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 am:   23.02.16

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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W a n d e r b e r i c h t e  -  G r o ß b r i t a n n i e n

 

 

Inhaltsverzeichnis:    •  Der North- und der South Downs Way:

                                 zwei interessante National Trails in Süd-England

                                 Von Dr. Helmut Huber

 

                              •  Sommer 1998:  Wild Wales

                                 Von Walter Brückner

 

                                Sommer 2002: Wild Wales 2 - Auf dem CambrianWay

                                 Von Walter Brückner

 

Wandererfahrungen von England:

 

Der North- und der South Downs Way:

zwei interessante National Trails in Süd-England

 

Von Dr. Helmut Huber

 

Durch den Süden Englands ziehen sich zwei National Trails, die sich bestens zu einem Rundweg für eine dreiwöchige Wanderung zusammenfassen lassen.

 

1. Der South Downs Way (SDW):

 

Strecken und Etappen:

Von Eastborne an der Kanalküste geht der Weg in nord-westlicher Richtung nach Winchester. Es sind 170 Kilomenter in 12 moderaten Etappen, die man natürlich variieren und damit auch verkürzen kann.

 

Führer, Karten, Markierungen:

„The South Downs Way“ 2. Auflage 2004 ISDN1-85284-429-9

 

Im Führer sind Streifenkarten 1:50.000 abgedruckt, die sehr deutlich die Situationen wiedergeben. Weitere Detailkarten braucht man nicht. Allerdings ist es empfehlenswert, eine Karte 1:100.000 oder 1:200.000 mitzunehmen, damit man weiß, wo man sich befindet, wo die B&B-Orte liegen, die nicht immer auf der Streifenkarte erfasst sind, und wo man eventuell aussteigen kann.

 

Wer GB-Weitwanderwege kennt, weiß, dass die Markierungen immer hervorragend sind. Die National Trail-Wegemarkierung, die Eichel, führt einen sicher durch die Lande

 

Unterkünfte:

Im Wesentlichen kann man sich auf die bewährten B&B’s verlassen. Auf dem SDW gab es allerdings manchmal Probleme, besonders am Wochenende, so dass man auf Bus, Taxe oder Vermieterhilfe angewiesen war, um die nächste Unterkunft zu erreichen. Die Kosten für Logis und Verpflegung entsprechen in etwa betragsmäßig deutschen Verhältnissen, was aber bedeutet, dass man auf alle Preise rd. 50 % aufschlagen muss, da ₤ 1,00 in etwa € 1,50 entspricht. Das klassische B&B mit dem berühmten Frühstück liegt zwischen ₤ 40,00 und ₤ 50,00. In B&B-Pensionen zahlt man leicht ₤ 60,00 und ₤ 70,00. Das gilt jeweils für ein Doppelzimmer.

 

Die Qualität ist überwiegend hervorragend. Hinzu kommt die fast immer überaus liebenswürdige und interessante Begegnung mit den Gastgebern/Gastgeberinnen. Für das Abendessen gilt das Gleiche. Nur dass hier die Qualität und der Preis sehr viel stärker schwanken. Man kann natürlich die Kosten drücken, indem man nach Jugendherbergen Ausschau hält und sich beim Essen auf Fast-Food oder Ähnliches beschränkt.

 

Unterkunftsverzeichnisse sind aus dem Internet (www.ramblers.co.uk) runterzuladen oder bei örtlichen Touristinformationen nachzufragen.

 

2. Der North Downs Way (NDW):

 

Strecken und Etappen:

Von Winchester mit dem Bus nach Farnham (rd. 30 km). Von dort geht der Weg in südöstlicher Richtung nach Folkstone bzw. Dover. Es sind rd. 200 km in 10-12 Etappen, die auch wieder variabel sind.

 

Führer, Karten, Markierungen:

„North Downs Way“ 4. Auflage 2002 ISDN1-85410-853-0 Im Führer sind Streifenkarten 1:25.000 wiedergegeben. Im übrigen gilt das zum SDW Gesagte. Gleiches gilt für die Markierungen und Unterkünfte.

 

Zusammenfassende Charakteristik:

Die Downs sind zwei parallel laufende sanfte Hügelketten, die in weiten Schwüngen bis zu 250 m aufsteigen. Die Landschaft ist geprägt von endlosen Grasländern und sehr großen Feldern, die von den typischen alten Baumbeständen, Hecken und kleinen Flüssen durchsetzt sind. Der Weg verläuft stets auf dem Rücken der Hügelkette oder an den Abbruchkanten, so dass man immer wieder weite Blicke in die pastorale Landschaft hat. Das Land und die Ortschaften sind von einer unglaublichen Idylle trotz der Nähe zu Groß-London.

 

Die Dörfer sind in ihrem Bestand seit Jahrhunderten unverändert und sehr gepflegt. Wir sahen in drei Wochen nur einen einzigen Neubau in einem Dorf. Wir stießen niemals auf Baumärkte, Autohändler, Kleingewerbe, Großmärkte oder auf die unsäglichen Neubau-Viertel, die unsere Dörfer und Kleinstädte umgeben. Man bewegt sich in den sogenannten Home-Counties – Sitz gut verdienender Londoner. Traditionsbewusstsein und Wohlstand prägen hier in ungebrochener Fortführung über Generationen Land und Leute, so wie man es aus Mitteleuropa nicht kennt.

 

Daneben bilden die Städte Winchester, Rochester und Canterbury Höhepunkte sakraler Kunst. Der SDW ist einsamer und fern aller Welt. Der NDW verläuft häufig in Sichtweite der Autobahn und ist wegen seiner größeren Nähe zu London nicht so abgelegen und einsam, ohne dass dies die Wanderfreude ernsthaft tangiert.

 

Die Wegeführung ist wie immer in GB unübertroffen. Was in Mitteleuropa mit großem Aufwand und publizistischen Getöse jetzt mühsam geschaffen wird, ist in GB seit Jahrzehnten Standard: Keine Straßen, keine forstlichen Autobahnen oder triste Monokulturen, keine langen Weichbildstrecken usw., dafür immer Pfade, verschwiegene Wege, Trampelpfade quer durch Kornfelder oder über Weiden. Wovon der Wanderer träumt – hier ist es Realität.

 

Unsere jahrzehntelangen Erfahrungen mit GB-Weitwanderwegen haben sich erneut bestätigt. Wer auf das Hochgebirge verzichten kann, ist als Wanderer in Europa nirgends so gut aufgehoben wie in GB. Land und Leute, Wegeführung und kulturelle Eindrücke sind nicht zu übertreffen, die Preise allerdings auch.

 

Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins

Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 18 - Dezember 2005

 

 

Sommer 1998:   Wild Wales

Von Walter Brückner

 

Vorbemerkung

Wales ist nicht gerade mit offiziellen Langstreckenwanderwegen gesegnet. Lange Zeit gab es nur zwei: den PEMBROKESHIRE COAST PATH und OFFA'S DYKE PATH. Inzwischen gibt es ein paar mehr, aber es sind keine National Trails. Ursprünglich war ein dritter National Trail geplant, einer, der wie der OFFA'S DYKE von der walisischen Südküste bis zur Nordküste führen sollte, aber über die hohen Berge, der CAMBRIAN WAY. Die Begeisterung bei den Wandervereinen war groß, die Behörden waren nach anfänglichem Zögern auch dafür, nur die Lobby der Farmer und teilweise auch die Verwaltung der beiden betroffenen Nationalparks waren dagegen. Man plante, diskutierte den Strek­kenverlauf, änderte, verhandelte und organisierte gut 20 Jahre lang, dann stiegen die Behörden aus. Der Plan war geplatzt.

 

Der Rückschlag hatte aber seine guten Seiten. A. J. Drake, der den Weg vorgeschlagen und an den meisten Verhandlungen teilgenommen hatte, hatte längst einen Wanderführer in Arbeit. Jetzt konnte er all die faulen Kompromisse vergessen und die Streckenführung wählen, die er für die beste hielt, aber natürlich im Rahmen der gesetzlichen Wegerechte. Nachteil: da es sich nicht um einen offiziellen Wanderweg handelt, ist er nicht ausgeschildert, was heißt, dass man gut mit Karte und Kompass umgehen können muss, zumal die Wegbeschreibungen im Führer oft sehr allgemein und die Skizzen auch gewöhnungsbedürftig sind.

 

Der CAMBRIAN WAY beginnt an der Südküste in der Hauptstadt Cardiff und führt nach Conway an der Nordküste. Er ist etwa 450 km lang ( für manche Tagesstrecken gibt es mehrere Alternativen ) und führt über die höchsten Berge von Wales. Dementsprechend gibt es sehr viele Auf- und Abstiege. Man muss etwa 3 Wochen rechnen für die Strecke, plus mehrere Reservetage für den Fall, dass das Wetter zu schlecht ist oder man einen Ruhetag braucht.

 

Da ich keine 4 Wochen zur Verfügung hatte ( An- und Rückfahrt müssen ja auch berücksichtigt werden ), musste ich eine etwas andere Streckenführung wählen. John Gillham beschreibt in seinem Buch SNOWDONIA TO THE GOWER eine Strecke durch Wales von Nord nach Süd. In weiten Teilen folgt er dem Cambrian Way, endet aber nicht in Cardiff sondern direkter auf der Gower Halbinsel. Ich plante einen Mix aus beiden Strecken und beschloss, ebenfalls im Norden zu starten, da Conway eine Jugendherberge hat, und ich hoffte, dort ohne Probleme das Auto stehenlassen zu können.

 

Mit von der Partie waren Wolfgang, der schon mehrfach mit mir unterwegs war, mein Sohn Robin und der fünfzehnjährige Schüler Pascal.

 

Führer und Karten:

 

A. J. Drake: "Cambrian Way", Cordee, ISBN 0-9509580-4-2-5. Ausgabe 2000

Richard Sale: "A Cambrian Way ", Constable, ISBN 0-09-462480-1

John Gillham: Snowdonia to the Gower", Diadem Books, ISBN-0-906371-27-9 alle in englischer Sprache

 

Karten:

 

OS Landranger = 1 : 50.000 Nrn.: 115 Snowdon, 124 Dolgellau, 135 Aberystwyth, 147 Elan Valley, 160 Brecon Beacons, 159 Swansea

Für die Nationalparks können auch OS Outdoor Leisure 1 : 25.000 Karten verwendet werden statt der Landranger und zwar Nrn.: 17, 18, 23 (alles Snowdonia) und Nr.: 12

Für den Black Mountain. Die ersetzen dann die Landranger 115, 124 und 160

 

Anfahrt: Samstag. 1. August und Sonntag. 2. August 1998

Pünktlich um 13.00h fahren wir los. Über Offenburg und Kehl geht es nach Straßburg und von dort über Hagenau, Bitche und Zweibrücken nach Luxemburg. In Remisch, gleich hinter der Grenze, tanken wir und machen eine kleine Pause. Dann fährt Wolfgang. Über Namur, Charleroi, Mons, Toumai und Lille fahren wir nach Dünkirchen und weiter nach Calais. Zwischendurch toben schlimme Gewitter. Um 21.20h sind wir da, die gebuchte Fähre geht aber erst um 23.30h. Wollen versuchen, ob wir nicht die um 22.00h kriegen können. Wechsle zwar mehrfach die Reihe, aber das Einchecken dauert ungewöhnlich lange, so dass wir dann doch bis zur nächsten Fähre warten müssen. Ab 23.00h wird geladen. Die Fähre legt auch ziemlich pünktlich ab. Finden gute Plätze in der Bar.

 

Im Vorfeld hatten verschiedene Leute Bestellungen aufgegeben, was ich ihnen alles mitbringen sollte, z. B. Whisky usw. Die werden Augen machen. Alles ist sehr viel teurer geworden, vor allem natürlich, weil das Pfund von DM 2,40 auf DM 3,30 gestiegen ist. Im Fernsehen läuft die "Tour de France", das Zeitfahren.

 

Dann sind wir in Dover. Dank der Zeitverschiebung von einer Stunde hat die Überfahrt "nur" 15 Minuten gedauert. Müssen ein bisschen warten, bis wir raus dürfen. Nach Folkestone und dort auf die M 20 Richtung London, wo ich auf die M 25 ( Nordumfahrung ) will. An einem Kreisverkehr erwische ich die falsche Ausfahrt, A 1 statt M 1. Fahre eine ganze Weile in die falsche Richtung und biege schließlich so ab, dass wir bei Milton Keynes auf die M 1 kommen. Fahre noch bis kurz nach Birmingham, wo wir zu einer Raststätte abbiegen. Es ist 4.45h und wird schon hell. Ich bin tot.

 

Dösen im Auto bis kurz vor 7.00h. Dann einen Tee in der Raststätte. Anschließend fährt Wolfgang weiter. Wir sind auf dem Weg zu Freunden im Lake District, die ich kurz besuchen will und denen ich immer etwas mitbringen muss: Wein und Kaffee. Können da aber nicht zu früh aufkreuzen. Um 9.45h sind wir bei Joe in Millom. Nach der Begrüßung laden wir den Wein und den Kaffee aus, trinken Tee und essen ein paar Kekse. Unterhalten uns bis zum Mittagessen. Es gibt ja immer eine ganze Menge zu berichten. Beim Tee nach dem Essen kommen zwei weitere Freunde. Sie haben selber Gäste und können deshalb nicht lange bleiben. Wir wollen uns auch nicht so lange aufhalten, da wir nicht so spät in Conway ankommen wollen. Also geht es um 13.15h weiter.

 

Fahre bis zur Autobahn und einer günstigen Tankstelle. ( Der Liter Super kostet hier im Schnitt zwischen DM 2,40 und DM 2,50) Dann fährt Wolfgang weiter. Ich bin einfach zu müde. Die Sonne brennt zur Zeit ganz schön. Auf der Autobahn wieder nach Süden. Es läuft alles recht gut, und so erreichen wir um 16.45h Conway. Bei der Anfahrt fährt man genau auf die Burg mit Telford's berühmter Hängebrücke zu. Das beeindruckt enorm.

 

Die Jugendherberge ( es gibt sie erst seit 2 Jahren ) ist schnell gefunden. Parken davor ( jetzt ist noch Platz ) und melden uns an. Kostet je 14 Pfund, wobei ich nicht schalte, denn die Jungs müssten billiger sein. Kriegen Zimmer 9, ein Viererzimmer, sind also unter uns. Schleppen das Gepäck hoch und belegen die Betten. Dann in den Ort. Müssen noch einkaufen. An der Anmeldung hat man mir gesagt, Spar habe bis 20.00h offen und mir gleich einen Plan gegeben und eingezeichnet, wo der Laden liegt. Conway ist ja nicht so furchtbar groß und so ist der Laden schnell gefunden. Kaufen Müsli, Milch und Tee und laufen dann noch ein bisschen durch den Ort. Zuerst runter zum Fluss. Dort wählt sich eine Möwe Wolfgang als Zielscheibe und trifft. Wolfgang ist natürlich nicht entzückt und säubert sich so gut es eben geht. Dann das kurze Stück am Kai entlang zur Burg.

 

Sie sieht schon imposant aus, aber eigentlich stehen fast nur noch die Außenmauern. Weiter durch den Ort. In einem Laden kaufen wir noch ein paar Postkarten und Briefmarken. Die Frau dort erklärt uns, die 50p Stücke würden nicht mehr gelten, es gäbe neue. Die neuen sehen genauso aus, sind nur kleiner. Vielleicht können wir die alten ja auf der Bank noch umtauschen. Dann gemütlich zurück zur JH. Das Abendessen, das in den 14 Pfund mit drin ist, ist für 19.00h bestellt. Schreibe bis 18.50h, dann begeben wir uns rüber in die Cafeteria. Haben alle "plaice" ( ein Plattfisch ) bestellt, die andern mit chips, ich mit neuen Kartoffeln. Zuerst kriegen wir einen Krug mit verdünntem Sirup und einen Krug Wasser. Dann kommt ein Minischälchen mit gemischtem, zerrupftem Salat mit ein paar Rosinen. Die Schälchen sind so klein, es ist wirklich lachhaft. Der Fisch ist gut, aber Pascal mag keinen ( warum hat er dann welchen bestellt? ). Wir verteilen ihn unter uns. Ich habe das Essen in den JH's sehr gelobt und empfohlen hier zu essen, statt im pub. Von daher war es enttäuschend. Es hätte auch mehr sein dürfen. Ich glaube nicht, dass einer von uns satt vom Tisch aufgestanden ist. Gehen aber trotzdem nicht mehr ins pub. Duschen,Studiere nochmal Karte und Führer wegen der morgigen Strecke. Kurz nach 22.00h ins Bett.

 

1. Wandertag: Montag. 03. August 1998. Conway bis Rowen. etwa 10 km

 

Wache etwa 6.20h auf. Draußen herrscht starker Wind mit teilweise kräftigen Schauern. Um 7.00h läutet der Wecker. Es folgt die übliche Morgenroutine. Es gibt nichts groß vorzupacken. Um 7.30h in den Speisesaal. Sind die ersten. Da es inzwischen überall elektrische Wasserkocher gibt, ist Tee schnell gemacht. Tisch decken. Essen eine Packung Müsli und von der zweiten auch ein bisschen. Die Milch wird aber nicht alle. Kurz nach 8.00h sind wir fertig. Spülen, Tisch abwischen, packen usw.

 

Beim Aufstehen hatte es böse geregnet, deshalb hatten wir mehr oder weniger beschlossen, heute nicht aufzubrechen. Inzwischen hat sich das Wetter sehr gemacht, also gehen wir doch. Packen. Zimmerschlüssel und Bettwäsche abgeben. Frage in der Küche, ob ich das Auto auf dem Ausweichparkplatz stehen lassen kann. Ich kann. Prima. Müssen im Auto noch einiges packen und räumen, dann fahre ich es auf den nahen "overflow" car park.Um 9.10h marschieren wir ab.

 

Heutiges Tagesziel ist das OGWEN VALLEY mit der JH ldwal Cottage beim Llyn Ogwen ( Llyn = See ). Außerdem gibt es in der Nähe noch 2 kleinere Campingplätze, falls die JH voll sein sollte. Das ist eine Strecke von 29 km über die Carneddau Gruppe. Von Conway aus steigt man zunächst über den Conwy Mountain zum Sychnant Pass. Von dort geht es etwas umständlich höher zum Bwlch y Ddeufaen ( Bwlch, gesprochen: Bulch = Pass ). Ab hier geht es dann richtig aufwärts: Drum ( 770m ), Foel-fras ( 942m ), Garnedd Uchaf ( 926m ), Foel Grach ( 976m ), Camedd Llewelyn (1064m ) und Camedd Dafydd (1044m). Anschließend geht es über Pen Yr Ole Wen steil hinunter ins Ogwen Valley ( 330m). Ein Großteil der Cameddau ist Hochfläche mit häufig senkrechten Abstürzen. Bei schönem Wetter alles kein Problem, bei Regen oder Nebel kann man sich böse verlaufen.

 

Der Aufstieg auf den Conway Mountain ist nicht weit und schnell gefunden. Steil hinauf. Im Rückblick entfaltet sich das Panorama von Conway und der Küste. Ein erster schöner Ausblick. Der Weitermarsch oben entlang ist kein Problem. Obwohl der Buckel ja nicht so hoch ist, ist uns der Aufstieg sauer geworden. Müssen uns eben erst noch ans Laufen gewöhnen. Der Himmel ist bedeckt, die höheren Berge sind in Wolken. Hoffe, dass das besser wird bis wir hinkommen. Der Wind frischt auf.

 

An der nächsten Farm laufen wir die Zufahrt hinunter zum Sychnant Pass. Leider ist dort nicht das erwartete Wildlife Trust Centre. Außerdem fängt es wieder an zu regnen. Gegenüber gehen zwar zwei Wege weiter, aber auf den Schildern steht nur "Fußweg". Der Hinweis auf das Wildlife Trust Centre verunsichert mich doch beträchtlich. Dabei sind wir sicher richtig: nach rechts geht es steil hinunter in den nächsten Ort, nach links durchschneidet die Straße ein Wäldchen, führt zu einem Parkplatz und dann steil hinunter nach Conway. Schaue noch einmal auf die Karte, dann laufen wir vom Parkplatz aus eine ungeteerte Farmzufahrt leicht aufwärts. An der Farm fängt es stärker an zu regnen. Stellen uns kurz unter. Abwärts zu den paar Häusern von LLechwedd und einer Teerstraße, der wir ein Stück folgen. Dann biegen wir ab und steigen wieder aufwärts. An der ersten Farm wird der feste Weg ein Wiesenweg, an der zweiten ein Pfad. Ab und zu nieselt es. Anstrengend. Der schwere Rucksack bereitet mir Probleme. Außerdem verrinnt die Zeit, aber wir scheinen irgendwie nicht vorwärts zu kommen. An einer günstigen Stelle werfe ich einen Blick auf die Karte: sind schon richtig, aber noch nicht weit.

 

Den ersten Vorhügel haben wir geschafft und laufen jetzt den nächsten an. Der Regen wird stärker. Hängen das Regenzeug um. Aber nicht nur der Regen, auch der Wind nimmt zu. Als wir deshalb an einen ganz aus Steinen gebauten Unterstand kommen, gehen wir hinein. Aber auch dort sind wir nicht wirklich sicher, denn zwischen den Steinen kommen kleine Wasserfälle runter. Müssen uns ziemlich verdrehen und können auch nur gebückt und etwas verkrampft stehen. Deshalb brechen wir auf, als es draußen etwas nachlässt. Leider war das Nachlassen nur ein kurzer Intervall. Es regnet immer heftiger, und der Wind erreicht bald Sturmstärke. Sind bereits durch und durch nass, Füße und Strümpfe sowieso. Stapfen mühsam weiter. Die Carneddau sind längst unsichtbar. Da heute noch drüber zu wollen können wir vergessen. Am besten steigen wir hinter dem nächsten Höhenrücken ab zur nahegelegenen JH Rowen.

 

Stapfen die matschigen, schmalen Trampelpfade steil abwärts. Ein Wunder, dass keiner fällt. Bald lässt der Regen nach und hört sogar auf. Weiter rechts sehen wir die Hochspannungsmasten von dem Pass herunterkommen, an dem der Aufstieg auf die Camed­dau beginnt. Ein stile ( Zauntritt ) entlässt uns auf einen geteerten Weg. Links entlang. Da ist auch gleich die Farm Cae Coch. Der Weg bringt uns direkt zur JH. Und es ist auch nicht weit. Der Weg hat ziemlich viele Pfützen. Um 14.15h ist die JH erreicht. WC und Trockenraum sind offen, sonst ist alles abgeschlossen. Setzen uns auf einer Bank in die Sonne. Nach etwa 15 Minuten kommte der warden ( das sind hier Freiwillige, die immer eine Woche Dienst machen ) angefahren und lässt uns rein ( eigentlich macht die JH ja erst um 17.00h auf ). Die Jungs holen ihre Rucksäcke. Wolfgang stößt mit seinem an den Feuermelder, der prompt losgeht und sich trotz aller Versuche, selbst der Stromabschaltung, nicht mehr abstellen lässt. Das ist ein infernalischer Lärm. Rowen ist eine Außenstelle der JH Conway. Also ruft der warden dort an. Die rufen die Firma an, die die Feuermelder installiert hat. Aber auch bei der Nummer für Notfälle reagiert niemand. Wir setzen Wasser auf für Tee, duschen und ziehen uns um. Der warden ruft 3 mal in Abständen an, immer mit dem gleichen Ergebnis: kein Kontakt. Um 18.00h ruft er Conway an, dass sie alle Gäste abholen sollen (es sind noch ein paar eingetroffen) So kann hier niemand übernachten. Da heißt es, in 30 Minuten käme ein Monteur und würde es richten. Jetzt bucht er uns endlich ein: Zimmer 4. Tragen unser Gepäck hoch und hängen die nassen Sachen auf. Der Monteur kommt, und es stellt sich heraus, dass beim "silencer code" ( mit dem man den Alarm abstellt ) die letzte Zahl fehlt. Das ist alles. Endlich ist der Lärm vorbei. Kochen nochmal Tee und essen: Brot, Butter, Käse und Wurst. Dann spülen und wegräumen. Der warden hat im Aufenthaltsraum den Kamin angefeuert. Ist jetzt an­genehm warm. Schreibe. Dann kommt der warden mit seiner Frau und wir unterhalten uns die ganze Zeit. Er ist bzw. wird 70 und will - um das zu feiern - nächste Woche 14 Tage unterwegs sein und in Schottland 70 Gipfel besteigen. Wolfgang verschwindet irgendwann, wir andern gehen kurz vor 22.00h schlafen

 

2. Wandertag: Dienstag, 04. August 1998, Rowen bis JH Idwal Cottage, etwa 26 km

 

Stehen um 7.00h auf, sind aber schon vorher wach, da die 3 Kinder eines anderen Gastes viel Krach machen und herumkreischen. Nach der üblichen Routine Teewasser aufsetzen. Dann schreiben. Um 7.30h frühstücken wir: Müsli mit Milch, bald auch Tee. Sitzen noch ein bisschen, dann abspülen und packen. Schleppen das Gepäck runter und verabschieden uns. Heute müssen wir bis zur JH Idwal Cottage kommen, denn zwischen hier und dort liegen nur Berge. Das Wetter sieht gut aus, obwohl die Gipfel immer noch in Wolken sind. Aber das wird sich hoffentlich bald ändern.

 

Die Karte hat gezeigt, dass der Weg, auf dem wir herkamen, in Gegenrichtung genau zum Bwlch y Ddeufaen führt, dem Pass, von dem aus wir auf die Carneddau hinaufwollen. Gegen 9.00h marschieren wir ab. Der Weg zum Pass läuft gut. Auf dem Pass biegen wir links ab und folgen einer Mauer steil und mühsam aufwärts. Der starke Wind ist beachtlich kühl. Stapfen über den nassen Untergrund aufwärts. Der Wind - obwohl von hinten - behindert uns ziemlich. Ein Zaun ersetzt bald die Mauer. Auf einer ersten Anhöhe schwenken Zaun und Weg im rechten Winkel nach links. Ein Stück weiter schält sich eine nächste Anhöhe aus den Wolken. Der große Geröllhaufen dort entpuppt sich bei Ankunft als Windschutz. Der Wind macht das Vorwärtskommen schwierig und ist so kalt, dass wir erbärmlich frieren. Noch vor dem Steinhaufen hängen wir den Regenschutz um, der ja winddicht ist. Machen erst einmal Pause und warten auf Wolfgang, der ein Stück weiter unten mit seiner Regenjacke kämpft. Wenn die Wolken etwas aufreißen, sehen wir hinter uns den Gipfel des nächsten Buckels und nach einer kleinen Senke den Steilstaufstieg dazu. Bei dem starken Wind und den tiefhängenden Wolken halte ich den weiteren Aufstieg auf das Plateau der Carneddau für sinnlos und gefährlich. Also jetzt die Alternativ­strecke: vom Drum, der ersten Anhöhe der Kette, links abwärts zum Afon Ddu ( Afon = Bach ), von da aus weiter ins Cwm Eigiau ( Cwm = Tal ), über einen Pass und hinunter ins Ogwen Valley. Dort dann eben ein Stück Straße bis zur JH. Gesagt getan.

 

Von der kleinen Senke steigen wir - uns halblinks haltend - abwärts. Das Gehen ohne Weg und Steg ist in dem unebenen Gelände sehr mühsam und kraftraubend. Die Chancen, umzuknicken und sich den Fuß zu vertreten, sind enorm. Außerdem ist es sehr saftig. Bald wird uns klar, dass irgendetwas nicht stimmen kann, denn wir laufen praktisch wieder auf die Hochspannungsleitungen und den Weg zum Pass zu. Korrigieren die Marschrichtung nach rechts. Unten am Bach, bei einem Schafpferch, halten wir an. Studiere die Karte. Und schon wird deutlich, was passiert ist: wir sind zu früh abgebogen, denn wir waren noch gar nicht auf Drum. Das war der Gipfel hinter dem Steilstaufstieg. Als Konsequenz müssen wir jetzt dem Bach hier aufwärts folgen, über den anschließenden Pass, hinunter zum Afon Ddu und dann weiter wie vorgesehen.

 

Also schleppen wir das schwere Gepäck mühsam den Bach aufwärts. Schritt für Schritt geht es vorwärts. Geschwindigkeit ist nicht drin, da man nie weiß, wo man seine Füße hinsetzt. Endlich ist der Pass geschafft. Nach einem kurzen Verschnaufer am Zaun entlang abwärts zum Schwarzen Bach ( Afon Ddu ). Auch hier fließen natürlich Bächlein. Oft kann man sie nicht sehen, nur hören, und manchmal steht man auch schon drin bevor man merkt, dass einer da ist. Die Jungs halten sich gut. Obwohl es wirklich sehr anstrengend und unangenehm ist, hat noch keiner gemeckert. Als wir am Afon Ddu sind haben alle wieder nasse Füße. Dieser Bach ist breiter, tiefer und viel wasserreicher als die vorigen, was unsere Füße bedeutend stärker kühlt. Folgen dem Bach bis zu einem alten Minidamm. Von dort führt uns ein Karrenweg hinüber ins Cwm Eigiau. Aber erst legen wir in der Sonne eine kurze Pause ein. Inzwischen ist es 13.30h und ein Großteil der Gipfel sind wolkenfrei. Schließlich weiter.

 

Zur Abwechslung tut es gut, mal wieder auf einem richtigen Weg zu laufen. Leicht aufwärts, über einen Ausläufer des Hügels, dann genauso mäßig abwärts zum Weg ins Cwm Eigiau, den wir im rechten Winkel treffen. Den See, Llyn Eigiau, haben wir von oben schon gut sehen können. Hier ist früher überall viel Bergbau betrieben worden, deshalb hatte man eine Vielzahl größerer und kleinerer Seen aufgestaut. 1925 brach der Damm des Eigiau Reservoirs und 16 Leute starben. Der Damm wurde nicht wieder repariert.

 

Folgen dem pfützenübersäten Weg bis zum Damm und umgehen den See dann linkerhand auf einem Pfad, der im unteren Teil des Hanges verläuft. Am Ende des Sees liegt eine verlassene Farm. Durch. Dahinter kommt ein starker Bach herunter. Da ich unbedingt etwas trinken muss, legen wir erneut eine Pause ein und lassen uns von der Sonne wärmen. Soweit wir sehen können, sind die Berge jetzt völlig frei. Was für ein Pech! Robin hängt beim Laufen etwas hinterher. Pascal ist insgesamt unheimlich schweigsam, läuft aber gut. Allerdings hat er auch einen leichten Rucksack. Das Wasser aus dem Bach schmeckt prima. Füllen auch unsere Flaschen wieder. Robin verteilt Kekse. Sie schmecken. Kriege Hunger und will meine letzten belegten Brote essen, aber sie sind total verschimmelt.

 

Vor uns liegt jetzt noch der Bwlch Trimarchog, der Pass über die Ausläufer der Carneddau, ein echter Hammer. Auf Schafspfaden nähern wir uns dem Aufstieg. Der ist zwar nicht übertrieben lang, aber unheimlich steil. Kein Pfad, sumpfiges Gelände, Felsbrocken, Gras, niedriges Gestrüpp. Stapfe hinterher, wie üblich. Der Aufstieg kostet enorm Kraft. Alle paar Schritte muss ich stehenbleiben oder mich hinsetzen. Der schwere Rucksack drückt mich förmlich zu Boden. Das Viermannzelt macht sich halt bemerkbar. Natürlich wird das in ein paar Tagen besser, wenn ich wieder an das Gewicht gewöhnt bin, aber im Augenblick erscheint es unerträglich. Wenn ich mich etwas aufrichte, falle ich hintenüber, denn der Rucksack zieht. Der Boden ist meist sumpfig, mit vielen kleinen Rinnsalen. Ein Zaun läuft direkt hinauf in den Pass. Im oberen Teil ziehe ich mich daran aufwärts. Besonders eine hohe, total matschige Stufe wäre ohne den Zaun überhaupt nicht zu überwinden. Teilweise geht es auch nur auf allen Vieren, indem man sich an Grasbü­scheln, Heidelbeerbüschen oder Felsen festhält und hochzieht.

 

Als ich endlich oben bin, bin ich ziemlich fertig. Verschnaufen, trinken, Karte studieren. Um 17.00h geht es weiter. Müssen jetzt, weiter weglos, hinunter zu der Stelle, wo ein Steg über ein "leat" führt ( eine Art Kanal ), dann auf einem Weg weiter abwärts zu einer Farm und von der auf die Straße ( A 5 T ). Der Hang hinunter zum Steg besteht nur aus Matsch und Bächen. Natürlich ist ruckzuck alles wieder „bätschnäss". Treffen den Steg punktgenau. Das ist auch nötig, weil das Kanälchen eingezäunt ist. Der „farm track" ist ordentlich zu laufen. Passieren die Farm und laufen weiter zur Straße. Um 18.00h ist sie erreicht. Jetzt sind wir im Ogwen Valley. Aber um die JH zu erreichen, müssen wir noch über 5 km die Straße entlang, und die ist stark befahren. Bin schon ziemlich fertig und trotte wieder hinterher. Links vor uns liegt der Tryfan, einer der Vorzeigeberge von Nordwales. Kommen an 2 Campingplätzen vorbei. Natürlich könnten wir bei dem schönen Wetter auch zelten, aber in unserer jetzigen Verfassung ist mir ein Quartier lieber. Ich hoffe jedenfalls, dass die JH auch Platz hat, sonst müssen wir zu einem Campingplatz zurück. Die Strecke am Llyn Ogwen entlang zieht sich, vor allem, wenn man am hinteren Ende die Häuser sieht.

