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 am:   23.02.16

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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A k t u e l l e s

 

Inhaltsverzeichnis:

 

                                       Erfahrungen einer Pilger-Wanderin

                                       Auf Umwegen ins Ziel - Mitgliederversammlung 2013:

                                        Für Wahl 2014 neue/r Vorsitzende/r gesucht

                                       Vorfreude: Einladung zu Vereinswanderungen - Anmeldung zur Mitgliederversammlung

                                        und Netzwerk-Mitglieder-Wanderung im Juni - bis zum 31. Januar 2013

                                       Gemeinsame Wanderung mit der I.W.F. im Herbst 2013

                                       Nachgedacht: Sollten Netzwerker mitmischen bei Vorschläge zu europäischen Qualitätsstandards?

                                       Wandern und weiter gehen und anders denke - Zur Diskussion: Wanderwegebau als öffentliche

                                        Aufgabe?

                                       Viel Neues bei den Netzwerker - Mitgliederversammlung 2011 in Clausthal-Zellerfeld:

                                        Vorstand gewählt -  Neuer Internetauftritt große Herausforderung

                                       Deutschland entdecke - Einladung: Mitgliederversammlung im Mai 2011 im Harz

                                       Glück auf! In Clausthal-Zellerfeld - Einstimmung auf den Ort der Mitgliederversammlung 2011

                                       Mitgliederwanderung im Herbst 2010 durch das Emmental und die Biosphäre Entlebuch

                                       Vier-Tage-Wanderung im Oktober 2010 in der Schweiz

                                    •   Warum wandern wir ?   Wie wandern wir ?   Wohin wandern wir?

                                        Das Netzwerk Weitwandern - ein Forum zum Gedankenaustausch

                                    •   Was bedeutet Weitwandern? Eine Einführung für diejenigen, die diese Leidenschaft noch nicht kennen

                                    •   Wege ohne Ende - Wohin geht die "Wegemacherei"?

                                    •   Grundsätze zur Markierung von Fernwanderwegen - Überlegungen aus der Sicht der Nutzer

                                    •   Resolution

 

Erfahrungen einer Pilger-Wanderin

 

Von Lutz Heidemann

 

Liebe Hannelore, Du bist gerade von einer vierwöchigen Wanderung zurückgekommen. Du bist in Swinemünde noch auf der polnischen Seite gestartet. Das war kurz nach Ostern 2013 und ich bekam mit, dass damals auf Usedom noch Schnee lag. Geendet hat die Wanderung in Bremen, es war eine Strecke von ungefähr 600 km. Du hast nicht den ungefähr gleich verlaufenden Europäischen Fernwanderweg E9 gewählt, sondern bist den Baltischen Pilgerweg gegangen. Ich möchte Deine Erfahrungen hören und sie im „Netzwerk Weitwandern“ an andere, vielleicht sogar auch an Wander-Unerfahrene, weitergeben.

 

Die Fragen hatte ich formuliert und nummeriert, die schriftlichen Antworten von Hannelore sind kursiv gesetzt.

 

Oft sagen ja Menschen, eine Wanderung mit Gepäck über mehrere Tage schaffe ich nicht. Wie waren Deine Voraussetzungen? Bist Du schon früher längere Strecken allein oder mit Freunden gewandert?

 

Gewandert bin ich einmal vor ein paar Jahren mit Freunden im Sauerland. Danach habe ich mit meinem Mann nur längere Spaziergänge unternommen. Aber ich bin immer gern gegangen. Nachdem ich mir vorgenommen hatte, die Pilgerwanderung zu unternehmen, sind wir zwei Tage im Schnee „Probe gewandert“. Da hatte ich schon die richtigen Schuhe und die entsprechende Kleidung. Einen Rucksack habe ich mir geliehen. Den hatte ich mit knapp 10 kg gefüllt und dabei festgestellt, dass er das Gewicht nicht übersteigen sollte.

 

Was war der Anlass für Deine Wanderung? Wie bist Du auf die gewählte Route gekommen? Was war die Grundidee?

 

Grund meiner Wanderung war das Ende der Tätigkeit als Hebamme in der Klinik. Von Anfang an war mir klar, dass ich einen Schnitt machen will und nicht übergangslos in die Phase nach der Berufstätigkeit hinübergleiten. Nachdem mir - in einem kleinen Buchladen - der Pilgerführer des Baltischen Jakobswegs in die Hände gefallen war, stand in diesem Augenblick fest, dass dies mein Weg sein würde.

 

Du hast mir erzählt, dass Du streckenweise allein gewandert bist, dann längere Abschnitte mit Freundinnen und zum Schluss mit Deinem Mann. Wie beeinflusste das den Stil der Wanderung?

 

Das Wandern allein habe ich als deutlich größere Freiheit empfunden. Die Gedanken flossen freier. Es war ein gutes Gefühl, mich einmal nur um mich zu kümmern. Auch für das Finden des Wegs nur mir gegenüber verantwortlich zu sein, war gut. Als dann Freundinnen dazu kamen, war ich deutlich bereiter, mich auf ihre Wünsche und Bedürfnisse einzustellen. Durch die anderen Grundbedürfnisse (z.B. für die Übernachtung ein Bett haben zu müssen) war dann die Suche nach einer Unterkunft etwas aufwendiger. Die im Pilgerführer angegebenen Unterkünfte waren meist Gemeindehäuser, in denen es nur ein Sofa, Schaumstoffmatten, Feldbetten gab oder die eigene Isomatte gebraucht wurde.

