 4 Übernachtungen beziehen wir ein Häuschen, können nach Herzenslust vom Büffet essen, im Pool oder im Meer baden, am Sportprogramm teilnehmen, auf den Hausberg steigen zur fantastischen Aussicht, einen Sonnenuntergang mit Musik von den Klippen aus erleben.

 

Am Sonntag, den 19.7. um 13 Uhr hebt das Flugzeug mit uns ab, es ist gute Sicht auf die Alpen, um 14 Uhr landet es in Memmingen. Per Bahn fahren wir über München nach Garmisch-Partenkirchen, kehren auf dem Heimweg beim Italiener ein, dann ist endgültig Evelyns Urlaub vorbei, voll ausgenützt. Ich als freilaufender Mensch wasche meine Kleider, warte gutes Wetter ab und gehe auf dem Grünen Weg von Via Alpina noch durch ein schönes Stück Schweiz.

 

Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins

Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 34 - April 2011

 

 

Die Mitgliederwanderung 2011 in den Nord-Vogesen

 

Von Thomas Nittel

 

Zur diesjährigen Mitgliederwanderung trafen sich am Abend des 29.09.2011 acht Mitglieder des Netzwerks Weitwandern in Niederbronn-Les Bains. Von dort aus wanderten wir während der nächsten vier Tage auf dem GR 53 durch die dünnbesiedelten Nordvogesen nach Saverne. Über den weiteren Verlauf des Weges ließ das rote Rechteck der Wegmarkierung niemals Zweifel aufkommen mit Ausnahme der Baustelle einer Anschlussstelle der Autobahn A4, die zu überqueren war.

 

Der Weg führte meist auf schmalen Wanderpfaden abseits der befestigten Wirtschaftswege durch lichten Mischwald. Für diese gelungene Wegführung ist den die Wege betreuenden Wandervereinen höchste Anerkennung zu zollen. Dank des immer blauen wolkenlosen Himmels konnte der Regenschutz tief im Rucksack verstaut bleiben. Wir rasteten zu Mittag stets längere Zeit im Freien und genossen den Altweibersommer. Zwischen den Zweigen blinkende Spinnfäden und erstes gelblich-rotbraun gefärbtes Laub kündeten vom nahen Herbst. Trotzdem mutete das helle Grün mancher Bäume wie Frühling an, und die letzten Vögel zwitscherten noch in den Baumwipfeln.

 

Die Wanderung bot Raum für anregende Gespräche, aber auch die Möglichkeit, seinen Gedanken nachzuhängen oder einfach die Natur zu genießen. Obwohl Tautropfen frühmorgens in den Spinnweben glitzerten, brachten uns doch einige der Berge ins Schwitzen. Auf den Gipfeln thronten oft Burgruinen, die zur Besichtigung einluden und einen weiten Blick über die Landschaft der Nordvogesen erlaubten, der für all die Mühen entschädigte. In schmucken Dörfern führten die Menschen ein beschauliches Leben.

 

Wir übernachteten in reservierten Hotels und Gaststätten in Niederbronn-Les Bains, Lichtenberg, La Petite-Pierre und Saverne. An dieser Stelle recht herzlichen Dank an Helmi, der die Wanderung vorbereitet hatte und leitete. Er hatte für uns auch eine Besichtigung des Heimatmuseums in Wimmenau organisiert, wo uns der Bürgermeister die Geschichte des Dorfes im Schweizer Haus nahebrachte und die Herstellung von Öl erklärte. Nach einer Wanderzeit zwischen sechs und acht Stunden genossen wir abends französische Esskultur. Nach Saverne verließen wir gegen Mittag den GR 53 und wanderten nach Marmoutier, von wo wir die Heimreise antraten.

 

 

 

 

Wer den Weg gehen möchte, kann die Wanderkarten 'IGN 3714 ET La Petite Pierre, 1:25.000' und 'IGN 3715 OT Saverne, Sarrebourg, 1:25.000' und den Wanderführer 'Crête des Vosges: GR 5, GR 53, 2008, ISBN-10 2751402615, ISBN-13 978-2751402616' (englisch) benutzen.

 

Eine Besichtigung von Ölmühle und Schweizer Haus kann man abstimmen über: commune-wimmenau@wanadoo.fr

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins

Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 36 - Dezember 2011

 

 

Wandern im Elsass gibt Stoff zum Nachdenken

 

Von Lutz Heidemann

 

Was treibt Trekker an, fragte sich und uns der „Wanderpapst“ Prof. Brämer (vergl. Wege und Ziele 29, S.10). Wer als Weitwanderer in das Elsass aufbricht, kann nicht nur mit schöner Landschaft, sondern oft auch mit einem guten Mahl rechnen, wie wir es z.B. im Restaurant „Aux vieux Moulin“ serviert bekamen. Das klappte selbst bei einem vollen Haus. Aber man kann auch etwas von der Vergangenheit in einem Grenzraum erspüren.

 

Grenzen spielen glücklicherweise heute in Europa keine große Rolle mehr und gerade beim Wechseln von Deutschland in das Elsass wird die Fremdheit nur graduell spürbar. Die Beschriftung ist französisch, aber Häuser sehen auf den ersten Blick genauso aus wie in Baden oder der Pfalz. Schon unsere Ausgangsstation Niederbronn-Les Bains bot Anlass zu historischen Reflexionen: die Römer hatten hier ein Thermalbad, das Mineralwasser, das im Ort in Flaschen abgefüllt wird, bezieht sich auf die Kelten. Der Name bewahrt die germanische Traditionslinie, der Zusatz Les Bains zeigt die französische Phase.

 

Ich war eingestimmt auf die nicht einfache elsässische Geschichte durch ein Buch, das uns letztes Jahr liebe Freunde aus Freiburg schenkten und wir mit großer Anteilnahme gelesen haben, und das ich weiter empfehlen möchte:

 

Jean Egen: Die Linden von Lautenbach. Rowohlt Taschenbuch (ISBN 978-3-499-15767-7) 8,95 .

