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 am:   23.02.16

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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W a n d e r b e r i c h t e  -  L u x e m b u r g

 

 

Inhaltsverzeichnis:    •  Luxemburg?   Luxemburg!

                                 Weitwandern auf Nationalen Wanderwegen

                                 Von  Werner Hohn

 

Luxemburg?   Luxemburg!

 

Weitwandern auf Nationalen Wanderwegen

 

Von Werner Hohn

 

Weitwandern im Großherzogtum Luxemburg, dem zweitkleinsten Land der EU, geht das überhaupt? Bei den Maßen 85, 56, 2586 könnten Zweifel aufkommen. Zudem lässt sich das ganze Land auf zwei Wanderkarten 1:50.000 unterbringen, – ohne dass die Rückseite dafür beansprucht wird. Also doch nur Tagestouren? Muss nicht sein! Denn es lassen sich bei einer Ausdehnung von 86 mal 56 Kilometern, sowie auf einer Fläche von 2586 Quadratkilometern, - das ist ein klein wenig mehr als das Saarland aufbieten kann -, mehr als nur kurze Wege unterbringen. Neben einer Vielzahl regionaler Spazier- und Flanierwege hat es das Luxemburger Ministerium für Fremdenverkehr geschafft, 24 Nationale Wanderwege und die mehrere hundert Kilometer der beiden Europäischen Fernwanderwege E2 und E3 gleichmäßig übers Land zu verteilen. In einigen Landesteilen sind diese Wege besser als Sentiers Pedestres Nationaux bekannt – das Los der Vielsprachigkeit. Und ja, in diesem kleinen Land kümmert sich tatsächlich die Regierung um die großen Wanderrouten. Vielleicht gar keine schlechte Idee. So kommt ein ganzes Land zu einer einheitlichen Wegmarkierung. Von Einrichtung und Wartung der Wege gar nicht erst zu reden.

 

Wie ein Netz ziehen sich die Nationalen Wanderwege durchs ganze Land. Und es ist wirklich das ganze Land, denn es wurden nicht nur die touristisch bekannten Regionen wie die Luxemburger Schweiz, die Weinberge an der Mosel oder die Waldlandschaft der Ardennen berücksichtigt. Es sind ganz unterschiedliche Wege von ganz unterschiedlicher Länge (14 bis 84 km), die dieses landschaftlich erstaunlich vielfältige Großherzogtum für neugierige Wanderer erschließen. Wen es in die ehemals von der Schwerindustrie geprägte Region im Süden zieht, der kann sich auf dem Sentier du Sud austoben. Wenn’s dann genug ist mit den Hinterlassenschaften der Metall- und Bergbauindustrie, kann man sich auf dem anschließenden Sentier de la Moselle an den Weinbergen der Mosel erholen. Wer sich die Füße auf einer Mehrtageswanderung kreuz und quer durch den Naturpark Obersauer vertreten will, wird ebenfalls fündig werden.

 

Genau das ist der Vorteil dieser Wege: Sie lassen sich kombinieren. Ob es nur der 65 Kilometer lange Nordweg von Diekirch nach Weiswampach ist; oder doch eine große Schleife durch den „Mittleren Nordosten“ des Landes. Die könnte in Luxemburg-Stadt beginnen und über den Sentier de Alzette mit Wechsel auf den Sentier de la Petite Suisse und weiter auf dem Sentier Ardennes-Eifel nach Echternach führen. Hier kann man entscheiden, welchen Weg man zurück in die Hauptstadt nehmen soll: Die kurze Strecke über den Sentier du Moellerdall (immerhin mehr als 40 km) oder die ganz lange Variante entlang der Mosel und durch den Süden des Landes. Für Letzteres sind dann ein paar Tage zusätzlich fällig. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, schon auf dem Sentier de la Petite Suisse seine Schritte nach Norden zu lenken?