 

Um 19.00h bin ich an der JH. Es dauert ein bisschen, bis wir den warden aufgetrieben haben. Ausnahmsweise haben sie tatsächlich noch Plätze frei. Anmelden. Zahlen 7,20 Pfund, bzw. 4,95 für die Jungs. Zuerst trinken wir was, dann auf Zimmer 3, ein Vierer. Anschließend duschen. Mein Hemd - und alles andere - tropft. Will gar nicht mehr aus der Dusche raus, so toll ist das heute. Der schwarze Moorschlamm an den Beinen geht kaum ab. Danach die nassen Sachen in den Trockenraum, wo kaum mehr Platz ist, dann wird das Abendessen vorbereitet. Ich kann kaum noch laufen, alles tut weh. Essen Brot, Butter, Käse, Wurst und trinken Tee. Gut!! Esse wenig, da ich keinen Hunger mehr habe. Die Frau am Nebentisch ist von unserem schwarzen Vollkornbrot so fasziniert, dass sie sich danach erkundigt. Erkläre, was es ist. Nein, kein Pumpernickel! Sie kriegt auch eine Scheibe zum Probieren, aber natürlich ist das Brot jetzt schon ziemlich trocken. Kaufen am "office" noch Müsli und Milch für morgen. Dann in den "Quiet Room", schreiben und noch mehr 0-Saft trinken. Inzwischen ist es kurz nach 22.00h. Die anderen sind schon im Bett. Ich gehe jetzt auch.

 

3. Wandertag: Mittwoch. 05. August 1998. Idwal Cottage bis Pen y Pass. etwa 8km

 

Der Wecker läutet um 7.05h. Aufstehen usw. Hole die Kleider aus dem Trockenraum. Es ist alles trocken, nur das Hemd hat noch ein paar feuchte Stellen. Die Jungs kümmern sich schon um das Frühstück. Teewasser ist ja mit dem Schnellkocher kein Problem mehr. Essen das gekaufte Müsli von gestern ( es wird mit Ach und Krach alle ), aber die 2 Liter H-Milch schaffen wir nicht ganz. Habe keinen besonderen Hunger, dafür aber Schwierigkeiten mit dem rechten Knie auf der Treppe und auch sonst Muskelschmerzen. Spülen, packen, Flaschen auffüllen, Schlüssel und JH-Schlafsäcke abgeben. Kurz nach 9.00h marschieren wir ab.

 

Heute geht es auf die Glyders, oben ein Stück entlang, dann hinunter zum Llanberis Pass mit der JH Pen y Pass. Ein kurzer Tag. Eigentlich sollte man noch über den Snowdon, mit 1085m der höchste Berg in Wales, aber ich habe mir überlegt, dass mit diesem schweren Gepäck über den Grat von Crib Goch zu gehen, was ich natürlich unbedingt will, einfach mörderisch ist. Deshalb laufen wir heute nur bis Pen y Pass und machen dann morgen - ohne Gepäck - von dort aus die Snowdonrunde. Das ist sicher vernünftiger. Habe vorsichtshalber die JH Pen y Pass angerufen, ob man Platz hat. Man hat.

 

Der Kiosk neben der JH hat heute Morgen auch geöffnet, aber jetzt haben wir keinen Bedarf. Nehmen den Pfad zum Llyn Bochlwyd und weiter zum Bwlch Tryfan, dem Pass zwischen Tryfan und den Glyders. Der Pfad ist meist „gepflastert" (um die enorme Erosion aufzuhalten werden manche Pfade mit einheimischen Steinen und Felsplatten regelrecht gepflastert), zum größten Teil sehr steil, aber gut zu laufen. Der Himmel ist leider wieder bedeckt. Die Wolken hängen recht tief. Stapfen langsam aber gleichmäßig hinauf zum See, wo wir eine kurze Pause einlegen. Dann noch das letzte Stück auf den Pass, wo wir am Steinhaufen ( caim ) wieder rasten. Hier wäre jetzt Gelegenheit, nach links auf den Tryfan hinaufzusteigen ( ohne Gepäck - versteht sich ). Aber das Interesse ist gering und man möchte auch das Gepäck nicht einfach ohne Aufsicht hierlassen.

 

Es wird kühl, also weiter. Rechts liegt Bristly Ridge, der Stachelrücken. Habe beschlossen, hier hinaufzusteigen. Natürlich nicht direkt über die Felsen, sondern daneben. Es ist steil - was ist hier nicht steil - aber kurz. Außerdem führt ein Trampelpfad im Zickzack nach oben. Trotz der Steiheit geht es heute recht gut. Ich hänge kaum ab. Ab und zu ist es etwas rutschig im Geröll, aber meist kann man sich irgendwo festhalten und so kommen wir gut rauf. Brauchen etwa 25 Minuten und sind somit um 11.00h oben. Kommen an den großen Felsplatten des "Castle of Winds" raus und lassen uns - windgeschützt - nieder. Obwohl der Wind heute nicht so stark ist, ist er dennoch kalt. Leider sind wir in den Wolken und haben keinerlei Sicht. Der Führer empfiehlt, diese Felsenbastion zu durchsteigen, nicht zu umgehen, und das tun wir dann auch, allerdings ohne rechte Orientierung. Nach etwas Umherirren stoßen wir auf den "Cantilever Stone". Ich lasse es mir nicht nehmen, hinaufzuklettem. Finden dann sogar soetwas wie einen Pfad, verlieren ihn aber wegen der geringen Sicht bald wieder. Wissen, wir müssen oben ein Stück entlang und dann links abwärts. Wie weit entlang, ist nicht festzustellen, also beginnen wir an einer geeignet erscheinenden Stelle mit dem Abstieg. Natürlich steigen wir zu früh ab. Der ver­meintliche Pfad ist keiner, und so wird der Abstieg zum Alptraum. Felsen, hohes Heidekraut mit darin verborgenen Felsen, Löcher, Minibäche, Sumpfstellen, alles ist da und wir stolpern, fallen und rutschen da runter. Dass wir alle heil runterkommen,, ist schon ein mittleres Wunder. Ich alleine hätte mir mehrfach Knöchel, Arm oder Bein brechen können, so oft und so heftig wie es mich hingehauen hat. In dem hohen Heidekraut kann man ja nicht sehen, wo man den Fuß hinsetzt. Zum Glück bleibt es bei aufgeschrammten Beinen. Kommen beim Llyn Cwmffynnon auf der Anhöhe über der JH raus.

 

Nach links läuft ein Bach - und anscheinend auch ein Pfad - direkt zum Pen y Gwryd Hotel. Da wir für die JH ohnehin viel zu früh dran sind, schlage ich vor, zunächst ins Pub zu gehen und etwas zu trinken. Das tun wir dann auch. Um 13.30h sind wir dort. Hier unten ist das Wetter herrlich sonnig. Füllen unseren Flüssigkeitsvorrat wieder auf. Trinken, sitzen und ruhen aus. Um 14.20h dann die Straße ( A 4086 ) hinauf in den Pass of Lianberis, wo die JH ist. Brauchen etwa 20 Minuten. Gegenüber der JH sind ein Cafe, ein Büro der Nationalparkverwaltung und ein kleiner ( kostenpflichtiger ) Parkplatz. Drei der klassischen Aufstiegsrouten auf den Snowdon beginnen hier ( einschließlich der über Crib Goch, die wir morgen nehmen werden ).

 

Erfreulicherweise ist die JH ab 13.00h offen. Buche gleich für 2 Nächte und für heute Abendessen ( 19.00h ). Kriegen Zimmer 10. Da sind mindestens 10 Betten drin. Schuhe und Strümpfe aus und säubern, da sie voller Kraut und Zeugs sind. Dann duschen und umziehen. Die nassen Sachen kommen in den Trockenraum. Anschließend im Aufenthaltsraum schreiben. Später schauen wir uns drüben im Cafe und im Office des Nationalparks um. Anschließend setzen wir uns vor der JH in die Sonne. Kurz vor 19.00h in den Speisesaal. Zuerst gibt es Linsensuppe ( gelbe Pampe, offensichtlich durchgedrehte Linsen, durchaus essbar ) mit Brot und salziger Margarine bzw. Butter dazu und außerdem natürlich Tee. Wolfgang isst zwei Teller Suppe. Vielleicht will er wegen der Erfahrungen in Conway vorbeugen. Danach gibt es Chili mit Reis und Pommes für die anderen, Broccoligratin und Pommes für mich. In Großbritannien gibt es zu allem Pommes, sogar zu Pizza. Die Teller sind sehr voll, die Menge stimmt also. Es scheint auch zu schmecken. Als Nachtisch gibt es noch "sponge" oder Eis. Das wird aber zuviel. Bin wirklich satt. Nur trinken könnte ich noch. Als wir fertig sind, bestellen wir gleich für morgen Frühstück: 2 x fried und 2 x vegetarian fried. Wolfgang und ich setzen uns noch ein bisschen raus, die Jungs spielen Billard. Später wollen sie noch Karten spielen, aber ich bin zu vollgefressen. Lege mich bis 21.30h aufs Bett, dann gehe ich richtig schlafen.

 

4. Wandertag: Donnerstag, 06. August 1998, die Snowdonrunde, etwa 10 km

 

7.30h aufstehen. Die Sachen im Trockenraum sind tatsächlich trocken. Um 8.00h hinunter zum Frühstück ( fast alle Gäste kommen früh ). Erst gibt es Saft, dann Toast und Tee und inschließend das "fried vegetarian". Kriegen "hash brownu" ( gebratener Kartoffelbrei ) und Pilze anstatt der normalen Würstchen und gebratenem Speck. Die Pilze können sie behalten. Vor dem Toast gibt es natürlich "cereals". Wolfgang und ich essen "porridge" ( Haferflockenbrei ), der ist gut, die Jungs den üblichen Cornflakesschrott. Essen viel Toast und trinken den ganzen Tee. Das Frühstück ist sehr sättigend. Könnte nur mehr trinken. Seltsam, zu Hause trinke ich beim Frühstück kaum etwas. Nach dem Frühstück buchen und bezahlen wir gleich das heutige Abendessen und das morgige Frühstück. Es ist erst 8.30h. Da der Wetterbericht für heute "low cloud", also tiefhängende Wolken am Morgen, später aber besser gebracht hat, brauchen wir eigentlich nicht vor 10.00h aufzubrechen. Legen uns also noch ein bisschen hin. So ab 9.45h machen wir uns dann fertig und kurz 10.00h brechen wir auf.

 

Vom Pass von Lianberis aus gesehen, zeigt sich die Snowdongruppe als offenes Hufeisen.Vom Parkplatz aus führt der bequeme "Miners' Track" ( es gab auch hier früher Bergbau ) leicht aufwärts zu einer Schwelle und dann zu den beiden Seen im Innenraum Hufeisens. Llyn Llydaw, der größere, wird durch den festen Weg überquert, dann läuft man am Fuß des rechten ( westlichen ) Teil des Hufeisens entlang zum Glaslyn am Fuß des hinteren Steilhanges, von wo aus ein Zickzackpfad steil hinauf zu Yr Wyddfa führt, dem eigentlichen Snowdongipfel. Den rechten Arm des Hufeisens bilden Crib Goch und dahinter Crib y Ddysgl, den linken Y Lliwedd.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir foIgen zunächst dem Pyg Track, der ebenfalls am Parkplatz beginnt, aber auf der Außenseite des rechten Arms langsam aufwärts führt bis zum Bwlch y Moch. Dort wechselt er auf die Innenseite, um sich in der hinteren Steilwand mit dem Miners' Track zu vereinen. Am Bwlch y Moch verlassen wir den Pyg Track und steigen direkt den Felshang aufwärts, Richtung Crib Goch Gipfel. Unten ist das Wetter teilweise sonnig, aber die Gipfel sind natürlich in Wolken. Wir hoffen, denn Crib Goch liegt immer mal schön in der Sonne, fast ganz frei. Sonst sieht man nicht viel. Hier gibt es keinen Pfad, man klettert einfach aufwärts. Das ist nicht schwierig, denn der Fels ist griffig und es macht Spaß. Zu meiner Überraschung sind die anderen nicht so begeistert. Schließlich erreichen wir den Grat. Eine Gruppe sitzt schon hier und sonnt sich. Setzen uns dazu. Leider haben wir wegen der Wolken kaum Sicht. Außer Sonne haben wir auch Wind. Als es uns zu kühl wird, folgen wir dem Grat. Meine Begleiter stellen sich doch recht ungeschickt an. Sie folgen nur zögerlich und klammern sich stark an. So eine Pleite. Ich denke, ich tue ihnen einen Gefallen und die haben die Hose voll. Der Wind ist kühl und oft recht stark, so dass man sich ab und zu wirklich festhalten muss, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Über die Felstürme der "pinnacles" hinunter zum Bwlch Coch von wo es dann hinaufgeht zum Gipfel von Crib y Ddysgl.

 

Dort ist der Fels anders. Es gibt große Felsklötze, die eher glatt und nicht so griffig sind. Machen uns etwas bedächtiger an diesen Aufstieg, da es gilt, den besten Weg über diese Felsklötze und -platten zu finden. Der Aufstieg ist viel kürzer und - nachdem die großen Blöcke erst einmal überwunden sind - auch völlig problemlos. Oben sind wir voll in den Wolken und es bläst ein sehr starker Wind. Es geht weiterhin aufwärts, zum Hauptgipfel, der Aufstieg hält sich aber in Grenzen. Der Wind ist inzwischen so stark und kalt und - wegen der Wolken - so nass, dass wir schleunigst den Regenschutz umhängen. Trotten vorwärts, ohne viel zu sehen. Bald erreichen wir das Gleis der Zahnradbahn, die von Llanberis hier heraufführt und folgen ihm das letzte Stück bis zur Endstation und dem "Restaurant" dahinter. Wolfgang und ich gehen rein und finden sogar einen Tisch. Ziehen die nassen Regensachen aus. Selbstbedienung. Hole mir Tee, Becher 70p . Dann kommen die Jungs. Sie sind draußen noch etwas herumgeirrt. Es ist jetzt 12.30h, haben also 2 1/2 Stunden gebraucht. Holen uns alle noch Getränke und die Jungs auch Schokoriegel. Der Raum ist voller Leute, die sich teilweise recht lautstark unterhalten. Die unvermeidliche ( in diesem Fall „deutsche") Jugendgruppe ist auch da. Müssen Pfadfinder oder so etwas sein.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Um 13.30h brechen wir wieder auf. Gerade reißt die Wolkendecke etwas auf, also schnell die paar Meter zu Gipfel. Leider sind es nur Augenblicke, in denen man Sicht hat. Eigentlich wollte ich wegen des Wetters auf dem Pyg Track zurück, machen nun aber doch die volle Runde. Es ist schwierig, den richtigen Pfad zu finden, da man kaum etwas sieht und es tausend individuelle Pfade gibt. Irgendwie kommen wir die lange, rutschige Geröllhalde hinunter zum Bwlch y Saethau, aber die Wolken reichen jetzt sehr tief und man sieht auch weiter unten kaum mehr. Haben weiterhin Probleme, den richtigen Pfad zu finden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

So landen wir einmal auf dem Watkin Path, der uns weit ab von unserem Ziel hinunter ins Nant ( = Tal ) Gwynant führen würde. Aber ich merke es schnell und so steigen wir über Felsen wieder hinauf zur Kante, an der wir uns dann entlangquälen. Da nichts zu sehen ist, macht das Herumstapfen hier auch nicht viel Spaß. Vom Y Llywedd Gipfel merken wir nicht viel. Nach einer Ewigkeit geht es endlich permanent abwärts, aber der Pfad ist eine Zumutung. Er ist dermaßen erodiert, dass man eigentlich nur in einer scheußlichen Geröllhalde steckt und aufpassen muss, mit heilen Knochen wieder herauszukommen. Unten taucht das Llydaw Reservoir wieder auf. Wenn wir dort sind, haben wir es geschafft. Die Jungs sind jetzt weit vorne und bald unten. Als sie auf den Miners' Track stoßen, laufen sie wieder Richtung Snowdon. Sie sind aber so weit weg, dass ich sie nicht erreichen kann, und sie sehen sich auch nicht um. Irgendwann merken sie ihren Fehler und kommen zurück. Gerade als Wolfgang und ich auf den Miners' Track kommen, sind sie auch da. Um 15.45h sind wir an der JH. Duschen, nasse Sachen im Trockenraum aufhängen und Schuhe putzen und einfetten. Anschließend vertiefe ich mich noch einmal in Karte und Führer, denn die morgige Strecke ist von der Wegfindung her nicht ganz so einfach.

 

Kurz vor 19.00h zum Abendessen. Heute sitzt ein deutsches Ehepaar bei uns am Tisch, mit denen wir uns unterhalten. Es gibt Selleriesuppe. Die ist gut, schmeckt aber nicht nach Sellerie. Die vegetarische Lasagne mit Erbsen und Pommes ist auch gut. Trinken Tee dazu. Dem Brot und der Butter haben wir vorher schon kräftig zugesprochen. Als Nachtisch gibt es Apfelkuchen mit Sahne ( in GB üblicherweise flüssig und nicht geschlagen ). Die Sahne hätten sie weglassen können. Sind wieder gut satt. Unterhalten uns eine ganze Weile mit dem Ehepaar. Die Jungs spielen noch ein bisschen Billard. Um 20.25h laufen wir dann hinunter zum Pub. Es ist dunkel und nieselt leicht. Brauchen 20 Minuten. Trinke shandy, die Jungs Cola oder Limo (Alkohol strikt erst ab 18) Um 21.45h zurück zur JH, um 22.15h sind wir im Bett.

 

 

 

 

5. Wandertag: Freitag, 07. August 1998. Pen y Pass bis Llan Ffestiniog. etwa 25km

 

7.15h aufstehen. Habe gut geschlafen. Obwohl das Zimmer voll belegt ist, hat anscheinend niemand geschnarcht. Jedenfalls habe ich nichts mitgekriegt. Hole meine Sachen aus dem Trockenraum. Kurz vor 8.00h zum Frühstück. Wie gehabt gibt es Porridge, Tee, Toast und ein vegetarian fried. Möchte mehr Bohnen statt Pilze, machen sie aber nicht. Angeblich sind sie abgemessen. Hinterher sind jede Menge übrig. Viel Tee und Toast. Fertigpacken. Kurz nach 9.00h los.

 

Der Wetterbericht sah für heute tiefhängende Wolken mit Regen oder Niesel voraus, mit Aufklaren im Lauf des Vormittags. Ersteres haben wir jetzt. Im Regenzeug die Straße hinunter zum Pub. Ziel ist heute Ffestiniog, wo es ein "bunkhouse" geben soll. Die Strecke ist lang, aber herrlich, vorausgesetzt das Wetter ist herrlich.

 

Der Cambrian Way läuft eigentlich über den Snowdon ins Nant Gwynant und dort parallel zur A 498 nach Beddgelert, weiter über den Pass von Aberglaslyn nach Nantmor, wo er wieder ins Hinterland und zum Moelwyn Mawr ( 770m) führt. Von da steigt man ab nach Ffestiniog oder Maentwrog. Da wir den Snowdon bereits erstiegen haben, entschied ich mich für die Gillham Variante. Der schlägt vor, am Pub die A 498 zu überqueren und dann so lange nach Südosten zu laufen, bis man den Kamm der dortigen Bergkette erstiegen hat und dem Kamm dann nach Süden zu folgen, was einen ebenfalls zum Moelwyn Mawr bringt. Von dort weiter wie gehabt.

 

Überqueren die Straße und dann den Zaun auf der anderen Seite auf einem stile. Das Gelände dahinter wird schnell sumpfig, ein Pfad ist nicht zu entdecken. Der Nebel begrenzt die Sichtweite auf 20 bis 30 Meter. Und jetzt würde ich mich am liebsten in den Hintern beißen: über 30 Jahre lang habe ich auf allen Touren einen Kompass mitgeschleppt und nie gebraucht, und jetzt, wo er wirklich nötig wäre, habe ich ihn versehentlich zu Hause auf dem Schreibtisch liegenlassen. Stapfen - wie angewiesen - auf den Hügel vor uns und oben weiter. Schuhe und Strümpfe sind schon wieder total durchnässt. Befinden uns praktisch in einem Sumpf und laufen weitestgehend im Wasser. Nach einer Stunde hören wir rechts die Motorengeräusche der Straße nach Beddgelert. Sind offensichtlich zu weit nach rechts von dem geplanten Kurs abgekommen. Steigen einen steilen Hang hinunter und landen auf dieser Straße. Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, folgen wir der Straße abwärts zum Llyn Gwynant und an diesem See entlang. Ein Stück danach biegt ein Weg in unsere Richtung ab. Vielleicht kann der uns wieder auf die richtige Strecke bringen. In starkem Nieselregen laufen wir am See entlang, an der dortigen JH vorbei und den verstreuten Häusern des Ortes.

 

Als der Regen etwas nachlässt, stellen wir uns unter Bäume in einem Seitenweg, damit ich die Karte studieren kann. Hier könnten wir wieder in die Berge, aber da der Regen immer wieder anfängt und alles dicht in Wolken steckt, hat keiner Lust dazu. Also auf der Straße weiter. Laut Karte soll bald das "bunkhouse" ( = einfache Unterkunft ) Bryn Dinas kom­men. Außerdem sind rechts ein paar Häuser mit einem post office. Ein warmer Tee wäre jetzt sehr willkommen. Vor dem p.o. sitzen ein paar Rucksackdamen und trinken etwas. Machen gerade Anstalten, uns auch etwas zu gönnen, da hält der Bus. Kurz entschlossen hüpfen wir rein und fahren bis Beddgelert mit ( je 90p ). Dort fallen wir in einen tearoom ein. Die Wirtin ist unfreundlich, und der Tee taugt auch nichts.

 

Zwischen durch schaue ich an der Bushaltestelle, wann ein Bus in unsere Richtung fährt, denn ich will ja immer noch nach Ffestiniog. Allerdings müssen wir dazu über Porthmadog fahren, ein ziemlicher Umweg. Der Bus fährt 13.15h, jetzt ist es 12.30h. Zahlen und pilgern zur Haltestelle. Kaufen noch etwas Proviant und stöbern in den Touristenschuppen. Der Bus ist fast pünktlich. Kostet je 1.30 Pfund. Der Fahrer bestätigt, dass wir von Porthmadog noch Anschluss nach Ffestiniog haben. 30 Minuten Aufenthalt. Schaue in verschiedene Läden rein, dann studiere ich Karte und Unterkunftsverzeichnis. Das Abbey Arms in Llan Ffestiniog soll ein "hostel" ( = einfache Unterkunft ) haben.

 

Der Bus kostet je 1.40 Pfund und fährt um 14.40h. Das Wetter wird besser, obwohl die Berge immer noch in Wolken sind. Der Bus hält direkt vor dem Abbey Arms, das sich tatsächlich Hotel schimpft, sich aber doch als ziemliche Kaschemme erweist. Rein. Lasse mir die Zimmer zeigen. Haben die Wahl zwischen 2 Zweibettzimmern oder einem Vierer mit Doppelstockbetten. Kosten alle je 12.50 Pfund mit Frühstück, was billig ist. Nehmen das Vierer. Es gibt aber keinen Trockenraum und im Zimmer nicht viel Platz, um etwas aufzuhängen. Es ist sehr eng. Duschen. Organisiere einen Wasserkocher, damit wir Tee kochen können. Dann vespern wir. Wolfgangs Brot ist angeschimmelt, mein Schnittkäse auch und der Camembert zermatscht. Essen, was noch geht, Der Tee ist abscheulich, trinken also Nescafe. Anschließend wegräumen und abwaschen.

 

Vertiefe mich dann in Karte und Führer wegen der morgigen Strecke. Werden wohl zelten müssen, irgendwo in den Rhinogs. Mal sehen. Dann runter in die Bar und schreiben. Langsam füllt sich der Laden. Offensichtlich ist das hier die Kneipe für die einfachen Leute. Manche sehen verboten aus, aber alle sind freundlich. Ein Haufen Kinder sind auch da. Später esse ich noch "fish and chips" ( 2.75 Pfund, sehr günstig ). Sitzen in der "lounge" und unterhalten uns. Das Essen ist gut und auch nicht zu wenig, habe aber trotzdem noch Hunger. Kaufe ein paar Erdnüsse, aber die helfen auch nicht viel. Etwa um 22.10h ins Bett. Entdecken, dass direkt vor unserem Fenster, das übrigens zugenagelt ist (!), ein Strahler installiert ist. Auch ohne Zimmerlicht ist es recht hell. Schlafe trotzdem.

 

6. Wandertag: Samstag, 08. August 1998, Llan Ffestiniog bis Cefn Cam, etwa 20 km

 

Das Frühstück ist für 8.00h bestellt, also stehen wir um 7.30h auf. Unsere Sachen sind großenteils trocken, nur die Schuhe und Socken natürlich nicht. Sind pünktlich unten. Habe den Chef nach dem Weg zum Wasserfall Rhaeadr Cynfal (Rhaeadr = Wasserfall) gefragt, weil wir da vorbeimüssen. Er hat mir einen Führer dazu ausgeliehen. Der Weg dürfte halbwegs klar sein.

 

Frühstück: Saft, keine cereals, Toast und Tee, dann das fried breakfast ( ich mit Bohnen, Eiern und Toast ). Ist gut, könnte aber immer mehr sein. Als ich ein drittes Mal Toast will, seufzt die Alte tief auf, beim zweiten Topf Tee schon nicht mehr. Sind nach 8.30h fertig. Packen und zahlen. Wie üblich kommen wir kurz nach 9.00h los.

 

Da wir von Ffestiniog aus laufen, sind wir nicht auf der eigentlichen Hauptstrecke, sondern auf einer Alternative, die man eingeplant hat, weil es früher in Ffestiniog eine JH gab. Die Hauptstrecke läuft an Ffestiniog vorbei nach Maentwrog und von dort nach Süden zum Llyn Trawsfynydd, dessen Westseite sie ein Stück folgt, um dann nach Westen abzubiegen zur Kette der Rhinogs und auf ihnen weiter nach Süden zu laufen. Die Alternativstrecke führt auch zum Llyn Trawsfynydd, folgt seinem Ostrand zum Ort gleichen Namens, umgeht die Südspitze und stößt dann nach Südwesten in Richtung der Rhinogs vor, wo sie dann auf die Hauptstrecke trifft.

 

Ein Stück Straße zurück, dann links den Hang hinunter. Der Weg ist markiert. Ab und zu müssen wir trotzdem suchen, wo es weitergeht. Schließlich geht es - teilweise matschig - hinunter zum Fluss und zum Wasserfall. Ein Stück oberhalb des Falls wird der Fluss auf einem Steg überquert. Drüben geht es durch Felder bzw. Weiden hinauf zu einer Farm. Habe ziemliche Schwierigkeiten. Es kommt mir vor, als habe mir jemand einen Backstein in den Rucksack gepackt. Durch die Farm, unter der stillgelegten Eisenbahnstrecke durch und über sumpfige Weiden zur A 470 (T), die wir überqueren. Dann wird es noch sumpfiger. Trotz gelegentlicher gelber Pfeile ist der Weg nicht immer klar. Irren ein bisschen herum, bis ich weiter vorne stiles sehe. Hin. Jetzt ist wieder alles klar. Über einen Buckel hinab zur Farm Sychnant. Durch die Farm und auf der Farmzufahrt weiter. Da ist besser zu laufen. Leider verpassen wir irgendwo die Abzweigung zu den Resten des römischen Amphitheaters, das ich gerne mitgenommen hätte. Pech. Über Weiden - gut geleitet von unzähligen gelben Pfeilen - hinunter zur A 470 (T) am - inzwischen stillgelegten - Kernkraftwerk Trawsfynydd. Da wir nicht unbedingt Straße laufen wollen, folgen wir einem Lehrpfad nahe dem Seeufer. Das geht so eine ganze Weile, dann führt der Weg wieder zur Straße. Das Wasser des Sees ist teilweise von einem unglaublichen, künstlich wirkenden Grün. Schilder weisen mehrfach darauf hin, dass Baden, wegen hochgiftiger Algen, für Mensch und Tier lebensgefährlich sei. Ein weiterer Weg zum See entpuppt sich leider als Sackgasse. Um nicht zu viel Zeit zu verlieren, beschließen wir deshalb, das letzte Stück zum Ort doch auf der Straße zu laufen. Dort ist viel Verkehr, und da die Strecke recht gut ausgebaut und auch gerade ist, wird auch ziemlich schnell gefahren. Nicht sehr angenehm, da der Fahrtwind uns ständig Staub usw. ins Gesicht schleudert.

 

Schließlich erreichen wir die Abzweigung in den Ort und folgen ihr. Um 12.00h sind wir am "White Lion", der gerade aufmacht. Bestelle mir ein pint und suche dann einen Laden, wo ich einen Hut kaufen kann. Habe meinen beim Abstieg vom Snowdon irgendwo verloren. Die Sonne brennt inzwischen dermaßen, dass es einfach nicht mehr ohne geht. Muss dann mit einer Fischermütze ( 8 Pfund ) zufrieden sein. Dem ersten pint folgt noch ein zweites. Mittlerweile sind auch ein paar Leute im Pub und unterhalten sich mit der Wirtin. Um 12.45h weiter. Aus dem Ort wieder zur A 470 (T). Folgen ihr nur bis zur nächsten Abzweigung und dann einem Sträßchen auf der Westseite des Sees. An der nächsten Farm biegen wir erneut ab und folgen jetzt einem Sträßchen, das südwestlich verläuft und erst langsam, bald aber stärker, aufwärts führt. Über eine Kuppe, dann sehen wir links unten am Fluss die verlassene Farm liegen, zu der wir hinuntermüssen, und weit drüben, über dem Gegenhang, den Wald herausschauen, den wir danach durchqueren dürfen. Sind schnell an der Farm.

 

Eine Brücke bringt uns über den Fluss. Jeder stärkere Wasserlauf ist hier gleich ein Fluss. Dann wird es wieder saftig. Anfangs ist der Pfad noch klar, dann wird er immer undeutlicher und verliert sich schließlich unter einigen Schafspfaden. Folgen einem davon parallel zu einem Zaun und einem Bach. Der bringt uns aber zu hoch hinauf. Deshalb laufen wir dann quer zum Hang. Begegnen dabei sehr viel Wasser und Schlamm. Es ist unglaublich: selbst wenn der Boden ein Gefälle zu haben scheint, steht Wasser darauf. Habe schnell wieder völlig nasse Schuhe, Socken und Füße. Erreichen endlich den Wald, der durch eine Mauer gesichert ist. Ein stile führt hinüber, nur nicht gerade da, wo wir sind. Lege also das Gepäck ab und folge der Mauer, bis der Übergang gefunden ist. Nach einer kleinen Pause stapfen wir zum stile und steigen in den Wald. Der Wald ( Nadelwald, Monokultur ) ist sehr dicht, der Weg durch sehr schlammig. Passieren bald eine Ruine und brechen kurz darauf auf einen Fahrweg durch, der in der Sonne liegt. Laut Karte sollte hier noch dichter Wald sein. Aber dank großer Kahlschläge und vielleicht auch nicht vollständig aufgeforsteter Flächen, befinden wir uns auf einer riesigen Lichtung.

 

Folgen dem breiten Schotterweg nach rechts. Nach einiger Zeit - die Sonne brennt, der Rucksack drückt, die Schulter schmerzt - kommen wir an die Stelle, wo an einem starken Bach der Weg abzweigt hinauf zum Bwlch Tyddiad. Von diesem Pass kann man entweder hinaufsteigen auf den Rhinog Fawr, was eigentlich die Planung vorsieht, oder weiterlaufen, hinunter zum Cwm ( = Tal ) Bychan, wo man - bei fortgeschrittener Tageszeit oder Müdigkeit - gut zelten kann. Nehmen schließlich die dritte Möglichkeit, nämlich auf dem Weg zu bleiben und etwas später abzubiegen, hinauf in den Bwlch Drws Ardudwy, den Pass zwischen Rhinog Fawr und Rhinog Fach. Es läuft sich gerade so angenehm ( !!! ). Als der Weg an einer scharfen Linksbiegung stärker abwärts führt, nehmen wir einen Nebenweg, leicht rechts aufwärts. Leider handelt es sich um eine Sackgasse. Ein Trampelpfad führt noch ein Stück in den sich anschließenden Fichtenwald, um dann zu verschwinden. Stapfen durch und machen kurz vor dem jenseitigen Waldrand an einem Bach Halt, um etwas zu trinken. Als die "midges" zudringlich werden weiter. Sehen ein Stück links vor uns wieder den Waldweg. Hin. Direkt am Waldrand fließt ein Bach und dahinter zieht sich ein ziemlich zugewachsener Pfad hinauf in die Berge. Könnte das unser Weg in den Pass sein? Vorsichtshalber bleiben wir auf dem breiten Waldweg, der jetzt wieder eben verläuft. Schließlich endet der Wald abrupt - und der Weg ebenfalls.

 

Stehen vor einem Zaun, dahinter ein tiefeingeschnittener Bach. Offensichtlich war der zugewachsene Pfad der richtige Weg. Zurück? Natürlich sträubt sich alles in einem dagegen, obwohl es in den allermeisten Fällen das Vernünftigste ist. Und so mache ich wieder einmal den verhängnisvollen Fehler, eine begangene Dummheit durch eine noch größere korrigieren zu wollen. Steigen also über den Zaun ( es gibt tatsächlich ein stile ), hinunter zum Bach, überspringen ( !I! ) ihn und folgen ihm mühsam aufwärts. Ruckzuck habe ich völlig nasse Füße. Ein Stück weiter oben ist wieder ein stile., Drüber. Dann führt ein stile rechts über die Mauer hinunter zum Bach. Also zurück über den Bach, über die Mauer und an ihr entlang direkt aufwärts. Bin schon ziemlich kaputt und quäle mich an der Mauer entlang. Teilweise ist es direkt an der Mauer trocken, manchmal steht man aber auch direkt im Bach. Aber es ist ja sowieso schon alles nass. Stütze mich ständig an der Mauer ab. Es ist eine elende Schinderei, pure Qual, bis wir endlich einigermaßen Höhe erreicht haben. Ab und zu bleibe ich stehen, um zu verschnaufen und um einen Blick auf die Umgebung zu werfen. Zur Zeit haben wir eine tolle Aussicht. An einer Bruchstelle queren wir die Mauer, steigen auf einem stile über eine abzweigende Mauer und landen auf einem Pfad, der durch höheres Heidekraut - manchmal fast eben - hinüberführt in den Pass zwischen Rhinog Fach und Y Llethr. Ich stolpere nur noch müde und kaputt vor mich hin, bis wir tatsächlich oben sind. Über die Mauer im Pass führt zwar kein stile, aber ein Stück ist eingefallen, so dass wir doch drüber kommen. Auf der anderen Seite setzen wir uns auf einen Felsen, verschnaufen, genießen die Aussicht auf Rhinog Fach und den unter uns liegenden, verwunschenen Llyn Hywel und diskutieren, wie es jetzt weitergehen soll. Sollen wir runterklettern ( buchstäblich ) zum Llyn Hywel und dann weiter absteigen zur Farm Maes-y-gamedd? Das würde uns aber ziemlich von der geplanten Strecke abbringen. Pascal schlägt vor, an der flachen Stelle am Abfluss von Llyn Hywel zu zelten. Die ist mit Sicherheit sehr matschig. Auf Y Llethr zu steigen und die Strecke wie geplant fortzusetzen ist nicht drin. Wir müssten da noch ein ziemliches Stück laufen und dafür ist es zu spät ( 17.00h ), ganz abgesehen davon, dass wir sehr kaputt sind.