 

Würdest Du anderen empfehlen, denselben Weg ganz oder über längere Teile allein zu gehen?

 

Für mein Gefühl war es notwendig, allein zu sein. Die wenigen Pilger, denen ich begegnet bin, waren auch allein. Ich weiß aber auch, dass sich kleine Gruppen zusammen tun, um miteinander zu laufen. Einige Freunde haben mich angesprochen, ob sie mit mir laufen könnten, sie würden sich nie allein auf den Weg machen. Es trägt ja jeder Mensch seine eigenen Ängste mit sich.

 

Welche technischen und kartographischen Hilfsmittel trugst Du bei Dir? Gab es Probleme beim Finden des Weges? Wie waren die Markierungen? Bist Du streckenweise auch auf unmarkierten Wegen gegangen?

 

Ich „musste“ einen Kompass mitnehmen, mit dem ich nicht gut umgehen kann. Den habe ich dann auch nur einmal in der Hand gehabt. Für einige Strecken hatte ich eine regionale Karte, die ich hin und wieder gebraucht habe. In erster Linie habe ich mich an die Beschreibung im Pilgerführer gehalten. In Verbindung mit der Wegmarkierung war dies die überwiegende Orientierung. Hin und wieder habe ich auch die Navigation oder Google Earth über das Handy genutzt. Aber es gibt nicht immer eine Verbindung ins Netz.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es gab „professionelle“ Markierungen wie die mehrsprachigen Abziehfolien, aber auch ganz liebevolle Hinweise, hier auf einem Pilgerweg zu sein. Aber es war eine „Einbahnstraßen-Markierung“, es wurde davon ausgegangen, dass man nach Santiago – oder Rom – geht, ein Zurückpilgern wäre bei den Markierungen und den Führern recht schwierig.

 

Wenn Du aus einem Ort weg wolltest, war da der Weg immer leicht zu finden?

 

Aus den Orten heraus zu finden war nur selten und dann in Städten ein Problem. Die meisten Ortschaften sind ja klein. Bewohner zu fragen war oft wenig hilfreich, da der Jakobsweg vielen nicht bekannt ist. Eine ganz große Ausnahme war Greifswald, dort gab es richtig große Wegweiser, teilweise mit Kilometerangaben bis nach Santiago de Compostela.

 

Du bist ja fast nur im sog. „Flachland“ gewandert. War das langweilig?

 

Das „Flachland“ besteht aus vielen Endmoränen. Über die lang gestreckten Hügel konnte der Blick teilweise bis an den Horizont gehen. Ich habe die Strecke zu keinem Zeitpunkt als langweilig empfunden. Die Weite der Landschaft war ein Genuss für die Augen. Erst recht, nachdem der Raps die Felder erst in einen Hauch und dann in ein sattes Gelb verwandelt hatte. Aber auch vorher, in der noch winterlichen Landschaft, gibt es unendlich viel zu entdecken. Jedes zarte Grün fand Beachtung und wunderbar dann die großen Flächen mit tausenden Buschwindröschen. Nie zuvor habe ich so viel Rehe, Hasen, Füchse, Kraniche und Störche, teilweise nur wenigeMeter von mir entfernt, gesehen.

 

 

 

 

Hattest Du Dich einmal regelrecht verlaufen?

 

Insgesamt habe ich nur drei Mal meinen Weg verpasst. Beim ersten Mal habe ich mit Hilfe des Navigationsprogramms nur ca. 20 Min. später den Weg wieder gefunden. Mit zwei Freundinnen bin ich erst querfeldein gelaufen, um dann mitten im Gestrüpp zu landen. Da gab`s dann einige Schrammen. Hinterher haben wir festgestellt, dass wir nicht weit vom Weg entfernt gewesen waren. Als ich dann mit Wolfram unterwegs war, habe ich auch mal eine Weile gebraucht, bis wir den Wegweiser wieder gefunden hatten.

 

 

 

 

 

 

Gab es andere unangenehme oder schwierige Situationen?

 

Schwierige Situationen gab es eigentlich nicht. Nur einmal war die Unterkunft so dreckig, dass ich einige Zeit geputzt habe um mich halbwegs wohl zu fühlen.

 

Welches Gewicht hatte der Rucksack? Hast Du besondere Tipps?

 

Wie schon oben erwähnt, hatte ich beim „Probewandern“ 10 kg auf dem Rücken. Als sich unterwegs das Gewicht mal erhöht hatte, war das deutlich zu spüren. Da hat mir der Tipp geholfen, den Beckengurt fester zu schnallen. Beim Kauf eines neuen Rucksacks habe ich dann auch gleich darauf geachtet, dass der Beckengurt breit und gut gepolstert ist. Frauen packen ja sicherheitshalber gern mehr ein, aber die Reduzierung auf das absolut Notwendige erspart Kraft und Rückenschmerzen.

 

Welche Entfernungen hast Du ungefähr täglich zurückgelegt?