 

Der Autor, der eigentlich Jean Egensberger hieß, lebte von 1920 bis 1995 und war lange Journalist in Paris. Er beschreibt seine Lebensgeschichte und die seiner Familie und vermittelt viel von elsässischer Lebenslust, besonders der Freude am Essen, aber auch von den Heimatgefühlen, die in ihrer Eigenständigkeit von Berlin oder Paris mehr als einmal missverstanden oder missbraucht wurden. Ein wichtiger „Held“ seiner Geschichte ist der Onkel Fuchs, ein Förster, der dem Jungen nicht nur den Wald nahebrachte, sondern auch die Schönheit deutscher Verse, besonders der von Lenau und Goethe.

 

Thomas Nittel hielt im vorherigen Artikel fest, dass wir beim Besteigen der Berge, auf denen an Stellen mit guter Aussicht Burgen standen, manchmal sogar ins Schwitzen kamen. Die Burgen waren zu Ruinen geworden. Wir waren keine Entdecker, vor uns waren schon viele andere dort gewesen. Selbst der Straßburger Jura- Student Goethe hatte nicht nur Zeit für Pfarrerstöchter gehabt, sondern war vor uns auch schon auf der Wasenbourg. Doch wie mühsam war wohl das Organisieren des täglichen Lebens auf diesen abgelegenen Plätzen? Wie mag es den Bewohnern der Burgen „gegangen“ sein, selbst wenn sich einige nicht zu Fuß bewegt haben, sondern geritten sind? Die Wege, die wir gegangen sind, waren ja auch die Wege der Bauern, die oben Lebensmittel abliefern mussten.

 

 

 

 

 

Die Burg Haut-Barr über Zabern, jetzt Saverne, die wir über eine neue Treppe bestiegen, war früher Eigentum der Bischöfe von Straßburg. Wesentliche Teile der Burg ließ im 16. Jahrhundert Bischof Johann von Manderscheid-Blanckenheim erneuern. Das sind deutsche Namen. Wir kamen durch viele idyllische Landschaften und Orte, die heute tiefen Frieden und solide Behaglichkeit ausstrahlten. Doch das war nicht immer so. Unsere lieben schweizer Mitglieder Christine und Helmi Wimmer sind auf dem GR53 schon vor sehr vielen Jahren gewandert und für uns zur Vorbereitung der Tour sind sie den Weg vor einigen Monaten nochmals gegangen. Es war ihnen wichtig, dass wir in Wimmenau das „Schweizer Haus“ besichtigen. Das war aus vielen Gründen die eindrücklichste Station unserer Wanderung. Das „Schweizer Haus“ hatte seinen Namen daher, weil der Ort nach dem 30jährigen Krieg völlig zerstört und von allen Bewohnern verlassen war. Zwei Schweizer Familien waren die ersten, die sich dann wieder ansiedelten.

 

Vor mehreren Jahren sind die letzten Bewohner des schönen Fachwerkhauses ausgezogen. Es war nichts zur Pflege an dem Haus und der angrenzenden Ölmühle und der Scheune getan, aber auch nichts verändert worden. So machte es heute, wiederhergestellt und mit dörflichen Erinnerungsstücken gefüllt, einen authentischen Eindruck. Wir wurden von einem jungen Mann sehr sachkundig auf deutsch durch die weitläufige Anlage geführt. Es stellte sich bald heraus, dass er nicht nur sehr viel dort mitgearbeitet hat, sondern nun auch der Bürgermeister der Gemeinde ist. Er erzählte uns viele Details vom früheren Leben, aber auch dass er als Kind in der Schule nicht elsässerdeutsch sprechen durfte. Da ist erst in jüngster Zeit ein Wandel eingetreten. Nun geht es um Tolerierung und Pflege des Dialektes, nicht des Hochdeutschen. Doch in den Restaurants und Hotels fand sich immer eine deutschsprechende Person.

 

 

 

 

Sehr eindrücklich waren auch Stadt und Schloss von La Petite-Pierre. Das ist heute ein Ausflugsziel und so gab es auf Schildern vielfältige Erläuterungen, bei denen auch die früheren Namen Litzelstein oder Lützelstein gebraucht wurden. Den Kern der Festungsanlage war vom „Jerrihans“, dem Georg Hans Pfalzgraf bei Rhein und Graf von Veldenz (1543-92), errichtet worden. Er war mit einer schwedischen Königstochter verheiratet. Die der Burg benachbarte Kirche ist immer noch protestantisch. 

 

 

In Saverne hatte am Sonntag das Restaurant in unserem Hotel Ruhetag. Helmi war das bekannt, er hatte uns Plätze in dem „Restaurant Katz“, das in der historischen Hauptstraße neben der Bürgermeisterei liegt, reservieren lassen. Katz ist ein typischer - und wohl eher ungewollt vergebener - jüdischer Name. Wir haben dort gut gegessen. Jean Egen beschreibt auch die tiefe jüdisch – elsässisch - französische Symbiose, die zu positiven wie negativen Schicksalen, erinnert wird z.B. an den Offizier Dreyfuss, geführt hat. Als wir am nächsten Tag von oben kommend an die Grenze des Waldes gelangten, sahen wir auf der anderen Bachseite einen großen jüdischen Friedhof und registrierten mit Freude jüngere Bestattungen, dass also das jüdische Leben weitergeht.

 

 

Die Fassade der Kirche in unserem Zielort Marmoutier, früher Maursmünster, gilt als Musterbeispiel für deutsche Romanik; die Kirche besitzt auch eine Silbermann-Orgel.

 

Fotos und Titelfoto: Thomas Nittel

 

 

Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins

Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 36 - Dezember 2011

 

 

 

 

 

 

 

 

Tour des Glaciers de la Vanoise

 

Von Friedhelm Arning

 

Vom 14. bis 28. Juli vorigen Jahres haben wir zu dritt die Tour des Glaciers de la Vanoise begangen. Diese Weitwanderung ist im deutschsprachigen Raum noch nicht sehr bekannt, obwohl sie es verdiente, dass sich das schleunigst ändert.