 

Wem das nicht reicht, der kann noch die Verbindungswege zwischen den Jugendherbergen unter die Füße nehmen. Alle Herbergen des Großherzogtums sind über ein Wanderwegnetz miteinander verbunden. Teils auf eigenständigen Routen, überwiegend jedoch auf den Trassen der Nationalen Wanderwege. Oder man kombiniert alles, stellt dazu sein Auto an einem sonnigem Septembermorgen am Moselufer in Wasserbillig ab und hofft, dass der Parkplatz vor Hochwasser gefeit ist und macht sich einfach auf den Weg. In welche Richtung soll die Mehrtageswanderung starten? Nach Norden? Nach Süden? Zuerst ein ganz kurzes Stück Richtung Süden. Nur mal sehen wie E2 und E3 hier an der Mosel so aussehen. In Manternach dann der Schlenker nach Norden, weil es über eines der in Luxemburg gar nicht so seltenen Hochplateaus auch gehen soll. Und man kann mal nachschauen, wie der Jugendherbergsweg markiert ist.

 

In Echternach mit seinen zahlreichen Straßencafés gibt es zur Belohnung dann endlich einem Kaffee. In der in den 1950er-Jahren wieder aufgebauten Willibrord-Basilika ist der Wanderer unter der Woche oft der einzige Besucher. Sogar in der Krypta wird die Totenruhe des heiligen Willibrord nicht sonderlich gestört. Und das bei freiem Eintritt. Niemand kontrolliert, niemand kassiert. Am Tag der berühmten Springprozession wird das wohl anders aussehen.

Ins Schwitzen kommt man beim Aufstieg zur Wolfsschlucht, eine „Schlucht“ am oberen westlichen Hang der Sauer, die hier Grenzfluss spielen darf. Hier und auf dem folgenden Weg nach Berdorf zeigt die Luxemburger Schweiz, dass sie zu Recht diesen Namen trägt. An der Burgruine in Beaufort ist trotz Wochentag Andrang. An Wochenenden sollte man die Ruine eher meiden. Allerdings auch die ausgesprochen schöne Strecke von Echternach bis hierher. Auf dem Weiterweg wird es dann bald sehr ländlich. Nichts was einen umhaut. Dafür schön ruhig und abgelegen.

 

Ruhig ist es auch im Nationalmuseum für Militärgeschichte im Zentrum des Städtchens Diekirch an der Sauer. Nach dem Einblick in die Deutsch-Luxemburgische Geschichte verlässt ein nachdenklicher Besucher das Haus – trotz martialisch drohendem amerikanischem Panzer am Eingang. Rundstedt-Offensive, Résistance - längst vergessene Begriffe aus dem Schulunterricht. Plötzlich sind die wieder präsent. Und seltsam: Luxemburg und Krieg...?

 

Danach steht erneut eine Entscheidung an: Wohin soll es von Diekirch gehen? Nordweg oder weiter auf dem E2/E3 nach Vianden? Nordweg! Eindeutig! Wunderschön schlängelt der sich an den Talhängen von Sauer, Wiltz und Clerve nach Norden. Man kann den Nordweg ohne großen logistischen Aufwand beenden. Entweder ganz am Ende am Bahnhof in Weiswampach oder zwischendurch, - ganz wie einem der Sinn steht. Der Vorteil der kleinen Bahnstrecke, die sich durchs Tal schlängelt.

 

In diesem Land kann man ganz spontan an den Kreuzungen oder Verzweigungen der Wege entscheiden, wohin die Wanderung geht. Markiert und schön sind sie alle. Einzige Wermutstropfen sind die in Luxemburg nicht immer preiswerten Hotels. Auch wartet nicht an jeder Ecke ein freies Bett auf einen zufällig des Weges kommenden Wanderer. Trotzdem, man benötigt eigentlich nicht viel. Ein paar Tage Zeit, zwei Wanderkarten, das ist alles. Eventuell noch ein kleiner Reiseführer, damit nicht alles namen- und geschichtslos bleibt. Fertig, für die Entdeckung eines kleinen Landes im Herzen Europas. Wer sich ein klein wenig treiben lassen möchte, packt noch ein Zelt und eine Liste mit den Campingplätzen dazu. Auf den mehr als 100 Campingplätzen findet sich immer ein freier Platz für ein kleines Zelt. Sprachkenntnisse sind nicht nötig. In einem Land dieser Größe mit so vielen Sprachen spricht fast jede/r alles.