 

Plädiere also, vom Pass wieder auf der Seite hinunterzusteigen, von der wir kamen zum Lyn y Bi ( die ganze Schinderei also vergeblich ). Ich weiß von einer früheren Wanderung, dass ein Stück unterhalb des Sees ein Pfad am Fuß der Berge entlangläuft. Dem können wir folgen, bis wir einen guten Zeltplatz finden. Gesagt, getan.

 

Folgen dem steilen, mühsam zu laufenden, schmalen Pfad durch hohes Heidekraut und - ab dem See - auch durch Sumpf. Über die Mauer ein Stück unterhalb des Sees bringt uns ein stile. Anschließend führt uns ein oft sehr saftiger Pfad zu den Ruinen in der Ferne ( Gebäude eines ehemaligen Steinbruchs ). Hier ist am Bach ein sehr schöner Platz, an dem auch schon andere gezeltet haben, wie wir am Gras sehen können. Hier bleiben wir. Schuhe und Strümpfe aus. Pascal säubert den Platz so gut es geht vom Schafs"bubu". Dann bauen wir das Zelt auf. Mache eine Komplettwäsche im Bach. Kalt, aber erfrischend Teewasser aufsetzen. Schon folgt die nächste Hiobsbotschaft: der Kocher ist undicht. Außerdem machen sich längst die "midges" bemerkbar, womit wir seltsamerweise nicht gerechnet haben. Lassen deshalb das Zelt so lange wie möglich zu. Dann essen wir unser Brot, das zum Teil sehr bröckelt. Der Tee ist und tut gut. Esse wenig, da ich kaum Hunger habe. Setzen gleich nochmal Teewasser auf. Die midges nerven enorm. Hängen ein bisschen herum. Langsam wird es dunkel und feucht. Schaffen die Rucksäcke und unsere Sachen ins Zelt und trinken den Tee. Die Hoffnung auf eine Brise, die die stechenden Plagegeister vertreiben würde, erfüllt sich leider nicht. Anschließend ins Zelt. Lege mich nicht in, sondern auf den Schlafsack, denn im Gegensatz zu den anderen ist mir unheimlich heiß. Erfreulicherweise belästigen uns hier drin keine midges. Schlafen.

 

 

 

 

 

 

7. Wandertag: Sonntag. 09. August 1998. Cefn Cam bis JH King's. etwa 20km

 

7.15h aufstehen. Der Boden war hart. Alles mögliche tut mir weh. Legen die noch nassen Sachen in die Sonne. Es hat immer noch ein paar midges, aber nicht mehr viele. Holen unsere Sachen aus dem Zelt und packen soweit möglich. Die Außenhülle des Zeltes ist auf der Innenseite immer noch nass: Kondensation. Das ist ärgerlich, denn so nass will ich es nicht einpacken. Frühstück: ein Kanten Brot und etwas Müsli. Da das Zelt nur langsam trocknet, wische ich es mit meinem Handtuch einigermaßen trocken. Dann verpacken wir alles. Die midges sind weg, das Wetter ist schön, warm und sonnig.

 

Um 9.45h laufen wir los. Da wir heute einen einfacheren Tag haben, können wir uns ruhig Zeit lassen. Laufen das Tal abwärts ins Mawddach Estuary, dann zum Einkaufen nach Dolgellau und anschließend zurück zur JH King's. Folgen zunächst dem ebenen, wenn auch recht matschigen Weg zum vor uns liegenden Waldrand. Am Wald haben wir dann ausgebaute Fahrwege und steigen in das Tal ein ( Cwm Mynach ). Gelegentlich geht es zwar eben oder auch einmal leicht aufwärts, meist aber deutlich abwärts. Irgendwo hört man Forstarbeiter werkeln. Im Wald haben wir natürlich kaum Sicht. Nur ab und zu steht man an einer Stelle, von der man weiter abwärts sehen kann. Von dem nahen See, Llyn Cwm Mynach, sehen wir nichts. Schließlich kommen wir auf eine große Lichtung am Bach und zur Farm Blaen Cwm Mynach, die wir rechts liegen lassen. Der Weg folgt jetzt dem Bach. Kurz hinter dem Haus Cwm Mynach Canol beginnt die Teerstraße, die nun Ernst macht und sehr steil hinunterführt nach Borthwnog an der A 496 nach Barmouth, direkt gegenüber von der Straße zur Brücke von Penmaenpool. Setzen uns in den Schatten und studieren die Karte. Es ist 11.45h.

 

Als alles klar ist, überqueren wir die Straße, folgen der Brückenzufahrt und überqueren die Brücke ( je 20p ). Direkt dahinter ist das King George III Pub, was uns sehr willkommen ist. Hier ist ziemlich Betrieb von Ausflüglern, Spaziergängern, Radfahrern usw. Legen das Gepäck ab, setzen uns an einen der Picknicktische vorm Haus und genehmigen uns ein pint ( 1,87 Pfund ). Schreibe dabei. Das kühle Zeugs verursacht Aufruhr in meinem Gedärm. Als dem abgeholfen ist wieder los. Es ist etwa 13.15h. Laufen auf einer ehemaligen ( abgebauten ) Bahnstrecke ( jetzt von der RSPB = Königl. Gesellsch. für Vogelschutz als Naturpfad deklariert ) Richtung Dolgellau. Als der Pfad zuende ist, wird die A 493 überquert. Der Weg läuft jetzt auf einem Damm neben dem Fluss weiter. Schließlich überqueren wir den Fluss auf einem Steg. Nach wenigen Metern stehen wir dann am Sportplatz am Ortsrand von Dolgellau. Über den Sportplatz in den Ort. Haben ungefähr eine Stunde gebraucht. Am Marktplatz setzen wir ab. Suche einen Lebensmittelladen und finde schließlich "Spar". Die Maxime "8 till late" haben anscheinend jetzt alle "Spar" Läden. Kaufe 3 Brote, 1 Butter und 1 Glas Marmelade. 6,51 Pfund scheinen mir dafür etwas viel. Die Leute haben Hunger und wollen etwas essen. Die Verkäuferin hat mir das Royal Ship empfohlen. Gehen dann in ein Cafe in der Gasse daneben. Sind die einzigen Gäste. "Cod and chips" für 4,50 Pfund und ein Becher Tee für 50p. Der Tee taugt nichts, wegen des Wassers, aber das Essen ist in Ordnung. Als wir dann rausgehen nachen sie zu.

 

Um 15.15h Abmarsch. Laufen vom Marktplatz aufwärts aus dem Ort. Ein Schild sagt: Cadair Idris. Der Buckel ist morgen dran. Frage vorsichtshalber eine Oma. Sie sagt, immer geradeaus, sei aber weit. In zügigem Schritt aufwärts. Die Sonne brennt heiß. Wolfgang trägt die Tüte mit den Einkäufen. Fast hätten wir die Abzweigung zur Gellilwyd Farm verpasst. Folgen dem Teersträßchen bis zur zweiten Farm ( Gellilwyd Fawr), wo wir abbiegen müssen. An der Farm steilst den Hang aufwärts und an einer Mauer entlang zum Waldrand. Dort klettern wir über die Mauer. Zwei alte Damen auf der Farm hatten gerufen, zur JH ginge es "right to the top and over the stile". Also: "right to the top". Durch ein Gatter weiter aufwärts. Endlich sehe ich den stile hinten an einer Mauer. Hin und drüber. Landen auf einem Pfad, der, grasbewachsen und bald recht schmal, zwischen Mauern bzw. Mauerresten entlangführt. Auf der Karte ist er eigenartig markiert, ich kann aber die Erklärung nicht lesen, da sie walisisch ist (entpuppt sich als "Roman Road", also Reste einer Römerstraße). Soll direkt zur JH führen. Man kann einigermaßen ordentlich laufen. Der Cadair Idris ist gut zu sehen. Landen schließlich auf einer Weide und dann auf einem Weg zu einer Farm. Die JH ist 100 Meter weiter. Es ist ziemlich genau 17.00h. Die Anmeldung dauert ein bisschen, da ziemlicher Andrang herrscht. Die JH hat gerade erst aufgemacht. Die JH-Frau stellt verdünnten Sirup in den Aufenthaltsraum. Der wird gerne angenommen, denn der Durst ist schon wieder beträchtlich. Kriegen Zimmer 3, aber fürs Abendessen sind wir zu spät dran. Duschen; dann die nassen Sachen in den Trockenraum. Schreibe auf einer Bank vor dem Haus. Eine junge Frau setzt sich dazu. Sie ist aus Erlangen und schwämt von Wales und vor allem von der Küste von Pembrokeshire und der JH in Newport. Na so etwas. Um 19.00h geht sie zum "dinner", ich zum Abendessen.

 

Der Heißwasserbereiter funktioniert nicht. Deshalb ist der Tee erst fertig, als wir schon gegessen haben. Die Butter ist in der Hitze sehr weich geworden und - da sie gedrückt wurde - ausgelaufen und hat alles verschmiert. Essen Brot mit Butter und Käse oder Marmelade. Milch haben wir vom warden keine gekriegt. Angeblich hat er nicht genug. An­schließend abspülen. Schreibe noch ein bisschen, dann spielen wir alle "Herzchen". Um 22.00h gehen dann aufs Zimmer und ins Bett.

 

8. Wandertag: Montag, 10. August 1998, JH King's bis JH Corris, etwa 18 km

 

Um 7.00h aufstehen. Im Trockenraum erhalte ich einen Schock. Nichts ist eigentlich trocken. Nehme einen Teil der Sachen mit und ziehe das Hemd auch an. Ansonsten bleibe ich halt im Trainingsanzug. Um 7.30h runter zum Frühstück. Essen Brot, Butter und den Rest der Marmelade und trinken Tee. Esse nicht viel. Abspülen, packen. Haben inzwischen unser Zeug aus dem Trockenraum geholt. Brauche ausnahmsweise am längsten bis ich fertig bin. Verabschiede mich von der Küche und lasse mir den weiteren Weg bestätigen. Um 9.15h laufen wir los.

 

Höhepunkt und erstes Teilziel des heutigen Tages ist mit dem Cadair Idris einer der bekanntesten und beliebtesten Berge von Nordwales. Übersetzt heißt er "Stuhl des Arthur", wobei natürlich der König Artus der Tafelrunde gemeint ist. Wales hat überhaupt viele Bezüge auf ihn. Immerhin soll ja der Zauberer Merlin Waliser gewesen sein. Laufen am Bach entlang leicht aufwärts, bis wir ein Teersträßchen erreichen ( das, auf dem wir gestern aus Dolgellau gelaufen sind ). Damit sind wir auch wieder auf der Strecke des Cambrian Way, der von Barmouth über Arthog hierherführt.

 

Ein kurzer Schlenker auf dem Sträßchen nach rechts, dann links ab, steil aufwärts. Laufe gleichmäßig, Schritt für Schritt. Vor uns sehen wir einen anderen Wanderer im Hang. Ein Stück weiter oben wird es zunächst ebener, bevor es wieder steigt. An einer Ruine holen wir unseren "Vorläufer" ein. Es ist die Deutsche aus Erlangen. Ziehen vorbei. Der Pfad führt uns zu einer Mauer, ein stile hinüber. Jetzt sind wir auf dem ziemlich erodierten Pony Path und folgen ihm nach rechts (aufwärts ), bis der eigentliche Hang des Ausläuferkammes erreicht ist. Der Pony Path ist der beliebteste Aufstieg von Norden. Es ist auch durchaus Betrieb. Laufe gleichmäßig, aber bei meinem Gepäck natürlich langsam und falle zurück. Am Hang führt der Pfad in steilen Serpentinen aufwärts. Er ist offensichtlich schon mehrfach repariert worden, aber jetzt wieder in schlechtem Zustand. In all diesem Geröll muss man sehr aufpassen, weil man leicht abrutscht. Es ist zwar mühsam, dauert aber nicht so lange. Oben warten die Jungs auf mich an einem Felsbrocken. Enttäusche sie aber in soweit, dass ich keine Pause einlege.

 

Wir folgen jetzt der Schulter weiter aufwärts. Zunächst ist sie fast eben, bis der nächste Hang erreicht ist. Der Weg geht den Hang schräg an und führt fast in einer Art Stufen aufwärts. Man kann sehen, dass der Weg einmal befestigt worden ist, dann mit Plastikmatten geschützt und mit Sand und Schotter bedeckt wurde. Aber die Witterung und vielleicht auch die zahlreichen Wanderer haben ihm schon wieder arg zugesetzt. Ab vielen Stellen liegen die Plastikmatten bloß und sind beschädigt oder zerstört, an anderen Stellen ist der Weg vom Wasser zerstört. Auch hier gibt es immer mal reine Geröllstrecken. Stapfe ruhig aufwärts. An einer Stelle sitzt ein Ehepaar mit Hunden. Sie sprechen mich an. Unser Gepäck hat sie neugierig gemacht. Fragen woher und wohin usw. Bald weiter. Laufen auf den Rand der Nordkante zu und dann an dieser entlang. Die Höhe ist jetzt weitestgehend geschafft, es bleibt nur noch das letzte Stück bis zum Gipfel des Penygadair, dem höchsten Punkt des Cadair Idris. Die Jungs sind längst oben, und Wolfgang hat es sicher auch schon geschafft. Bin schnell oben, aber auch triefnass.

 

Gottseidank ist der Himmel ziemlich bedeckt, in praller Sonne wäre es weit schlimmer gewesen. Bin insgesamt überraschend gut hier hochgekommen. Pause. Direkt an der OS-Säule herrscht eine Fliegenplage. Sitze deshalb - wie Wolfgang - auf den Felsen ein Stück entfernt. Genießen die Aussicht nach Süden und Osten. Eine große Schutzhütte steht auf der anderen Seite der Säule. Nach Aussage der Jungs ist sie verunreinigt von Schafen ( sie halten das Gebäude für einen Stall). Wolfgang drängt zum Aufbruch, also laufen wir weiter. Es geht auf der Höhe entlang zum nächsten Gipfel. Es ist fast eben, also laufen wir gemütlich. Ein Zaun läuft quer, ein stile hilft hinüber. Stapfen hoch zum Gipfelhaufen des Mynydd Moel. Eigentlich ist es nur ein riesiger Geröllhaufen. Schaue mich um, aber nirgendwo ist ein deutlicher Pfad zu erkennen. Also folgen wir ein Stück der Kante, die hier einen Bogen schlägt. Zum erneuten Linksschwenk der Kante geht es steil abwärts. Das Geröll macht den Boden rutschig. Wir müssen irgendwo nach rechts zur A 487 (T) absteigen, möglichst so, dass wir im Pass landen, und dann auf der anderen Seite wieder aufsteigen. Nur, wo wir absteigen müssen ist leider nicht klar. Statt auf der Schulter weiterzulaufen, suche ich also - und finde - einen Pfad, der nach rechts führt.

 

Im Nachhinein erweist sich das als schwerer Fehler, denn wir steigen viel zu früh ab. Mit etwas mehr Sorgfalt wäre das nicht passiert. Ein böser Schnitzer. Der Pfad ist zum Teil gut zu laufen, zum Teil auch matschig. Plötzlich tappe ich mit dem linken Fuss in ein verborgenes Schlammloch. Schuh, Socke und Bein sind völlig schwarz verschmiert. Landen schließlich an einem Zaun. Das ist mit ziemlicher Sicherheit der, den wir auf der Höhe überstiegen haben. Damit ist natürlich völlig klar, dass wir falsch gelaufen sind. Aber zurück, wieder hinauf, will natürlich keiner. Also folgen wir dem Zaun abwärts. Kommen hinunter zum Minffordd Pfad, auf dem reger Betrieb herrscht ( er läuft auf der anderen Seite des begleitenden Baches ). Ganze Heerscharen stapfen aufwärts. Am Waldrand hätten wir leicht auf ihn hinüberwechseln können, aber ich ziehe es vor, unserem Pfad in den Wald zu folgen, wo er dann aber schnell ausläuft So stehen wir plötzlich weglos in einem steilen Hang, der durch Feuchtigkeit und die alles überziehenden Moose sehr glitschig ist. Aber natürlich kehren wir nicht um !!! Steigen direkt oder im Zickzack abwärts - ich voraus. Zweimal haut es mich böse hin, was mir ein paar Abschürfungen einbringt ( gottseidank nicht mehr ) und mich zusätzlich verdreckt. So ein Mist. Kommen trotzdem unten an. Aus dem Wald zu einem Parkplatz.

 

Im WC erst einmal säubern so gut es geht. Sind jetzt am Minffordd Hotel, das heißt, ziemlich weg von unserer eigentlichen Strecke. Um dort wieder hinzukommen, müssten wir 3 km Straße aufwärts in den Pass. In unserem derzeitigen Zustand scheint uns das nicht verlockend, zumal es gerade anfängt zu tröpfeln. Brauchen erst einmal ein pint. Also zum Hotel. Da scheucht man uns ganz schnell. Sie sind kein Pub! Setzen uns an den Straßenrand, brüten über der Karte uns überlegen, was wir machen sollen. Wenn wir wirklich die Strecke zum Pass und nach Dinas Mawddwy nicht fortsetzen wollen, dann wird es wohl das beste sein, nach Corris zu laufen und dort in die JH zu gehen. Das sind 3,5 Meilen auf der A 487 (T), aber in Gegenrichtung.

 

Folgen der Straße aufwärts, teilweise sogar durchaus steil. Stapfen zügig vorwärts, aber es dauert doch eine ganze Weile, bis wir endlich oben sind. Jetzt abwärts nach Corris Uchaf. Ein Radler, den wir von King's her kennen, und der dort alle Damen angequatscht hat, fährt an uns vorbei. Ein Stück weiter können wir auf die alte Straße überwechseln und so dem unangenehmen Verkehr entkommen. Dort trotten wir gemütlich vor uns hin, bis wir Corris und die JH erreicht haben. Der Radler ist schon da - jedenfalls sein Gepäck. Da die JH erst um 17.00h aufmacht ( jetzt ist es 15.00h ), verstauen wir das Gepäck hinterm Haus und laufen dann die paar Meter hinunter in den Ort. Gleich rechts ist ein Pub, aber das ist noch geschlossen. Links ist ein Cafe mit post office shop, aber der shop hat kaum etwas. Setzen uns an einen Tisch davor und trinken Tee usw. So verbringen wir die Zeit. 16.30h zurück zur JH. Der Radler sitzt herum. Holen unser Gepäck. Ich studiere die Karte, wie wir denn von hier aus weiterkönnen. Eingekauft haben wir nichts, da der Laden nichts von dem hatte, was wir brauchen. Müssen also auf alle Fälle nach Machynlleth, dort kriegen wir alles. Wenn wir allerdings laufen, kommen wir danach nicht mehr weit. Wenn wir den Bus nehmen ( 8.20h ), haben wir eine Chance. Vielleicht könnten wir dann sogar noch Ystumtuen erreichen, wo es auch eine JH gibt.

 

Der warden kommt 16.45h, um 17.00h lässt er uns rein. Er führt uns in den großen Schlafsaal, teilt uns die Betten zu und gibt uns "sheets"(JH-Schlafsäcke). Dann checke ich alle ein. Teuer ( Erwachsene 10 Pfund, Jungs die Hälfte ). Hänge unsere nassen Sachen auf die Wäschespinne hinterm Haus und duschen dann. Bis kurz vor 19.00h schreiben. Eigentlich wollten wir Abendessen vom Haus, aber der warden sagt, er habe nicht genug Vorräte. Müssen also essen gehen. Er empfiehlt das Braich Goch Hotel an der Durchgangsstraße. Um 19.00h hin. Trinken shandy bzw. cider und essen cod ( Kabeljau ). Schreiben, schreiben, schreiben. Um 20.45h zurück zur JH. Da die Wäsche noch nicht trocken ist, bringen wir sie in den Trockenraum. Robin macht schon Tee. Essen noch unseren Rest Brot und trinken Tee. Habe mir erzählen lassen und an Hand von Zeitungsausschnitten gelesen, dass die JH zwar noch mit dem Herbergswerk assoziiert, aber ei­gentlich privat ist. Es war das alte Lied: da sie klein und sehr einfach ist, brachte sie nichts ein, sondern verursachte nur Kosten. Also wurde sie geschlossen. Ein Privatmann, der sich mit ihr verbunden fühlte, kaufte sie, renovierte ein bisschen und eröffnete wieder. Seltsamerweise schreibt sie jetzt angeblich schwarze Zahlen.

 

Abspülen und wegräumen. Um 21.30h in den Schlafsaal. Durch halbhohe Bretterwände und Schließfächer ist er in Nischen unterteilt. Alles sehr eng. Mein Wecker steht auf 6.15h, da wir den Bus um 8.20h kriegen wollen. Brauche eine Weile, bis ich einschlafe. Nachts schnarcht einer ganz übel. Ich glaube, es ist der Radler.

 

9. Wandertag: Dienstag, 11. August 1998, Corris bis Ystumtuen, rund 45 km

 

Wache rechtzeitig auf und stelle den Wecker ab. Nach der üblichen Routine Sachen aus dem Trockenraum holen. Ziehe neue shorts an. Die alten waren so schmutzig und morsch, dass ich sie gestern in den Müll geworfen habe. Um niemand weiter zu stören schleppen wir unsere Sachen in den Aufenthaltsraum und packen dort. Dann Frühstück: Müsli und Tee. Die anderen schlagen zu, ich esse nur wenig. Spülen und alles fertigmachen. Nach Abschied vom warden kurz vor 8.00h Abmarsch. Zum Braich Goch Hotel an der Durchgangsstraße. Setzen das Gepäck an Picknicktischen ab. Der Bus fährt tatsächlich bald vorbei - in Gegenrichtung. Erst 8.25h kommt er zurück. Zahle 6,60 Pfund insgesamt. Obwohl wir alle kleinen Ortschaften unterwegs anlaufen, sind wir doch schnell in Machynlleth. Am "square", bei der Uhr, steigen wir aus. Zuerst einkaufen. Bei "Spar" arbeiten anscheinend jetzt alle Läden nach dem Motto "8 till eight". Jedenfalls hat der Laden geöffnet. Es ist ein größerer Supermarkt ( für hiesige Verhältnisse }. Finden sogar unser Spezialmüsli, Jordan's "Tropical Fruit". Kaufen 3 Kilopackungen davon, dazu 3 Vollkornbrote, Butter, Marmelade und Käse. Aber das alles ist teuer (!!). Die Verkäuferin sagt nur: "Mr. Blair!" Draußen verteilen und verstauen wir die Einkäufe.

 

Auf der Hauptstraße weiter. Suchen den Golfplatz, denn dort soll der Aufstieg beginnen. Finden nach Fragen die richtige Straße ( Mountain Road ) und laufen sie entlang. Zweigen bald auf einen Pfad ab, der uns durch hohen Farn zum Golfplatz bringt. Dort irren wir ein bisschen herum, bis uns ein Junge auf einem Rasenmäher sagt, wo's langgeht. Auf­wärts, steil. Oben ist ab und zu der Wald zu sehen, zu dem und durch den wir nachher müssen. Zwischendurch nehmen wir die Chance war, stehenzubleiben und zurückzuschauen. Angeblich soll der Weg hier ein ganzes Stück mit gelben Pfeilen markiert sein. Ist er tatsächlich. Aber wie so oft ist es hier so, dass sie da zahlreich sind, wo man sie nicht braucht. Wo man sie bräuchte gibt es entweder keine oder ( vermutlich ) Halbstarke haben die Wegweiser usw. demoliert. Als wir die erste Schulter erreicht haben, stehen wir vor einem zerstörten Pfahl. Hier direkt zum Wald oder das kurze Stück hinauf zur nächsten Schulter? Getreu dem alten Motto: " Im Zweifelsfall immer den steileren "steigen wir weiter.

 

Oben erkennen wir schnell, dass das nicht stimmen kann. Auf einem sehr matschigen Weg am Waldrand entlang abwärts zu einem Waldwinkel. Dort führt ein stile über den Zaun. Ein breiter Wegtunnel führt durch den Nadelwald. Vorne sieht man schon das Waldende. Als wir rauskommen. liegt Llyn Glanmerin vor uns, womit klar ist, dass wir erneut falsch sind. Also die paar Meter zurück, wieder über den stile und dem Weg weiter folgen, bis ein Gatter uns auf einen breiten Weg im Wald lässt. Der führt natürlich ebenfalls aufwärts, wenn auch nicht so steil wie vorher. Dafür ist er zum Teil so verschlammt, dass wir oft die steile Böschung zum Wald hochsteigen müssen und uns an der Kante entlangquälen. Teilziel ist die Farm Bwlch. Wenn die erreicht ist dürftenwir oben sein. Das Wetter, das in Machynlleth noch neblig war, ist jetzt schön sonnig. Der Weg hält sich meist dicht am westlichen Waldrand. Zeichen gibt es keine mehr. Und so irren wir nochmals kurz herum, und ich muss mehrfach die Karte konsultieren, bis ich schließlich überzeugt bin, dass wir immer noch auf dem richtigen Weg sind.

 

Wir finden die Farm tatsächlich und landen an einer Wegkreuzung. Nach kurzer Pause - und Kartenstudium - folgen ( wir einem "farm track" leicht aufwärts„durch ein Wäldchen und landen auf einem schönen, grasigen Höhenrücken, auf dem wir jetzt eine ganze Weile entlanglaufen. Anfangs ist der Weg nicht besonders, später wird er besser. Haben schöne Ausblicke auf das Tal rechts unter uns und auf die umliegenden Höhen. In der Ferne sehen wir bald den großen Wasserfall von Pistyll y Llyn. Der Weg führt uns schließlich leicht abwärts zum Waldrand der Rhiw Goch Aufforstung. Da jetzt knapp 200 Höhenmeter auf uns zukommen, machen wir im Schatten kurz Pause. Muss meine Schuhe und Strümpfe von Grünzeug säubern. Dann steil aufwärts zu den Creigiau BwIch Hyddgen. Trotz des zusätzlichen Gewichts der Verpflegung läuft es heute recht gut. Oben haben wir erneut eine großartige Aussicht. Der Weg ist wirklich ein Weg und läuft in leichtem Auf und Ab an der Kante der Klippen entlang. In der Ferne sehen wir den Pumlumon, mit 752 m der höchste Berg in Mittelwales. Da müssen wir nachher auch noch rauf.

 

 

 

 

 

Folgen dem Weg, bis er nach links in den Wald hineinführt. Hier müssen wir auf einen schmalen Pfad über die freien Weiden abbiegen. Der schmale Pfad zieht sich an den Hängen entlang und bringt uns schließlich zu einem kleinen Wäldchen und dahinter zu einem Weg der das Tal entlang führt. Die gegenüber­liegenden Hänge sind bewaldet, Pumlumon ist nicht mehr zu sehen. Das kann nicht stimmen. Eine genauere Begutachtung der Karte ergibt, dass wir fast entgegengesetzt gelaufen sind. Hätten, kurz nachdem wir den Weg verlassen hatten, nach links abbiegen müssen. Also zurück, jetzt aufwärts. Das ist ärgerlich und schmeckt den Jungs natürlich nicht. Fragen, ob man nicht unten direkt laufen könne. Ohne Pfad ist das sicher mühsamer, an­strengender und zeitaufwendiger. Ganz zu schweigen von weiteren Möglichkeiten in die Irre zu gehen. Nein, Umkehren ist das Vernünftigste. Gelegentlich lernt man ja auch dazu. Und so schlimm ist es gar nicht. Es kostet natürlich Zeit und Kraft, hätte aber auch schlimmer kommen können. Oben ist der richtige Pfad schnell gefunden. Er ist wieder sehr schön "saftig". Und so kommen wir dann doch nach Hyddgen, das sich jetzt als großer - leider nicht sehr ansprechender - Schuppen entpuppt. Suchen an der Schuppenwand Schutz vor der sengenden Sonne. Der Fluss fließt hier sehr träge. Trinke trotzdem davon. Wie erwartet schmeckt das Wasser nicht. Nach nur 15 Minuten, um etwa 14.45h, weiter. Ein sehr steiniger Weg läuft am Hang parallel zum Fluss bis zum nächsten Quertal mit dem Afon Hengwm. Nach dessen Überquerung beginnt der Aufstieg auf Pumlumon.

 

 

Kurz hinter Hyddgen nutze ich das kühle, wohlschmeckende Wasser eines starken Baches um mich satt zu trinken und meine Flasche aufzufüllen. Trotten vor uns hin. Es gibt viele Pfützen. Endlich ist der Afon Hengwm erreicht. Ein Stück bachaufwärts ist ein Steg. Eine Familie kommt uns entgegen. Der Chef regt sich über den "Muck" auf. Die Strecke am Bach entlang zum Steg war eigentlich auch kein Weg. Finden einen Pfad, der hinüberführt zum Nant y Llyn, dem Bach, der aus dem Llyn Llygad Rheidol kommt, dem See am Fuß der Felswand des Pumlumongipfels, und am Bach entlang aufwärts. Der Pfad klebt am Bach. Anfangs ist er in Ordnung, dann wird er immer matschiger und mühsamer. Im Prinzip laufen wir durch völlig versumpfte Weiden. Schließlich ist der See erreicht. Laufen am Ostrand entlang zur Südseite. Dort mündet ein Bach ein, und von dort kann man hinaufkraxeln auf den Kamm und weiter auf den Gipfel des Pumlumon. Sind etwa um 16.00h am Bach und machen auf einem Felsen (!) in der Sonne Rast. Das Wasser des Baches schmeckt großartig. Trinke viel und leere auch meine Flasche aus, um sie mit diesem Wasser zu füllen. Um 16.30h beginnen wir den Aufstieg.

 

Man muss natürlich kraxeln, denn Pfad gibt es keinen. Der Hang ist steil, teilweise glatt wegen der Feuchtigkeit, teilweise geröllig. Ich lasse mir Zeit und bin - als letzter - um 17.05h oben. Haben vom Gipfel eine schöne Rundumsicht, die wir natürlich genießen. Verfolgen auch unseren Anmarschweg zurück. Nach den obligaten Gipfelphotos laufen wir am Zaun entlang die Schulter abwärts, direkt nach Süden. Steigen irgendwann über den Zaun, weil auf der anderen Seite ein breiter Weg läuft. Schließlich erreichen wir den Wald und folgen dem Zaun am Waldrand entlang. Der Pfad, mehr ist es jetzt nicht mehr, wird immer nasser. Dann scheint er gesperrt zu sein ( Zaun quer ), aber wir folgen weiter dem Waldrand, was laut Karte nicht falsch sein kann. Schließlich entfernt sich der Pfad etwas vom Waldrand. Der Wald endet, aber der Pfad - wenn es denn noch der richtige ist - macht keine Anstalten, den Hang abwärts zu führen zu dem Hotel an der Straße, wie er es eigentlich sollte. Wir laufen am Hang entlang, inzwischen auf Schafspfaden, das ist klar, und landen auf einer Art Pass hoch über der Straße und dem Hotel, die wir schon lange sehen. Der Hang hinunter ist derart steil, dass keiner auch nur die geringste Lust verspürt, da abzusteigen. Stattdessen wollen wir über den "Pass" weiter nach Südwesten und dort hinunter und können so ein Stückchen Weg abschneiden. Aber auch das gestaltet sich nicht so einfach. Es artet aus zu einer Zaunsteigeorgie mit Matsch, Distelfeldem (die haben gemeine, trockene Stacheln) und anderem Unerfreulichem.

 

Kommen endlich ziemlich geschafft an einer Farm auf die Straße nach Ponterwyd. Viel abgekürzt haben wir nicht. Folgen der Straße. Das zieht sich jetzt. Kurz vor 19.00h sind wir in Ponterwyd. Durch. An einer Abzweigung ist ein post office mit shop. Beide haben längst geschlossen, aber eine Telefonzelle steht daneben. Rufe die JH in Ystumtuen an. Ja, sie haben Platz. Aber erst gehen wir noch ins George Borrow Hotel. Ein pint ist jetzt unumgänglich. George Borrow hat übrigens Wales der Länge und Breite nach zu Fuß erkundet und seine Erlebnisse und Erfahrungen, sowie philosophische Betrachtungen dazu, veröffentlicht. Das hat ihn sehr berühmt gemacht. Seine Bücher sind heute gesuchte Raritäten.

 

Um 19.30h sind wir im pub. Zwei pints später, um 19.55h, machen wir uns wieder auf die Socken. Folgen weiterhin der Straße und biegen dann in Richtung Ystumtuen ab. Dieses Sträßchen führt steil hinauf auf eine Hügelkette und drüben wieder hinunter. Um 20.30h sind wir am Ziel. Die JH ist offen, aber es ist kein warden in Sicht. Schauen uns alles an, dann belegen wir unsere Betten. Es gibt nur zwei Schlafräume. Die JH ist eine der ganz einfachen und wie die meisten davon viel gemütlicher als viele bessere. Duschen und umziehen. Sind ganz schön fertig. Sind aber auch die einzigen Gäste. Hängen einiges in die Trockenkammer vor der Dusche. Besichtigen auch das WC ( im Hinterhof ). Als wir beim Abendessen sitzen, kommt der warden. Brauchen noch 2 sheets. Gehe mit ihm, die JH-Schlafsäcke zu holen, zu bezahlen ( die Jungs 3 Pfund, die Erwach­senen 5,85 Pfund ) und bringe gleich noch 2 Milch mit ( natürlich "long life" für je 70p). Es ist schon stockdunkel. Habe deshalb die Taschenlampe dabei. Trinken noch Tee mit Milch. Dann sehe ich, dass es schon 22.50h ist. Räumen alles auf etc. und um 23.05h sind wir im Bett. Schlafen schnell.