 

Meine Etappen waren durch den Pilgerführer vorgegeben. Nur wenn es Probleme mit der Unterkunft gab (sehr selten) konnte sich die Tagesetappe entsprechend verkürzen oder verlängern. Im Schnitt bin ich 23 km pro Tag gelaufen. Die längste Etappe war 30 km, die kürzeste am letzten Tag 10 km.

 

Wie verhielt es sich mit den Unterkünften?

 

Allein war ich überwiegend in Pilgerherbergen. Das war meist ein Raum in einem Gemeindehaus mit anderer Nutzung. So konnte ich einmal erst nach 21 Uhr meinen Schlafplatz beziehen, da dort vorher noch eine Besprechung war. Häufig wurde der Raum in der kalten Jahreszeit als Kirche genutzt. So habe ich neben Altar und Klavier geschlafen. Meist gab es die Möglichkeit (falls vorhanden) die Küche mit zu nutzen. Oft gab es nur Toilette und Waschbecken, nicht immer war das Wasser warm.

 

In einer Gemeinde war die Gemeindehelferin extra für mich einkaufen gewesen und so fand ich einen wohl gefüllten Kühlschrank vor. Da war ich sehr dankbar, denn ich hatte als Reserve nur noch zwei Äpfel. Einmal, als ich mit einer anderen Pilgerin unterwegs war, wurden wir privat eingeladen. Da hat uns das Ehepaar dann sogar nach vorbereitetem Frühstück das Haus allein überlassen!

 

Du sagtest mir kurz nach der Rückkehr, Du seiest gepilgert und nicht gewandert. Was ist da der Unterschied? Ist es nur das eigene Gefühl? Drückte sich das „Pilgern“ an bestimmten Verhaltensweisen von Dir oder auch an der Art der Menschen aus, mit denen Du in Kontakt kamst?

 

 

 

 

 

Da ich ja nur einmal gewandert bin, kann ich es wohl eher aus meiner Wahrnehmung sehen. Für mich waren die oftmals kleinen Gesten des „sich um mich und meine Mitpilger Kümmerns“ das Besondere. Unvergesslich sind mir Worte wie „unsere Pilger sind uns wichtig“ oder die Einladung, an einer Meditation teilzunehmen. Einmal wurden wir von einem Chor mit einem irischen Reisesegen und einem Gute-Nacht-Lied beschenkt. Den gefüllten Kühlschrank habe ich schon erwähnt. Ein anderes Mal gab es die Einladung im Garten zu rasten und das Angebot auf Essen und Trinken oder ich bekam Äpfel geschenkt. Das ist sicher auch bei Wanderern nicht ungewöhnlich. Es sind Beispiele.

 

 

 

 

Natürlich war auch meine besondere Situation des Abschiednehmens und der Versuch, sich neu zu orientieren von Bedeutung. Ganz wichtig waren mir spirituelle Fragen. Prägend war auch, dass die Zeit an Bedeutung verlor. Die eigene Kraft, um anzukommen, war eher der Indikator als die Uhrzeit. Der Weg ist das Ziel und nicht, wann komme ich wo an. Ich hatte das Gefühl, dass Pilgern immer auch was mit einem inneren Weg zu tun hat. Dieser Gedanke ist vielleicht prägender als nur“ unterwegs gewesen zu sein.

 

Pilger erhalten auf der Via Baltica Stempel. In einigen Quartieren ging es deutlich anders als auf touristischen Fernwanderwegen zu. Aufforderung an die Gäste: „Gib, was Du kannst oder nimm, was Du brauchst“. 

 

Bist Du anderen Weitwanderern oder Pilgern begegnet?

 

Es war ja noch früh im Jahr und dazu noch ungewöhnlich kalt. In Swinemünde war ich die erste, die in diesem Jahr den Pilgerstempel bekommen hat. Das war hin und wieder auf der Strecke auch noch so. Einer Pilgerin bin ich in strömendem Regen begegnet - wir sind dann drei Tage zusammen gelaufen. Einen holländischen Pilger haben wir an zwei Übernachtungen wieder getroffen. Mit einem weiteren Pilger hatten wir bei seiner Rast Kontakt und von zwei weiteren haben wir gehört. Wanderer trafen wir unterwegs nicht.

 

 

 

„Pilgern auf der Via Baltica – von Swinemünde nach Münster“

von Bernhard Weber, Via Baltica Verlag, 134 S., 2010, ständige Aktualisierungen auf: www.via-baltica-verlag.de

 

Der Führer ist im Eigenverlag des Autors erschienen und kann über die o.g. Internetadresse bestellt werden. Dort findet man auch Beispielseiten des Führers, eine lobenswerte Sache! Eine Probeseite zeigt Lübeck mit seinen Pilgerherbergen, gleich zu Anfang die Gertrudenherberge von Tilman Kleinheins!

 

 

Auf Umwegen ins Ziel

 

Mitgliederversammlung 2013: Für Wahl 2014 neue/r Vorsitzende/r gesucht

 

Beinahe wäre sie ins Wasser gefallen: Die Mitgliederversammlung Anfang Juni dieses Jahres war gefährdet durch das Juni-Hochwasser. Der geplante Veranstaltungsort in der Sächsischen Schweiz war nicht mehr zu erreichen. Und unser geplanter Referent Bert Winkler kämpfte in Zwickau ebenfalls mit den Fluten. Er hatte zum Freundschaftsweg Eisenach-Budapet (EB) berichten wollen, auf dem die einwöchige Mitgliederwanderung entlang führte (mehr dazu auf den Seiten 15 bis 21).