 

Zunächst einige Fakten:

 

Es handelt sich um eine Rundtour um eines der letzten großen Gletscherplateaus der Alpen im Kern des Vanoise-Massivs. Eispickel und Steigeisen sind aber nicht erforderlich, um auf dieser Tour die gesamte Palette glazialer Phänomene bestaunen zu können, wie Moränen, Gletscherseen und Trogtäler sowie Hänge-, Tal- und Plateaugletscher - aber wer weiß, wie lange noch. Auch Fauna und Flora sind besonders artenreich. Seit 1963 ist das Gebiet Nationalpark, davon mehr als 50 km² vergletschert. Allerdings gab es 1964, als Grenoble die olympischen Winterspiele bekam, einen Konflikt um die Nationalparkgrenzen und einige Teile, u.a. der Gipfel der Grande Motte wurden ausgegliedert, um Skistationen errichten zu können. Die Amputation weiterer Regionen konnte durch massiven Protest verhindert werden und so wurde die L’Affaire de la Vanoise zu einem Symbol der französischen Umweltbewegung.

 

Die Tour des Glaciers führt in 8-9 Etappen über etwas mehr als 100 km von Hütte zu Hütte. Ein einziges Mal wird mit Pralognan ein Talort erreicht.

 

Man kann an verschiedenen Stellen in die Runde einsteigen. Will man mit öffent-lichen Verkehrsmitteln anreisen, empfiehlt sich Termignon als Ausgangspunkt, das von Modane aus sehr gut mehrmals täglich mit dem Bus erreichbar ist. Nach Modane gelangt man von München aus mit dem Zug bei einmaligem Umsteigen in Mailand, wer den TGV benutzen will, sollte die Fahrkarten am besten schon von zu Hause aus buchen. Wer etwas mehr Zeit hat, kann auch per Pedes anmarschieren, z.B. von Tignes aus in 1 ½ Tagesetappen.

 

Uns hat der kleine und handliche Führer „Tour des Glaciers de la Vanoise“ von Sabine Bade und Wolfram Mikuteit, Verlag fernwege.de, gute Dienste geleistet.

 

Eine kleine Zeitungsnotiz hatte Anfang vorigen Jahres meine Neugierde auf das Vanoise-Massiv geweckt und nach intensiverer Befassung stand fest, das diesjährige alpine Unternehmen sollte die Tour des Glaciers werden. Mein Sohn und einer seiner Freunde waren auch sofort Feuer und Flammen, und so machten wir uns dann am 14. Juli von Bremen aus auf den Weg. Da wir zwei Wochen Zeit hatten, entschieden wir uns für einen Anmarsch per Pedes vom Aostatal aus. Das bedeutete: 7:00 Uhr Abflug mit Billigflieger von Bremen nach Bergamo, Zugfahrt von Mailand nach Aosta und von dort Busfahrt  zu unserem Startpunkt Cerellaz, wo wir gegen 17:00 Uhr ankommen.

 

Die erste Etappe am nächsten Tag ist eine Hitzeschlacht, aber glücklicherweise kann man unterwegs immer mal wieder die Wasserflaschen auffüllen. Dennoch sind wir froh, als wir in Valgrisenche auf der Veranda unseres Hotels bei einem kühlen Bier den Anbruch der Nacht genießen können.

 

Valgrisenche liegt am Fuße einer riesigen Staumauer – hoffentlich hält die -, an deren Flanke wir am nächsten Tag aufsteigen. Langsam wird das Gelände hochalpin und vor dem Col du Mont, mit 2636 m der höchste Punkt dieser Etappe, sind unschwierig die ersten Schneefelder zu queren. Am Pass sind noch verrostete Überbleibsel des 1. Weltkrieges zu finden, die von dem grausigen Stellungskrieg künden, der an dieser Frontlinie stattgefunden hat. Das Refuge L’Archeboc erreichen wir gerade noch bevor ein Gewitter losbricht, im Schutz der Hütte dann ein grandioses Naturschauspiel.

 

Nachdem wir am nächsten Morgen schon eine gute Weile von der Hütte los sind, stellen wir fest, dass wir den falschen Abzweig erwischt haben. Laut Karte müsste es aber weiter unten noch ein Steiglein geben, das uns wieder auf den rechten Weg führen könnte. Nach einiger Zeit finden wir auch einen verwitterten Wegweiser, der in die richtige Richtung zu zeigen scheint. Wir vertrauen ihm und haben Glück, dass wir nach einem heftigen Anstieg wieder auf die richtige Route gelangen. Bis Tignes 1800 geht alles glatt, nur in dieser Wintersportretorte eine Übernachtungsmöglichkeit und ein Abendessen zu finden, gestaltet sich schwieriger als gedacht. Aber auch dies gelingt, bevor das nächste Gewitter heranzieht.

 

Die folgende Etappe führt erst einmal durch das Skigebiet von Tignes, was Wanderer in der Regel nicht unbedingt zu Begeisterungsstürmen hinreißt. Aber eine solche Infrastruktur kann auch ihr Gutes haben: Hatte doch an einem Sonntag die Apotheke in Lac de Tignes geöffnet, um das Notwendige zur Behandlung einer Riesenblase, die ich mir inzwischen gelaufen hatte, erstehen zu können. Sobald man mit dem Lift den Gipfel des Tovière erreicht hat, wird die Aussicht grandios. Auf einem Panoramaweg bis zum Col de la Fresse begleitet uns der Blick auf das Mont-Blanc-Massiv und nach dem Col de Leisse geht es durch eine typische Gletscherlandschaft mit etlichen Seen und am Refuge de la Leisse gibt’s beim Sonnenuntergang die ersten Ausblick auf unser eigentliches Ziel, das Vanoise.

 

Nach zweistündiger Wanderzeit durch ein eiszeitliches Trogtal, neugierig von vielen Murmeltieren beäugt, erreichen wir dann bei einer Steinbrücke aus dem 12. Jhd., über die schon im Mittelalter Salz bis ins Piemont transportiert wurde, den Einstieg in die Tour des Glaciers. Steil, aber noch muligeeignet, geht es empor bis sich die beiden höchsten Gipfel des Vanoise – Grande Casse und Grande Motte – ins Blickfeld schieben.