 

10. Wandertag: Mittwoch, 12. August 1998: Ystumtuen bis Pontrhydfendigaid, etwa 25 km

 

7.30h aufstehen. Draußen ist es trübe. Gestern war so ein schöner Tag. Und dann heute das! Nach der üblichen Morgenroutine Frühstücksvorbereitungen. Frühstücken um 8.00h: Müsli mit Milch, Tee. Spülen und packen. Die Sachen aus dem Trockenraum sind gut trocken. Hinterlassen alles ordentlich. Wolfgang und ich gehen mit den Ausweisen noch zum warden, um sie abstempeln zu lassen. Verabschieden uns und fragen auch gleich nach dem genaueren Weg. Fett und unordentlich und barfüßig empfängt sie uns, ist aber durchaus hilfsbereit. Als alles erledigt ist ( gegen 9.00h) los.

 

Folgen dem Wegweiser zur nächsten Farm. An ihr vorbei und dann sehr steil abwärts ins Tal des Rheidol und ein längeres Stück an ihm entlang bis zu einer ehemaligen Bergbauanlage. Allerdings ist nicht mehr sehr viel davon zu sehen. Das gelegentliche Tröpfeln wird ernster, deshalb ziehen wir unser Regenzeug an. Auf einem Steg über den Fluss und drüben kurze Zeit parallel zurück, bevor es ernsthaft aufwärts geht. Der Aufstieg macht aber keine großen Probleme. Landen auf dem Gleis der Schmalspurbahn Aberystwyth - Devil's Bridge, der wir bis zum Bahnhof Devil's Bridge folgen. Der Regen wird stark, weshalb wir uns ein bisschen in den Wartesaal setzen. Dann die Straße hinunter zu Brücke. Hier hat man 3 Brücken übereinandergesetzt. Auf die erste aus dem 12. Jahrhundert kam 1708 die zweite und darauf 1901 eine Stahlkonstruktion, über die auch der heutige Verkehr noch rollt. Zu sehen ist von oben nicht viel. Will man mehr sehen muss man Eintritt zahlen für die Mynachschlucht und den Wasserfall. Das tun wir aber nicht. Da die Brücken und der Wasserfall ein beliebtes Touristenziel sind, ist hier trotz des Wetters einiges los.

 

Nächstes Teilziel ist Cwmystwyth. Da das Wetter so feucht ist, wollen wir nicht durch das Gelände tapsen, sondern laufen auf der Straße ( B 4574 ). Die Straße ist einigermaßen steil und durchaus befahren. Am höchsten Punkt, bevor die Straße ins Tal des Ystwyth hinunterführt, hat man sie 1810, zur Feier der Thronbesteigung von George III mit einem Arch, einer Art einfachstem Triumphbogen, geschmückt. Kurz bevor wir den erreichen, fängt der Regen wieder an. Retten uns unter eine überdachte Hinweistafel auf dem Picknick- und Waldparkplatz nebenan. Die Überdachung leckt bald. Der Regen lässt ab und zu nach und wird dann wieder stärker. Als er stark nachlässt, brechen wir wieder auf. Bleiben weiterhin auf der Straße. Die zieht und zieht sich. Langsam haben wir genug. Dann erreichen wir das Ortsschild, aber das will ja bekanntlich nichts heißen. Es dauert noch eine ganze Weile, bis die ersten Häuser kommen. Ist ein langgezogener Ort. Es soll hier einen post office shop geben. An einer Stelle kommt mir der Verdacht, dass das unter "Es war einmal..." einzuordnen ist, denn das betreffende Haus sieht ganz nach einem ehemaligen Laden aus. Außerdem scheinen wir schon wieder am Ortsende zu sein. Gehe herum, klingle und klopfe. Aber die einzige, die aufmacht, ist eine junge Frau, die sagt, sie sei heute erst eingezogen und wisse gar nichts.

 

Die Berge vor uns, über die wir drüber sollen, sehen hoch, steil und sehr nass aus, zumal die Wolken sehr tief hängen. Beschließen also, das heutige Ziel, Pontrhydfendigaid, auf der Straße über Pont-rhyd-y-groes anzulaufen und die Berge Berge sein zu lassen. Also auf der Straße zurück zum Ortsanfang und dann abbiegen nach -y-groes, mehr oder weniger parallel zum Afon Ystwyth. Bald steigt die Straße wieder, lange und manchmal steil. Das zieht sich unglaublich. Schließlich ist der höchste Punkt erreicht. Es folgt ein 14%iges Gefälle bis zur Straße, die von Devil's Bridge herkommt. Die fällt dann 16% bis -y-groes. Kurz nach 14.00h sind wir dort. Stoßen auf ein post office mit vielen Souvenirs, sehen aber auch das Schild: "Miners Arms, 200 yards". Ein pint wäre jetzt willkommen, also zum Pub. Steil einen Buckel hinauf, dann sind wir dort. "Closed". Enttäuscht hocken uns ans Geländer des gegenüberliegenden Gehwegs zum Ausruhen. Eine Frau aus einem der Häuser hinter uns meldet sich. Erzähle ihr, was los ist. Sie sagt, der post office shop würde uns sicher Tee machen, lädt uns aber dann zu sich ein. Stellen unser Gepäck an der Schmalseite des Hauses ( dort ist auch der Eingang ) ab. Hinter dem Haus ist ein liebevoll angelegter und bestens gepflegter Garten, der sich in kleinen Absätzen fast den ganzen Hang hinunter bis zum Bach erstreckt und alles aufweist, was man in so einem Garten so braucht. Den betreut wohl ihr Mann, den sie uns auch vorstellt. Bewundern den Garten und setzen uns dann ins Teehaus. Sie bringt ein Tablett mit Tassen, Milch, Zucker, Tee, dazu heißes Wasser für den 2. Aufguss und einen Teller mit Keksen. Sie erzählt, sie sei aus Cwmystwyth und früher Kellnerin gewesen. Trinken Tee, essen die Kekse und ruhen aus.

 

Gegen 15.00h brechen wir wieder auf, nachdem wir uns herzlich bedankt und verabschiedet haben. Etwa 100m weiter befindet sich an der Straße eine "public toilet", die wir auch nutzen. Dann die Straße weiter aufwärts bis Ysbyty Ystwyth, wo so ziemlich der höchste Punkt erreicht ist. Das Wetter hat sich inzwischen sehr gemacht. Es ist jetzt richtig sonnig, und ich schwitze auch mächtig. Die Straße onduliert vor sich hin, wir trotten und trotten und es scheint wieder ewig zu dauern. Dann ist Ffair-Rhos erreicht, die Straße fällt und bald sehen wir Pontrhydfendigaid unten liegen. Gegen 17.00h laufen wir im Ort ein. Suche den "Heddle Tearoom", der im Führer als Quartier pfohlen wird, kann ihn aber nirgends finden. Frage im post office shop. Der junge Mann sagt, er sei erst ein paar Wochen hier. Gegenüber sei "Heddle", aber die früheren Bewohner seien weggezogen und einen tearoom gebe es nicht. Na ja, mein Führer ist auch schon 20 Jahre alt. Bezüglich "bed & breakfast" empfiehlt er den "Black Lion" vor dem "Red Lion". An letzterem kam ich vorbei. Er liegt an der Brücke über den Afon Teifi und einen Campingplatz hinterm Haus. Er sieht tatsächlich nicht so furchtbar einladen aus. Also zum "Black Lion". Der liegt in einer Nebenstraße und wirkt recht einfach. Der Wirt ist jung und stämmig und überlegt, ob sie Platz haben. Er meint, sie könnten es einrichten. Schaue mir die Räume an. Sie wirken zunächst recht ordentlich, sollen aber je 17,50 Pfund kosten. Dusche gibt es auch keine, nur Badewannen. OK. Erst genehmige ich mir ein pint, dann beziehen wir die Zimmer. Jetzt stellen sich die Mängel raus. Zimmer 4, wo Robin und ich sind, hat keinen Tisch, nur einen Stuhl und keinen einzigen Haken, geschweige denn einen Bügel oder einen Schrank. Will baden. Das Wasser wird sehr bald kalt. Ist mehr als unangenehm, bade aber trotzdem. Den anderen zwei geht es nicht besser. Kurz vor 19.00h rüber zum Essen. Erst ein pint ( shandy, wie üblich ), dann vegetable canelloni mit chips und peas. Ist gut, bin aber noch nicht satt. Nach einem weiteren pint esse ich noch cod, chips und beans. Die Küche schaut dumm. Schreiben. Das zweite Essen erweist sich dann doch als zu viel. Esse es, bin dann aber randvoll. Gegen 22.00h gehe ich schlafen, die anderen bleiben noch im Pub.

 

11. Wandertag: Donnerstag, 13. August 1998: Pontrhydfendigaid bis Troed-rhiw-cymmer farm, 30km

 

Bin rechtzeitig - eigentlich sogar frühzeitig - wach. Döse vor mich hin. 7.15h aufstehen. Wie erwartet ist praktisch die ganze Kleidung noch nass. Tue mich beim Rasieren schwer, da es keinen Spiegel gibt. Um 8.00h zum Frühstück. Es gibt Saft, kleine Päckchen mit cereals, Toast und Tee und anschließend das "fried". Sind gut satt hinterher. Packen. Mein Rücken, der gestern abend schon Probleme machte, ist auch heute recht unangenehm. Zahlen. Angesichts des dürftigen Schlafangebots sind die 17,50 Pfund pro Person eigentlich nicht gerechtfertigt. Abmarsch. Zuerst zum post office shop. Kaufen Verpflegung, manche auch Kekse und Süßigkeiten. Dann auf einem Nebensträßchen zu den Überresten der Strata Florida Abtei. Erst hier sind wir wieder auf dem Cambrian Way. Unser großes Ziel heute ist die JH in Rhandirmwyn, ein schöner Fetzen von über 30 km, aber machbar, da das Gelände vom Höhenprofil her nicht zu anspruchsvoll ist.

 

Trotten das Sträßchen entlang zur Abtei. Außer ein paar Mauerresten ist aber nicht viel zu sehen und Eintritt wollen sie auch noch dafür. Frage den Farmer nach dem Weg nach Talwrn, einer aufgegebenen Farm, denn der ist nicht so einfach. Er sagt, hinter der Farm sei ein neuer Weg. Tatsache. Der Weg führt etwa 100 m an einem Bach entlang zu einem Steg über ein Flüsschen, dann stehen wir in der Wildnis. Gehen erst nach rechts, erkennen aber bald, dass das nicht stimmen kann. Also zurück zum Steg. Die Karte sagt, vom Steg direkt an einem Bächlein aufwärts. Es gibt keinen richtigen Pfad. Am Bach aufwärts. Irgendwann stehen wir vor einem Zaun mit freier Fläche dahinter. Dafür ist jeder Anschein eines Pfades verschwunden. Halten uns nach links und schlagen uns mühsam durch dichten Wald mit matschigem Boden. Übersteigen schließlich einen Zaun hangaufwärts und stehen auf einer Weide. Ein Stück rechts aufwärts sind Ruinen. Das könnte Talwrn sein. Hin. Es muss Talwrn sein. Folgen einem blauen Pfeil zu einem Gatter in den Wald. Die Karte sagt, wir sind richtig. Also durch das Gatter und die Schneise entlang durch den Wald. Die Schneise ist ziemlich zugewachsen, mit hohem Gras und Gestrüpp und sehr saftig. Manchmal hat man den Eindruck, direkt im Bach zu waten. Sehen kann man allerdings nichts. Ab und zu stoßen wir auf Pfosten mit Markierung. Dann kommen wir zum Waldrand. Ein Gatter entlässt uns auf eine Weide. Die Karte sagt: einen Bach überqueren, dann am Bach entlang aufwärts. Überqueren ein matschiges Rinnsal und gehen noch ein Stück weiter zu einem "richtigen" Bach. Überqueren. Drüben läuft ein richtiger Pfad. Auf ihm den Bach entlang aufwärts. Stelle dann fest, dass wir uns immer weiter vom Wald entfernen. Laut Karte darf das nicht sein. Also zurück über den Bach und auf die nahen Hügelchen. Kein Pfad, keine "cairns", also kann das nicht Cam Gron sein, der Buckel über den wir drüber müssen.

 

Genaueres Studium der Karte zeigt, dass es der sehr viel höhere vor uns sein muss. Also wieder vom Hügelchen runter, über einen matschigen, ziemlich zugewachsenen Bach und den Hang schräg aufwärts. Finden sogar wieder etwas pfadähnliches, dem wir hinauf auf den Sattel folgen. Hier sind wir absolut richtig. Dann wird's wieder schwieriger. Geradeaus weiter läuft der Pfad aus. Ein Schwenk nach links durch's Gelände bringt uns schnell auf einen richtigen Weg, der an einem Zaun entlang leicht abwärts führt. Das muss er sein. Folgen ihm eine Weile. Irgendwann wird auch er sehr undeutlich, und wir laufen auf gut Glück weiter. Es tröpfelt wieder. Dann stoßen wir auf einen eindeutigen Weg. Die Überprüfung auf der Karte verwirrt mich. Der Wald vor uns hat da nichts zu suchen. Leider lässt er sich auch nicht durch seine Form auf der Karte identifizieren. Dazu wird das Nieseln immer stärker. Also folgen wir halt dem Weg hinunter ins Tal. Ich muss mich erst neu orientieren. Im Tal stoßen wir bald auf ein Teersträßchen und stehen plötzlich vor einer einfachen JH. Eine genauere Untersuchung ergibt: es ist Blaencaron. Die Karte zeigt, dass die JH sehr ungünstig für uns liegt, nämlich weit ab vom richtigen Weg. Sie zeigt aber auch, dass wir vorhin richtig waren - oder jedenfalls fast richtig. Hätten ein Stück nach links müssen, wie ich vermutet hatte, mir aber nicht traute durchzuziehen. Am besten ist es, da wieder hinaufzusteigen.

 

Nach 10 Minuten Pause brechen wir um 13.40h auf. Stapfen mühsam hinauf zu der Stelle, von wo wir abgestiegen sind. Ist mir sehr peinlich, aber es hilft halt nichts. Dann weiter durch das sehr sumpfige Gelände - ich voraus, wie es sich gehört. Schließlich erspähe ich voraus einen "cairn" ( Steinhaufen ). Laut Karte und Führer sollen davon zwei am Weg liegen. Also hin. Jawohl, hier läuft der Weg. Hoffentlich ist es auch der richtige. Folgen ihm auf und ab, die Hänge entlang, hin und her. Irgendwann haut es mich in den Schlamm. Hose, Hemd und Pulli sind verdreckt. Plötzlich sehen wir in der Ferne eine Straße. Müssen also bald am Nantymaen ( einem "Standing Stone" ) sein. Und tatsächlich, bald ist die dazugehörige Farm erreicht. Durch die Farm zur Straße ( ungeteert ), der wir bis zur nahen Kreuzung folgen. Dort steht mitten in der Wildnis eine einsame Telefonzelle. Müssen jetzt auf der erreichten Teerstraße geradeaus weiter, am Fluss Camddwr entlang bis zur Kapelle Soar y Mynydd, wo wir entscheiden müssen, ob wir zur JH Ty'n-y­cornel abbiegen‚ oder weiter Richtung Rhandirmwyn laufen.

 

Das Sträßchen ist durchaus befahren. Ab uns zu tröpfelt es wieder. Die Straße führt aufwärts und läuft teilweise hoch über dem Fluss rechts unten. Dann erreichen wir den Waldrand, an dem gerade Holzfäller wüten. Der Wald zieht sich links der Straße den Steilhang aufwärts. In einer Kurve machen wir Halt, weil ein Bach von oben kommt. Ich muss jetzt unbedingt etwas trinken. Tue ich ausgiebig. Weiter. Inzwischen ist es 16.40h. Die Straße fällt wieder. Um 17.00h ist die Kapelle unten am Fluss erreicht. Kurze Beratung. Beschließen, nicht zur JH abzubiegen. Rhandirmwyn ist zwar immer noch weit, aber vorher kommt die Farm Troed-rhiw-cymmer, wo es "B&B» ( = bed & breakfast = Übernachtung mit Früh­stück ) geben soll. Es kann natürlich belegt sein, aber wir beschließen, es zu riskieren. Habe mich übrigens völlig aus der Abstimmung rausgehalten.

 

Von der Kapelle auf einem Fahrweg zur nächsten Farm ( 17.20h ) und von da geradeaus weiter über einen Höhenrücken hinunter ins Tal des Doethie, das wegen seiner Schönheit gerühmt wird. Die Höhe ist bald geschafft und schon geht es steil abwärts, wobei der Weg nicht immer eindeutig ist. An einer Stelle läuft Wasser den steilen Grashang hinunter. Da haut es der Reihe nach jetzt auch die anderen hin. Aber es tut sich keiner was. Der schmale, manchmal matschige Pfad schlängelt sich am Hang entlang das Doethie Tal abwärts. Uns ist allen klar, dass es nicht mehr weit ist, weil das Quertal, wo der Doethie in den Pysgotwr mündet, schon zu sehen ist. Dort liegt auch die Farm. Um 18.45h ist der Querweg erreicht. Auf ihm zur Farm. Bin etwas befremdet, da die Leute normalerweise Hinweisschilder usw. aufstellen. Bin ganz kaputt. Dann ist das Farmgelände erreicht.

 

Das Haus sieht von außen gut aus, aber innen ist es praktisch entkernt. Es wird umgebaut, alles ist voller Staub. Diese Farm ist offensichtlich nicht mehr in Betrieb. Im nahen Wohnwagen ist jemand. Die Frau - sie isst gerade ein frugales Abendessen - sagt, das sei schon lange kein "B&B" mehr. Sie sei die neue Besitzerin. Das nächste "B&B" ist erst in Rhandirmwyn, aber das ist jetzt wohl zu weit. Dürfen aber zelten. Ich frage wo und ob ich mir mal den Oberstock des Hauses ( alles abgestützt, nur über Leiter zu erreichen ) ansehen darf. Ich darf. Die Räume ( mini ) sind O.K., nur sehr staubig. Frage, ob wir auch hoch dürfen. Sie hat Angst, dass der Boden einbricht. Als ich sage, dass wir uns auf drei Räume verteilen, dürfen wir. Unten gibt es noch eine Spüle mit Wasserhahn. Sie hat einen zweiflammigen Gaskocher dastehen und macht uns erst einmal Tee, wofür wir sehr dankbar sind. Dürfen den Kocher auch benutzen. Sie gibt uns sogar etwas Milch, obwohl sie knapp ist. Schleppen unser Zeug die Leiter hoch und verteilen uns. Unterhalten uns ein bisschen mit ihr, während wir den Tee trinken, dann kehrt sie in ihren Wohnwagen zurück. Die anderen wollen sich an der Spüle waschen, ich gehe runter zum Fluss. Es ist fast ein Abenteuer für sich, dort runterzukommen. Das Wasser ist kalt. Außerdem hat es inzwischen massenhaft midges ( mit ein Grund, warum ich nicht zelten wollte ), aber ich fühle mich gleich besser, sogar richtig gut, so frisch gewaschen. Habe mich voll in den Fluss gelegt und Mühe gehabt, die Seife abzukriegen. Zurück. Inzwischen ist neuer Tee gekocht worden, so dass wir essen können: Brot, Butter, Käse, Marmelade. Schmeckt uns heute. Kochen erneut Tee, das Wasser wird aber nicht mehr heiß genug ( Gas alle ), des­halb schmeckt er nicht. Mittlerweile ist es dunkel geworden. Draußen nieselt es jetzt. Gehen ins Bett. Es ist kurz nach 21.00 Uhr. Nach dem langen, harten Tag kommt jetzt eine lange, harte Nacht ( ich weiß, wie schlecht man auf diesen harten, völlig ebenen Böden trotz Isomatte und Schlafsack liegt ). Die Frau rumort unten noch einmal herum und wünscht uns eine gute Nacht ( auf Deutsch !). Danke.

 

12. Wandertag: Freitag, 14. August 1998: Troed-rhiw-cymmer Farm bis Llandovery, 17,5 km

 

Stehen kurz nach 7.00h auf. Unsere Sachen sind noch sehr feucht. Draußen regnet es kräftig, schon die halbe Nacht. Vorpacken, dann Frühstück Die Lady hat uns Milch hingestellt, die wir noch verwenden dürfen. Tee, Müsli ( trocken ). Esse nur ein bisschen aus der Hand. Spülen, anziehen, packen, Gepäck runterholen. Verabschieden uns von der Lady. Bedanke mich ganz herzlich, dann ziehen wir los. Es ist noch vor 9.00h.

 

Laufen die Farmzufahrt zurück und weiter das Pysgotwr Tal abwärts. Nach einiger Zeit überholt uns die Lady im Landrover. Überqueren bald den Fluss auf einer Brücke, dann ist der Weg geteert, und der Regen wird stärker. Laufen sowieso im Regenzeug. Vorbei am Dinas Naturschutzgebiet. Wechseln dann erneut über den Fluss und gelangen auf die Straße vom Llyn Brianne Reservoir. Der Regen wird immer stärker. Dann erreichen wir den Ortsanfang von Rhandirmwyn, eigentlich von Nant-y-Bai. Auf der Brücke über den Fluss, weil dort ein Pub ist. Es ist kurz nach 10.00h, und das Pub macht erst um 12.00h auf. Erkundige mich danach, wie denn dieser Ort ausgesprochen wird ( Randir­moin ) und studiere dann die Karte. Im eigentlichen Ort ist auch ein Pub. Also zurück über die Brücke und auf der Straße weiter. Gegen 11.00h sind wir am Pub ( Royal Oak Inn ). Die Tür ist zwar offen, es wird aber wohl geputzt. Wenn wir draußen bleiben, kriegen wir was. Ein pint kostet 1,70 Pfund, eine Cola 1 Pfund. Trinken. Anschließend zwingt mich ein dringendes Bedürfnis zur "toilet". Da ich etwas länger brauche, geht plötzlich das Licht aus ( Bewegungsmelder ). Es ist absolut stockdunkel. Da der Zugang etwas verwinkelt ist, habe ich Mühe, mich zurechtzufinden, bis das Licht endlich wieder angeht.

 

Dann weiter. Müssen noch ein Stück Straße laufen, bevor wir nach links abbiegen können, um zum "bridleway" auf der Höhe über dem Tal zu kommen, um dann auf einer Nebenstraße nach Llandovery zu laufen. Laufen und laufen. Es scheint ewig zu dauern, bis wir die Abzweigung erreichen, die von der JH herkommt. Halten nicht groß an, da nach meiner Erinnerung an unserer Abzweigung Häuser sein müssten, hier aber keine sind.

 

Irgendwann kommt unsere Lady - jetzt auf dem Rückweg - an uns vorbeigefahren. Es regnet immer mal wieder stärker oder schwächer. Mir ist längst klar, dass wir unsere Abzweigung verpasst haben müssen, ich weiß nur nicht wo. An der Abzweigung nach Cynghordy halten wir kurz an, um die Karte zu studieren. Hätten an der Abzweigung zur JH abbiegen sollen. Können auch hier noch abbiegen, aber jetzt scheint die Straße kürzer zu sein. Bei dem Regenwetter hat keiner Lust, zusätzliche Kilometer abzuleisten. Nach kurzer Pause und ein paar Keksen weiter. Es ist doch einiger Verkehr. Der sprüht uns immer so schön voll. Der Regen wird immer stärker. Trotten und trotten. Die ersten Häuser kommen in Sicht.

 

Um 13.45h sind Wolfgang und ich im Ort. Haben die Jungen glatt abgehängt und müssen nun auf sie warten. Gleich um die Ecke ist ein "B&B" für 18 Pfund. Wolfgang will erst noch woanders schauen, also ins Zentrum zum "square"(Marktplatz). Frage in einem Cafe/Restaurant. Eine Bedienung nennt mir 3 private "B&B's". Eines, das Llwyncelyn, gerade außerhalb der Stadt, soll das beste sein. Also hin. Wollen schon fast aufgeben, da ist es entdeckt. Das Gästehaus liegt genau in einer Straßenbiegung an einer Kreuzung. Ob das nicht ein bisschen laut ist? Klingle. Ein kleiner, drahtiger Mann mit Brille, Bärtchen und einer künstlichen Hand, öffnet. Erkläre, was wir wollen. Erst sagt er, sie hätten nur für 3 Platz, dann überlegt er und redet mit seiner Frau. Sie könnten eventuell noch ein Bett in einem Zimmer dazustellen. Besichtige. Ein Raum ist ein Schlauch mit einem Bett. Dort will er ein zweites reinstellen. Außerdem gibt es großes Zimmer mit einem Ehebett und einem Einzelbett. Das geht doch! Da können 3 rein. Das Einzelzimmer kostet 19 Pfund, das Dreier 42,--. Gut.

 

Geben ihm unsere Regensachen zum Aufhängen und schleppen dann das Gepäck hinauf  (1. Stock). Schuhe und Strümpfe aus. Leider gibt es wieder einmal keine Dusche, sondern nur eine Badewanne. Machen uns mit dem Wasserkocher erst Tee bzw. Kaffee. Dann baden wir. Das tut gut und das Wasser ist wirklich heiß. Habe meine Sachen im Zimmer irgendwie aufgehängt, damit sie eine Chance haben zu trocknen. Runter in die "lounge", schreiben. Unterhalte mich auch kurz mit dem Boss. Als alle fertig sind, holen wir unsere Regensachen, denn wie müssen noch einkaufen und es regnet gerade wieder sehr stark. Man leiht mir sogar einen Schirm aus. Müssen uns beeilen, denn um 17.30h machen die Geschäfte zu und es ist schon 17.00h vorbei. Zu "Gateway" am square. Kaufen Brot, Milch, Käse, gekochten Schinken, Honig und Müsli. Unseren Tee haben sie leider nicht. Suchen auch in anderen Läden, haben aber kein Glück. Anschließend in ein nahes Pub. Trinke ein pint und esse "fish &chips". Der Fisch kostet nur 3 Pfund, ist also günstig, ist aber ausreichend und gut. Um 19.00h zurück ins Quartier. Lassen das Regenzeug wieder aufhängen. In die lounge. Versuche Nachrichten zu sehen, es gibt aber nur welche auf walisisch. Um 20.45h aufs Zimmer. Machen uns zweimal Tee mit unserem Topf. Um 21.30h nochmal runter, aber die Nachrichten sind gerade vorbei. Fertigmachen zum Schlafengehen. Durch die feuchten Kleider stinkt das Zimmer unglaublich muffig. Der Autolärm ist doch beträchtlich. Wolfgang hat sich deshalb die Ohren verstopft. Es sind nur 2 Minifenster offen, da Wolfgang genau davor liegt und Angst vor Zug hat. Robin und ich liegen im Ehebett. Er und auch Wolfgang haben sich ziemlich angestellt, als ich fragte, wer freiwillig drin schlafen würde. Übrigens hatte auch der Vermieter bestimmt 3 Mal ungläubig nachgefragt, ob das auch wirklich in Orydnung wäre. Na jetzt aber! Die Decken sind ziemlich warm, und das Bett ist recht weich. Schlafen.

 

13. Wandertag: Samstag, 15. August 1998: Llandoveery bis JH Llanddeusant, etwa 14 km

 

7.30h aufstehen. Manche Sachen sind noch feucht. 8.00h runter zum Frühstück. Saft oder Pflaumen ( aus der Dose ) oder Grapefruitchnitze, cereals oder porridge ( Haferflockenbrei, den Wolfgang und ich mit Begeisterung essen ), verschiedene Sorten "fried", Toast, Orangenmarmelade, Tee oder Kaffee oder Kakao usw. Müssen auf den porridge warten, aber als er kommt, ist er spitze! und der Tee ist echter, kein Beuteltee. Sitzen noch gemütlich rum und genießen das Essen. Sind die letzten, die anderen Gäste haben es alle eilig. Schließlich packen und alles fertigmachen. Verabschieden, bedanken und bezahlen. Die Leute sind wirklich sehr nett. Als ich ihnen gestern erzählte, wir wollten heute zur JH Llanddeusant, hängte er sich sofort ans Telefon und rief seinen Freund, den warden, an. Es war der ex warden, wie sich herausstellte, aber er wollte dafür sorgen, dass wir schon um 15.00h und nicht erst um 17.00h in die JH können. Der heutige Tag ist ähnlich kurz wie der gestrige, was einfach daran liegt, dass es sonst einen ziemlich langen Tag gäbe und die Quartierfrage erst nicht gelöst wäre. Das Frühstück war jedenfalls wirklich gediegen. Ich bedanke mich noch extra dafür.

 

Um 9.30h ist Abmarsch. Das Wetter sieht gut aus heute, ganz anders als gestern. In den Ort. Müssen noch Tee kaufen. Da wir nirgends "Twinings" kriegen, nehmen wir eben wieder "Tetleys". Da wir später sowieso ein größeres Stück der Nebenstraße laufen müssten, haben wir beschlossen, nicht erst noch im Gelände rumzukrauchen, sondern von Anfang an die Straße zu nehmen. Auf der A 40 (T) durch den Ort. Irgendwann wird es dann rechts ab gehen, Richtung Myddfai. Inzwischen ist es sonnig. Finden die Abzweigung und nehmen sie. Laufen gleichmäßig und gemütlich das Sträßchen entlang ( das Auf und Ab hält sich in Grenzen ) und erreichen um 11.00h den Ort. Das Pub ( neben der Kirche ) ist zwar offen, aber es scheint gleich eine Hochzeit zu geben - jedenfalls stehen massenhaft entsprechend gekleidete Leute herum - und da wollen wir nicht stören. Deshalb setzen wir uns ein Stück weiter an einer Straßenkreuzung auf eine Bank. Auffallend sind aber die interessanten, an Königin Juliane der Niederlande erinnernden Hüte der Damen. Kurze Pause.

 

Um 11.15h weiter. Es geht ganz ähnlich weiter wie bisher, nur haben wir jetzt schöne Sonne. Gemütlich die Straße entlang: rauf, runter, links, rechts. Kurz vor 12.30h sind wir dann am "Cross Inn" ( heißt so, weil er an einer Straßenkreuzung liegt ). Es gibt einen Wohnwagenplatz, Campingplatz und einen "Laden" dazu. Das Pub ist offen. Rein. Shandy. Das Licht geht unregelmäßig aus und wieder an und bleibt am Schluß ganz aus. Anscheinend sind irgendwo Erdarbeiten und ein Stromkabel wurde beschädigt. Bin völlig nassgeschwitzt. Man hat hier massenhaft Prospekte über die Gegend. Decken uns ein. Um 13.30h brechen wir auf. Abwärts, aufwärts. Um 14.00h sind wir an der - natürlich geschlossenen - JH. Setzen uns an Picknickbänken in die Sonne. Robin legt seine nassen Sachen aus um sie zu trocknen. Warten. Um 14.45h kommt ein Mann: lang, dünn, lockig. Es ist der Hilfswarden, der jetzt hier übernehmen soll. Warten zusammen auf den warden. Es wird 15.00h, aber sie kommt nicht. Um 15.15h fällt dem Hilfswarden ein, dass er ja den code für die Tür hat. Sie geht tatsächlich auf. Innen liegt ein Brief für ihn. Er ruft Carole an und sie kommt dann sofort. Einchecken. Kriegen Zimmer 4 ( 10 Betten ). Zwei Betten sind schon belegt. Suchen uns 4 verschiedene Betten aus ( uns ist nicht klar, dass das Zimmer ganz voll wird ). Schuhe und Strümpfe aus. Als ich duschen will, merke ich, dass das Licht nicht geht, also kein Strom und folglich auch kein heißes Wasser da ist. Also noch nicht duschen, sondern erst einmal in der Sonne sitzen.

 

Schließlich wird mir das zu lang. Wer weiß, wann der Strom wiederkommt. Dusche doch, kalt und erfrischend. Lege dann meine nassen Sachen draußen in die Sonne. Es treffen immer mal Leute ein, einzeln oder zu zweit. Um 17.00h kommt sogar ein Kleinbus voller Schüler und Ausbilder. Die Schüler sollen einen Teil ihres "Duke of Edinburgh Award" Programms hier ableisten. Schaue mich in dem herrlichen Abendlicht noch ein bisschen um. Unterhalte mich dann mit dem Radler, der das Bett unter mir hat und später mit einem der Ausbilder. Meine Sachen sind inzwischen trocken. Gegen 18.00h bereiten wir das Abendessen vor. Bei so vielen Gästen muss man aufpassen, weil sonst alles belegt ist und man ewig warten muss. Machen also Wasser für Tee heiß ( im Topf, weil das Wasser aus dem Wasserbereiter hässlich schmeckt). Haben Brie und "ham" ( gekochten Schinken) aufs Brot. Der ham muss weg, der Brie auch. Beides wird alle. Später kommt eine deutsche Familie mit zwei Kindern und einem Haufen Sachen. Die benutzen den Mixer, also geht der Strom wieder. Laufe noch ein wenig herum, dann schreiben, schreiben, schreiben. Habe auch Karte und Führer wegen der morgigen Strecke studiert. Um kurz nach 21.00h gehe ich ins Bett. So nach und nach kommen dann verschiedene Leute aus dem Zimmer auch, manche allerdings recht spät. Draußen ist es kühl, aber das Bett ist zu warm. Schlafe wohl ein, wache aber immer wieder auf. Außerdem haben wir einen Schnarcher im Zimmer, was unsere Leute besonders erbittert.

 

14. Wandertag: Sonntag 16. August 1998: JH Llanddeusant bis Ystradaynlais, etwa 25 km

 

So gegen 5.00h läutet bei jemandem der Wecker. Es dauert eine ganze Weile, bis er es merkt und ihn dann abstellt. Döse nur noch. Einzelne stehen vor 7.00h auf, ich kurz danach. Runter, mit Wolfgang Frühstück richten. Einige der "Duke of Edinburgh Award" Aspiranten haben Karten ausgebreitet und studieren sie. Frühstück: Tee, Müsli. Der Hilfswarden hat uns gestern 1 Milch (40p) verkauft und Pascal und Robin sind auch noch einmal beim Pub gewesen und haben 2 pints Milch geholt, so dass wir gestern abend schon Tee mit Milch trinken konnten und auch jetzt genug fürs Müsli und den Tee haben. Sitzen noch ein bisschen, dann spülen, Abfall wegräumen, packen und alles fertigmachen. Verabschieden. 8.30h laufen wir los. Das ist fast sensationell.