 

Luxemburg ganz praktisch

 

Wanderkarten gibt es von der Administration du Cadastre et de la Topographie Luxembourg in den Maßstäben 1:20.000 und 1:50.000. Sogar bei einem so kleinem Land wie das Großherzogtum kommt bei 20.000er-Karten ein dicker Packen zusammen. Als völlig ausreichend haben sich die beiden Karten „LUXEMBOURG NORD“ und „SUD“  im Maßstab 1:50.000 erwiesen. Hier fehlen zwar die kleinen lokalen Wanderwege, die Nationalen Wege sind jedoch alle enthalten, sogar die Jugendherbergswege und deren namensgebenden Häuser sowie fast alle Campingplätze.

 

Eine Übersicht und Planungshilfen für die Nationalen Wege und noch viel mehr gibt es auf www.tours.lu/de (ist noch im Aufbau).

 

Die Markierung der Nationalen Wanderwege ist sehr gut. Gekennzeichnet sind die Wege mit unterschiedlichen gelben Symbolen. Sehr oft steht das gelbe Dreieck, Rechteck oder was auch immer, auf einem blauen Spiegel. Es ist durchaus möglich, dass zwei unterschiedliche Wege sich des gleichen Symbols bedienen. Die kommen sich dann aber auch nicht in die Quere!

 

Eine Besonderheit sollte aber beachtet werden: Die Kennzeichnung in der Natur, sowie die Darstellung in den Karten ist meist nicht durchgängig. Soll heißen: An den Ortsrändern am Beginn/Ende dieser Wege fängt die Markierung erst an oder endet da. Bei Orten, die an der Route liegen, also durchwandert werden, ist die Kennzeichnung sowohl in Natur und Papier vorhanden; ebenso, wenn sich zwei Nationale Wanderwege kreuzen.

Es kann also durchaus sein, dass Wanderer, die von einem Weg auf den nächsten „Anschluss“weg wechseln wollen, manchmal 1 bis 2 Kilometer ohne Markierung auskommen müssen. Als Beispiel sei hier der Nationale Wanderweg Sentier Maurice Cosyn zwischen Berdorf und Gilsdorf genannt. Über diesen kurzen Weg werden der Europäische Fernwanderweg E2 (Nordsee – Mittelmeer) und damit auch der GR5, sowie der E3 (Atlantik – Schwarzes Meer) geführt. Im Verlauf der E-Wege ist die Anschlussmarkierung fast immer gegeben. Wer jedoch in Gilsdorf auf den Sentier du Nord (Nordweg) wechseln möchte, wird die kurze Strecke bis Diekirch, hier beginnt der Nordweg, auf eigene Faust hinter sich bringen müssen.

 

Der Zustand der Markierung für die Verbindungswege zwischen den Jugendherbergen ist sehr unterschiedlich. Da, wo dieser Weg auf der Trasse anderer Wege läuft ist die Kennzeichnung ganz brauchbar (wenn auch sehr ausgedünnt). In Gegenden wo dieser Weg auf sich alleine gestellt ist, wäre schlecht markiert noch eine freundliche Umschreibung. So finden sich auf den mehr als 12 Kilometern zwischen Manternach und Echternach nicht mehr als eine Hand voll weißer Dreiecke. Dank der guten Wanderkarten ist das kein wirkliches Problem.

 

Unterkünfte (auch die Campingplätze) und weitergehende touristische Infos hält die Seite Office National du Tourisme Luxembourg (ONT) www.ont.lu bereit.

 

Die Jugendherbergen haben ihre eigene Seite im Netz unter: www.youthhostels.lu

 

Erschienen in "Wege und Ziele" Zeitschrift des Vereins

Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 25 - April 2008

 

 

 

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