 

Auch hier oben finden sich wieder Bunkerreste der Alpen-Maginotlinie. Vom Refuge du Col de la Vanoise könnte man, bequem vor der Hütte sitzend, stundenlang die Gletscherregionen der Grande Casse im wechselnden Licht beobachten. Wir steigen aber z.T. auf Steinplatten mitten durch einen See noch ab nach Pralognan, einem nicht sonderlich interessanten Ort, den man auch über eine Variante über das Refuge de la Valette umgehen kann. Durch das von Alpwirtschaft geprägte Vallon de Chavière geht es dann auf einer breiten Schotterpiste zusammen mit vielen Tagesausflüglern an zahlreichen Gletscherzungen vorbei immer aufwärts bis zum Refuge de Peclet-Polset – eine moderne aber durchaus gemütliche Hütte nach den neusten ökologischen Standards. Für Nutella-Freaks ist diese Hütte ein Eldorado.

 

Die nächste Etappe zum Refuge de l’Orgère ist sehr attraktiv und da sie relativ kurz ist, kann man sich auch viel Zeit zum Genießen lassen. Auf dem Col de Chavière wird mit 2796 m der höchste Punkte der Rundtour erreicht und es bietet sich ein phänomenales Panorama, an klaren Tagen bis zum Mont Blanc, Ecrains und Monte Viso. Während des Aufstiegs muss man am Dorf der Steinmännchen mitbauen.

 

Vom Refuge de l’Orgère aus bietet sich noch ein Spaziergang auf einem Lehrpfad an, auf dem man etwas über Geologie, Fauna und Flora der Gegend erfahren kann – sofern man ihn denn findet.

 

Weiter geht es dann nach kurzem, heftigem Anstieg verhältnismäßig geruhsam auf einem Balkonweg auf 2000 m Höhe über dem Arc-Tal, bis die Stauseen von Plan d’Aval, Plan d’Amont und Mont Cenis unter uns auftauchen, Teil eines gigantischen Stromerzeugungsprojektes mit 4 Wasserkraftwerken. Hinunter geht’s zum Plan d’Aval, von wo uns jetzt die mächtige schwarze Felsbastion des 3700 m hohen Dent Parrachée bis zur gleichnamigen Hütte begleiten wird. Das Refuge ist sehr sehr urig; wer allerdings auf etwas sanitären Komfort Wert legt, kann auch eine der anderen in der Nähe liegenden Hütten ansteuern.

 

Gegen Morgen fängt es an zu regnen und es hat sich zugezogen – Sichtweite gefühlte 50 cm. Besserung wird auch nicht versprochen und die reine Gehzeit ist mit knapp 8 Stunden angegeben. Angesichts dieser Perspektive entschließen wir uns zum Abstieg nach Aussois und der Aussicht auf eine Unterkunft, die ein Durchtrocknen erlaubt. Glücklicherweise findet sich nach 4-stündigem Regenmarsch auch eine solche; außerdem ist Aussois auch ein hübscher Ort, wenn auch hier und da wintersportgeschädigt, wie wir dann am späten Nachmittag, als sich doch noch zaghaft die Sonne sehen lässt, bemerken können.

 

Die letzte Etappe, die uns eigentlich vom Refuge de l’Arpont zum Refuge d‘Entre Deux Eaux geführt hätte, ist das landschaftliche Highlight der Tour des Glaciers. Das wollen wir natürlich nicht verpassen. Also was tun? Rasch ist ein Plan gefasst: Mit dem Taxi nach Termignon, von dort mit einem regulär verkehrenden Kleinbus zum Refuge d‘Entre Deux Eaux und dann die Etappe umgekehrt zum Refuge de l’Arpont unter die Füße genommen. Das klappt alles wunderbar und so kommen wir doch noch in den Genuss eines atemberaubend schönen Wandertages. Das gestrige Tief hat allerdings die Temperaturen zunächst in Gefrierpunktnähe sinken lassen.

 

Also müssen erst mal Wollmütze und Handschuhe aus den untersten Regionen des Rucksackes hervorgekramt werden, aber im Laufe des Tages wird es wieder wärmer und so geht es denn ständig an Seen, vergletscherten Hängen und imposanten Felsmassiven vorbei zur letzten Hütte.

 

Auch eine Begegnung mit Steinböcken darf auf dieser Etappe nicht fehlen.

 

Am Abend sind wir uns einig: Der logistische Aufwand, um diese Etappe auf jeden Fall noch zu machen,  hat sich mehr als gelohnt.

 

Am nächsten Tag steigen wir dann nach Termignon ab, fahren mit dem Bus nach Modane und von dort mit dem Zug nach Mailand und weiter nach Bergamo. Wer noch einen Tag Zeit hat, sollte sich, so wie wir, diese wunderschöne lombardische Stadt etwas genauer anschauen.

 

Fotos: Friedhelm Arning

 

 

Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins

Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 37 - April 2012

 

 

Auf Tour in den südlichen Westalpen

Von Savona am Mittelmeer nach Montreux am Genfer See

 

Von Hans Diem

 

Seit Jahren sind wir, Hans und Evelyn Diem, Freunde der südlichen Westalpen. Nach sechs verschiedenen Routen, zwei davon waren schwierig am Hauptkamm entlang mit Dreitausendern und Viertausendern, gehen wir diesmal auf Tour auf einer direkten und leichten Strecke in drei Abschnitten, wie immer zu Fuß und mit Zeltausrüstung. Für An- und Abreise nehmen wir natürlich die Bahn.

 

1. Teil 2010: In 20 Tagen von Savona in den Ligurischen Alpen und in den Seealpen (Meeralpen) nach Terme di Valdieri.

 

Wie schon in der Ausgabe 37 von Wege und Ziele berichtet, sind wir am 19.06.10 am Übergang der Alpen zum Apennin, dem Altare-Pass bei Savona gestartet, sind über den bewaldeten Ligurischen Höhenzug mit Ausblicken auf das Mittelmeer zum Ort Ormea gegangen, haben die hohen ligurischen Gipfel Monte Mongioie 2630 m und Punta Marguareis 2651 m bestiegen und sind nach 10 Tagen über den Colle di Tenda im Dorf Limone Piemonte angekommen.

 

Die anschließenden Seealpen waren etwas alpiner und hatten Restschneefelder. Hier zogen wir in 11 Tagen über felsige Scharten, wie die Baisse de Valmasque 2549 m, zu den Gipfeln Mont Bego 2872 m und Cime du Diable 2685 m, über die Baisse du Basto 2693 m, den Pas du M. Colomb 2548 m, den Colle del Chiapous 2526 m, den Ort S. Anna di Valdieri zum Monte Matto 3088 m, über den Colle della Paur 2890 m zum Ende in Terme di Valdieri. Es war einsam auf den Wegen, die Hütten waren teils gut besucht, Bergsteiger trafen wir nur auf dem M. Mongioie, dem M. Bego und dem M. Matto.