 

 

 

 

 

 

Heute geht es über die Black Mountains, die ein Teil der Brecon Beacons ( Nationalpark ) sind. Bilder von ihnen wirken meist spektakulär, weil sie oben zwar flach oder nur leicht abfallend sind, die Abbruchkante auf der Stirnseite aber fast senkrecht ist. Laufen die Straße an der Kirche vorbei. Als der Teer endet, auf einem Weg weiter zu einer Farm und anschließend auf einem Weg der Wasserbehörde hinauf zum Reservoir Llyn y Fan Fach. Das Wetter ist erfreulich gut, wenn auch nicht ganz so wie gestern. Gleichmäßig und schwitzend den Weg aufwärts. Am See steht ein Zelt und zwei Personen lungern herum, obwohl zelten hier bestimmt verboten ist. Wenden uns am See nach rechts und steigen - teilweise steil - hinauf auf eine Schulter des Waun Lefrith und auf der dann ganz hinauf zum Gipfel, der die Ecke der steil abfallenden Nordkante der Black Mountains bildet. Ab und zu bleiben wir stehen, um zu verschnaufen und die Aussicht zu bewundern. Die Aussicht ist wirklich beeindruckend, vor allem, wenn die Sonne nicht durch Wolken verdeckt ist. Hier oben pfeift ein kalter, kräftiger Wind. Der flache Gipfel ist schnell erreicht.

 

 

 

 

 

 

Dann folgen wir der Kante nach Osten ( Bannau Sir Gaer ) bis zum Fan Foel. Finden unterwegs eine Tweedmütze. Am Ende von Bannau Sir Gaer geht es steil hinunter in einen Pass und drüben ähnlich steil aufwärts zur Höhe von Fan Foel. Fan Foel bildet eine regelrechte Spitze, die nach Norden weist. Dort wendet die Kante, läuft nach Südosten und heißt jetzt Fan Brycheiniog. Leider ist es sehr dunstig, so dass man die eigentlichen Brecon Beacons nur in schwachen Umrissen erkennen kann, obwohl sie ja nicht weit weg sind. Der Wind ist wirklich kalt. Am Ende von Fan Breicheiniog ist ein Windschutz angelegt, der aber inzwischen von einer Gruppe rauchender Jugendlicher besetzt ist, die in Gegenrichtung laufen. Hier ist auch ein Denkmal, aber wir halten uns nicht groß auf. Hinunter zum Bwlch Giedd, wo der Cambrian Way nach Osten abbiegt zu den eigentlichen Brecon Beacons, und dann wieder hinauf auf den Kamm Fan Hir, dem wir weiter folgen. Der Kamm zieht sich, ist aber alles in allem ganz gut zu laufen. Nur gegen Ende, wo es hinuntergeht ins Tawe Valley, wird der Weg nicht nur matschig, sondern auch undeutlich, so dass man den Verlauf eher erahnen muss, als dass man ihn erkennen könnte. Muss die vorauslaufenden Jungs nur einmal neu dirigieren. Kommen direkt an einer Farm raus und damit am Pfad entlang des Flusses. Ein neuer Steg bringt uns zur A 4067, die wir direkt gegenüber des Tafam -y- Garreg Inn erreichen, so wie es sein soll. Es ist 12.15h.

 

 

Ins Pub. Ein pint und die Pause tun jetzt gut. Das Fernsehen bringt die Vorschau auf das Formel 1 Rennen, das um 13.00h auf dem Hungaro Ring beginnt. Schauen noch den Start, dann geht es weiter ( 13.15h ). Verlassen jetzt auch die Cambrian Way Variante und laufen die Gillhamsche Strecke. Folgen der Straße und passieren dabei die paar ver­streuten Häuser und das Shire Horse Centre, aus denen Glyntawe besteht, bis die Dan - yr Ogof Höhlen erreicht sind. Steigen hinauf zu ihnen. Dort herrscht großer Trubel. Ist wie ein Vergnügungszentrum aufgebaut, mit allen möglichen zusätzlichen "Vergnügungen". Dementsprechend kostet der Eintritt 6,50 Pfund, also rund DM 22,--. Das ist uns einfach zuviel.

 

 

Also wieder hinunter zur Straße und auf ihr weiter bis Craig-y-nos. Dort führt ein Pfad - sehr steil - hinauf auf den Cribarth. Oben entlang, auf der Suche nach der OS-Säule. Als wir auf ihrer Höhe sind, suchen wir den Abstieg. Wir finden auch einen, aber ist es auch der richtige? Folgen ihm trotzdem. Er schlängelt sich entlang des fallenden Rückens Richtung Cwmgiedd. Als meine Zweifel immer stärker werden, steigen wir die paar Meter hinauf auf den Rücken und drüben hinunter zum Bach am Waldrand und folgen ihm. Steigen über diverse Zäune und durch Matsch ( natürlich alles unnötig ). Dann folgen wir einem Schafspfad, der sich dicht am Bach hält. Der Bach ist inzwischen im Wald. Dies ist offensichtlich nicht der geplante Weg. Als Wolfgang auf der anderen Seite des Baches einen Weg entdeckt, überqueren wir den Bach und den Zaun dahinter, um auf den schönen, breiten Waldweg zu gelangen. Folgen ihm abwärts. Der zieht sich. Schließlich tauchen doch Häuser auf. Der Ort entpuppt sich als Cwmgiedd.

 

Sind wieder auf dem rechten Weg. Laufen durch den Ort, bis wir erneut auf die A 4067 treffen. Pause. Dringend nötig. Muss mir auch die Karte anschauen. Stelle fest, dass wir bereits im Ort hätten abbiegen sollen. Inzwischen ist es aber 16.45h und kühl. Da uns die Umherirrerei ziemlich geschlaucht hat, haben wir genug. Beschließen, nicht die 4 km durch's Gelände nach Cwm­twrch Uchaf zu weiterzulaufen, sondern im uns gegenüberliegenden Ort Ystradgynlais nach einem Quartier zu suchen. Also aufpacken und los. Das erste vielversprechende Quartier wird gerade umgebaut. Der Besitzer empfiehlt aber das Merlyn Restaurant/Hotel ein Stück weiter. Die sollen vernünftige Preise haben. Es ist aber geschlossen. Eine hilfsbereite Nachbarin klingelt für uns. Der Chef sagt über die Sprechanlage, er käme. Tut er auch. Außerdem kommt von außen gerade seine Frau mit ihrem Baby. Verhandle. Er hat nur noch 1 "twin" für je 21 Pfund. Das "single" kostet 28 Pfund. Zu teuer. Auf Anfrage hat er noch ein "double" für je 19 Pfund. Also muss Robin wieder dran glauben. Wir nehmen das "twin" und das "double". Rein und hinauf in den 1. Stock. Die Zimmer sind O.K., aber klein und eng. Ein "Wandschrank" entpuppt sich als Dusche und WC. Dafür ist es aber eine "Power"dusche, sehr stark und sehr gut. Um 19.00h sollen wir ein Abendessen kriegen. Als ich soweit fertig bin, runter ins Restaurant, schreiben. Hole mir im Laden nebenan ( bis 22.00h offen ) 2 Literflaschen billiges Cola ( für alle Fälle ). Als ich wieder schreibe, kommt der Chef. Kriegen bei ihm auch etwas zu trinken. Pünktlich um 19.00h erhalten wir unser Essen: Wolfgang sein steak, Pascal Maccaroni, Robin chickenstrips und ich ein vegetable curry und dazu ein lager. Das curry ist schön scharf. Schreibe weiter, während der Rest im Laden Süßigkeiten kauft. Kurz nach 20.30h aufs Zimmer. Schauen ein bisschen fern. Um 21.45h dann schlafengehen. Das Bett ist in Ordnung, aber die Decke ist zu warm.

 

 

 

 

 

Montag. 17. August 1998: Ystradgynlais bis Port Eynon ( Bus ).

 

Das Frühstück ist für 8.00h bestellt. Unsere Sachen sind trocken. Studiere die Karte, wie wir am besten weiterlaufen. Um 8.00h runter. Es steht alles bereit: Saft, cornflakes, Tee, das "fried". Für mich gibt es eine doppelte Portion beans und Toast. Es ist wirklich eine größere Portion und völlig ausreichend. Den andern schmeckt's auch. Trinken nochmal Tee und sitzen noch eine Weile. Draußen regnet es. Es ist trübe und.bedeckt. Das sieht nicht gut aus für heute. Zahlen, dann packen usw. Als wir runterkommen, hat es gerade aufgehört zu regnen. Bespreche die Strecke kurz mit dem Boss. Er gibt Hinweise.

 

Kurz nach 9.00h Ios. Zurück zur Hauptstraße und sie entlang. Der Rucksackschutz ist aufgezogen. Es nieselt schwach, dann stärker. Trotten bis zum ersten größeren Kreisverkehr, wo wir nach Cwmturch Isaf abbiegen müssten. Der Himmel sieht überhaupt nicht gut aus. Habe schon mit dem Gedanken gespielt, aufzuhören, mit dem Bus nach Swansea zu fahren und von dort weiter zur JH in Port Eynon auf der Gower Halbinsel. Das machen wir jetzt. Die Leute erheben keine Einwände. Die Bushaltestelle ist nicht weit. Der Bus soll in 5 Minuten kommen. Es sind zwar ein paar mehr, aber er kommt. Kostet 9 Pfund für alle bis Swansea. Fahren über eine Stunde und sind etwa 10.30h dort. Zur Info. Der Bus nach Port Eynon fährt um 12.00h ( Nr. 18A ). Ein Bus nach Conway (um das Auto zu holen ) geht nur mit Umsteigen. Er fuhr um 10.00h. Einen weiteren gibt es heute nicht mehr. Mist. Dann haben wir jetzt noch Zeit. Laufen ein bisschen durch das Quadrant Shopping Centre, dann zurück. Gepäck ab. Robin und ich gehen einkaufen, im market. Kaufen nur Brot. Um 12.00h in den Bus ( 8,80 Pfund für alle ). Als wir zur Küste kommen wird das Wetter besser. Gegen 13.00h sind wir da.

 

Die JH ist bald gefunden. Habe die Befürchtung, dass sie voll belegt ist, aber man hat Platz für uns. Sie macht erst um 17.00h auf, wie gewohnt, aber wir können das Gepäck dort lassen. Zu den Läden. Schauen, wo wir einkaufen und wo wir essen können. Einen Miniladen gibt es. Zum Essen landen wir im Ship Inn. Ist eher eine Spelunke. Es treiben sich auch jede Menge Kinder herum, aber das Essen ist in Ordnung. Essen, trinken, schreiben. Es ist erst 14.40h. Habe feststellen müssen, dass ich morgen nicht von Conway zurückfahren kann, weil ich relativ spät ankomme. Das ist Pech. Laufen noch ein bisschen herum, zur Post, zur Kirche. Schauen auch in die Andenkenläden, aber man findet nur Ramsch. Anschließend eine Weile am Strand entlang. Die letzten 20 Minuten warten wir vor der JH. Sammle die Ausweise und melde uns für zwei Nächte an ( je 4,95 bzw. 7,20 Pfund ). Sind in Zimmer 2. Ist ein 10er Zimmer. Zwei Betten sind schon belegt. Duschen und umziehen. Ich bin müde und friere. Also lege ich mich aufs Bett und döse. Um 19.00h Abendessen: Brot, Butter, Käse, Tee. Sitzen wie immer noch etwas und besprechen den nächsten Tag. Spülen usw. Sehen anschließend die Nachrichten bis 20.30h. Der dann folgende Film wird mir bald zu dumm so dass ich um 21.20h ins Bett gehe. Habe aber Mühe, einzuschlafen.

 

Dienstag, 18. August 1998

 

Als ich 7.15h aufstehe, kommt es mir vor, als hätte ich höchstens 30 Minuten geschlafen. Nach der üblichen Routine runter und Frühstück vorbereiten. Geht schnell. Der Rest ist auch bald da. Kurz nach 7.30h sitzen wir beim Frühstück: Müsli und Tee. Esse und trinke nur wenig und bin im Augenblick auch nicht besonders müde. Packen usw.

 

Verabreden, dass man morgen ab 13.00h am Strand auf mich wartet. Um 8.30h zur Bushaltestelle. Natürlich muss ich dort fast 30 Minuten warten, aber da das Wetter spitze ist, sonnig, warm, kaum Wolken, macht das nichts. Eine Frau kommt und wartet auch. Mein Rucksack macht sie neugierig und so unterhalten wir uns. Der Bus ist pünktlich. Kostet 2,20 Pfund nach Swansea. Habe Bedenken, ob er auch pünktlich ankommen wird, denn der Anschluss fährt schon 10.05h, doch meine Besorgnis ist unnötig. Sind genau 9.55h dort. Der Fahrer sagt mir, wo der Anschluss abfährt.

 

Der Bus nach Conway kostet 19 Pfund, ist nicht voll und fährt immer mal Dörfer an. Gleich am Anfang machen wir an einer Raststätte an der M4 20 Minuten Pause. Die Sitze im Bus sind sehr eng, so dass ich sehr schlecht sitze. In Aberystwyth müssen wir umsteigen und haben 30 Minuten Pause. Nutze die Zeit, um im nahen Lidl ein bisschen Verpflegung zu kaufen. Es geht pünktlich weiter. Über Machynlleth, Dolgellau, Corris und Porthmadog nach Bangor. Kommen um 16.45h an. Entgegen der gestrigen Aussagen fährt schon um 17.05h ein Bus weiter. Auch dieser Bus ist pünktlich. Steige in Conway an der Stadtmauer aus. Zur JH. Das Auto ist noch da und unversehrt. Erst ein bisschen umräumen, dann an der Stadtmauer parken. Kaufe weitere Verpflegung im Ort. Habe beschlossen, in der JH Rowen zu übernachten, aber die ist nicht so einfach zu finden. Nach 2 Fehlversuchen bin ich endlich auf dem richtigen Sträßchen. Die Zufahrt zur JH ist unheimlich steil. Teilweise muss ich im 1. Gang fahren. Dann bin ich dort. Der neue warden ist eine Frau. Sie hat gleich ihren Mann und ihre zwei Jungs mitgebracht. Bin wieder in No. 4 unterbracht, habe aber morgen eine "duty", muss die Treppe fegen und die Fußmatte ausklopfen.

 

Nach dem Duschen mache ich mir Tee und esse. Unterhalte mich dabei mit der ganzen Familie und erzähle ihnen die Geschichte vom Feueralarm. Sie machen sich Sorgen, weil 2 Ehepaare noch nicht von einer Wanderung zurück sind. Erfreulicherweise tauchen die kurz nach 22.00h auf. Gehe bald darauf ins Bett.

 

Mittwoch, 19. August 1998 bis Samstag, 22. August 1998, Heimfahrt

 

Stehe früh auf, erledige das Notwendige, verzichte aber aufs Frühstück. Komme deshalb nach der Verabschiedung schon vor 8.00h weg. Über Rowen, Bettws-y-coed, Ffestiniog und Dolgellau nach Machynlleth. Von dort auf einer landschaftlich sehr schönen "moun­tain road" über Dylife und Staylittle nach Llanidloes. Weiter über Llangurig, Rhayader, Builth Wells, Llandovery, Llandeilo und Swansea zur Gower. Es ist schon fast 14.30h, als ich endlich in Port Eynon eintrudele. Die Leute sitzen mit ihrem Gepäck am Ende der Straße, essen fish & chips und warten. Laden das Gepäck ein und tauschen unsere Erlebnisse aus. Dann zurück nach Swansea und auf die Autobahn. In Cardiff kaufen wir in einem Sainsbury Supermarkt Tee usw. zum Mitnehmen ein. Mich ärgert, dass das Benzin so schweineteuer geworden ist. Auf der M4 weiter nach Newport. Dort biegen wir nach Monmouth ab, wo ich in die JH will. Ich ziehe die kleinen, einfachen, abgelegenen vor, weil sie meist gemütlicher sind und eher Platz haben. Kommen auch unter.

 

Beim Abschied am nächsten Morgen erzählt uns der warden, dass die JH Ende des Jahres geschlossen wird. Die Räumlichkeiten gehören eigentlich zur Kirche nebenan und die Pfarrei hat den Vertrag gekündigt, weil sie die Räume selber nutzen will. Schade!

 

Durch das Tal des Wye nach Chepstow, wo der Offa's Dyke Path anfängt. Die JH in Chepstow wurde vor längerer Zeit schon geschlossen. Dann über die Sevembrücke und über Bath und Warminster nach Salisbury. An Stonehenge vorbei zu Old Sarum, dem alten Salisbury, der ursprünglichen Burg, Kathedrale usw. Später zog man in die nahegelegene Ebene, wo das heutige Salisbury liegt. Von der ursprünglichen Anlage ist nur noch sehr wenig zu sehen, die 2 Pfund Eintritt sind keinesfalls gerechtfertigt. Dann fahren wir nach Norden, nach Avebury, das wesentlich beeindruckender ist.

 

Als wir hinkommen, fällt sofort der künstlich errichtete Silbury Hill ins Auge. Da man diesen Hügel ausnahmsweise nicht aufgegraben hat, kann man nur raten, warum man ihn vor etwa 4.500 Jahren aufgeschüttet hat. Parken und Zutritt zu den berühmten Steinkreisen sind kostenlos. Der National Trust, dem das längst alles gehört, ist nicht immer so großzügig. Schauen uns gründlich um, dann weiter. Über Devizes, Andover, Winchester, Southampton, Portsmouth und Brighton nach Lewes, in dessen Nähe die JH Telscombe liegt ( klein und sicher gut ), die ich für heute ins Auge gefasst habe.

 

Die JH liegt ziemlich außerhalb und ist voll. Inzwischen ist es schon nach 19.00h. Der warden empfiehlt Alfriston, das nicht so weit weg ist. Hin. Man hat Platz. Stehen später auf als gewohnt, sind aber trotzdem zur gewohnten Zeit abmarschbereit. Heute geht es heim. Zurück auf die A27 und gemütlich bis Eastbourne wo wir durch's Zentrum bummeln. Später auf der Küstenstraße weiter bis Hastings, wo wir ebenfalls die Altstadt durchstreifen. Versuche eine Kollegin anzurufen, die hier lebt, aber sie scheint unterwegs zu sein. Schließlich weiter über Rye, New Romney, Hythe und Folkestone nach Dover. Versorgen uns mit Proviant für unterwegs ( stick sandwiches ), dann heißt es warten. Die Fähre geht um 21.30h. Um 20.30h zum Hafen. Der Zoll fischt uns raus, werden aber nur befragt, nicht gefilzt. Fahren schließlich 22.00h.

 

Durch die Zeitverschiebung kommen wir erst nach Mitternacht an. Gegen 0.30h kommen wir aus der Fähre und zischen ab. Muss zunächst noch tanken, dann geht's über Lilie, Toumai, Mons, Charleroi und Namur nach Luxemburg. In Remisch, kurz vor der deutschen Grenze, tanken wir noch einmal. Endlich finden wir wieder halbwegs vernünftige Benzinpreise. Es gibt sogar einen Wachmann an der Tankstelle. Er sagt, er habe lange in Ihringen, am Kaiserstuhl, gelebt. Weiter. Über Saarbrücken, Sarreguemines, Haguenau nach Straßburg und von dort über Kehl, Offenburg und das Kinzigtal nach St. Georgen. Wolfgang und Pascal werden zu Hause abgeladen und um 9.35h sind auch Robin und ich daheim.

 

 

Sommer 2002: Wild Wales 2 - auf dem CambrianWay

 

Von Walter Brückner

 

Vorbemerkung

 

Der Cambrian Way ist ungefähr 450 km lang und führt über die hohen Berge von Wales. Er beginnt in Cardiff, an der Südküste, und endet in Conway, an der Nordküste. Er hätte der dritte walisische "National Trail" werden sollen, d.h., ein Langstreckenwanderweg, der von der Regierung eingerichtet und unterhalten wird ( wie z. B. "Bundesstraßen" ). Aber nach 20 Jahren an Verhandlungen und Planungen änderte die Regierung ihre Meinung und der Cambrian Way wurde kein "National Trail". Konkret bedeutet das, dass er nicht markiert ist. Zwar gibt es Führer, aber man muss - selbst bei gutem Wetter - fit mit Kompass und Karte sein, wenn man vermeiden will, zu häufig von der Strecke abzukommen.

 

Nachdem die erste Wanderung, 1998, aus Zeitmangel und wegen des Wetters nicht so ganz zufriedenstellend war, beschloss ich, diesmal den reinen Cambrian Way zu laufen und zwar ganz. Also besorgte ich mir den aktuellen Führer und plante genügend Zeit ein, dass die Strecke auch geschafft werden konnte. Anders als 1998 wollte ich diesmal - wie vom Führer vorgesehen - im Süden, also in Cardiff, anfangen. Der Hauptgrund war, dass ich den südlichsten Teil überhaupt nicht kannte, die Mitte und den Norden aber ganz gut. Außerdem konnte so der spektakuläre Norden den krönenden Abschluss bilden. Um das Auto sicher unterbringen zu können, buchte ich in dem kleinen Ort Lower Machen (nördlich von Cardiff und fast am Weg) Quartier für 2 Nächte, wobei ich mich versicherte, dass das Auto dort gut versorgt war.

 

Mein Sohn Robin hatte nichts dagegen, noch einmal durch Wales zu stapfen, und mein guter Freund Jürgen, der gerade sein Studium abgeschlossen hatte, meinte, eine solche Tour müsse er sich endlich mal wieder gönnen.

 

Führer :

 

A.J. Drake:"Cambrian Way", Cordee, ISBN 0-9509580-4-2-5 Ausgabe 2000

Richard Safe: "A Cambrian WaY, Constable, ISBN 0-09-462480-1 2. Ausgabe

John Gillham: "Snowdonia to the Gower", Diadem Books, ISBN 0-90637-1-27-0

 

Karten:

 

OS Landranger =1 : 50.000 Nm.: 171 Cardiff, 161 Abergavenny, 160 Brecon Beacons, 147 Elan Valley, 135 Aberyst­wyth, 124 Dolgellau, 115 Snowdon.

Für die Natiohalparks können auch OS Outdoor Leisure 1 : 25.000 Karten verwendet werden statt der Landranger und zwar Nm.: 17,18,23 ( alles Snowdonia ) und 12, 13 für die Brecon Beacons. Die ersetzen dann die Landranger 115, 124, 161, 160

 

Dienstag, 30.Juli 2002 Ankunft in Lower Machen

Tatsächlich sind wir schon am Sonntag um 18.00h in St. Georgen abgefahren. Da wir aber - wie üblich - zuerst unsere Freunde im Lake District besuchten und dort übemachtet haben, sind wir erst heute morgen vom Lake District wieder nach Süden und durch Wales gefahren.

 

Gegen 15.30h sind wir in Lower Machen. "The Forge", unser Quartier, ist direkt an der Straße. Klingeln. Mrs. Jones macht uns auf. Das Haus ist alt, aber die Zimmer im 1. Stock sind in Ordnung. Meines ist sogar groß. Der Hausherr wird uns dann morgen nach Cardiff fahren und wir werden die erste Tagesstrecke ohne Gepäck laufen können. Holen unsere Sachen aus dem Auto. Mache Notizen, dann gehe ich die morgige Strecke noch einmal durch. Die Jungs haben sich aufs Bett gelegt und lesen.

 

Im Nachbarort Draethen ist ein Pub, das wir später aufsuchen wollen. Um 18.30h fragt Robin, ob wie nicht langsam essen gehen könnten. In Ordnung. Nach den Schauern tagsüber ist das Wetter jetzt schön sonnig. Obwohl Draethen nicht so furchtbar weit ist fahren wir hin. "The Hollybush" hat ein Restaurant angeschlossen. Restaurants sind sowieso teuer, aber auch die "bar meals" sind hier nicht günstig. Das billigste Essen kostet 6,30 Pfund, "fish & chips" 7,25. Das ist uns zu teuer. Trinken also nur ein pint und fahren dann zurück. Kochen Tee ( einen Wasserkocher gibt es üblicherweise in jedem Zimmer ) und essen Brot. Das tut es auch. Sitzen noch lange, erzählen und schwelgen in Erinnerungen an frühere Wanderungen. Um 22.00h wird es Zeit, schlafen zu gehen. Der Verkehrslärm von der Straße stört doch, lasse aber das Fenster trotzdem offen. Brauche eine Weile, bis ich einschlafe.

 

01. Wandertag: Mittwoch, 31. Juli 2002, Cardiff bis Lower Machen, etwa 22 km

 

Um 7.15h aufstehen. Das Wetter ist leider trüb und bedeckt. Hoffentlich wird es noch besser. Frühstück ist für 8.00h bestellt. Ich esse nur Müsli und ein paar Toast, denn ich habe keinen großen Hunger, die Jungs ein "fried" breakfast. Es scheint ihnen zu schmecken. Das Haus war früher ein Gasthaus und unser Frühstücksraum der Keller. Entlang der Wand sind in der Decke noch die Haken, an denen früher die Schinken hingen.

 

Um 8.30h sind wir fertig, um 8.45h wollen wir fahren. Mrs. Jones sagt, man braucht ungefähr 30 Minuten bis zum Schloss in Cardiff, wo der Weg beginnt.

 

Machen alles fertig und kommen tatsächlich um 8.45h los. Jürgen hat einen Tagesrucksack dabei für das Regenzeug, die Karten usw. Mr. Jones ist korpulent. Er fährt Schleichwege ( über Draethen usw. ) und erzählt, die "joyrider" seien hier ganz schlimm. Sie stehlen Autos, machen Wettrennen mit ihnen und zünden sie dann an, um die Spuren zu verwischen. Inzwischen regnet es leicht. Gegen 9.15h setzt er uns beim "castle" ab.

 

Laufen durch den Bute Park, am River Taff entlang. Es tröpfelt mal stärker, mal schwächer. Laufen unverdrossen. Kommen an verschiedenen Brücken vorbei und warten darauf, wann wir vom Fluss weg und an einem Kanal entlang müssen. Sehen aber keinen Kanal. Schließlich zur nahen Straße und die entlang. Unter einer Eisenbahnbrücke durch. Glaube schon, wir wären falsch gelaufen, da entdecken wir links das große renovierte Wasserrad und wissen, dass wir noch auf dem rechten Weg sind.

 

Ein abbiegender Pfad bringt uns wieder zum Fluss, was nicht richtig ist. Also zurück zur Straße und auf ihr weiter. Dann stoßen wir auf den alten Kanal, der jetzt ein Naturschutzgebiet ist. Auf dem Treidelpfad entlang. Anfangs stinkt der Kanal ziemlich, dann ist ein längeres Steck zugewachsen ( mit Seerosen ), schließlich ist er frei und das Wasser fließt. Sehe sogar mal einen Fisch.

 

Als der Kanal endet, führt ein Pfad steil den Hang hinauf zur Straße. Überqueren sie und folgen einem weiteren Pfad zu einer Brücke über die Autobahnzufahrt. Anschließend unter der Autobahn durch, unter einer weiteren Zufahrt, über die nächste Zufahrt, und wir sind bei Tongwynlais. Der Führer weist darauf hin, wie kompliziert das ist, aber der Pfad führt uns ganz automatisch, man muss gar nicht groß überlegen.

 

Die Ortsstraße entlang. Es fängt wieder an zu regnen. Flüchten in ein Bus-Wartehäuschen, setzen uns und warten. Es ist 12.45h. Bald weiter. Nach 50 m, an einem Pub, geht es rechts ab, eine Straße aufwärts bis zur Zufahrt zum Castell Coch. Die hinauf. Oben führt ein Pfad durch den Wald steil aufwärts bis auf die Höhe. Dort läuft ein breiter Weg mehr oder weniger eben bis zum Bwlch-y-cwm. Dort überqueren wir die Straße und steigen den jenseitigen Hang hinauf zu einem Haus. Hier stoßen wir auf einen "bridleway" und auf einen "style" zu einem Pfad. Nehmen den Pfad. Ein Fehler, denn er wird sehr schnell zu einem Trampelpfad durch die Pampa, Wald, Gebüsch, Matsch usw.. Ich weiß nie genau, wohin er führt und ob wir richtig sind. Schließlich an der zweiten Farm vorbei zu einer Straße und die entlang. Landen bei "Traveller's Rest" in Thornhill, an einer anderen Straße. Der "bridleway" hätte uns 100 m weiter unten gemütlich auftauchen lassen. Ohne Pause auf dem "Ridgeway", der Fortsetzung des bridleway, weiter. Der ist breit, besser zu laufen und führt weitgehend auf dem Höhenrücken entlang. Endlich erreichen wir die Farm Cefn On. Der Weg ist auch hier kein Problem. Passieren bald einen alten Steinbruch mit Blick auf Caerphilly ( links ) und das Meer ( rechts ).

 

 

 

Schließlich steil abwärts zu einer Straße und dem Maenllwyd Inn. Um 14.30h sind wir dort. Das Pub kommt uns gerade recht, ein pint ist jetzt sehr willkommen. Gestern, im "Hollybush", kostete das pint 1,95 Pfund. Hier kostet es 2,31. Das Radler schmeckt trotzdem. Bin klatschnass. Nach einiger Zeit weiter, zunächst auf einem Sträßchen, dann auf einem breiten Waldweg. Da wir nicht über Machen wollen, dem eigentlichen Ziel, sondern direkt nach Lower Machen, biegen wir irgendwann rechts ab, um hinunter nach Draethen zu kommen und von dort nach Lower Machen zu laufen. Sind aber schon fast in Machen, als wir unten auf ein Sträßchen treffen und dem nach Draethen folgen. Dann auf der Straße nach Lower Machen. Bin wieder ziemlich nass. Duschen, umziehen, nasse Sachen aufhängen. Es ist 17.30h. Schreiben. Bin gespannt, wie es morgen läuft. Habe heute schon ein Paar Socken in Grund und Boden gelaufen. Hoffentlich spielt morgen das Wetter mit. Heute ging es ganz ordentlich. Trotz des bedeckten Himmels und der Tropfen war es warm.

 

Lesen. Um 19 00h Abendessen: Brot, Käse, Tee. Anschließend sitzen wir wieder und unterhalten uns bei einem Bier (Rothaus Pils, mitgebracht von zu Hause). Dann verteilen wir die gekauften Lebensmittel und holen unsere Sachen aus dem Auto, so dass wir schon fast alles

                                                                                                      packen können. Nach 21.00h ins Bett.

 

02. Wandertag: Donnerstag, 01. August 2002, Lower Machen bis Pontypool, etwa 23km

 

7.15h aufstehen. Fange an zu packen. Kurz vor 8.00h rüber zu den Jungs. Die liegen noch im Bett. "Jetzt gibt's Frühstück!". "Es ist doch erst 7.00h." Tatsache! Ich muss meinen Wecker automatisch verstellt haben und bin 1 Stunde zu früh aufgestanden. Schreibe noch ein bisschen, dann packe ich was geht. Schließlich zum Frühstück. Das sieht aus wie gestern. Frage, ob wir auch von hier auf den Mynydd Machen können. Natürlich! Im Dorf links ab, auf die Höhe hinauf und oben entlang. Kurz nach 8.30h sind wir fertig. Zahle unsere Rechnung von 136 Pfund, davon je 10 Pfund für die Fahrt nach Cardiff und für das Auto, das ich schon hinter's Haus - außer Sicht - gefahren habe. Den Schlüssel lasse ich da, für alle Fälle. Schließlich ist alles erledigt. Um 9.00h kommen wir los.

 

Die heutige Tagesstrecke läuft hinauf auf den Mynydd Machen ( 363 m ), hinunter nach Risca, von dort hinauf auf den Twmbarlwm ( 419 m ), entlang auf den Höhenrücken des Mynydd Henllys und des Mynydd Maen, hinunter nach Pontypool und möglichst noch hinauf auf Garn Wen ( 425 m ), um etwa 3 km davon entfernt beim Goose and Cuckoo Inn zu zelten.

 

Es ist zwar bedeckt, aber warm. Durch den Ort und dann das Sträßchen steil aufwärts. Ziehen gleichmäßig hinauf und schwitzen enorm. Oben nach links zu einer Farm und weiter. Rechts unten im Tal sieht man die typischen Arbeitersiedlungen von Risca. Kurz hinter der Farm biegen wir auf einen total von Motorrädern aufgerissenen, wüsten Pfad ab. Mynydd Machen mit seinem Sendemast ist bereits in Sicht. Der letzte Abschnitt führt steil aufwärts. Robin ist ein ganzes Stück voraus. Jürgen und ich lassen es etwas langsamer angehen. Am Sendemast vorbei zur Vermessungssäule, die üblicherweise am höchsten Punkt steht. Robin wartet dort. Auf der Säule hat irgendjemand zur Erbauung Pornoblätter abgelegt. Wir lassen sie liegen. Nach kurzer Pause auf einem Weg abwärts - bald recht steil - bis kurz vor einer Farm. Dort auf einem Sträßchen nach rechts den Hang entlang bis zur Blackvein Road. Abwärts zur A 467 und unter ihr durch zum Ortsanfang von Risca. Getreu dem Motto: "möglichst wenig Teer" führt der Weg durch eine kurze Stichstraße, über die Bahn und dann ein Stück am stillgelegten Monmouthshire and Brecon Kanälchen entlang. Dann ginge es gleich weiter, steil hinauf auf den Twmbarlwm. Jürgen hat aber auf der Karte gesehen, dass an der Bahn, nicht weit von hier, ein Pub ist. Hin. "Darren House". Ich tropfe wieder ziemlich. Ein Lagershandy kostet 2,05 Pfund. Zwei müssen es schon sein.