 

Doch bei den Netzwerkern fällt so schnell nichts ins Wasser. Kurzerhand haben wir im Lausitzer Gebirge (in Jonsdorf bei Zittau) ein neues Hotel organisiert – zwar nicht in der Sächsischen Schweiz, so aber doch nah dran und damit ideal als Ausgangspunkt für die Mitgliederwanderung von der Böhmischen Schweiz bis ins Isergebirge.

 

19 Mitglieder und zwei Gäste waren bis in den südöstlichsten Zipfel unseres Landes gekommen - die meisten von Zittau mit der nostalgischen Dampfbahn. Welch wunderbarer Start ins Wochenende.

 

Da wir das Hotel „Jonashof“ in Jonsdorf mit seinem wundervollen Wintergarten ganz für unseren Verein hatten, erlebten wir einen sehr entspannten Anreiseabend.

 

Vor der Mitgliederversammlung gab es eine sehr schöne Tour über den markanten Phonolithberg Lausche (Luž, 793 m). Er ragt über die Landschaft aus dem Hauptkamm des Lausitzer Gebirges etwa 2 km südlich vom Ortszentrum von Waltersdorf und   700 m nördlich der Ansiedlung Myslivny (Jägerdörfel) bei Horní Svetlá (Oberlichtenwalde). Die Lausche ist der höchste Punkt des Lausitzer /Zittauer Gebirges. Hier sollten die Teilnehmer der Mitgliederwanderung einige Tage später noch einmal vorbeikommen – dann jedoch von tschechischer Seite.

 

 

 

 

Vereins-Statistik: Ein Austritt und kein Neuzugang 2012

Der Verein Netzwerk Weitwandern hatte zum 31. Dezember vergangenen Jahres 72 Mitglieder. Im Jahr zuvor war es ein Mitglied mehr: Denn Ursula Niemann ist ausgetreten. Inzwischen konnten wir allerdings einen Neuzugang verbuchen: Ursula Müller geht jedoch erst in diesem Jahr in unsere Statistik ein, zu der hoffentlich     noch weitere „Neue“ kommen.

 

Vor zehn Jahren hatte der Verein 64 Mitglieder. Die meisten zählte er 2009 mit 80. Ich bin gespannt, wie der Stand zur nächsten Mitgliederversammlung sein wird.

 

Mitgliederversammlung und –wanderung 2014 in Bad Karlshafen

Stattfinden wird die Mitgliederversammlung 2014 im Mai in Bad Karlshafen: vom

9. bis 11. Mai. Gleich im Anschluss startet vom 11. bis 17. oder 18. Mai die Mitgliederwanderung auf dem Kulturfernwanderweg „Auf den Spuren der Hugenotten und Waldenser“ von Karlshafen in Richtung Marburg. Vorbereitet wird sie in Verbindung mit dem Verein „Hugenotten- und Waldenserpfad“ (mehr zu unserer Zusammenarbeit mit diesem Verein findet Ihr auf den Seiten 35 bis 38).

 

Zur Mitgliederversammlung steht die Wahl des gesamten Vorstandes erneut auf der Tagesordnung, denn schon wieder ist die Wahlperiode von drei Jahren um. Da ich aus persönlichen Gründen, die man auch arbeitstechnisch detailreich beschreiben könnte, nicht mehr als Vorsitzende zur Verfügung stehe, muss ein/e neue/r Vorsitzende/r gefunden werden. Ich denke diese/r sollte aus den nicht mehr berufstätigen Reihen kommen. Bitte denkt darüber nach, ob Ihr vielleicht selbst dafür in Frage kommt. Denn es ist äußerst wichtig eine/n Vorsitzende/n zu haben!

Ich stehe gern weiter für die Vorstands(mit)arbeit zur Verfügung.

 

Gemeinsame Wanderung: Nach Irritationen Reglement festgelegt

Zu der Mitgliederwanderung im vergangenen Jahr im Schwarzwald hatte es einige Irritationen gegeben – es ist eben schwer, es allen Recht zu machen. Dennoch sollte möglichst alles im Vorfeld geklärt sein. Deshalb hat der Vorstand die Diskussionen zur Schwarzwald-Wanderung zum Tagesordnungspunkt seiner Sitzung im November gemacht. Einstimmig ist dort ein Reglement für die Mitgliederwanderung festgelegt worden, das zur Mitgliederversammlung vorgestellt worden ist und von den Anwesenden begrüßt wurde:

 

-  Die Wandergruppe sollte nicht mehr als 10-12 Personen umfassen.

-  Die etwa einwöchige Wanderung wird eine Rucksacktour ohne Gepäcktransport bleiben

- Für die Touren wird Mittelgebirgs-Trittsicherheit vorausgesetzt. Über schwierige Abschnitte u. ä. wird rechtzeitig informiert, ebenso über die Tourenführung und Länge der einzelnen Abschnitte.