 

Wir hatten gutes Bergwetter in den 20 Tagen mit 120 Std. Gehzeit auf etwa 300 km Bergwegen mit 17.500 Hm Aufstieg über 20 Pässe und 10 Gipfel, wir konnten 11 Mal hoch oben zelten und sonst unangemeldet in Häusern übernachten.

 

2. Teil 2011: In 19 Tagen von Terme di Valdieri in den Seealpen (Meeralpen) und in den Cottischen Alpen nach Modane.

 

Ab 09.07.11 sind wir wieder auf Tour, gehen von Terme di Valdieri über die historische Reale Casa di Caccia hinauf in den Felsenkessel mit dem Lago di Valscura auf 2439 m zum Zelten, beobachtet von Steinböcken und Gämsen. Von der Baisse du Druos besteigen wir den Mont Malinvern 2938 m, schauen rundherum auf schroffes Felsgebirge. Abstieg mit Blick auf die Skistation Isola 2000, hier wurde in den letzten Jahren heftig dazugebaut. Wir queren zum Colle de la Lombarde 2350 m, zu unserer Überraschung mit einem Imbisswagen. Der Wirt hat Paninis und Kuchen für uns, dazu tönt seine Lieblings-CD mit Gregorianik-Gesang, begleitet von einem Saxophon, passt richtig gut zur Landschaft. Weiter geht’s zum Zelten auf der Crête de Lausette mit der Landesgrenze F/I, mit Schützengräben und Stacheldraht, mit Gämsen und Mankein, mit Grenzsteinen von 1947 und 2007 und mit Ausblick bis zum Monviso.

 

Der Kammverlauf verschärft sich ab dem Colle del Lausfer 2430 m, auf dem Passo Bue 2600 m verweigere ich gar den ausgesetzten Abstieg zum Colle Guercha. Den kenne ich, einmal reicht mir. Also leichter im Vallone delle Seuma hinab zum Bergdorf San Bernolfo auf 1700 m mit einem neuen guten Rifugio. Wegen Regenwetter nehmen wir eine leichtere Route und gehen über den Passo di Laroussa 2471 m zum Rifugio Mogliorero. Als einzige Übernachter werden wir von der jungen Wirtin aufmerksam bedient. Bei gutem Wetter wollen wir zurück auf den Hauptkamm. Dazu hat die Wirtin eine Empfehlung für den Weiterweg, der ist ganz schön rassig: Aufstieg zum Passo Laris 2744 m, auf Steigspuren steil in Fels und Schnee auf den spitzen Felsgipfel Grand Cimon de Rabouns 2913 m. Super Aussicht, aber wie runter? Freier Abstieg durch die steile Felsflanke in einen Felskessel mit Bergseen, um die Seen herum zum Refuge du Lac Rabouns in einer zauberhaften Landschaft. 20 Leute sind da, und es kommen uns noch viele entgegen auf dem Weiterweg zu einem versteckten Platz fürs Zelt.

 

Auf dem Weg zum fantastischen Kessel mit den Lacs de Vens begegnen uns Gruppen auf Hüttentrekking, einer berichtet von vollen Lagern und dass man reserviert haben muss. Brauchen wir nicht! Vorbei an sieben Bergseen steigen wir auf zum Refuge de Vens mit einem Traumausblick auf die Seen. Wir werden nett bedient, den Espresso machen wir uns dann selbst auf dem Col du Fer 2584 m. Zum Übernachten gehen wir auf den Colle de Pouriac 2506 m und zelten windgeschützt auf der Leeseite. Ein alpiner Aufstieg zieht im Schuttkar zu einem Felsgrat, am Grat hinauf zur Tête de l’Enchastraye 2954 m mit einer Panorama-schau zu den Seealpen-massiven. Weiter zum Lac du Lauzanier 2284 m, hier tauschen wir schönste Erinnerungen aus bei der Rast. Unter vielen Tagestouristen zum Dorf Larche, hier sind Zimmer knapp, aber alles passt, nur der Wetterbericht nicht.

 

Am Morgen regnet es, wir warten mit einem Schweizer auf Besserung. Um 10.30 Uhr hat er alles erzählt von seiner Tour auf dem GR 5, dann steigen wir trotz Regen hinauf in die Cottischen Alpen. In einst militärischem Gebiet gehen wir über den Col de Mallemort 2558 m zum Col du Vallonnet 2524 m, im Abstieg durchnässt uns ein heftiges Gewitter mit Wolkenbruch. Zum Glück ist im Dorf Fouillouse in einem Altbau ein neues Refuge eingerichtet. Die Wirtin hat Autotouristen in den Zimmern, 10 Randonneure im Lager und noch Platz für uns. Hier fragen uns zwei sportliche Holländerinnen, wie sie am besten von Amsterdam nach Rom gehen können. Ja, wir würden möglichst weit oben gehen: Amsterdam, Genfer See, Savona, Appennin, Abruzzen, Rom.

 

Bis zum Dorf Maljasset muss man die Autostraße am Fluss l’Ubaye entlang benützen. Schon geht es wieder bergauf zum Col Girardin 2706 m, abwärts unter einigen Touristen und viel auf Pisten zum Dorf Ceillac. Da ist richtig was los, also gehen wir noch ein Stück weiter zum Zelten. Auf dem Col Fromage 2386 m ist es regnerisch bei 3°C, der Abstieg in Weideland bei Regen ist schon sumpfig, dann setzt heftiger Schneeregen ein. Weidende Kälber haben den Weg vollends ruiniert. Endlich liegt dann das Chateau Queyras 1380 m vor uns. Das Bistro im Dorf hat gut eingeheizt, da können wir uns aufwärmen und nach einer Unterkunft fragen. Ganz knapp bekommen wir das letzte von 24 Zimmern im 2 km entfernten Hotel, hier kommt nämlich übermorgen das Radrennen Tour de France durch.