 

Um 11.50h brechen wir wieder auf. Bin immer noch klatschnass. Wieder gleichmäßig aufwärts stapfen, zunächst auf Teer, gegen Ende auf Gras. Am Pegwn-y-bwlch, dem Pass von wo es direkt auf den Twmbarlwm geht, machen wir eine kleine Pause. Robin drängt zum Aufbruch, da er friert. Stapfen also hinauf. Die OS-Säule ist diesmal nicht jugendgefährdend. Dicht dahinter ist der "Castle Mound", eine vorgeschichtliche Befestigung mit freiem Blick auf die ganze Umgebung. Dann auf dem Höhenrücken des Mynydd Henllys entlang. Laufen auf Gras, ab und zu gibt es auch etwas Matsch. Rechts unten tauchen die Häuser von Cwmbran auf, eine Stadt, die erst in den letzten 40 Jahren entstand und heute das Verwaltungszentrum von Monmouthshire ist. Als rechts Wald auftaucht und ein Weg hinführt weiß ich, da müssen wir hin, denn auf den Mynydd Maen, den nächsten, nur geringfügig höheren Buckel müssen wir nicht. Nehmen also den Weg, der bald ziemlich uneben und steinig wird und zu einer Farm hinunterführt. Inzwischen ist mir klar, dass etwas nicht stimmen kann. Genaueres Studium der Karte zeigt, dass wir viel zu früh abgebogen sind. Hätten uns am Wald links orientieren sollen, nicht an dem rechts. Schande! Jetzt müssen wir sehen, dass wir von hier wieder auf den richtigen Weg kommen.

 

Die Farmerin erscheint, weil der Hund ununterbrochen bellt und sagt uns, was wir inzwischen schon festgestellt haben, nämlich, dass wir den hier anschließenden Pfad weitermüssen. Der bringt uns nach Upper Cwmbran, von wo wir nach Pontypool kommen. Der Pfad ist halb Bach und oft zugewachsen, was Robin mit seinem hohen Rucksack bei den tiefhängenden Ästen manchen Fluch entlockt. Stoßen auf einen Typ mit Gewehr. Was der wohl hier will? Kanickel jagen? Dann erreichen wir ein Sträßchen. Die Jungs überzeugen mich, dass wir nach rechts ( = abwärts ) müssen. Stimmt.

 

In Upper Cwmbran liegen sie dann aber falsch. Merke es schnell. Also zurück und auf der Straße den steilen Berg hinauf. Leider ist der Aufstieg nicht kurz. Sind nämlich auf der "mountain road", die hinaufführt auf die Höhe und dann langsam in Richtung Pontypool fällt. Der "Mountain Air Inn", am höchsten Punkt, ist leider schon lange dicht. Die Straße weiter, bis wir schließlich den "Lamb Inn" erreichen, etwa 2 km vor Pontypool. Setzen uns an Picknicktische neben dem Haus. Ein shandy kostet hier nur 1,85 Pfund. Als der Wind zu kühl wird brechen wir auf. Folgen jetzt einem Nebensträßchen, das sich bald in einen Knochenbrecherweg verwandelt und erst weiter unten wieder zu einem glatten Teerweg wird. Um etwa 16.15h sind wir am Ortsrand von Pontypool, beim "roof centre" und der Tanksteile. Weiter - wie ursprünglich geplant - will keiner mehr. Sind doch ziemlich geschlaucht, möglicherweise die bekannte Eingewöhnungsphase.

 

Der Führer nennt einige Quartieradressen, aber nur eine direkt im Ort. Wollen deshalb zunächst auf eigene Faust etwas suchen, bevor wir die genannte Farm anrufen ( sie liegt am anderen Ortsrand, völlig aus der Richtung ). Wir finden nichts, wir haben sogar Mühe den Ort bzw. das Zentrum zu finden, An einem Laden ist eine Telefonzelle. Rufe also die Ty Shon Jacob Farm an und erwische die Frau gerade noch. Sie hat eigentlich nur noch für 2 Platz, kann aber ein Bett dazu stellen. OK. Bitte um Abholung. Nenne die Straße. Sie muss den Fahrer holen. Dabei geht mein Geld zuende. Sie ruft aber zurück und sagt, dass es klar geht. Das Auto ist bald da, aber recht klein, d.h., es wird ganz schön eng. Die Farm ist in Tranch, ganz oben auf der Höhe. Das Zimmer ist nicht groß, aber die Frau ist nett. Sie verkauft auch Getränke. Außerdem dient das große Wohnzimmer als Aufenthaltsraum. Duschen nacheinander. Besorge uns Getränke, leider sind es Dosen.

 

Später in den Aufenthaltsraum. Essen Brot und trinken Tee. Dann schreiben. Die Frau kommt und arbeitet am Computer. Müssen einen Anmeldeschein ausfüllen. Das ist ja ganz was Neues hier. Sie schreibt uns auch gleich die Rechnung, je 20 Pfund. Die Getränkedosen kosten je 1 Pfund. Sie erzählt ein bisschen von sich, nachdem sie uns ausgefragt hat. Sie ist Schwedin mit einem Hang nach London. Hat des:halb einen Engländer geheiratet. Inzwischen sind die Kinder groß, sie ist geschieden und hat die Farm hier gekauft und selbst instandgesetzt. Züchtet jetzt Pferde und kann ganz gut davon leben. Sie sagt, sie sei in Pontypool praktisch die Einzige, die B&B anbietet. Um 21.00h aufs Zimmer. Jürgen liest, Robin hört Musik und ich schreibe. Um 21.45h fertigmachen. Die Taschenlampe geht nicht. Muss im Rucksack an gewesen sein. Schlafen bald.

 

03. Wandertag: Freitag, 02. August 2002, Pontypool bis Abergavenny, etwa 20 km

 

7.15h aufstehen usw. Vorpacken. Auch die gestrigen Socken waren nach einem Tag schon durchgelaufen. Wenn das so weitergeht reichen die restlichen hinten und vorne nicht. Gegen 8.00h zum Frühstück. Heute isst nur Robin ein "fried": Saft, Müsli, Tee oder Kaffee, Toast. Es kommen noch 4 Männer, ein älterer und 3 jüngere. Sie sind Monteure, die die speziellen.( gusseisernen ) Tore des Pontypool Park abbauen und zum Auffrischen nach York bringen. Um 8.30h sind wir fertig, um 9.00h werden wir zum Park gebracht ( am "roof centre" und der Tankstelle, wo wir gestern ankamen ), weil dort der Weg weitergeht. Machen alles fertig, dann schleppen wir mühsam das Gepäck raus ( Flur und Türen sind recht schmal ). Die Madam fährt uns persönlich. Jürgen will im Ort mit seiner Karte noch Geld holen, also fährt sie uns hin. Um 9.20h setzt sie uns am Park ab und zeigt uns noch, wo wir hinauf müssen. Der Führer meint zwar, im Park sei es schöner, aber wer weiß, wie gut wir wieder rausfinden. Der schmale Pfad läuft neben dem Park. Er ist steil und ziemlich zugewachsen ( Brennnesseln, Brombeeren usw. ). Weiter oben weichen wir deshalb auf die Weide nebenan aus. Müssen zunächst auf eine Bergschulter mit einem Turm, einer "folly" ( das ist ein Gebäude, das nur den Zweck hat , den Reiz der Landschaft zu erhöhen. Oft wurden sie gleich als Ruine gebaut ). Als die Höhe erreicht ist, geht es ein ganzes Stück eben zum Turm ( nicht zugänglich ). Das Wetter ist heute sonnig mit größeren Wolken, in der Ferne Dunst. Am Turm bläst ein recht kühler Wind. Deshalb fällt unsere Pause relativ kurz aus. Kurz danach quert eine alte Römerstraße. Dort stoßen wir auf das erste Schild, das uns darauf hinweist, dass wir jetzt den Brecon Beacons National Park betreten, den südlichsten der 3 National Parks von Wales.

 

Unser Weg führt weiter aufwärts. Auf der nächsten Anhöhe geraten wir aber in Schwierigkeiten, weil nicht ersichtlich ist, wie es weitergehen muss. Laufen zunächst weiter geradeaus. Das bringt uns hinunter zu einem breiten Weg, der aber dann steil aufwärts führt. Ich zweifle. Rechts ist hinter viel Gestrüpp eine Farm. Und im Gestrüpp ist ein stile. Drüber und durch die sumpfige Wiese, an der Farm vorbei, den Hang aufwärts. Oben ist wieder ein stile, was meine Vermutung noch stärkt. Der stile entlässt uns auf eine Schulter, von der ein Weiterweg nicht ersichtlich ist. Als Folge übersteigen wir mehrere Zäune, bis wir schließlich die OS-Säule des Garn Wen, zu der wir müssen, vor uns sehen. Dort stoßen wir auf einen Weg, der wohl derjenige ist, dem ich vorhin misstraut habe.

 

Kurze Pause ( in der Sonne sehr angenehm ). Garn Wen hat 425 m. Schließlich weiter. Da wir oben sind, geht es ziemlich eben. Der Weg - obwohl er auf Gras verläuft und deshalb manchmal recht undeutlich ist - ist kein Problem. In der Ferne sieht man die Sendemasten, auf die wir zuhalten müssen. Als das Zeltgestänge mal aus dem Rucksack rutscht legen wir erneut eine kurze Pause ein und trinken etwas. Die Sonne ist recht angenehm. Ob wir da so ohne weiteres das Pub gefunden hätten, wenn wir gestern Abend tatsächlich weitergelaufen wären, wage ich zu bezweifeln. Eigentlich müssten wir dann heute bis Capel-y-ffin laufen, um das wieder aufzuholen, aber das wird wohl nicht drin sein.

 

Jetzt geht es zunächst einmal aufwärts, um dann auf der Schulter zu den Masten vorzulaufen. Der Pfad oben ist unangenehm zu laufen und zieht sich. Robin ist schon wieder ziemlich voraus. Endlich angekommen, machen wir die nächste Rast und trinken. Bin ganz schön geschafft. Zum Blorenge ( 559 m ) sind es nur noch 2 km und 60 Höhenmeter. Dann geht es steil hinunter nach Abergavenny. Beim Aufbruch nehmen die Jungs prompt den falschen Weg. Als ich es merke, müssen wir mühsam durch hohes Heidekraut nach rechts stapfen, bis der richtige Weg erreicht ist. Auf ihm hinauf zur OS-Säule. Halten uns aber nicht lange auf, sondern laufen auf einem Grasweg weiter, rechtslastig, bis zur fast senkrechten Kante. Die Aussicht ist natürlilch prima, nur in der Ferne dunstig. Folgen der Kante ein Stück, bis links ein fast unsichtbarer Pfad durch den hohen Farn abzweigt. Zunächst verläuft er eben, dann irre steil abwärts zu einem Zaun, dem wir folgen, bis ein Durchgang nach unten möglich ist. Eines der Schafe hier hat einen schrecklichen Husten. Sind unsicher, wie es weitergeht. Links scheint der Weg eben zu verlaufen, also gehen wir rechts, wir wollen ja runter. Kurz vor einer Ruine sehe ich links etwas durchs Farn führen, was wir leider nicht nehmen. Weiter nach rechts - zum Teil sehr mühsam - bis zu einer Farm, wo ich fix und fertig eine Pause brauche. Orientieren uns auf der Karte. Sind viel zu weit rechts.

 

Der Farmweg führt zu einem Sträßchen, dem wir hinunter ins Tal folgen. Entlang der B 42639 zum Ort. Frage nach einem Pub und werde zum "Bridge In« dirigiert, direkt am Weg, an der Brücke über den Usk. Shandy kostet 1,95. Ich brauche 3. Es ist schon so spät, und wir sind so kaputt, dass wir heute nicht weiter wollen. Frage die Anwesenden nach einem Quartier. Man empfiehlt das Abergavenny Hotel. Es sei billig, aber sauber. Kriege auch den Weg erklärt. Laufen ein Stück am Usk entlang und biegen dann zur Tourist­Info im Zentrum ab. Dort über den Gavenny. Auf der anderen Seite ist das Hotel. Es ist wegen Renovierung geschlossen. Zurück zur Tourist-Info. Dort sind Telefonzellen. Das Telefon nimmt meine Karte nicht, habe aber nicht genug Kleingeld. Gehe wechseln. Bei allen Adressen ist nur der Anrufbeantworter dran und Belchamps Guest House ist voll.

 

Frage in der Pizza Stube. Die empfehlen mir die Hereford Road. Laufen hin. Da wollte ich vorhin anrufen. Voll belegt. Er empfiehlt die Brecon Road. Kommen unterwegs zu Pen-y­Pound. Ebenfalls belegt. Man empfiehlt aber ein Haus etwas weiter. Auch voll. Die Frau telefoniert aber für uns herum und findet einen Campingplatz ( 2 km außerhalb ) und schließlich "The Great Western", ein Pub und "backpackers' hostel" ( am Bahnhof ). Dort hat man Platz für uns. Müssen den ganzen Weg zurück durch den Ort. Bei Tesco kaufen wir noch schnell etwas ein. Am Abergavenny Hotel vorbei ein ganzes Stück die Ausfallstraße entlang. Muss zwischendurch noch einmal fragen, dann ist es schnell gefunden. Es ist schon 19.45h. Wir kriegen einen "family room" im 1. Stock. Das Zimmer ist sehr klein, vollgestopft mit Plüschtieren und hat ein Ehebett und ein Doppelstockbett. Haben Mühe, unsere Sachen unterzubringen. Duschen und umziehen. Dann erkunde ich das Haus. Im Kellergeschoss gibt es eine Selbstkocherküche und einen größeren Schlafsaal. Die Frage, warum man uns nicht da untergebracht hat, erledigt sich später von selbst, als eine große Gruppe junger Damen ihr Gepäck da hineinschleppt. Nachdem alle von uns geduscht sind, essen wir in der Selbstkocherküche: Brot, Käse, Marmelade, Tee. Bis wir fertig sind ist es beinahe 22.00 Uhr. Abspülen. Hole mir ein pint und schreibe noch hier unten, denn die Lautstärke der Musik im Pub hat die Grenze zur Körperverletzung bereits erschritten. Jürgen liest. Um 22.30h bin ich fertig und gehe ins Bett. Robin liegt schon, Jürgen kommt bald. Das Zimmer ist nicht nur sehr eng, sondern auch sehr warm.

 

04. Wandertag: Samstag, 03. August 2002, Abergavenny bis Capel-y-ffin, 21 km

 

Stehen wie üblich auf. Gegen 8.00h runter, Frühstück machen. Haben aber keine Milch. Gestern hat man uns zwar versichert, wir könnten welche haben, aber jetzt ist im Pub natürlich noch nichts los. Die Hausküche ist aber offen. Im Kühlschrank ist eine angefangene Milch. Bedienen uns fürs Müsli, dann bringe ich sie zurück. Frühstück, anschließend abspülen und packen. Runter. Bezahle 39,00 Pfund. Nach dem Abschiedsphoto um 9.00h Abmarsch. Tagesziel ist heute Capel-y-ffin, was bedeutet, dass wir bereits einen ganzen Tag verloren haben. Sei's drum.

 

Das Wetter ist schön sonnig. In den Ort. Will die JH in Capel-y-ffin anrufen, aber sie ist ständig besetzt. Schließlich komme ich doch durch, aber alle Betten für Männer sind bereits vergeben. Aus dem Ort, Richtung Sugar Loaf (Zuckerhut). Dieser Berg ist das erste Teilziel. Anfangs ist alles klar. Die Straße aus dem Ort ist zwar steil, aber gut zu laufen. Am Endpunkt dirigiert uns ein Schild zu einer Farm. Kurz darauf machen wir die erste Pause. Mir fehlt einfach die Kondition. Schließlich weiter. Der Weg ist weitgehend angenehm, oft fast eben. Irgendwann haben wir den Eindruck, dass wir nicht hochsteigen, sondern außenherum laufen. Endlich stoßen wir auf einen gegenläufigen, ansteigenden Pfad. Alles ist zugewachsen mit Farn, Heidekraut oder Brombeeren. Deswegen sind. die Pfade nur aus nächster Nähe zu erkennen. Verirren uns noch kurz auf einen Konturpfad, kehren aber gleich wieder um und steigen jetzt richtig und direkt nach oben. Gelegentlich sehen wir auch andere Leute, die aber auch herumirren. Da der Berg ( 596 m ) ziemlich frei steht, kann man ihn auch recht gut aus der Ferne sehen. Eine ganze Weile haben wir gerätselt, was da oben auf dem Gipfel steht. Tatsächlich ein Hubschrauber? Oder doch nicht?Wir hoffen es zu ergründen, wenn wir oben sind. Aber wir sind noch im Aufstieg, da hebt er ab: ein bunter Hubschrauber! Notfall?

 

Das letzte Stück ist wieder sehr steil. Mit unserem Gepäck garantiert kein Vergnügen. Dann sind wir oben. Hier ist durchaus Betrieb. Ist halt ein beliebtes Ausflugsziel. Zur OS-Säule. Pause. Trotz der Sonne haben wir einen frischen Wind. Aber wir müssen weiter Das Steilstück wieder hinunter, auf einem Höhenrücken entlang und dann unangenehm abwärts, durch dichtes Farnkraut, nach Fforest Coal Pit. Wie der Name vermuten lässt, wurde hier früher Holzkohle erzeugt. Als wir das Sträßchen erreichen, brauchen wir erneut eine Pause. Der Abstieg hat uns ganz schön fertiggemacht. Anschließend das Sträßchen abwärts, an der Post vorbei. Bald sind beiderseits hohe Hecken. Und ziemlicher Verkehr ist auch. Müssen uns jedesmal in die Hecken drücken, wenn ein Auto kommt.

 

Als wir die Durchgangsstraße am Fluss erreichen, sehe ich eine Telefonzelle. Möchte das Quartier in Capel-y-ffin anrufen, damit auch alles klar geht. Die Zelle ist frisch gestrichen, aber die Innereien sind abgebaut. Pech! Ein Sträßchen steil aufwärts. Capel-y-ffin liegt im Vale of Ewyas. Wir wollen jetzt auf die Kette, die den Westrand dieses Tales bildet. Das Sträßchen ist steil und anstrengend, und ich bin kaputt. Also machen wir zwischendurch mal kurz Halt. Bald ist die Schulter geschafft, und wir folgen einem angenehmen, ebenen Grasweg bis zum Anstieg auf den Garn Wen (offensichtlich gibt es mehrere Buckel mit diesem Namen), wo wir noch einmal kurz pausieren. Was uns zu schaffen macht, ist, dass wir seit unserem Abmarsch heute Morgen nirgendwo nachtanken konnten. Unsere Wasserflaschen werden immer leerer. Der Aufstieg zum Garn Wen ist keine große Sache mehr. Der Gipfel "caim"     (Steinmal), groß und gut gebaut, ragt auf wie eine harte Brustwarze und ist gut zu erkennen. Halten nur kurz, dann weiter zum nahen, etwas höheren Bal Bach, dessen Gipfel, sofern man überhaupt von einem Gipfel sprechen kann, nur aus einer Ansammlung wirr aufgehäufter Steinbrocken besteht. Bal Mawr ( 607 m) ist auch nicht weit. Aber hier ist eine deutliche Höhenstufe zu nehmen. Vor diesem Hang brauche ich erneut eine Pause.

 

20 Minuten später weiter. Der Aufstieg ist gar nicht so schlimm. Halten uns an der OS-Säule nicht auf, sondern laufen den langgestreckten Höhenrücken entlang. Hinten im Tal links von uns, sehen wir das Grwyne Reservoir. Rechts von uns, auf der Hatterall Ridge, dem Höhenrücken auf der anderen Seite des Vale of Ewyas, auf dem der Offa's Dyke Pfad läuft, ballen sich drohend dunkle Wolken. Wir laufen allerdings noch im Sonnenschein. Der Wind frischt auf, ein schlechtes Zeichen. Müssen noch 80 Höhenmeter steigen. Jürgen und Robin laufen vorneweg, ich trotte hinterher. Wenn wir die Höhe haben, müssen wir noch ein Stück weiter. An einem großen Stein geht es dann rechts hinunter nach Capel-y-ffin. Es beginnt zu tröpfeln. Robin und Jürgen warten an einem Steinhaufen. Ich wundere mich, weil ich einen Felsen erwartet habe an der Stelle, an der wir abbiegen müssen. Der Regen wird stärker. Jürgen meint, wir müssen noch ein Stück auf der Höhe entlang, ich meine, wir müssen runter. Tatsächlich sehe ich weiter unten auch eine braune Spur, die ein Weg zu sein scheint. Nach einem sehr kurzen Stück auf der Höhe steigen. wir dann ab. Zwischen den hohen Grasbüscheln ist das Gehen sehr mühsam.

 

 

 

 

Dementsprechend wüst stolpern wir durch das Gelände. Natürlich ist da kein Weg, es war nur anders gefärbtes Gras. Und der Regen wird immer stärker. Die Zwei sind weit voraus. Als sie ihr Regenzeug umhängen, hole ich sie ein. Ich kann sehen, dass sie stinkig sind, aber sie sagen nichts. Nach weiterem kurzem Abstieg kommen wir an die Kante. Das Gelände fällt fast senkrecht ins Tal ab. Arbeiten uns am Rand entlang - oft sehr mühsam und nie ungefährlich - bis wir den Weg sehen, der von unten auf die Höhe führt und eine Möglichkeit, ihn zu erreichen. Natürlich sind wir mittlerweile völlig durchnässt. Erreichen den Weg ohne gräßere Probleme und folgen ihm abwärts zur Pferdefarm "The Grange". Das letzte Stück ist unglaublich erodiert: schrecklich verschlammt und von den Pferden kaputtgetrampelt. Robin wirkt ziemlich erledigt und lustlos, deshalb frage ich an der Farm nach B&B. Schon alles voll. Die Frau ruft noch bei einer Nachbarin an, aber dort ist auch belegt. Sie bietet camping an, was bei diesem Wetter keine Begeisterung hervorruft. Finde einen leeren, trockenen Schuppen, aber der gehört nicht ihnen. Immerhin erlaubt sie uns, am Haus zu zelten. So müssen wir nicht unten im Tal auf den Campingplatz. Hinterm Haus, bei einem Picknicktisch, ist ein schöner, ebener Platz. So haben wir es nicht weit zum Waschraum und zur Toilette. Bauen auf. Die "midges" machen sich schon bemerkbar. Frage nach Zeitungen, um unsere Schuhe auszustopfen, und ob sie unsere nassen Sachen aufhängen würden. Machen sie. Setze noch Teewasser auf. Während erst Robin und dann Jürgen duschen, fange ich schrecklich an zu frieren und zu klappern, bis auch ich geduscht bin. Das Wasser ist angenehm heiß. Umziehen. Essen dann am Tisch vor dem Zelt. Die "midges", diese kleinen stechenden Plagegeister, sind schon sehr lästig. Es wird dunkel, also verziehen wir uns bald ins Zelt, in die Schlafsäcke. Obwohl ich während des Wartens im Waschraum unglaublich viel Wasser getrunken habe, schlafe ich durch.

 

Sonntag, 04. August 2002, Rasttag

 

Es tröpfelt immer mal wieder am Morgen. Um 7.15h läutet der Wecker. Machen uns langsam fertig. Oben im Haus ist noch alles ruhig, also legen wir uns auch noch ein bisschen hin. Um 8.30h gehe ich dann hoch. Eine blonde Frau, die in einem Wohnwagen nächtigt, gibt mir unsere Kleider zurück. ( Sie macht hier bei den Reitferien mit, aber ich weiß nicht, ob als Helfer oder als Gast. Sie gibt uns auch noch 2 pints Milch. Da es wieder anfängt zu regnen, frühstücken wir im Zelt ( Müsli ). Anschließend abspülen. Leider regnet es immer stärker. An Aufbruch ist vorläufig nicht zu denken. Schreiben. Inzwischen ist es bereits 10.50h. Die heutige Tagesstrecke nach Crickhowell ist aber relativ lang, das heißt, wohl nicht mehr zu schaffen, zumal man nicht in einen Ort kommt. Denke über Alternativen nach. Hierbleiben wollen wir nicht. Angeblich soll es am Nachmittag aufklaren. Vielleicht können wir dann auf der Straße zurück bis Llanthony und von dort irgendwie mit Bus oder Taxi nach Crickhowell. Allerdings sollten wir dann dort ein Quartier haben. Im Augenblick aber liegen wir im Zelt rum und warten auf besseres Wetter.

 

Als es nur noch von den Bäumen tropft, reagieren wir schnell: Gepäck raus, packen, Zelt abreißen usw. Das geht ruckzuck. Gehe dann hoch, zahle 13 Pfund für Übernachtung,Milch usw. und verabschiede mich gleich. Obwohl dieser Haushalt weitgehend aus Frauen besteht, sieht es im Haus ( soweit man sehen kann ) aus wie in einer Rumpelkammer. Es ist unglaublich. Aber alle waren sehr nett, und das zählt. Als alles erledigt ist, marschieren wir ab. Schauen uns noch den Steilhang an, den der Cambrian Way von hier aus hinaufsteigt, dann trotten wir hinunter ins Tal zur Straße.

 

An der Kirche ist eine Telefonzelle. Rufe in Crickhowell an und buche ein Quartier. Dann rufe ich ein Taxiuntemehmen an und sage, wo wir sind, und wo wir hinwollen. Die Frau meint, sie wisse aber nicht, ob sie einen Fahrer finde ( weil es Sonntag ist ? ), aber es würde mindestens 45 Minuten dauern, bis jemand käme. Sage, wir laufen schon mal Richtung Llanthony. Was sollen wir auch hier herumhängen. Laufen also die Straße und brauchen über eine Stunde, bis wir am Half Moon Hotel in Llanthony ankommen. Das Wetter ist tatsächlich schön geworden. Ein pint tut uns jetzt gut. Rufe vom Pub nochmal das Taxiunternehmen an. Die Frau sagt, es täte ihr leid, aber sie habe keinen Fahrer gefunden. Sie gibt mir aber die Nummern von 2 anderen Unternehmen. Bei der ersten spreche ich nur mit dem Anrufbeantworter, die zweite sagt, sie brauche 20 Minuten. Trinken solange ein pint und unterhalten uns. Es dauert sehr viel länger als 20 Minuten. Endlich kommt ein Minivan. Die Fahrerin hat ihre Freundin mitgebracht. Packen die Rucksäcke hinein, dann geht's los. Die Probleme auf diesen einspurigen, unübersichtlichen Sträßchen kennen wir ja. Schließlich sind wir in Crickhoweli und es stellt sich heraus, dass sie mit Mrs. Morgan, unserer Wirtin, befreundet ist.

 

Die Zimmer sind groß und in Ordnung. Duschen, umziehen, Sachen aufhängen. Es ist schon 17.50h. Das Taxi kostete 20 Pfund, das pint im Half Moon 2 Pfund. Wollen heute essen gehen. Die Taxifahrerin hat uns den "Bridge End Inn" empfohlen, der Hauswirt die "Six Belle". Schauen uns beide an, d. h., laufen ein bisschen durch den Ort. Das Wetter ist jetzt wirklich herrlich. Landen in den "Six Belle", die sind verhältnismäßig preisgünstig. Esse ein "Vegetable Jambalaya" mit chips ( 5,80 Pfund) und genehmige mir 2 pints. Das Essen schmeckt zwar, habe aber trotzdem noch Hunger. Wollen dann im Quartier noch Brot essen, aber das mitgebrachte Katenbrot ist schimmlig. Also bleibt es bei ein paar Keksen von Robin und etwas Käse von Jürgen. Kochen Tee, aber der schmeckt schrecklich ( wegen des Wassers ). Lesen. Sehen uns um 22.00h noch die Nachrichten an, verstehen aber nicht viel, da sie walisisch sind. Wissen nicht so genau, was vom Wetter zu halten ist. Dann ins Bett. In den Zimmern ist es sehr warm, draußen gießt es.

 

05. Wandertag: Montag, 05. August 2002, Capel-y-ffin bis Crickhowell, 26 km

 

Frühstück ist für 8.00h ausgemacht. Wir sind pünktlich, aber es dauert noch ein bisschen, bis die Tante Saft und Milch bringt. Essen dann "cereals". Währenddessen kommt dann das restliche Frühstück. Es regnet schon länger nicht mehr, ist aber verhangen. Diskutieren, ob wir die Runde ohne Gepäck wagen sollen. Erkundige mich und ja, wir könnten noch eine Nacht hierbleiben. Wagen es. Frühstücken fertig. Gehe Brot und Butter kaufen und bestelle gleich das Taxi. Das ist um 9.20h da. Haben praktisch schon alles gepackt.

 

Obwohl wir nur wenig Gegenverkehr haben, dauert die Fahrt nach Capel-y-ffin wegen der engen, unübersichtlichen Sträßchen eine gute Stunde. Heute kostet das Taxi plötzlich 25 Pfund, also 5 mehr als gestern. Nanu?! Das Wetter ist bereits während der Fahrt schön geworden. Die heutige Tagesstrecke beträgt rund 26 km, was eigentlich kein Problem sein sollte, zumal noch ohne Gepäck. Haben beschlossen, nicht lange nach dem Aufstieg auf Darren Lwyd zu suchen, sondern einfach dem Tal des Nant Bwch zu folgen, wo wir anfangs ein Sträßchen und später einen deutlichen Weg haben. Außerdem dürfte der Aufstieg etwas gemächlicher verlaufen. Gesagt, getan. Ohne Gepäck läuft es sich gleich viel angenehmer.

 

Der Weg, der das Sträßchen ablöst, ist zum Teil stark erodiert, durch Pferdetrekking, durch Schafe und natürlich durch den häufigen Regen. Brauchen etwa 90 Minuten, bis wir auf dem Pass sind, aber das Gehen ist sehr angenehm. Haben Sonne und Wind. Müssen zunächst nach rechts, um auf den Twmpa ( Lord Hereford's Knob ) zu kommen, denn der ist ein Anlaufpunkt. Der Buckel hat 690 Meter. Nach nur kurzem Aufstieg sind wir oben. Die Aussicht wäre sicher noch besser, wenn in der Ferne nicht alles im Dunst verschwimmen würde. Nach kurzer Rast zurück zum Pass und in Gegenrichtung weiter. Aufwärts auf Rhiw y Fan. Einige "wilde" Pferde beäugen uns aufmerksam, bevor sie sich vorsichtshalber etwas weiter entfernen. Der Aufstieg ist ein bisschen erodiert, dann sind die Wege über das Gras gut, nur gelegentlich etwas saftig. Solange das Wetter gut ist, kann man sich auch gut orientieren und kaum verlaufen. Über die Höhe 713 m und Pen y Manllwyn hinauf auf Waun Fach, dem mit 811 m höchsten Punkt der Black Mountains.

 

Der Waun Fach ist auch der Knackpunkt der heutigen Tour, weil wir hier von der Hauptkette nach Westen auf eine Nebenkette abbiegen müssen. Der Gipfel des Waun Fach ist ein Plateau. Überall steht Wasser. Müssen viel hüpfen. Abzweigung haben wir keine gesehen, aber uns wird bald klar, dass wir eigentlich schon auf ihr sein sollten. Laufen ein Stück zurück Richtung OS-Säule und dann zum.Rand des Plateaus, um einen Überblick zu bekommen. Da sehen wir dann den Höhenrücken, zu dem wir hin müssen. Queren mühsam den Hang, bis der Weg auf dem Höhenrücken erreicht ist. Der führt erst einmal hinunter zum Pen Trumau ( 707 m ) und noch weiter zu einem Pass ( 617 m ). Haben mehrfach Gegenverkehr, möglicherweise wegen des herrlichen Wetters. Anschließend geht es wieder aufwärts zum Mynydd Liysiau ( 662 m ) und einigermaßen eben zum Pen Twyn Glas ( 645 m ), wo wir eine kleine Pause einlegen und etwas trinken.

 

Diese Aufstiege erscheinen aus der Ferne oft schlimm, sind aber aus der Nähe dann gewöhnlich halb so wild und kurz. Studieren die Karte. Der Wald am gegenüberliegenden Hang ist eine gute Orientierungshilfe. Robin hat leider Probleme mit einem Knie und tut sich schwer. Mein Rücken hat sich auch gemeldet. Anscheinend fehlt der Rucksack. An Jürgens rechtem Schuh ist die Sohle abgeklappt. Vorne ist sie noch fest, aber hinten fällt sie bei jedem Schritt nach unten. Hof­fentlich hält sie durch bis wir in Crickhowell sind. Hier, am Pen Twyn Glas, verzweigt sich die Strecke erneut. Nach links (östliche Strecke) führt sie zunächst auf der Höhe weiter und dann hinunter ins Tal des Grwyne Fechan, dort weiter nach Llanbedr und in der Folge nach Crickhowell. Wir halten uns rechts und trotten zum Pen Allt-mawr ( 719 m ), der aus der Ferne furchteinflößend wirkt. Robin scheint wirklichgrößere Probleme zu haben, denn er hinkt ziemlich hinterher. Nach dem Pen Allt-mawr folgt ein längeres, fast ebenes Stück als Anmarsch zum Pen Cerrig-calch, dessen geringer Anstieg recht unspektakulär verläuft. Der Weg dorthin, obwohl mit nur geringer Steigung, hat trotzdem seine Tücken. Er ist sehr uneben und mit Steinen und auch Gestrüpp durchsetzt, so dass man immer genau aufpassen muss, wo man den Fuß hinsetzt. Häufig muss ich anhalten, um irgendwelches Zeug aus Schuhen und Socken zu entfernen. Das ist nicht bloß lästig, es hält auch ganz schön auf.

 

Vom Pen Cerrig-calch ( 701 m ) beginnt der Abstieg nach Crickhowell,über den eigenartigen Table Mountain, einer Bergfestung aus der Eisenzeit. Er ist soetwas wie das Wahrzeichen von Crickhowell, ganz ähnlich wie der Sugar Loaf von Abergavenny. Der Abstieg ist steil und mühsam. Am Table Mountain warte ich auf Robin, während Jürgen zuläuft, in der Hoffnung, in Crickhowell einen Schuster zu finden, der seine Sohle wieder anklebt, denn ansonsten sind die Stiefel ja noch in Ordnung.

 

Robin und ich trotten langsamer hinterher, wobei der Weg nicht immer eindeutig ist. Wiesenpfade und Feldwege bringen uns schließlich zu einem Sträßchen, dem wir nach Crickhowell hinunter folgen. Kurz vor 18.00h sind wir da. Trinken erst einmal ein pint, bevor wir zum Quartier gehen. Jürgen ist schon da und geduscht. Es gibt hier niemanden, der Schuhe repariert. Duschen, umziehen, essen. Das Brot ist gut.