-  Für die Verpflegung unterwegs ist jeder Mitwanderer selbst zuständig.

-  Die Unterkünfte werden vom Organisator gebucht. Wer andere wünscht, muss dies selbst tun.

-  Für angemeldete und nicht in Anspruch genommene Unterkünfte muss jeweils selbst aufgekommen werden. Der Verein springt hier nicht ein.

 

Alle diese Punkte klingen nach Bürokratismus. Doch was vorher geklärt ist, führt später nicht zu Missverständnissen und Ärgernissen.

 

Vereinszeitschrift „Wege und Ziele“

Die Vereinszeitschrift „Wege und Ziele“ erscheint dreimal jährlich mit einer Auflage von 130 Stück. Sie geht an alle Mitglieder (bei Mehrfachmitgliedschaften in einer Familie nur einmal) sowie 29 Abonnenten in Deutschland und zwei im Ausland (Österreich und Schweiz). Zusätzlich werden rund 20 Exemplare an Vereine etc. versandt.

 

Internetauftritt des Vereins: .de und .eu.

Unser kleiner Verein leistet sich den Luxus, zwei Homepages zu betreiben. Nach wie vor pflegt Volker den Internet-Auftritt netzwerk-weitwandern.de, der den Verein seit vielen Jahren begleitet. Die auf Wunsch der Mitgliederversammlung technisch und optisch neu gestaltete Variante netzwerk-weitwandern.eu pflegen Carsten und ich – unterstützt durch einige Mitglieder des Vereins. So wie es von Anfang an gewünscht und geplant war, als eine dezentrale Homepage. Hier kann jeder seine Texte selbst einpflegen. Denn diese Homepage lebt vom aktiven Mittun vieler. Freigegeben fürs WorldWideWeb werden die Texte durch den vom Vorstand beauftragten Webmaster Carsten.

 

Beiden Webmastern danke für die viele Arbeit, die nicht nur unseren Mitgliedern zu Gute kommt!

 

Newsletter: Künftig sollen sie öfter kommen

Neu ist mit den Internetauftritt .eu auch die Newsletter-Funktionalität. Den ersten Newsletter habt ihr bereits erhalten. Es soll keine Eintagsfliege sein. Mit dem Newsletter können alle Mitglieder und auch Nutzer über Neuigkeiten auf der Seite sowie zum Verein benachrichtigt werden. Wer dafür Informationen hat ... immer her damit!

 

Der Newsletter ist ja nun auch eine Antwort auf den Ruf bei der Mitgliederbefragung nach mehr Angeboten zum kurzen Austausch

(Auswertung siehe Seiten 6 - 7).

 

Vorstand nicht entlastet

Der Vorstand ist bei der Mitgliederversammlung dieses Jahres nicht entlastet worden. Dies nicht etwa, weil es Ungereimtheiten gab. Sondern vielmehr deshalb, weil Kassenprüfer Karl Stubenrauch seine Teilnahme kurzfristig absagen musste. Formell bringt das keine Probleme. Die Entlastung kann zur nächsten Mitgliederversammlung erfolgen.

 

Doch bis dahin sind es noch einige Monde und ganz sicher viele Wanderungen. Ich wünsche allen Mitgliedern und Lesen vergnügliche und entspannte Touren, von denen wir hoffentlich hören oder lesen werden. Bleibt neugierig und dem Verein weiter wohl gesonnen.

 

Dem Vorstand meinen Dank für ein zurückliegendes Jahr mit vielen Herausforderungen und Aufgaben. Das gemeinsame Neue hat längst begonnen!

 

Herzlichst

 

Katharina Wegelt

1. Vorsitzende

 

Vorfreude

 

Einladung zu Vereinswanderungen - Anmeldung zur Mitgliederversammlung

und Netzwerk-Mitglieder-Wanderung im Juni - bis zum 31. Januar 2013

 

Vorfreude ist ja im Advent etwas ziemlich Normales. Doch die Vorfreude, auf die ich Euch einstimmen möchte, soll weit über den Dezember hinaus gehen. Jetzt, wo es kühl und feucht oder weiß ist, ist es wenig einladend zum Wandern. Aber: Die nächste Wandersaison kommt. Und dann wollen wir Netzwerker vielleicht gleich zweimal gemeinsam aufbrechen: im Juni von der Sächsischen in die Böhmische Schweiz, im Herbst gemeinsam mit der I.W.F durch den Pfälzer Wald.

 

Mitgliederbefragung

 

Doch zunächst möchte ich Euch um Eure Mitarbeit bitten. Unser Vereinsleben belebt sich in punkto Wanderungen. Gemeinsam unterwegs sein, miteinander ins Gespräch kommen und dabei kommen auch manche Fragen auf. Zum Beispiel: Wie geht es weiter mit dem Verein? Entspricht der Inhalt der „Wege und Ziele“ den Interessen der Netzwerker? Soll sich der Verein mehr in wanderpolitische Belange einmischen? Sind überhaupt Veränderungen gewünscht? All diesen Fragen und noch einigen mehr wollen wir mit einer Mitgliederbefragung auf den Grund gehen. Bitte nehmt daran teil und antwortet kritisch und kreativ – und dabei immer frei von der Leber weg. Fragt Euch selbst, was Euch bewogen hat, Netzwerker zu werden, was Ihr vom Verein erwartet, aber vielleicht auch, was Ihr selbst noch beisteuern könntet. Den Fragebogen findet Ihr als Anlage zu diesem Heft.