 

 

 

 

Wir bleiben noch einen Tag, besichtigen das Schloss und das Dorf, schauen uns nach dem Weiterweg um. Dann passt das Wetter wieder, von der Alm Rouet schauen wir zurück zum Ablauf des Rennens. Über den Col de Péas 2629 m kommen wir zum Refugio des Fonts, ist gut für eine Einkehr. Es ist ein sonniger Abend, der Weg geht schön im Almgebiet unter Felsfluchten, da finden wir früh genug den versteckten Zeltplatz. Das kleine Almdorf La Chau hat einen Brunnen, gut zum Waschen und Flaschen füllen. Mangels Wegweiser setzen wir Kompass und Karte ein für den Aufstieg zum Fort du Gondran 2432 m. Hier befördert ein Sessellift Bergradler herauf zum lässigen Bergabrollen, unser Interesse gilt dem Pelvouxmassiv und dem Mont Chaberton. Am Weiterweg reihen sich Bunker und Ruinen, Bergradler mit Startnummern fetzen herum, dann sind wir beim imposanten Fort de l’Infernet auf 2570 m. Die 12 Kanonen hier waren nach Italien ausgerichtet und wurden 1940 eingesetzt zur Zerstörung der italienischen Stellung auf dem Mont Chaberton. Tief unten liegt die Stadt Briancon, da kurven wir auf der alten Militärstraße ohne Pause 5 Std. lang hinab ins Zentrum von Briancon. Eine Schuhverkäuferin weiß ein passendes Hotel für uns, sie telefoniert und führt uns auch noch hin zum kleinen schicken Hôtel de la Chaussée, merci Madame.

 

In der schönen historischen Altstadt von Briancon verbummeln wir locker einen Tag. Am nächsten Vormittag bringt uns ein Bus hinauf nach Montgenévre 1850 m, der nüchterne Wintersportort hat sich zum Blumendorf gewandelt. Jetzt aber flott nach Norden, in einem Lifthäusl die Rucksäcke versteckt und den Bergweg in Schotter und Fels hinauf. Um 16.20 Uhr stehen wir auf dem Mont Chaberton   3136 m mit Aussicht zu Thabor, Pelvoux, Monviso, Mont Blanc. Hier stehen noch die Reste der höchstgelegenen Festungsanlage der Alpen mit den acht Geschütztürmen, die vom oben genannten Fort de l’Infernet 1940 zerstört wurden. Der Berg war damals italienisches Gebiet, seit 1947 gehört er zu Frankreich. Gut Zelten unter Lärchen, am Morgen ist es 0°C kalt. Evelyn meint, im Kühlschrank wäre es wärmer, warten wir halt auf die wärmende Morgensonne. In Blumenwiesen gehen wir über den Col de la Lauze 2529 m und den Col de Dormillouse 2448 m zum Almdorf Chalets des Acles mit Bach und Brunnen. Auf dem Col des Acles 2292 m schützt uns das aufgestellte Überzelt vor einer Regenfront, dann aber flott den Kamm mit irren Felsen und Blick auf Bardoneccia entlang gebolzt zum Zelten nach einem Steilabstieg.

 

Vom Col de l’Echelle 1762 m aufsteigen zur riesigen Schafweide am Lac und Col des Thures    2194 m, hier ist ein Fotopoint mit dem Mont Thabor. Gleich wieder der Abstieg ins Vallée Etroite mit Hütten und Gasthaus. Aufstieg zum Refuge du Mont Thabor   2502 m, der Gastraum ist voll besetzt mit 46 Berggehern. Hier dürften wir neben der Hütte zelten, wollen aber mal das Lagerleben testen. Die meisten Gäste wollen auf den Mont Thabor 3178 m, einem Kulminationspunkt der Alpen. Leider ist es regnerisch und neblig. Wir waren mehrmals auf dem Thabor mit schönsten Erinnerungen, gehen deshalb unsere Tour weiter über die Crête des Bataillères 2787 m in ein enges Trogtal mit Seen zum neuen Holzhaus Refuge des Marches. Weiter am Stausee Lac de Bissorte entlang zur Staumauer, nach langem Abstieg landen wir schließlich im Tal Maurienne mit dem Fluss Arc, mit Autobahn, Eisenbahn und Landstraße. Es regnet, Daumen raus, aber kein Auto will halten. Am Straßenrand eine Stunde lang zum Ort La Praz getippelt, ätsch, keine Zimmer und keine Buslinie. Eine nette Frau erbarmt sich und fährt uns die 10 km nach Modane, merci vielmals. Hier sind wir gut aufgehoben und versorgt.

 

Wir waren 19 Tage auf Tour mit 108 Std. Gehzeit auf ca. 286 km Bergwegen mit 16.000 Hm Aufstieg.

 

Zu einer Erkundung in den Dauphiné Alpen hängen wir noch drei Tage an, gehen von St.Jean de Maurienne über die Crêt Morandet zum Ort St. Sorlin d’Arves und treffen uns hier nach 10 Jahren Austausch mit der Coordinatorin von Via Alpina in einem Gasthaus.

 

3. Teil 2012: In 19 Tagen von Modane in den Grajischen Alpen, in der Mont Blanc Gruppe und in den Chablais Alpen nach Montreux am Genfer See.

 

Diesmal haben wir Pech bei der Anreise mit der Bahn, statt am Samstag Abend kommen wir erst am Montag Mittag in Modane an. Unsere Reise-Mehrkosten wegen Nothalt und Streik belaufen sich auf 325 .

 

Dafür ist in Modane schönes Wetter. Nach perfekter neuer Beschilderung steigen wir auf dem GR 5 über die Alm Polset zum Refuge de l’Orgère auf, gehen weiter zum privaten Refuge L’Aiguille Doran, 1860 m mit Zeltplatz. Schön führt der GR 5 als Balkonweg über den Col du Barbier 2287 m zum Refuge de Plan Sec. Bergwandergruppen auf Hüttentour sind schon versammelt, wir kehren ein und gehen zum Zelten auf die Graskuppe La Turra 2363 m. Ein Karrenweg zieht zum Refuge de l’Arpont, schön in der Ostflanke der Vanoise gelegen. Der Weiterweg quert ausgesetzt eine Steilflanke mit einem steilen Schneefeld, danach steht unsere Stoffhütte gut auf 2450 m.