 

Anschließend diskutieren wir, was wir morgen machen, wenn Robin nicht laufen kann. Schlage vor, dass er dann in Lower Machen das Auto holt und zum Tagesziel vorausfährt ( mit unserem Gepäck ), während Jürgen und ich relativ unbelastet laufen können. Erfreulicherweise wäre Robin durchaus damit einverstanden. Nun, morgen früh wird es sich zeigen, wie es aussieht. Jürgen besteht darauf, dass ich in der JH Llwyn y celyn anrufe, ob sie morgen Platz für uns hätten. Also trotte ich zur Telefonzelle. Wollten ohnehin noch auf ein pint ins Pub. Leider komme ich nicht zur JH durch. Also versuche ich es auf dem Rückweg vom Pub, um 21.40h noch einmal. Diesmal klappt es. Jawohl, man hat Platz und reserviert für uns. Im Quartier schauen wir uns noch die Nachrichten an. Das Wetter für morgen sieht gut aus. Dann ins Bett.

 

06. Wandertag: Dienstag, 06. August 2002, Crickhowell bis Storey Arms, 32 km

 

Es hat die Nacht nicht geregnet und sieht am Morgen recht gut aus. Robin sagt, er habe große Lust mtzükommen, aber es ginge nicht. Um 8.00h zum Frühstück. Wie gestern. Frage, ob und wo Busse fahren. Man muss mit dem Bus nach Abergavenny, dann mit dem Zug nach Newport und von dort mit dem Bus nach Lower Machen. Die Wirtin erlaubt, dass wir unser Gepäck hierlassen, bis Robin es mit dem Auto holt. Packen. Um 9.00h bezahle ich das Quartier, wir verabschieden uns und ziehen Ios. im Ort rufe ich erst einmal Mrs Jones an um ihr mitzuteilen, dass Robin kommt und das Auto holt. Sie sagt, der Bus von Newport ginge alle 30 Minuten. Robin begleitet uns noch bis zur Kirche, dann ziehen Jürgen und ich alleine weiter.

 

Der heutige Tag hat es absolut in sich. Zunächst ist er einer der Höhepunkte der Tour, da er uns ins Zentrum des Brecon Beacons National Park führen wird. Außerdem ist es mit 20 Meilen ein langer Tag bis zu den Storey Arms, dem ehemaligen Pub und heutigen Zentrum für Abenteuerurlaub, und wegen des Geländes ist er auch enorm anstrengend. Auf der ganzen Strecke kommt man nicht durch einen Ort, und die Wegfindung ist nicht immer ganz einfach. Jürgen und ich sind allerdings guten Mutes, da wir kein Gepäck tragen müssen und auch mit Rucksack schon längere Strecken gelaufen sind.

 

Hinunter zur Brücke über den Usk. Von dort bringt uns ein Pfad zur nahen Kirche von Llangattock. Das Sträßchen dahinter führt hinauf zum Brecon und Usk Kanal, dessen Treidelpfad wir etwa 800m folgen. An der zweiten Brücke steigen wir zu dem darüberlaufenden Sträßchen und folgen ihm ein Stück. In einer scharfen Linkskurve geht es rechts ab. Befinden uns jetzt auf der Strecke einer früheren "tramway", auf der in Loren Material vom und zum nahen ( inzwischen stillgelegten ) Steinbruch transportiert wurde. Die Strecke verläuft zunächst eben, ist alleitlings teilweise feucht. Dann geht es sehr steil einen steinigen Hang hinauf, bis wir auf der untersten Ebene des Steinbruchs sind. Hier ist alles grasig, die steilen Hänge sind völlig von Farn usw. überwuchert. Ein guter, grasiger Weg führt etwas weniger steil hinauf zu den oberen Ebenen. Einmal liegt mitten im Weg ein schon etwas länger verstorbenes Schaf. Ausweichen geht nicht, denn links geht es steil abwärts und rechts steil aufwärts. Aber die Fellreste und Knochen sind so glatt, dass ich um ein Haar voll in die unangenehme Masse hineingefallen wäre. Dann ist die oberste Ebene erreicht und wir laufen gemütlich den ebenen Weg unter den Wänden des Craig y Cilau entlang. Es hat hier auch Höhlen, aber die größte ist durch ein Gitter versperrt. Das Ganze ist inzwischen ein Naturschutzgebiet.

 

Leider verpassen wir den rechtzeitigen Abstieg und quälen uns deshalb auf Schafspfaden über Geröll und unter stachligen Bäumen und Büschen mühsam abwärts. Einmal haut es mich sogar hin. Unten dürfen wir den Bach wieder überqueren. Das Gelände dahinter ist allerdings sehr sumpfig, so dass es nicht so einfach ist, einigermaßen trockenen Fußes durchzukommen. Kurz darauf sind wir auf der gut ausgebauten Straße nach Blaen Onnau. Diese Steinbruchsache war natürlich ein klarer Umweg, aber wegen solcher Landschaften läuft man diese Strecken ja. Hier ist eine der wenigen Stellen, wo man der Straße nicht entkommt. Trotten sie entlang. Wenigstens können wir dabei ein bisschen Tempo bolzen. Die Sonne knallt herunter. Wir schwitzen und versuchen, den Staub der vorbei donnemden Autos und Lastwagen nicht ins Gesicht zu kriegen. Die Straße steigt leicht. Als die Einmündung bei Blaen Onnau erreicht ist, machen wir kurz Pause und trinken etwas.

 

Laut Führer ist das nächste Teilstück ein kritischer Punkt. Es geht durch das Moor des Mynydd Llangynidr, einem Gebiet mit wenig Pfaden und noch weniger Anhaltspunkten, für das man selbst bei gutem Wetter gut mit Karte und Kompass arbeiten müsse. Da es Kalkgebiet ist, gäbe es auch viele Löcher, auf die man aufpassen müsse. Wir sind gewarnt. Von der Einmündung steigen wir noch ein Stück aufwärts, um einen Überblick zu gewinnen. Als wir denken wir seien oben, tut sich eine kleine Welle vor uns auf, dann noch eine und noch eine. Pfad gibt es keinen. Halblinks vor uns müsste jetzt irgendwo die Höhe 541 m sein, gut erkennbar an ihrer OS-Säule und deshalb der erste Fixpunkt. Jürgen entdeckt sie - zufällig - genau rechtwinklig rechts von uns. Ich muss meine Kinnlade auffangen, bevor sie auf dem Boden aufschlägt. Wir stapfen hin. Sie ist es, ganz eindeutig. Sie ist sowieso die einzige Höhe hier, die eine OS-Säule hat. Können wir auf den 400 Metern so in die Irre gegangen sein? Schwer vorstellbar! Fuhrwerken jetzt mit Karte und Kompass herum, um die genaue Richtung zu finden. Das ist aber gar nicht notwendig, denn überraschenderweise läuft hier ein Pfad, der in die richtige Richtung zu führen scheint. Wir folgen ihm. In der Ferne sehen wir auch den einsamen Baum, der den zweiten Anhaltspunkt darstellt. Der grasige Pfad führt leicht auf und ab, hin und her und windet sich zwischen den unzähligen Dolinen hindurch.

 

Wir trotten vor uns hin und stoßen schließlich auf die Chartist Cave, wo wir kurz anhalten. In dieser Höhle wurden vor ungefähr 150 Jahren verbotene politische Schriften gedruckt. Sie ist voller Geröll und nicht sehr einladend. Eine weitere Welle, dann schauen wir hinunter auf die Straße zu den Hendre und Ystrad Steinbrüchen, der wir gleich folgen werden. Also hinunter und auf der Straße entlang in Richtung auf den Waldrand, der den oberen Rand des steilwandigen Tales Dyffryn Craw­non markiert. Um 13.30h ist der Waldrand erreicht. Hoffe, um 15.00h am Torpantau Pass zu sein, wo der Aufstieg auf die Beacons richtig beginnt.

 

Straße, Straße. Stoßen auf jede Menge Müll und Schrottautos. Joyriders?Als die Höhe erreicht ist, biegen wir auf den Höhenrücken nach rechts ab. Der anfänglich breite, ausgefahrene Weg voller tiefer, ausgedehnter Pfützen wird schnell zu einem Pfad. Bald können wir ins Dyffryn Crawnon und später auch ins Glyn Collwn hineinsehen. An Hand der Waldränder auf beiden Seiten unserer Laufrichtung können wir erkennen, dass wir noch auf dem richtigen Weg sind. Der Aufstieg auf die Schulter des Yr Allt, an einem Waldrand entlang, ist besonders saftig. Auf der Schulter hinauf zum Gipfel ( 565 m ) mit der OS-Säule. Als wir steil zur Straße am Torpantau Pass hinuntersteigen, beginnt es zu tröpfeln. Als wir endlich unten sind und an einem Bach beim Wanderparkplatz Pause machen, ist es bereits 16.00h. Trinken viel und füllen die Flaschen auf. Nach 20 Minuten weiter. Hier ist tatsächlich einiger Betrieb.

 

Steil aufwärts. Lassen bald die letzten Bäume zurück und stoßen kurz darauf auf ein Team, das den stark erodierten Pfad repariert. Dann tröpfelt es wieder. Als der Regen stärker wird, hängen wir das Regenzeug um. Den letzten Steilanstieg hat die Mannschaft schon fertiggestellt: in Stufen geht es aufwärts, wie bei einer Treppe. Natürlich ist es angenehmer zu gehen, und natürlich schont es das Gelände, aber trotzdem erscheint es mir irgendwie unpassend.

 

Dann sind wir oben auf dem Craig y Fan Ddu ( 683m ) und folgen dem Weg entlang der Kante des Tals des Caerfane. Der Regen hört endlich wieder auf. Als ein größerer Bach den Weg kreuzt, beschließen wir, dem Rat des Führers zu folgen und das halbwegs ebene Gelände links von uns diagonal zu überqueren, hinüber zum Craig Cwareii. Das Gehen entpuppt sich allerdings als sehr mühsam. Der Untergrund ist ziemlich feucht, so dass man meist keine gerade Linienführung beibehalten kann, und außerdem wellig, so dass man das Ziel leicht aus den Augen verliert. Dann ist der Randweg am Craig Cwa­reli erreicht. Flott auf ihm entlang. Schnell ist der Aufstieg zum Fan y Big ( 719 m ) erreicht. Obwohl es nur ein kurzer Aufstieg ist, ist er doch sehr steil. Dann geht es oben entlang und anschließend steil hinunter zum Pass am Cribyn. Es gibt aber auch einen Pfad, der am Hang entlang direkt zu diesem Pass ( 599 m ) führt. Obwohl der Aufstieg also nicht übermenschlich ist, hoffe ich insgeheim, dass Jürgen vorschlägt, den Hangweg zu nehmen, denn ich bin ziemlich kaputt. Es scheint ihm ähnlich zu gehen, denn er schlägt es tatsächlich vor. Umgehen also Fan y Big. Ruckzuck sind wir am Pass zum Cribyn ( 795 m ), der mit seinem steil abfallenden Gipfel richtig spektakulär aussieht.

 

 

 

Erneut stehen Wir vor der Wahl: hinauf, um oben gewesen zu sein, oder umgehen? Wir umgehen. Der Hangweg ist diesmal mühsamer zu laufen. ich stolpere häufig. Dann sind wir am Pass und steigen entlang des Craig Cwm Sere steilst hinauf auf den Pen y Fan, der mit 886 m der höchste Gipfel in Südwales ist. Kämpfe ziemlich. Endlich ist es geschafft. Verschnaufen, trinken. Es ist 19.00h. Da es recht dunstig ist, ist die Aussicht leider begrenzt. Die paar Meter hinunter zum Pass zum Corn Du. Es wären vielleicht 20 m Aufstieg auf den flachen Gipfel (!), aber Jürgen will nicht. Also wird auch er umgangen.

 

Sind schnell am Bwich Duwynt, wo der Abstieg ins Giyn Ta­reif, zu den Storey Arms, beginnt. Treffen dort auf 4 Leute, die jetzt zu einer Nachttour unterwegs sind. Unterhalten uns kurz. Jürgen scheint wirklich genug zu haben, denn er will nicht den geplanten, gemütlichen ( aber längeren ) Hangweg nehmen, der direkt bei den Storey Arms ankommt, sondern den steilen, stark zerfurchten Weg hinunter zur A 470 bei Pont ar Daf. Der ist sehr mühsam und geht böse in Knie und Oberschenkel. Erreichen die Straße und müssen noch ein Stück an ihr entlang zum Parkplatz bei den Storey Arms. Habe Robin gesagt, dass wir keinesfalls vor 19.00h eintreffen werden. Sehen bald das Auto. Als wir es erreichen, ist es genau 20.00h. Aber Robin ist nicht da. Können ihn auch nirgends entdecken. Er wollte uns entgegengehen, aber da wir den anderen Abstieg genommen haben, haben wir uns verpasst. Um 20.20h ist er da, und wir fahren die 4 km zur JH Liwyn-y-celyn. Packen alles was wir brauchen in eine Tasche und melden uns an. Die Herbergsleute sind jung und nett. Verkaufen sogar kaltes Bier. Kriegen Zimmer "Oak". Duschen, umziehen, dann essen: Brot, Käse, Tee. Ist der Tee gut! Abspülen, dann in den Aufenthaltsraum, schreiben. Um 22.45h ins Bett.

 

07. Wandertag: Mittwoch, 07. August 2002, Storey Arms bis JH Llanddeusant, 25 km

 

Um 7.10h aufstehen. Habe geschlafen wie ein Sack. Wecke die Jungs. Sitzen nach der üblichen Morgenroutine schon um 7.30h beim Frühstück ( Müsli und Tee ). Sitzen noch ein bisschen. Der warden hat die JH Llanddeusant für uns gebucht. Prima. Aber das ist auch weit, und das Gelände ist nicht einfacher. Es geht zu und über den westlichen Teil der Brecon Beacons, den Black Mountain ( Einzahl ), der nicht verwechselt werden darf mit dem östlichen Teil, den Black Mountains ( Mehrzahl ). Abwaschen, packen, verabschieden. Lobe die JH und die Leitung ( das ist wirklich verdient ), und der warden freut sich sehr. Das ist auch eine der vielen britischen Jugendherbergen, in denen man sich wohlfühlt ( anders als bei uns ).

 

Packen die Sachen ins Auto und fahren zurück zu den Storey Arms. Jürgen nimmt den kleinen Rucksack ( haben einen Haufen Zeug drin ), verabschieden uns von Robin, dann los. Über einen stile und hinauf zur ersten Anhöhe und einem Pfad, der leicht ansteigend, parallel zur Straße verläuft, die wir gerade hergefahren sind. Als wir schon wieder der JH nahekommen meine ich, wir müssen mal nach links, ganz hinauf auf den Höhenrücken. Machen wir. Dort oben läuft auch ein Pfad, dem wir weiter folgen. Die Wolken hängen heute recht tief, deshalb sind wir dort oben fast immer im Nebel. Diskutieren, wo wir genau sind und wie wir weiterlaufen müssen. Ausnahmsweise habe ich recht und kann es beweisen. Ein Pfad, der laut Führer eigentlich gar nicht existieren dürfte, führt uns genau da hin, wo wir hinmüssen, nämlich auf Rhos Dringarth und weiter zu Cefn Perfedd.

 

Es läuft sich ganz gut auf diesem weitläufigen "Moor", auch wenn es immer mal saftig werden kann. Von Rhos Dringarth ( 629 m ) geht es langsam abwärts bis auf 473 m ( Bryn Melyn). Haben das Tal des Senni, in das wir fast ganz hinunter müssen, schon vorher gut einsehen können und uns überlegt, wo wir am besten absteigen. Aber natürlich steigen wir zu früh ab und müssen sogar einen Zaun übersteigen, um auf Sarn Helen, die alte Römerstraße, zu gelangen. Der müssen wir jetzt ein Stück folgen. Immerhin müssen wir nicht ganz ins Tal hinunter. Nächster Anlaufpunkt ist der Maen Llia ( maen = Stein ), ein "Standing Stone", nach dem wir auch eifrig Ausschau halten, den wir aber noch nicht entdecken können. Befürchten, zu weit zu laufen und verlassen deshalb Sarn Helen und laufen quer durchs ( saftige ) Gelände hinüber zu dem Sträßchen, das aus dem Tal heraufkommt. Folgen ihm und sehen dann nach ungefähr 200 m den Hinkelstein. Er steht in einer Senke und war deshalb von Sarn Helen aus nicht zu sehen.

 

 

 

 

 

 

Ziemlich gegenüber führt ein stile auf den Hang des Fan Nedd ( 663 m ). Da nirgendwo ein Pfad erkennbar ist, steigen wir den steilen Hang direkt nach oben. Schnaufen beachtlich. Am Gipfel-"cairn" ( = Steinhaufen, meist ordentlich gebaut ) halten wir uns nur kurz auf, dann folgen wir einem schmalen Pfad hinunter zum Bwlch y Duwynt, wo wir einen Augenblick anhalten, um etwas zu trinken. ( Auf dem Gipfel blies ein starker, kalter Wind). Es beginnt zu nieseln. Steigen deshalb vom Pass die letzten Meter hinauf zu einem Fahrweg und folgen ihm Richtung Fan Gyhirych, unserem nächsten Ziel. Vom Fan Nedd haben wir schon die schwarzen Wolken gesehen, die Fan Gyhirych immer mehr verhüllt haben. Jetzt stecken wir im Nebel und sehen gar nichts. Den Aufstieg finden wir immerhin. Er erweist sich als nicht sehr schlimm. Folgen einfach dem Pfad und landen schließlich an der OS-Säule ( 725 m ) am Steilabbruch. Der Führer warnt vor Abstiegsversuchen hier, deshalb folgen wir der Kante, bis es möglich erscheint. Der Abstieg ist sehr unangenehm: sehr steil und ohne Pfad, wenn auch auf Gras. Da es wieder regnet, habe ich längst nasse Füße. Erreichen die A 4067 punktgenau, eine Steilstböschung hinunter ( mich wundert nur, dass es uns in dem nassen Gras nicht hinhaut ) und legen am Parkplatz hier eine Pause ein. Ziehe Schuhe und Socken aus und säubere alles. Die Socken werden auch noch ausgewrungen. Trinken ein paar Schluck, dann geht es weiter.

 

Überqueren die Straße bei dem seltsamen Steinmal und folgen Mauern und alten Zaunpfosten steil aufwärts. Nach Norden öffnet sich der Blick auf das Cray Reservoir. Stapfen gleichmäßig aufwärts. Das alles dauert viel länger als erwartet und ist - natürlich - wie üblich recht anstrengend. Als die Höhe endlich geschafft ist, will Jürgen nicht wie vorgesehen, direkt wieder steil hinunter ins Tal des Tawe, sondern auf der Höhe entlang, dann nur leicht abwärts zum Bwich Cerrig Duon, wo ein breiter Weg zum Llyn y Fan Fawr führt, unserem nächsten Teilziel. So würden wir viel weniger Höhe verlieren. Ich plädiere für die Originalstrecke.

 

Obwohl er nicht glücklich darüber ist, folgt er mir doch von 562 m steil hinunter zum Tawe ( 340 m ). Folgen auch hier den alten eisernen Zaunpfosten. Wegen der hohen Grasbüschel sieht man aber nicht, wo man den Fuß hinsetzt, was manchmal nicht ungefährlich ist. Drüben wird es logischerweise dann wieder steil aufwärts gehen. Erreichen das Sträßchen entlang des Flusses genau da, wo der Nant y Liyn, der Bach, der vom Llyn y Fan Fawr kommt, in den Tawe mündet. Überqueren das Sträßchen und den Tawe und stapfen entlang des tiefeingeschnittenen Baches nach oben. Ein Pfad verläuft am oberen Rand. An einer geeigneten Stelle steigen wir zum Bach hinunter, um eine Pause zu machen und um zu trinken. Das Tröpfeln, das immer mal eingesetzt hat, wird plötzlich stärker. Dann regnet es kräftig. Wir warten unterm Regenschutz bis es nachlässt, dann brechen wir auf. Die Pause hat gut getan, so dass uns der Aufstieg nicht sehr belastet. Der Grasweg wäre so schön - unter anderen Umständen. Aber so sind wir in kur­zer Zeit wieder recht nass. Als die Steilstufe geschafft ist, steigt der Pfad nur noch mäßig. Schließlich ist der See erreicht. Von hier geht es direkt ( = steilst ) hinauf zum Bwich Giedd.

 

Kurz vor 17.00h ist er bezwungen, wodurch wir jetzt auf der Steilkante des Black Mountain sind und nur noch dieser Kante folgen müssen. Diesen Teil bin ich 1998 bei schönem Wetter gelaufen, aber jetzt stecken wir in der Suppe. Die dunklen Wolken, die die ganze Zeit über der Kante hingen, kommen nun herunter. Man sieht kaum noch etwas. Stapfen langsam hinauf auf das Plateau von Fan Brycheiniog ( 802 m ). Oben sehe ich die OS-Säule und den Windschutz und weiß: "Oh Gott, wir sind erst hier!" Müssen noch ein ganzes Stück laufen, bevor es wieder hinunter in die Ebene geht. Trotz des dichten Nebels sollte die Strecke kein Problem sein, aber wir sehen oft noch nicht einmal den Weg und müssen ab und zu korrigieren. Stapfen und stapfen. Nach steilem Abstieg von Fan Foel müssen wir genauso steil hinauf auf Bannau Sir Gaer, dann geht es endlich, endlich hinunter zum Llyn y Fan Fach. Allerdings können wir den See nicht sehen. Um 18.30h sind wir dort.

 

Auf dem Schotterweg der Wasserbehörde ( der See ist ein Reservoir ) ins Tal. Hoffe, um 19.00h an der JH zu sein. Aber ach, die Strecke, die uns damals am Morgen recht kurz erschien, zieht sich jetzt. Als das Sträßchen erreicht ist, geht es auch noch einmal deutlich aufwärts. So wird es dann 19.20h, bis wir eintreffen. Robin sitzt im Auto vor der JH. Gleich anmelden, dann ins Zimmer. Duschen, umziehen, die durchgeschwitzten Sachen in den Trockenraum hängen. Bis wir essen können ist es bereits 20.30h, Brot, Käse, Marmelade, Tee. Besorge mir ein aktuelles JH Verzeichnis. Dann überlegen wir, wie der morgige Tag aussehen soll. Ziel muss Rhandirmwyn sein. Leider ist die dortige JH geschlossen worden. Na, es wird sich schon etwas finden. Schreiben. Um 22.20h bin ich als letzter im Bett.

 

08. Wandertag: Donnerstag, 08. August 2002, JH Llanddeusant bis Rhandirmwyn, 23 km

 

Wie üblich etwa um 7.00h aufstehen. Frühstück: Müsli und Tee. Abspülen. Fühle mich heute nicht so gut. Abgesehen vom Handtuch sind die Sachen im Trockenraum alle noch feucht, vor allem aber Schuhe und Socken. Das Wetter ist bedeckt - wie gestern - es regnet aber nicht. Bis wir fertig sind, ist es doch beinahe 9.00h.

 

Laut Führer müssten wir jetzt ein Stück zurück und eine ganze Weile durch wegloses Moorgelände ( sicher recht feucht und mit mühsamer Orientierung ) bis wir auf Pfaden - und später einem Sträßchen - zum Ort Myddfai kämen. In diesem Fall ziehen wir es vor, gleich auf der Straße nach Myddfai zu laufen. Es ist noch nicht einmal die Befürchtung, Probleme bei der Wegfindung zu bekommen, denn die letzten beiden Tage haben wir alles ziemlich gut gemeistert. Aber wir wollen den Tag nicht gleich mit völlig durchnässten Schuhen und Socken beginnen.

 

Zu Mittag gedenke ich in Llandovery zu sein, dem nächsten größeren Ort. Haben deshalb mit Robin vereinbart, uns dort auf dem Parkplatz beim "castle" zwischen 12.00h und 13.00h zu treffen. Dann Abmarsch. Auf dem einspurigen Sträßchen entwickeln wir ein flottes Tempo und unterhalten uns dabei. Allerdings ist das Laufen in nassen Socken und Schuhen nicht besonders angenehm. Als wir von Myddfai nach Myrtle Hilf trotten, kommt Robin im Auto angezockelt. In Myrtle Hill geht es von der Straße ab ins Gelände. Da die Wegführung von hier etwas verzwickt ist, müssen wir oft die Karte studieren. Dafür klappt es dann aber auch recht gut. Die Wege sind manchmal gut, manchmal matschig und nass. Die Schuhe können also nicht wirklich trocken werden. Schließlich sehen wir vom letzten Hügel Llandovery unter uns liegen. Um 12.20h sind wir am Parkplatz. Robin sitzt im Auto und wartet. Zunächst suchen wir uns ein Pub. Ein warmes Essen ( cod & chips ) ist mal wieder angebracht, und ein pint oder zwei brauchen wir auch. Das Essen ist gut, aber es dürfte mehr sein. Draußen regnet es inzwischen heftig. Fühle mich noch immer nicht wohl.

 

Kaufen im Heritage Centre noch ein paar Postkarten, dann geht es im Regenzeug weiter. Folgen zunächst - fälschlicherweise - der A 40, merken es aber bald und kehren um. Durch den Ort, .die A 483 (T) entlang. Finden die richtige Abzweigung und folgen diesem Sträßchen steil aufwärts. Ständig donnern breite Lastwagen an uns vorbei, die irgendwelchen Abraum auf eine Deponie irgendwo oben bringen. Da das Sträßchen so schmal ist. müssen wir uns jedesmal seitlich in die Büsche bzw. Hecken drücken, damit die Fahrzeuge vorbeikommen. Der aufgewirbelte Dreck ist nicht sehr angenehm. Außerdem stinken sie schrecklich nach Diesel. Sind heilfroh, als wir endlich an der Stelle vorbei sind, wo sie abzweigen.

 

Als die Höhe erreicht ist, verläuft das Sträßchen eben oder leicht abwärts. Schauen öfter auf die Karte, sind aber offensichtlich richtig. Schließlich endet der Teer. Der Fahrweg ist nass und matschig. Es folgt ein weiteres Stück Teer. Der sich daran anschließende "Weg" ist schlimm: nass, matschig, schlammig und völlig verschissen. Die richtige Wegführung ist nicht mehr so ohne weiteres ersichtlich. Aus Verzweiflung überklettern wir einen Zaun, landen auf einem Sträßchen und laufen auf ihm hinunter ins Tal zur Straße nach Rhan­dirmwyn, der wir das letzte Stückchen in den Ort folgen. Kurz nach 17.00h sind wir dort.

 

Robin hatte den Auftrag, sich hier um ein Quartier zu bemühen, da meine Versuche, das von Llandovery aus zu tun, erfolglos waren. Er wartet beim pub ( Royal Oak ). Hatte ebenfalls keinen Erfolg. Fahren also schnell noch einmal zu Nant-y-Bai: Aber die Pferdefarm ist völlig ausgebucht. Sie schicken uns ins Nachbardorf Cilycwm. Das Pub dort sei billiger als das Royal Oak. Also hin. Man hat tatsächlich Platz. Kriegen ein 3er Zimmer ( ein Doppelbett und ein Einzel ). Die Kneipe ist eine Spelunke, aber das Zimmer ist in Ordnung. Duschen ( in der Badewanne), umziehen, schreiben. Jürgen kocht Tee. Hole das Brotmesser aus dem Auto, damit wir essen können: Brot, Butter, Käse, Marmelade, Tee. Es ist 19.10h. Schreiben noch Postkarten, dann ins Pub. Man ist enttäuscht, dass wir nicht essen. Ist ganz lustig hier, die typische Dorfkneipe. Kurz nach 22.00h aufs Zimmer. Schauen die Nachrichten. Das Wetter sieht nicht gut aus. Schlafen.

 

Freitag, 09. August 2002, Ruhetag

 

7.15h aufstehen. Habe gut geschlafen. Unsere Sachen sind noch nicht ganz trocken. Überlegen, was wir machen sollen, denn es regnet - mal stärker, mal schwächer. Um 7.50h zum Frühstück. Es gibt Saft und kleine Päckchen cornflakes. Heute isst Jürgen mal ein "fried", Robin und ich essen nur Toast und trinken Tee. Anschließend packen. Haben beschlossen, möglichst in der JH Blaencaron zu übernachten. Vorher wollen wir aber noch ein bisschen herumfahren, z.  B. nach Brecon. Da die Strecke den Hauptort des National Parks nicht berührt hat, kann man sich da ruhig einmal umsehen. Da der Regen aber immer wieder aufhört oder wenigstens nachlässt, ist der Beschluss noch nicht endgültig. Gegen 9.00h runter. Zahle 60 Pfund. Gestern war noch von 45 die Rede.

 

Auto beladen. Regen. Zur nächsten Telefonzelle. Blaencaron hat Platz. Sehr schön! Reserviere. Über Rhandirmwyn nach Llandovery, wo wir bei Somerfield ( Supermarkt ) einkaufen. Jürgen will heute abend kochen, also kaufen wir Spaghetti und Tomatensoße. Dazu noch Brot, Käse, Butter, jam, Tee, Müsli, Bier und Zutaten für das Essen. Dann nach Brecon. Um 10.50h sind wir auf dem recht vollen Parkplatz im Zentrum. Zwei Stunden parken kostet 2 Pfund. Laufen herum, durch Antiquariate und Touristenschuppen. Kaufen nach und nach ein paar Kleinigkeiten, z. B. Postkarten und Kalender in der Tourist Info und dem National Park Centre, die beide gleich beim Parkplatz sind.

 

Um 13.00h fahren wir zurück nach Llandovery. Werde schrecklich müde, deshalb dösen wir auf dem Parkplatz von Somerfield eine halbe Stunde. In Brecon war das Wetter gut, hier regnet es wieder. Über Llanwrtyd Wells nach Abergwesyn und von dort eine einspurige Mountain Road aufwärts zum Llyn Brianne. Als Gegenverkehr kommt, setze ich zurück, ohne viel zu sehen. Plötzlich setzt das Auto auf und das linke Hinterrad hängt frei über dem Abhang. Kommen nicht mehr weg. Als alle Versuche mit Unterlegen usw. nichts helfen, hole ich ein Seil aus dem Kofferraum. Dann zieht mich der Gegenverkehr aufs Sträßchen zurück. Setze jetzt sehr vorsichtig bis zur Ausweichstelle zurück, dann geht es weiter.

 

Die Straße ist eine echte Herausforderung und zieht sich. Trotz weiteren Gegenverkehrs gibt es keine Probleme mehr. Geraten wieder in Wolken und damit in Regen. Der Sprit wird knapp. Endlich sind wir in Tregaron. Hier gibt es eine (teure) Tankstelle. Zur JH sind es noch 2 Meilen. Da es noch nicht einmal 16.00h ist und die JH erst um 17.00h aufmacht, setzen wir uns in den Roten Löwen. Schreiben. Bleiben bis 16.45h. Einspurig weiter zur JH. Dort stoßen wir auf Bert ( an die 80 ), er ist auch Gast. Der warden ( mit Frau und mindestens 3, wenn nicht 4, kleinen Jungs ) kommt gleich darauf.  Diese Freiwilligen machen immer 1 Woche Dienst, ohne Vergütung. Nur so können die kleinen, einfachen und abgelegenen Herbergen am Leben gehalten werden. Tragen uns ein, zahlen 21 Pfund und beziehen dann das Zimmer. Außer uns ist nur Bert drin. Umziehen, lesen. Es gießt wieder. Jürgen kocht Spaghetti mit Tomatensoße, Broccoli und Käse. Schmeckt gut. Da es nicht reicht, kocht er dieselbe Menge noch einmal. Am Schluss sind wir satt, und es bleibt nichts übrig. Abspülen.

 

Stöbere das Info Material durch. Sie haben einiges ( einschließlich Zeitungsausschnitte ) über den Verfasser von Wanderführern und Naturburschen Laurence Main, der hier in der Nähe zu Hause ist und am liebsten nackt wandert. Bin recht müde und gehe deshalb vor 22.00h ins Bett. Bert liegt schon. Das Wetter soll morgen schöner werden.

 

09. Wandertag: Samstag, 10. August 2002, Rhandirmwyn bis Pontrhydfendigaid, 31km

 

Wache wie gewohnt auf, bevor der Wecker klingelt. Habe gut geschlafen. Die übliche Morgenroutine. Schon vor 8.00h Frühstück: Müsli, Tee. Spülen. Will für heute Nacht buchen, aber dr warden sagt, heute käme die Ablösung. Soll das bei der machen.

 

Um 8.55h los. Die heutige Tagesstrecke von Rhandirmwyn bis zu den Resten der Strata Florida Abtei bzw. nach Pontrhydfendigaid hat zwar über 30 km, aber nicht das Format der Strecken in den Beacons. Dazu kommt, dass ich die Strecke von 1998 her kenne, ein unschätzbarer Vorteil, wenn man bedenkt, wieviel Zeit und Energie man damit verbraucht, den richtigen Weg zu suchen bzw. auf ihn zurückzukehren. Gerade 1998 haben wir da einige bittere Erfahrungen gemacht. Diesmal sollte es in dieser Hinsicht keine Probleme geben.

 

Wollen in Tregaron tanken und müssen warten, bis die Tankstelle öffnet. Dann auf der Mountain Road zum Llyn Brianne und weiter nach Rhandirmwyn. Um 10.00h sind wir dort. Schnappen unsere Sachen und laufen los. Robin fährt über Llandovery zurück und erwartet uns in Pontrhydfendigaid. Das Wetter ist bedeckt, trüb. Es regnet nicht, aber es geht ein kalter Wind. Folgen der Straße bis zu der Brücke, die am Campingplatz über den Tywi führt. Hinüber und auf der anderen Seite auf angenehmem Weg am Fluss entlang bis zum Naturschutzgebiet Dinas. Dort mündet der Pysgotwr, der überquert wird ( Brücke ) und dem wir dann bis zur Einmündung des Doethie folgen. Haben bis hierher 1,5 Stunden gebraucht. Der schmale Pfad über dem Doethie ist häufig matschig. Tappe einmal mit dem linken Fuß so in den Schlamm, dass mir die Soße sogar in den Schuh läuft. Sauerei!