 

Wandern mit der I.W.F.

 

Die erste gemeinsame Wanderung mit Mitgliedern unseres Schwestervereins I.W.F möchte ich allen nochmals sehr ans Herz legen. Bislang haben sich dafür nur drei Netzwerker (Friedhelm Arming und Frau, Carsten Dütsch und ich) angemeldet. Das verwundert mich etwas, da wir zur jüngsten Mitgliederversammlung doch so einmütig und sogar einstimmig für dieses gemeinsame Unternehmen gestimmt haben. Liegt es vielleicht an der ach so langen Planung? Es ist sicher gewöhnungsbedürftig, sich noch in 2012 für eine Wanderung ein Jahr später zu entscheiden. Aber nun beginnt es ja gleich, das neue Jahr. Und vielleicht lockt der Pfälzer Wald und auch die Möglichkeit, mit Mitgliedern des Schwestervereins ins Gespräch zu kommen. Ich würde mich freuen, den einen oder anderen von Euch dort zu treffen. (5. bis 13. Oktober im Pfälzer Wald, Anmeldung bei Alwin Müller, Kiefernweg 1, 67434 Neustadt, Tel.: 06321/ 15 875.

E-Mail: alwin.mueller@online.de, www.wander-mueller.de)

 

Mitgliederversammlung

 

Und hier gleich die nächste Einladung: zur Mitgliederversammlung vom 7. bis 9. Juni 2013 in der Sächsischen Schweiz und zur anschließenden grenzüberschreitenden Mitgliederwanderung in die Böhmische Schweiz.

 

Als Ort für unsere Mitgliederversammlung haben wir den Großen Winterberg ausgewählt. Der Große Winterberg ist die zweithöchste Erhebung der Sächsischen Schweiz. Dort gibt es ein gleichnamiges Berghotel, das uns bis Ende Januar Zimmer reserviert hält. Darum bitte ich auch hier um rasche Entscheidung: Bitte meldet Euch verbindlich bis Ende Januar an.

 

Vom Aussichtsturm des Winterbergs ist ein weiter Rundblick über die wenig besiedelten Wald-Fels Landschaften der Sächsischen und der Böhmischen Schweiz möglich sowie weit hinein ins Erzgebirge. Der Blick kann auch über die markanten Kegelformen der Berge im Lausitzer Gebirge schweifen, und bei guter Sicht ist sogar  die Silhouette des rund 100 Kilometer entfernten Isergebirges zu erkennen, das das Ziel der Mitgliederwanderung sein wird.

 

In der Nationalpark-Station auf dem Großen Winterberg gibt es viel Interessantes zu Flora und Fauna, geologischen Besonderheiten, und es wird gezeigt, dass der Winterberg schon lange zu den bevorzugten Zielen von Malern und Naturliebhabern gehört.

 

Die Wanderung am Sonnabend wird uns davon überzeugen: Sie soll vom tschechischen Hrensko, dem Tor zur Böhmischen Schweiz, gelegen direkt an der Elbe/Labe, zum Großen Prebischtor gehen. Von dort führt unsere Tour über Meszni Louka zur Wilden Klamm und zurück nach Hrensko. Der Abschnitt Hrensko - Meszni Louka ist ein Abschnitt des E3 sowie EB.

 

Am Sonntag kann vor der Abreise die Festung Königstein besichtigt werden, ein Muss für Besucher der Sächsischen Schweiz und für uns direkt am Weg.

 

Mitgliederwanderung

 

Ab der Festung trennen sich dann unsere Wege: Die einen reisen ab, die anderen starten die einwöchige Vereinswanderung. Diese haben wir in der Böhmischen Schweiz auf dem E3 bzw. EB (Eisenach - Budapest) geplant, zu dem es am Anreisetag übrigens einen kleinen Vortrag von Bert Winkler vom Erzgebirgsverein geben wird. Er ist diesen Weg bereits gegangen und „verwaltet“ ihn auf deutscher Flur.

 

Die genauen Daten der sechs Etappen können wir noch nicht benennen. Wir möchten zunächst um die Anmeldungen bitten, dann gehen wir auf Unterkunftssuche. Die Streckenabschnitte werden jeweils um 20 bis 25 Kilometer liegen. Nach geplanten sechs Etappen wollen wir im Isergebirge in der Bartheltbaude in Bily Potok die Tour beenden. Von dort ist eine bequeme Heimreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich.

 

Da unser Veranstaltungsort für die Mitglieder-versammlung sehr im Osten liegt, haben wir uns natürlich über Anreisemöglichkeiten informiert: Dresden ist per Bahn gut zu erreichen, aus Richtung Stuttgart wunderbar per Flugzeug mit Germanwings. Von Dresden ist es nur noch ein Katzensprung, ein sehr schöner übrigens. Mit einer Kleinbahn geht es entlang der Elbe bis Schmilka. Sie verkehrt im Halbstundentakt und benötigt 50 Minuten bis Schmilka Hirschmühle. Die Bahnstation liegt natürlich auf der "falschen Elbseite", aber eine kleine Fähre wartet stets auf die Bahngäste und setzt sie über. Ab da geht es mit dem Hotelshuttle den Berg hinauf. Das gilt übrigens auch für alle Netzwerker, die mit dem eigenen Pkw anreisen. Denn das Hotel liegt im Naturschutzgebiet und kann nicht direkt angefahren werden, nur vom Hotelshuttle!