 

Nach dem Abstieg in den Talboden auf dem GR 5 bleibend Aufstieg zum Refuge du Plan du Lac mit Blick zu den Gletscherbergen der Vanoise. Nett werden wir bedient auf der Terrasse, ziehen dann in schönstem Almgebiet um die Crête de la Turra herum weiter bis eine neue Holzhütte vor uns auftaucht. Überraschung, es ist die teilerneuerte Selbstversorgerhütte Refuge de Cuchet 2160 m mit 24 Schlafplätzen. Dieses Angebot nehmen wir dankend an, stecken dafür 15 in den Tresor. Es geht blumenreich weiter zum Refuge Vallonbrun, Abstieg zum Dorf Bessans am Fluss l’Arc, ein Bus fährt uns zum bekannten Dorf Bonneval sur Arc 1787 m. Umschauen und gut übernachten im La Greppa. Bei Regenwetter mit Sturmböen steigen wir teils ausweichend auf die Autostraße hinauf zum Col de l’Iseran 2764 m. Diesmal bin ich von einem Teleskopschirm regengeschützt, der sich auch bei Sonne bewährt hat. Im Abstieg auf grünen Skipisten wird es sonnig, der Ferienort Val d’Isere mit

                                                                                        27.000 Gästebetten enttäuscht uns, er ist zugebaut mit

                                                                                        hohen Häusern.

 

Am Übergang zum nächsten Pistengebiet rollen auf extra angelegten Abfahrtswegen eine Menge Bergradler ins Tal. Die Skistation Tignes le Lac liegt schön im weiten Hochplateau, wenn auch in verdrahteter Landschaft. Wir verlassen den  GR 5, gehen wieder eigene Wege mit dem Abstieg zu einer Riesenbaustelle im Ort Les Boisses und weiter über den Staudamm in den Wald zum Zelten. Ausgeschlafen bei Bäumerauschen, weiter nach Karte in Wald und Weide zum Almdorf Le Monal mit Einkehr und Blick auf die Gletscher um den Mont Pourri. Von hier riskieren wir nach Karte den Aufstieg über die paradiesische Alm le Clou, über den schön gelegenen Lac du Clou zum Kamm mit Mast bei P. 2612. Schreck lass nach! Vor uns liegt ein Skigebiet mit Liftmasten und Pisten, das nicht in meiner Karte verzeichnet ist. Wir haben einen steilen Abstieg auf hart planierter Schotterpiste vor uns zur Chapelle Saint Guerin 1905 m. Erst mal rasten und dann im Wald weiter zum Weidegebiet la Motte mit dem privaten Refuge de l’Archeboc 2029 m. Es wurde 20 Uhr, wir bekommen das Führerzimmer mit 2 Betten, der Wirt notiert unsere Namen.

 

Im Sommer 2002 war ich hier auf der Erstbegehung des Roten Weges der Via Alpina von Monaco nach Triest, bin am Nachmittag noch Richtung Pointe d’Archeboc aufgestiegen, aber kurz unterm Gipfel umgekehrt wegen eines Gewitters. Damals war der Wirt hocherfreut, dass ich den Roten Weg komplett gehe. Was Besseres könne der Organisation gar nicht passieren. Nachher habe ich ihm meinen Bericht zugeschickt, in dem ich ihn als den besten Wirt der Tour loben konnte. Diesmal kommt der Wirt beim Frühstück mit meinem Bericht in der Hand und ist total begeistert, dass ich noch mal auf seine Hütte gekommen bin und auch wieder auf den Archeboc steigen will. Er hat den Zustieg inzwischen markiert, es sind Steigspuren erkennbar, so kommen wir gut hinauf, erst auf die Pointe d’Ormelune 3256 m, dann zur Pointe d’Archeboc 3272 m. Auch ohne Fernsicht wegen Bewölkung ist es eine super Tour. Wir übernachten ein zweites Mal im Refuge, am Abend wird uns Käsefondue und Wein serviert! So herzlich, so nett. Nach Alpinagehern gefragt erfahren wir, dass nur etwa 5 bis 6 Leute im Jahr kommen.

 

Inzwischen haben wir den 18.07.12, über den Col du Mont 2632 m gehen wir in Blumenwiesen über das Dorf Valgrisenche zum Dorf Planaval und steigen auf der Alta Via Aosta 2 steil bergauf zum allerschönsten Zelten auf 2330 m. Wegen dem Gletscherschwund auf dem Col di  Planaval 3016 m wurde der Höhenweg verlegt und bestens ausgebaut. Aufstieg in Steilflanke über den Lac di Fond zum Col de la Crostatie 2838 m. Eine Ziegenherde erwartet uns bei eiskaltem Sturmwind. Abstieg in sehr steiler Felsflanke, dann in Grasflanke zum Bivacco Pramund. Das Steinhaus ist an ein Almgebäude angebaut und hat 20 Schlaflager. Im Aufstieg zum Passo Alto 2860 m habe ich ein Problem, das Quellwasser gestern war nicht sauber. Wie auf einem Achttausender muss ich alle 20 m stehen bleiben und Luft holen, das dauert. Abstieg zum Rifugio Deffeyes, der Wirt bringt uns gerade noch unter, so voll ist die Hütte. War trotzdem eine ruhige Nacht, eine sehr nette Bedienung aus Prag, ein gutes Abendessen und ein günstiger AV-Preis mit 42 p. P. für HP und Lager.

 

Die Hüttenbesucher sind teils auf dem AV 2, teils zur Testa del Rutor 3486 m unterwegs, während wir im Abstieg die wild staubenden Cascaden des Rutorbaches bestaunen. Im großen Ort La Thuile gönnen wir uns einen freien Nachmittag, den Kleidern eine Maschinenwäsche und uns eine Hotel-Übernachtung.