 

 

 

 

 

 

 

Bald ist die Stelle erreicht, wo wir rechts den steilen Hang ersteigen müssen, um auf den Pass zu kommen und auf der anderen Seite ins Tal des Camddwr hinunterzutrotten. Im unteren Teil des Aufstiegshanges kommt viel Wasser, was die ganze Angelegenheit recht rutschig macht, aber dann gibt es keine Probleme mehr. Vom Pass sehen wir hinunter ins neue Tal und zu der Farm, an der wir bald vorbei müssen. Stapfen - immer wieder saftig - zur Farm hinunter, wo wir kurz pausieren. Unten am Wald läuft die mountain road. Bis dahin haben wir einen guten Fahrweg. Wo der Weg auf den Fluss und die Straße stößt, steht die Kapelle Soar y Mynydd. Ab hier geht es ein langes Stück die Straße entlang. Der ganze Wald hier ist künstlich angelegt worden und natürlich Nadelwald.

 

 

 

 

 

 

 

 

Selbstverständlich stört der Verkehr auf der Straße, aber dafür können wir gut Tempo machen. Um 14.45h erreichen wir die einsame Telefonzelle, die an der Kreuzung zweier mountain roads steht. Jetzt geht es gleich wieder ins Gelände. Der Weg, der rechts an der Telefonzelle vorbeiführt, ist nicht mehr geteert. Nach etwa 400 m verlassen wir ihn und steigen hinunter zur Farm "Nantymaen", am gleichnamigen Bach, mit dem gleichnamigen "standing stone". Jetzt wird es saftig. Meine Erinnerungen von 1998 sind diesbezüglich deutlich. Der "Wiesenpfad" hat ständig große Matschstellen oder Pfützen. Umgehen sie oder trotten durch. Stehe noch zweimal richtig im Wasser, und immer ist es der linke Fuß. Aufwärts, aufwärts. Haben keinerlei Probleme den Weg zu finden und brauchen die Karte nicht. Durch die Regenfälle der letzten Tage ist dieses Moorgebiet selbst in den höheren Lagen sehr feucht. Garn Gron ( 541 m ), der Buckel, auf den wir hinaufsteigen, steckt in den Wolken. Mein Bauch rumort schon seit zwei Tagen. Muss mir irgendetwas eingefangen haben. Vielleicht war einer der Bäche doch nicht sauber genug.

 

Selbst auf dem Gipfel des Garn Gron stehen wir im Wasser. Wenigstens sind so die Füße gut gekühlt. Abstieg. Eigentlich müssten wir jetzt bald nach rechts abbiegen und durch den bewaldeten Sumpf dort zur Strata Florida Abbey. Aber da ständen wir sicher bis zur Wade in Matsch und Wasser. Wir gehen direkt nach Pontrhyd. Unglücklicherweise ist der Weg, der auf der Karte so klar aussieht, in der Natur bald nicht mehr zu erkennen. Laufen also querfeldbeet, ohne Rücksicht auf Matsch oder sonstwas, steigen auch über ein paar Zäune, bis wir auf einem Fahrweg landen, der uns zu einem Sträßchen führt, das uns schließlich auf die B 4343 entlässt, etwa 3 km vor Pontrhyd. Trotten zum Ort.

 

Robin wartet auf einem Parkplatz am Ortsrand. Es ist 17.30h. Laufen schnell weiter zum Pub an der Brücke, weil ich dringendst eine Toilette und ein pint brauche und in dieser Reihenfolge. Bin gerade noch gerettet. Das pint kostet 1,80 Pfund. Zum Auto und dann zur JH. Gegen 18.30h treffen wir ein. Seit dem Pub friere ich wie ein Schneider. Melde uns wieder an und zahle die 21 Pfund. Duschen, umziehen, schreiben. Robin kocht Tee, dann essen wir ( Brot, Käse, Marmela­de). So richtig warm wird mir trotz Tee und Dusche nicht. Nach dem Abspülen lesen. Montezumas Rache verfolgt mich jetzt seit Tagen, aber heute ist es besonders schlimm. Kurz nach 21.00h ins Bett.

 

10. Wandertag, Sonntag, 11. August 2002, Pontrhydfendigaid bis Devil's Bridge, 25 km

 

7.15h aufstehen. Über die vergangene Nacht wollen wir den Mantel des Schweigens decken. Montezuma hat mich sehr in Trab gehalten. Das Wetter soll ja heute besser werden, ist aber wie üblich trüb und bewölkt, wenn auch bis jetzt trocken. Zahle weitere 21 Pfund für die nächste Übernachtung: wir bleiben bis morgen. Diese JH ist ein Glücksfall für unseren Geldbeutel: 7 Pfund pro Person und Nacht ist für die hiesigen Verhältnisse günstig. Und wir werden 4 Nächte hier verbringen. Natürlich darf man keinen großen Komfort erwarten, aber darauf legen wir ja auch gar keinen Wert. Was wir brauchen ist da und gemütlich ist es obendrein. Was will man mehr? Frühstück: Tee und Müsli ( mampfe mein Müsli vorsichtshalber trocken ). Anschließend alles fertigmachen. Bis auf die Schuhe waren unsere Sachen richtig trocken.

 

Kurz vor 9.00h fahren wir nach Pontrhyd. Die heutige Strecke führt zu mehreren Orten. Leider ist die einfache JH von Ystumtuen, die ein ideales Quartier gewesen wäre, vor 2 Jahren geschlossen worden. Also haben wir das Hotel Dyffryn Castell am Fuß des Pumlumon als Ziel ausgemacht. Das sind gute 32 km. Vorsichtshalber bestellen wir aber Robin zur Devil' s Bridge, um dann abzuklären, wie weit wir gegebenenfalls an diesem Tag noch laufen wollen. Schon bevor wir loslaufen fängt es an zu nieseln, also gleich das Regenzeug um. Laufen auf dem Sträßchen die 2 km zur Ruine von Strata Florida Abbey und gleich weiter. Am Hinweisschild zu einer Farm ziehen wir die Regensachen wieder aus und überprüfen unseren Standort auf der Karte. Natürlich haben wir bei Strata Florida die falsche Abzweigung genommen. Also zurück und auf dem nördlicheren Fahrweg am Mwyro entlang.

 

Der Weg wird immer gröber und scheint bei der Farm Ty'n-y-cwm zuende zu sein. Aber hier müssen wir sowieso abzweigen. Durch die Farm. Ein Hund - in der Scheune eingesperrt - bellt wie verrückt. Es geht am Nant Egnant entlang steil aufwärts in einen Pass. Dahinter liegt ein ganzes Rudel von Seen, die Teifi Pools. Unser Bach bringt uns zum Llyn Egnant. An dem See führt ein Sträßchen der Wasserwerke entlang. Während wir dieses entlangtrotten, kommen uns 5 mountain biker in rasender Fahrt entgegen. Am Ende des Sees steigt das Sträßchen und trifft bald in rechtem Winkel auf eine mountain road. Ab hier wird es mal wieder interessant, denn bald wird es keinerlei Pfad mehr geben. Folgen dem Sträßchen ein Stück nach links, dann müssen wir ins Gelände. Nur - wo genau, müssen wir selber herausfinden.

 

Ein Hinweis ist die Hütte Claerddu, die von hier zu sehen sein soll. Jürgen steigt auf eine kleine Anhöhe und entdeckt sie wirklich. Durch Sumpfgelände hin. Die Hütte ist ein mögliches Quartier und offen. Rein, anschauen. Unten ist sie noch recht alt, aber oben einigermaßen ausgebaut mit neuen Schlafpritschen und neuem Dachgebälk. Dann weiter. Ab hier geht es frei Schnauze, ohne Weg und Steg. Der Führer betont, dass sorgfältige Arbeit mit Karte und Kompass entscheidend sei. Nächstes Ziel - fast genau nördlich - ist der Domen Milwyn ( 555 m ). Immer aufwärts, vorwärts, durch sumpfiges Gelände, auf der Suche nach einer weiteren Seengruppe. Habe längst wieder ein Schwimmbad in den Schuhen. Dann sind die Seen in Sicht und erreicht. Der Dolmen Milwyn ist auch in Sicht. Peilen ihn an. Viel nass. Dann beginnt es zu regnen und kräftig zu winden. Quer durch den Sumpf zu und auf den Buckel. Ist nur noch ein kurzer Anstieg. Auf der anderen Seite gleich wieder hinunter zum Nant Milwyn und auf dem Gegenhang an diesem Bach entlang abwärts, hinunter ins Tal des Ystwyth und nach Cwmystwyth. Müssen durch viel hohes ( und nasses ) Gras und stoßen auf ein totes Schaf.

 

Laden und tea-room in Cwmystwyth haben schon vor Jahren zugemacht und Pub gibt es auch keines. Halten uns deshalb nicht auf, sondern laufen gleich durch. Am Ortsende, wo wir die Straße verlassen müssen, machen wir kurz Halt. Ziehe Schuhe und Socken aus, um das ganze gesammelte Zeugs abzuzupfen. Die Socken kann ich regelrecht auswringen. Dann studieren wir - trotz Nieselns - die Karte, um uns den Wegverlauf mit den vielen Abzweigungen einzuprägen. Nächstes Ziel ist Pontarfynach, besser bekannt als Devil's Bridge. Natürlich könnten wir da auf der Straße hinlaufen, wie wir es 1998 umgekehrt gemacht haben, aber ich will möglichst den echten Wegverlauf versuchen.

 

Den Fahrweg steil aufwärts. Zunächst läuft es sich ganz gut, auch als der Weg verlassen wird, aber dann folgt das schlimmste Sumpfmatschgebiet bisher. Das nasse Gras reicht bis zum Bauch, Boden ist keiner zu sehen. Man weiß nie, wo man hintritt: in ein Loch, einen Graben, einen Bach oder auf festen Boden. Wir versuchen natürlich, von einem dicken Grasbüschel zum nächsten zu treten, aber erstens gelingt das nicht immer und zweitens rutscht man oft ab. Das alles ist unglaublich mühsam und nicht ganz ungefährlich. Es haut mich mehrfach hin. Zum Glück kommen wir relativ heil da raus, obwohl ich ein paar mal umknicke. Schließlich übersteigen wir einen Zaun und sind auf einem Weg. Sind durch und durch.nass, überall kleben Samen und Pflanzenteile. Der Weg ist zwar teilweise auch matschig, aber wenigstens deutlich erkennbar.

 

Nach der Farm "Geimast" kommen wir dann auf einen guten Fahrweg, der uns zum Rast- und Picknickplatz am "Arch" bringt, wo die Straße von Cwmystwyth nach Devil's Bridge hinunterführt. Der "Arch" wurde 1810 über die Straße gestellt, um die Thronbesteigung George III zu feiern. Halten kurz, um Schuhe und Socken erneut zu richten und uns einigermaßen zu säubern. Der Weg geht kurz hinter dem "Arch" wieder ins Gelände, aber von Matsch und nassem Gras haben wir vorerst genug, also laufen wir auf der Straße ( B 4574 ) hinunter in den Ort. Um 16.25h laufen wir ein. Robin wartet auf dem Parkplatz bei der berühmten Brücke. Die "Teufelsbrücke" über die Mynachschlucht besteht aus 3 aufeinandergesetzten Brücken: der ersten aus dem 12. Jahrhundert, einer zweiten von 1708 und der Stahlkonstruktion von 1901. Eigentlich hatten wir ja noch ein Stück weiter wollen, aber in Anbetracht der Zeit und der Umstände beschließen wir es für heute gut sein zu lassen. Einen Tee oder ein pint wollen wir uns aber noch gönnen. Die einzige Möglichkeit scheint das Hotel zu sein. Der Raum der angebauten Bar ist aber sehr kalt, deshalb friere ich bald erbärmlich. Trinken aus und gehen. Es tröpfelt mal wieder.

 

Gegen 17.00h sind wir in der JH. Duschen: eine Wohltat. Umziehen. Die Trockenräume sind hier wirklich notwendig. Schreiben, dann Abendessen: Tee, Brot usw. Versuchen dann zu lesen, werden aber ständig vom warden und einem neuen Gast angesprochen. Unterhalten uns über Gott und die Welt. Heute hat Montezuma auch Jürgen erwischt, deshalb legt er sich bald hin. Robin und ich sind auch lange vor 22.00h im Bett.

 

11. Wandertag: Montag, 12. August 2002, Devil's Bridge bis Dylife, 29 km

 

7.15h aufstehen usw. Frühstück wie gehabt, Tee und Müsli. Machen alles fertig. Die Schuhe sind noch nicht wirklich trocken, die Socken schon. Bringen unsere Sachen ins Auto. Heute abend werden wir ( voraussichtlich ) nicht zurückkommen, es wäre zu weit. Schade! Heutiges Tagesziel ist Dylife, auf der anderen Seite des Pumlumon, eine Strecke von rund 29km. Verabschieden uns, dann los.

 

Nach Devil's Bridge. Am Bahnhof der Schmalspurbahn nach Aberystwyth geht es weiter. Das Wetter ist heute trocken. Dummerweise vergesse ich meinen Hut im Auto. Hoffentlich wird das kein Problem. Der Pfad führt an den Schienen entlang, mal rechts, mal links und immer in weitem Bogen. Ich halte das für Quatsch und so laufen wir auf den Bahnschwellen. Die Arbeiter im Bahnhof schauen erst ungläubig, dann motzen sie, aber das lässt uns kalt. Alles außenrum ist noch richtig nass. Die Schwellen sind dadurch manchmal recht glitschig. Interessehalber lassen wir uns einmal auf eine ( gottseidank nur kurze ) der Umgehungen ein. Sie erweist sich als total zugewachsen und als teilweise lebensgefährlich. Mein lieber Herr Gesangsverein! Also bleiben wir auf den Schwellen, bis bald darauf der Abzweig hinunter ins Tal des Rheidol kommt. Der Pfad ist ein bisschen glatt und nass, aber sonst in Ordnung. Kurz vor dem Steg über den Fluss muss Jürgen in die Büsche. Er hat nun Probleme, während es mir besser geht. Am Steg leere und säubere ich derweil Schuhe und Socken. Die Sonne kommt jetzt immer öfter durch.

 

Die Hänge hier sind durch den Abraum einer stillgelegten Mine verunstaltet. Während wir dem Teerweg am Fluss entlang zurück Richtung Devirs Bridge folgen, sehen und hören wir oben das Bähnchen fahren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine echte Gefahr darstellt, es ist langsam und man hat überall genügend Platz um auszuweichen. Dann biegen wir links ab und steigen steil hinauf nach Ystumtuen. Die Sonne scheint nun dauerhaft, aber es weht ein kühler Wind. Trotzdem tropfe ich, als wir oben sind. Zum Ort und durch. Die JH wurde aufgegeben, aber das Schild am Gebäude neben der Kirche hängt noch. Es ist wirklich eine Affenschande. Die JH war zwar sehr einfach, aber völlig ausreichend und in einer Gegend, wo es sonst kaum Quartiere gibt.

 

Die Straße hinauf zur nächsten Anhöhe. Von dort führt sie steil hinunter zur A 44 (T) bei Ponterwyd. Nach einer starken Linkskurve suchen - und finden - wir die Abkürzung nach Ponterwyd: ein Wiesenweg mit den bekannten Begleiterscheinungen. Kommen direkt am Ortsrand, am George Borrow Hotel, raus. An der Tankstelle nutzen wir die Toilette. In der Ortsmitte, am post office shop, soll eine Abkürzung zu einem Nebensträßchen ( B4343 ) beginnen, das uns kurz vor dem Dyffryn Castell Hotel auf die A 44 (T) zurückbringt. An diesem Hotel beginnt der Aufstieg auf Plynlimon ( oder walisisch: Pumlumon ). Ein Stück nach dem shop finden wir einen "bridleway". Das muss die gesuchte Abkürzung sein. Ist sie. Laufen das Sträßchen entlang. Es ist zwar wenig Verkehr, aber es kommen auch Lastwagen. Um 12.30h sind wir am Hotel. Trinke einen Tee gegen die Kälte und ein pint gegen den Durst. Um 13.00h brechen wir wieder auf.

 

Neben dem Hotel zeigt ein Schild bergaufwärts. Pfad ist keiner zu sehen. Weiter oben finden wir einen Trampelpfad. Steigen stetig aufwärts. Seltsame schwarze Fliegen umgeben uns in Schwärmen, sind aber nur lästig. Dann sind wir auf der Schulter, beim Wald. Kurz darauf stoßen wir auf den mit Bulldozern geschobenen "Weg", der fast bis zum Gipfel führt. Um 15.00h ist der stile über den Zaun am Gipfel überstiegen. Mit 752 m ist Pumlumon Fawr der höchste Gipfel in Mittelwales. Der Wind ist stark und kalt, deshalb halten wir uns nur auf um ein paar Fotos zu machen. Wir folgen der deutlichen Schulter in leicht nordöstliche Richtung und passieren dabei erst die Quellbäche des Wye und später auch des Severn. Ein Zaun begleitet uns einen Großteil des Weges. Nur gelegentlich wird es richtig feucht. Der Pumlumon hat mehrere weitere Gipfel, die wir bis auf den letzten ebenfalls passieren. An dem Carn Fawr müssen wir nämlich nach Nordwesten absteigen ins Tal des Hengwm. Vom Carn Fawr aus können wir das nächste Teilziel, die Bugeilyn Seen, leider noch nicht sehen. Das liegt daran, dass nach dem ersten Abstieg ein größeres flaches Stück kommt und dann die Kante des eigentlichen Abstieges.

 

Der Abstieg geht gut, das Flachstück ist zum Teil sehr saftig. Es dauert etwas, bis die Kante erreicht ist. Dann endlich ist das Tal einzusehen. Die Seen und die dazugehörige Farm sind schnell entdeckt. Da unten ist auch der Weg, den wir nehmen müssen. Dieser Abstieg ist sehr steil, nicht immer gut zu laufen und öfter matschig. Die Talebene besteht sowieso fast nur aus Sumpf. Der Weg ist am Fuß des Gegenhanges. Am Weg halten wir, um Schuhe und Socken zu säubern. Es ist schon nach 17.00h. Der Weg steigt leicht, führt um die Ecke des Hangs und dann hinunter zu den 2 Seen und zwischen ihnen durch ( Brücke ). Anschließend steigt er an der Farmruine vorbei zur Hochfläche. Treffen auf einen jungen Farmer, der mit seinem Sohn ein Trike von einem Anhänger abläd. Unterhalten uns kurz. Frage nach dem Weg und der Aussprache unseres Zielorts Dylife. Er sagt, ein Stück weiter ginge ein Weg ab zu einem Haus, er wisse aber nicht, ob das der Weg nach Dylife ( di 'live ) sei. Danke.

 

Als der Wegabzweig kommt, sehen wir links den größeren See Glaslyn. Wirklich falsch kann es also nicht sein. Der "Glyndwr Way" läuft hier auch. Folgen der Abzweigung abwärts und stoßen auf eine Scheune mit Schafgatter an der steilen Schlucht des Ciywedog. Ein Stück hinunter zu einem Steg über ein Nebenbächlein und drüben wieder hinauf und am Rand der Schlucht entlang. Schauen mal kurz nach einer Höhle, die uns ins Auge gestochen hat, sie ist aber nicht tief. Weiter bis wir meinen endlich abzweigen zu müssen. Vom Ort ist überhaupt nichts zu sehen. Müssen erst noch über einen Hügel. Umgehen ihn zunächst rechts. Als das nichts zu bringen scheint, steigen wir über den Zaun und stapfen quer drüber. Am anderen Rand sehen wir tief unten verstreute Häuser und Robin am Straßenrand parken. Steilst abwärts.  Teilweise ist es echt mühsam, da unter dem Gras nur feiner Schiefersplitt liegt und man leicht rutscht. Gegen 18.30h sind wir unten.

 

Mit dem Auto zum nahen Star Inn. Als wir parken, erscheint ein junger Mann und meint, es sei noch geschlossen. Frage wegen B&B. Das geht klar. Sie haben ein Zimmer mit 3 Einzelbetten. Schaue es an. Nehmen wir. Kostet je 18 Pfund. Gepäck rauf, dann duschen und umziehen. Es ist schon beinahe 20.00h, bis wir in die Bar runterkommen, um zu essen. Ist einiger Betrieb. Bestelle Spinatlasagne mit Feta. Dazu gibt es die unvermeidlichen Pommes, 2 Salatblätter und ein paar Erbsen. Jürgen isst ein "jumbo cod", Robin "chili". Bis Jürgen gegessen hat, sitze ich beim 3. pint. Habe einfach Durst. Heute war ein guter Tag: schönes Wetter und eine schöne Strecke. Schließlich ziehen wir uns aufs Zimmer zurück. Die Schafe am Hang hinterm Haus blöken ununterbrochen und nerven. Normalerweise sind sie ruhig und geben nur Laut, wenn - und solange -man vorbeiläuft. Die schreien die ganze Nacht. Schlafe trotzdem.

 

12. Wandertag: Dienstag, 13. August 2002, Dylife bis Commins Coch, 14 km

 

Da wir erst um 8.30h frühstücken können, stehen wir auch erst um 7.40h auf. Das Wetter ist leider schlecht: wolkig, trüb, regnerisch. Das Frühstück ist aber das bisher reichhaltigste. Kriege sogar beans. Der Tee ist allerdings nicht besonders. Essen und überlegen. Bin bereit, heute nicht zu laufen, aber dann überlege ich es mir, denn zu Mittag soll es angeblich besser werden. Die beabsichtigte Strecke nach Dinas Mawddwy sind gute 34 km. Dazu kommt noch, dass viele Richtungswechsel dabei sind und wir womöglich öfter nach dem richtigen Weg suchen müssen. Vorsichtshalber soll deshalb Robin in Commins Coch ( 14 km ), wo wir die A 470 (T) überqueren müssen, auf uns warten. Schätze, dass wir so gegen 13.00h da sein werden. Jürgen lässt sich überreden, es ist also beschlossen. Die Wirtin reduziert die Übernachtung von 18 Pfund auf 17, was uns durchaus angenehm ist. Dann machen wir uns fertig. Schaffen es nicht ganz bis 9.00h, aber es wird nicht viel später.

 

Es nieselt schon wieder. Der Pfad ist schnell gefunden. Als der Ort hinter uns liegt und wir dem Bach folgen, wird es schon problematischer. Am Bach ist kein Pfad mehr erkennbar, nur Schafspfade sind da. Der Regen wird immer stärker. Unser Vorwärtskommen ist sehr mühsam und rutschig. Socken und Schuhe sind bald völlig durchnässt. Schließlich steigen wir den steilen Hang hinauf und laufen auf der Höhe weiter, was wir gleich zu Anfang hätten tun sollen. Schauen immer mal wieder in den Führer und auf die Karte, was bei diesem Wetter beiden nicht bekommt. Dann erreichen wir die angepeilte Scheune. Soweit so gut. Aber wie geht es weiter? Können uns nicht einigen, der Führer ist auch keine Hilfe. Folgen erst Jürgens Meinung. Der Weg führt abwärts und verläuft im rechten Winkel zu unserer bisherigen Richtung. Das kanns nicht sein. Also zurück zur Scheune. Überprüfen noch einmal alles und nehmen dann meine Richtung. Der Weg ist matschig aber eben. Laufen ein ziemliches Stück im Regen und landen an einer Straße. Das ist aber auch nicht vorgesehen. Überprüfe die Karte erneut - diesmal mit Brille - und stelle fest: Jürgen hatte recht. Schande! Da sich keine Alternative bietet zurück und abwärts. Haben viel Zeit verloren!

 

Bald ist der geforderte und gesuchte Wald bei Esgair Geulan erreicht. Der Weg führt aufwärts, fast bis zum Gipfel des Moelfre ( 468 m ). Bald stapfen wir durch Sumpf, auf Wegsuche, bis wir ein Stück weiter etwas Derartiges sehen. Hin, dann folgen wir ihm. Steigen über den Zaun, weil der Weg drüben besser aussieht, müssen aber schließlich ein kurzes Stück zurück, auch über den Zaun und dem anderen Weg folgen, der abbiegt. Steil abwärts zur Straße im Bwlch Glynmynydd. Überqueren die Straße und steigen durch Wald genauso steil wieder hinauf. Sind eine ganze Weile im Wald, bis wir parallel zum Hang das Talende von Cwm Ednant umlaufen und endlich einen Weg erreichen, der uns hinunter zum Sträßchen bei der Farm Maesteg bringt. Pause, um Schuhe und Socken zu leeren und zu säubern. Eigentlich müssten wir jetzt hinüber zur Farm, dort einem Waldweg die Höhe:entlang folgen, um letztendlich steil nach Commins Coch hinunterzusteigen. Das Sträßchen führt aber auch hin und bietet keine Schwierigkeiten, also folgen wir ihm. Gegen 15.30h ist der Ort erreicht. Robin hat sich schon ziemlich gelangweilt.

 

Keiner hat mehr Lust, noch 20 km dranzuhängen, zumal das Wetter kein Deut besser geworden ist und es unterwegs keine weitere Ausstiegsmöglichkeit mehr gibt. Also fahren wir nach Cemmaes, wo es ein Pub gibt. Der alte Mann macht extra für uns auf. Unterhalten uns mit ihm und trinken ein pint. Dann weiter nach Machynlleth. Parken auf dem Coop Parkplatz. Im Regen durch das Zentrum. Kaufen Postkarten, Bücher und Lebensmittel. Anschließend weiter nach Corris. Die JH hat Platz ( 28,50 Pfund für alle ). Duschen, umziehen. Reiße die Zugschnur für die Lampe in der Dusche ab. Der warden repariert das umgehend. Schreibe, während Robin und Jürgen in der Küche wirtschaften. Es soll Spaghetti mit Tomatensoße und beans geben. Dann ist es soweit. Hauen tüchtig rein, aber es ist so viel, dass wir nicht alles schaffen. Sind ziemlich vollgefressen. Abspülen. Wollen uns noch ein pint gönnen, deshalb ins Pub unten an der Ecke. Ist nicht besonders gemütlich, und die Getränke sind auch nicht so toll. Um 22.00h zurück zur JH. Sind die ersten im Schlafraum.

 

Mittwoch, 14. August 2002, Besichtigungstag.

 

Wie gehabt aufstehen. Hole meine Sachen aus dem Trockenraum. Packen. Das Wetter ist leider wie gestern: trüb, tiefhängende Wolken, leichter Regen. Und das ausgerechnet jetzt, an der Schwelle zu Nordwales mit den tollen Bergen, dem Höhepunkt der Strecke schlechthin. Schreibe im Aufenthaltsraum, die andern kümmern sich ums Frühstück. Esse nur ein wenig Müsli und trinke eine Tasse Tee. Laufen ist heute wohl nicht drin. Eine Frau klingelt Sturm. Wem der blaue Vauxhall gehöre, der den Durchgang versperrt? Sie komme zu spät zur Arbeit, sie werde die Polizei rufen. Wie es scheint, gehört er niemandem aus der JH. Abspülen, alles fertigmachen.

 

Um 9.00h fahren wir los. Besichtigungstour, heute. Zuerst am Cadair Idris vorbei zur Meirion Mill. Ich habe vergessen, dass das nicht mehr die Textilmühle ist, wo man traditionelle walisische Stoffe und Kleidungsstücke kaufen kann, sonder nur noch ein gehobener Touristenschuppen. Bin dementsprechend enttäuscht. Jürgen und Robin kaufen sich T-shirts. Weiter nach Barmouth an der Küste ( wo die Strecke auch durchführt ). Typisches britisches Seebad der einfachen Kategorie. Schlendern durch den Ort und die Geschäfte, aber es gibt nichts, was sich wirklich lohnt: Laufen so eine ganze Weile herum, dann holen wir uns "cod & chips" an einem "take - away". Essen im Auto. Fahren dann weiter, an Harlech vorbei, nach Porthmadog. Da wir noch einkaufen müssen, parken wir und streifen durch den Ort. Der SPAR Laden hat kein gescheites Müsli, aber einen anderen Lebensmittelladen finden wir nicht.

 

Weiter nach Beddgelert. Frage im Tourist Info nach einer "bunk" Unterkunft, die es hier geben soll, aber niemand weiß etwas. Einkaufen. Der Laden hier hat auch kein anständiges Müsli, also gibt es morgen Brot. Der "craft shop" hat nichts für uns. Im Hotel ein pint, dann weiter nach Bryn Gwynant. Dort gibt es ein "bunkhouse". Frage, ob wir unterkommen können, aber der Manager ist gerade nicht da. Er soll in einer Stunde wiederkommen. Ein Helfer zeigt mir aber die Unterkünfte. Es sind kleine Hüttchen, richtige Kaninchenställe: 1 doppelstöckiges Bett, 1 Stuhl, ein dünner Heizkörper an der Wand. Die Toilette und die Dusche ( Automat, 50p ) sind in einer anderen Hütte. Dafür will man 7,50 Pfund. Das erscheint mir dann doch übertrieben. Ich soll also in 1 Stunde wiederkommen, aber wir fahren schnurstracks zur JH Pen-y-Pass. Dort hat man Platz. Wir kriegen ein großes 4er Zimmer ( wohl Familienzimmer ) mit angeschlossener Toilette und Dusche für 11,25 Pfund. Dazu gibt es eine Selbstkocherküche, einen Aufenthaltsraum und sogar eine Bar. Was will man mehr? Das Auto habe ich in einem "Iay-by" neben der JH abgestellt. Alles Wichtige haben wir rausgenommeh. Um 19.00h Abendessen: Brot usw. Abspülen. Habe keine Lust mehr auf ein pint, deshalb gehe ich nicht in die Bar. Setzen uns in die "iounge" und unterhalten uns bis es Zeit ist, ins Bett zu gehen.

 

Donnerstag: 15. August 2002

 

Als der Wecker läutet gilt der erste Blick dem Wetter. Es ist wie gestern: trüb und regnerisch. Damit ist die Tour gestorben. Haben gestern lange darüber diskutiert und uns geeinigt: wenn das Wetter nicht besser wird, brechen wir ab. Durch die Verzögerungen und Ruhetage ist die Zeit doch sehr knapp geworden. Nur mit viel Glück und größeren Anstrengungen wäre die Strecke noch zu vollenden. Die felsigen Berge von Nordwales sind bei dieser Art Wetter nicht ungefährlich, ganz abgesehen vom Verlaufen. Auch wenn ich diesbezüglich keine Bedenken habe, so ist die Bereitschaft von Jürgen und Robin ( der hier unbedingt wieder dabei sein wollte ), auf Berge zu steigen und Höhenzüge entlangzulaufen ohne das Geringste zu sehen, nur minimal ausgeprägt. Alles fertigmachen, dann Frühstück. Habe wie üblich keinen Hunger und esse deshalb nur ein wenig Müsli und trinke eine Tasse Tee. Die Jungs essen Brot, da wir nicht mehr genug Müsli haben. Abspülen, Gepäck ins Auto, Schlüssel abgeben, Sachen aus dem Trockenraum holen und los.

Es ist 9.00h.

 

Über Beddgelert, Machynlleth, und Dolgellau nach Aberystwyth. Hat es anfangs noch geregnet, so ist in Aberystwyth, an der Küste, schönstes Wetter. Natürlich ärgern wir uns, aber nicht sehr, da die Berge alle tief in den Wolken stecken. Dort wäre keine Sonne. Laufen ein bisschen herum: Innenstadt, castle, seafront und kaufen ein paar Souvenirs und Mitbringsel. Wollen noch in Supermärkten einkaufen, vor allem Tee für mich, finde aber keinen Darjeeling. Schließlich weiter. Nächstes Ziel ist Hay-on-Wye in Südwales. Es ist bekannt für seine vielen Antiquariate, und genau deshalb möchte Robin hin. Werde auf der Fahrt müde und muss kämpfen, halte aber durch. Parken beim Zentrum. Dann durch jede Menge großer und kleiner Buchläden. Robin kauft ein paar Bücher. Um 17.00h haben wir genug. Zum Auto. Überlegen, wo wir übernachten könnten. Gut wäre die JH Slimbridge bei Gloucester. Also über Hereford nach Gloucester. Zum Teil ist das eine wüste Kurverei.

 

Wie gewünscht ist die JH sehr abgelegen, leider aber auch belegt. Man empfiehlt Bristol oder Bath. Nach Bristol wollen wir sowieso. Vorsichtshalber ruft der warden an. Sie haben Platz. Er bucht uns ein, ich muss aber gleich zahlen ( je 11,75 Pfund ). Kurven nach Bristol, vor allem aber in Bristol, bis wir endlich an Ort und Stelle sind. Stellen das Auto im Parkhaus ab und schleppen dann unsere Sachen zur nahen JH. Anmelden. Zimmer 25 im 5. Stock. Essen in der Selbstkocherküche, denn es ist schon spät. Dann laufen wir etwas herum. Hier ist klar der Bär los. Es wimmelt von Teenies und etwas älteren in den vielen Discos usw. Es ist recht warm. Gönnen uns noch ein pint bevor wir schlafengehen.

 

Freitag, 16. und Samstag, 17. August 2002: Heimfahrt.

 

Stehen zur gewohnten Zeit auf, packen, frühstücken und kommen sogar etwas vor 9.00h los. Auf der Autobahn Richtung London. Ich habe keine Bedenken, dass wir eventuell auf der Fähre keinen Platz kriegen, weil wir früher als gebucht heimfahren. Da gibt es normalerweise keine Probleme. Wollen auch nichts mehr besichtigen, nur noch Tee einkaufen. Fahren deshalb immer wieder Supermärkte an, aber entweder haben sie überhaupt keinen Darjeeling oder nur wenige Päckchen. Anstatt der angepeilten 70 oder so. Packungen komme ich noch .nicht einmal auf 20. Man hat fast ausschließlich kastrierten ( = Beutel-) Tee und vom losen nur wenige Päckchen, da man keine Lagerhaltung mehr betreibt. Wie erwartet macht das Einchecken in Dover keine Schwierigkeiten und 2,5 Stunden später fahren wir in Calais von der Fähre. Die Rückfahrt verläuft ohne Probleme über die übliche Strecke. Allerdings ärgert es mich mich maßlos, die anvisierte Strecke wieder nicht ganz gelaufen zu sein. Dass es zweimal nicht klappt war bisher noch nie passiert. Also werde ich es irgendwann ein drittes Mal versuchen müssen.

 

 

 

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