 

 

Weiterer Hinweis: Das Hotel ist etwas einfach: Nur wenige Zimmer haben ein Bad, es gibt Jungs- und Mädchen-Bäder auf dem Gang. Aber: Jedes Zimmer verfügt über ein Waschbecken.

 

Um für die Mitgliederversammlung die Hotelzimmer und für die Wanderung ebenfalls die Unterkünfte rechtzeitig fest machen zu können, bitte ich hier nochmals bis Ende Januar um

verbindliche Zusage.

 

Nun bleibt mir noch, Euch allen auch im Namen des gesamten Vorstandes, dem ich herzlich für seine engagierte Arbeit danke, ein wunderbares Fest und einen guten Start in das Wanderjahr 2013 zu wünschen.

 

 

Katharina Wegelt

 

1. Vorsitzende

 

 

Gemeinsame Wanderung mit der I.W.F. im Herbst 2013

 

Von Kaiserslautern nach Schweigen mit Teilstrecken zwischen 17 und 23 km

 

Zu einer ersten gemeinsamen Wanderung mit Mitgliedern der I.W.F. auf dem Pfälzer Wald- und Felsenpfad vom 5. bis 13. Oktober nächsten Jahres wird herzlich eingeladen. Auf der etwa 145 Kilometer langen Strecke gibt es reichlich Zeit für anregende Gespräche der Mitglieder beider Vereine. Hier die Informationen zur Tour von Alwin Müller, 1. Vorsitzender der I.W.F. und Netzwerk-Mitglied. Er hat bereits heute schon Vorreservierungen vorgenommen und bittet daher bei Interesse um schnellstmögliche Meldung. Vom Netzwerk-Vorstand werden in jedem Fall Carsten und Katharina mitgehen. Wir würden uns freuen, wenn sich noch mehr Netzwerker anschließen würden.

 

Liebe Weitwanderer, für mich ganz wichtig ist, dass wir alle Unterkünfte zu Fuß erreichen können, also nicht noch hin- und herfahren müssen. Ich denke, so ist die Wanderung angenehmer, auf jeden Fall zünftiger. Ich hoffe, dass dies auch in Eurem Sinne ist. Allerdings war es sehr schwierig, für nur eine Nacht Quartiere zu finden. Daher müssen wir mit weniger Komfort vorlieb nehmen. Wir haben zwar, außer im Wanderheim Dicke Eiche, Doppel- und Einzelzimmer, aber zum Großteil nur Etagendusche und -WC. Diese werden jedoch meist nicht von Fremden benutzt. Im Schweigener Hof waren nur kleine und im Café Ingrid nur einfache Zimmer zu bekommen. Auch musste ich die Teilnehmerzahl auf ein Dutzend begrenzen. Daher rate ich zur schnellstmöglichen Anmeldung, da ich die Plätze nach der Reihenfolge des Anmeldeeingangs vergebe, wobei ich für Netzwerk und I.W.F. die gleiche Teilnehmerzahl berücksichtigen werde. Um eine Anzahlung in Höhe von 100 /Person bitte ich erst später.

 

Um die Unterkünfte zu Fuß erreichen zu können, musste ich stellenweise auch etwas von der Route des Pfälzer Waldpfades abweichen. Da habe ich mir gedacht, wenn ich schon die Originalstrecke nicht ganz einhalten kann, dann weiche ich noch des öfteren ab, um wunderschöne Pfade mit einzuschließen. Daher habe ich die Route “umgetauft” in “Pfälzer Wald- und Felsenpfad”.

 

Wir haben ein preiswertes Begleitfahrzeug, das unser Gepäck transportieren wird und für den Notfall gedacht ist.

 

Landschaftlich unterteilt sich die Strecke in zwei ziemlich verschiedene Abschnitte. Wir beginnen im Norden, tauchen ein in den tiefsten Pfälzerwald, wandern auf schönen, auch einsamen Wegen durch Wald und Wiesen und in tiefen Kerbtälern an Bächen entlang. Mit der Falkenburg beginnt der felsenreiche Abschnitt mit wunderschönen Panoramen, denn auf einige Felsen führen Leitern, während andere Felsen von einer Seite bequem erwandert werden können. Hautnah führen Pfade, teils unmarkiert und nur Insidern bekannt, direkt am Fuß der Felsen entlang.

 

Die Höhenmeter kann ich erst nach erfolgten Vortouren mitteilen. Auch werden sich danach sicherlich Änderungen bei der Wegführung ergeben. Auf der Webseite von Hilmar Schmitt kann man sich alle Felsen anschauen. Fast alle Preisangaben beziehen sich auf dieses Jahr. Mit Preiserhöhungen müssen wir also rechnen.

 

Für weitere Auskünfte stehe ich gerne zur Verfügung.