 

Auf geht’s in die Mont Blanc Gruppe, die ist jedes Mal spannend. Eine lange Almstraße in schönsten Blumenwiesen bergauf bis zur Alpe de Chavannes de dessus und zum Mont Fortin 2753 m. Mit fantastischem Blick auf das Mont Blanc Massiv, dazu strahlt uns ein Büschel mit 26 Edelweißblüten an. Abstieg nach NW zur T.M.B. und gut zelten auf 2350 m. Am Morgen ist das Zelt mit Rauhreif überzogen und der Mont Blanc spiegelt sich in der Wasserlake nebenan, super. Über den Col Chécroui kommen wir zu einer Seil-bahn, schweben damit hinab nach Dolonne und Courmayeur. Unseren Wunsch, mit drei Seilbahnen in Folge nach Chamonix hinüber zu pendeln, kann uns die Frau an der Seilbahn in La Palud leider nicht erfüllen. Also nehmen wir den Bus durch den Tunnel nach Chamonix. Eine Angestellte der Touristinfo vermittelt uns ein Hotelzimmer, sie war mal ein Jahr lang in der Touristinfo Garmisch beschäftigt. Und wir haben das Glück einer besonders schönen Abendstimmung mit

                                                                                        dem angestrahlten Monarchen über dem Standbild der

                                                                                        Erstbezwinger.

 

Auch der Morgen ist makellos schön, gleich hinauf per Seilbahn nach Planpraz und zu Fuß auf den Col de Brévent 2368 m (siehe Titelfoto). Von einem Ausguck fasziniert die Mont Blanc Flanke bestaunen, dabei einen Espresso mit Keksen genießen, eine Hubschrauberbergung gleich nebenan verfolgen, viele Fotos  machen, perfekt. Wieder auf dem GR 5 gehen wir in die Chablais Alpen, steigen ab zur Pont d’Arlevé. Schon sind wir für ein paar Sekunden im kalten Bach, es gibt nix Besseres zur Erfrischung. Im Refuge de Moede Anterne gibt es dann Kaffee und Tarte, auch gut. Auf dem Col d’Anterne 2257 m überwältigt uns ein Super Fernblick zurück zum Mont Blanc Massiv. Endlich weiter in schönster Landschaft mit See, mit Blumenwiesen, vorbei am gut besuchten Refuge d’Anterne, wir zelten dann exclusiv am Collet d’Anterne, unter der Felsflucht des Fiz-Gebirges, mit der weit entfernten weißen Mont Blanc Kuppe hinter einer Wollgraswiese - schöner geht’s nicht.

 

Im Abstieg kommt uns nach der gigantischen Cascata de la Saufaz eine Völkerwanderung entgegen, an der schönen Cascata de Rouget sind Autotouristen zum Fotografieren. Wir finden ohne Wegweiser irgendwie zum Dorf Sixt, bestaunen noch eine perfekte Schlucht am Weg zum Ferienort Samoens. Unser Hotel hat ein Schwimmbecken, auch gut. Erst der Bummel über den Markt, dann der lange Aufstieg in Wald zum Col de la Golese 1660 m mit Refuge. Weiter zum Col de Coux 1920 m mit der Grenze zur Schweiz und dem sensationellen Blick auf die Les Dents Blanches und die Dents du Midi. Nun geht der GR 5 einige km durch voll beweidete Schweizer Almen; im eingezäunten Bereich einer Seilbahntalstation ist gut zelten.

 

Noch auf Schweizer Gebiet kehren wir im Refuge de Chésery ein, die zwei Mädels sind sehr froh, nach zwei Wochen Regenwetter endlich wieder Gäste zu haben. Wieder in Frankreich steuert der GR 5 auf den freistehenden Mont de Grange zu, bevor es nur noch abwärts geht in einem selten hässlichen Wald zum Dorf La Chapelle d’Abondance. Das Hotel Le Vieux Moulin wirbt mit 55 für Bett und HP für GR 5 Geher, das testen wir und sind zufrieden.

 

Im Aufstieg zum Pas de la Bosse (1816 m) wird es 25°C heiß, verbunden mit einer Bremsenplage. Ständig kommen uns kleine Gruppen entgegen, die den GR 5 wochenweise gehen. Im Abstieg kommt uns ein junger Mann entgegen, der uns erstaunt mustert und dann sagt, dass er uns vorigen Sommer im Ubaye getroffen und gesprochen hat, er ist voller Bewunderung. Die Buvette im Almdorf Chalets de Bise ist gut besucht von Autotouristen. Weil es sehr lange dauert mit der Bestellung reklamiere ich, da meint die Wirtin, ihr habt doch Urlaub. Ja, aber grad da wollen wir keine Zeit vergeuden, liebe Frau. Dann aber flott aufgestiegen zum Col de Bise 1915 m, besonders schön liegt das Chablais Gebirge da mit steilen begrünten Spitzen, mit viel Purpurenzian in den Wiesen, mit dem Genfer See im Norden. Nach langem verwinkeltem Abstieg wollen wir im Dorf Novel übernachten, keine Chance. Der Mann von der kleinen Gîte fährt uns mit dem Auto hinab nach St. Gingolph, zu einem Hotel, merci! Hier sind    37° C, ein Hitzerekord. Mit der Überfahrt per Schiff nach Montreux am Nordufer des Genfer See ist unsere Tour durch die südlichen Westalpen am 28.07. zu Ende.

 

Wir waren 19 Tage auf Tour mit 112 Std. Gehzeit auf ca. 280 km Bergwegen mit 15.200 Hm Aufstieg.

 

Wir haben noch Zeit für ein Stück Schweiz, dazu fahren wir von Montreux mit der Zahnradbahn hinauf zum Rochers de Naye 1980 m, gehen auf der vorbildlich beschilderten Nationalen Route 1, die zugleich der Grüne Weg von Via Alpina ist, in der Diableretsgruppe nach Gstaad, weiter in den Berner Alpen über Lenk nach Adelboden. Nach fünf Tagen fahren wir bei einsetzendem Regenwetter über Fruttigen zufrieden nach Hause, denn auf Tour in den Bergen gibt es eine Gefühls- und Bildwelt, die einen ganz tief befriedigt.

 

Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins

Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 40 - April 2013

 

Europ   Alpen     AL   AND   B   BG   BIH   BY   CH   CY   CZ   D   DK   E   EST   F   FIN   FL   GB   GR   H   HR   I   IRL   IS   L   LT   LV   M   MC   MD   MK   MNE   N   NL   P   PL   RO   RSM   RUS     SK   SLO   SRB   TR   UKR   V