 

Mit herzlichen Wandergrüßen

 

Alwin Müller

 

Anmeldungen bitte an:

Alwin Müller

Kiefernweg 1

67434 Neustadt

Tel.: 06321 / 15875

E-Mail: alwin.mueller@online.de

www.wander-mueller.de

 

(siehe auch: www.netzwerk-weitwandern.de/Geb_D-SW.htm   Nr. 47)

 

 

Nachgedacht: Sollten Netzwerker mitmischen bei Vorschlägen

zu europäischen Qualitätsstandards?

 

Anmerkungen zur Betrachtung von Lutz Heidemann "Wandern und weiter wandern und anders denken"

in "Wege und Ziele" Ausgabe 35, August 2011

 

Von Angelica und Günther Krämer

 

Die Grundlagenuntersuchung und die Presseartikel zu den neuen und alten Qualitätswegen gehen tatsächlich in eine Richtung, die Lutz in seinem Artikel „Wandern und weiter wandern und anders denken“ mit guten Gründen hinterfragt. Man könnte das Gutachten beinahe für eine Wiederbelebungsanleitung für die traditionellen Wandervereine halten. Doch einige Aspekte der Untersuchung sind nach unserer Erfahrung auch richtig:

 

  Weitwanderer, die über eine Woche mit schwerem Rucksack auf einem Streckenweg unterwegs sind, sind eine kleine exklusive Minderheit, die aber eine relativ große Wertschöpfung im Sinne nachhaltiger Regionalentwicklung erbringt.

 

  Die Differenz zwischen Spaziergänger und Wanderer dürfte bei zwei Stunden liegen und nicht bei einer Stunde.

 

  Die touristische Sichtweise ist: Wanderer lassen sich durch die „Marke“ eines Streckenweges anlocken. Sie wandern in der überwiegenden Mehrheit einen oder mehrere Rundwege (jeweils eintägig) an diesem großen Streckenweg oder machen eine Wochenendwanderung von 2 bis 3 Tagen. Der leichte Rucksack wird bevorzugt. Eine Tagesstrecke beträgt zwischen 15 und 20 km. Sind die Wege gut und schön (Qualitätsstandards!) kommen die Leute wieder.

 

  Dieses neue Wandern (wie z. B. von Andrack propagiert!) kommt völlig ohne die traditionellen Wandervereine aus, die ja an personeller Auszehrung und Überalterung leiden. Der moderne Wanderer ist Individualist, Familien- oder Kleingruppen-Individualist (Freundeskreise).

 

Andererseits sind die traditionellen Wandervereine die „Besitzer“ der Wege, an deren Verlauf und Markierung schon bald eineinhalb Jahrhunderte vorbeigegangen sind. Sie sind teilweise zu „Agrarautobahnen“ mutiert oder führen kilometerlang durch Gewerbegebiete am Stadtrand.

 

Neues Wegprojekt: Traumpfad entlang der Donau

 

Als Kontrast nun der Donauwanderweg, eines dieser neuen Wegprojekte. Wir sind hier involviert, deshalb nachfolgend einige ganz aktuelle Informationen:

 

Seit 15. Juni 2011 ist er in Deutschland zunächst ohne durchgehende Markierung – süddeutsche Kleinstaaterei! - über 717 km bis Passau „auf dem Weg“. Bei uns können digitale Daten (.ovl- und .gpx- Daten) erstanden werden, und er kann von Donaueschingen bis Passau als „Wandern ohne Gepäck“ gebucht werden. Ab da besteht Anschluss an den oberösterreichischen Donausteig, der übrigens nicht zertifiziert, geschweige denn nach den beiden deutschen Standards zertifizierungsfähig ist. Er ist dennoch ein echter Traumpfad (siehe Beitrag 2 auf Seite 8). Die Österreicher arbeiten an einer Fortsetzung bis Wien. Ihr wichtigstes Teilstück durch die Wachau kann schon auf dem „Welterbesteig“ (www.welterbesteig.at) erwandert werden. Es gibt im Internet eine gute Aufstellung über mögliche Etappen entlang dieses Weges im Bereich der Wachau.

 

Die NaturFreunde Österreichs haben gerade noch vor Antragsschluss (30. 6. 2011) ein EU-Projekt für einen Donauwanderweg abgegeben, bei dem ein „Donau-weg“ vom Schwarzwald bis zur Mündung gefördert werden soll. Die GIZ hat bei uns nachgefragt, ob wir jetzt schon die Erkundung und Planung des Donauwanderwegs von Mohacs (Ungarn) bis zum Kilometer Null bei Sulina am Schwarzen Meer übernehmen könnten (EU-Donau-Strategie).

 

 

Wir sind als Berater der ARGE Deutsche Donau am Projekt in Deutschland beteiligt. In unseren Wegkriterien, die im Sommer an die Arbeitsgruppe „Deutscher Donauwanderweg“ verschickt wurden, sind manche der von Lutz genannten Argumente schon enthalten: Wir binden die Donaustädte ein. Die Wege in die Städte hinein und aus den Städten heraus sind Wege von besonderer Qualität. Außerdem fördern sie die Verbundenheit der ortsansässigen Bevölkerung mit der Donau und dem Donauweg. Die Wege sind tatsächlich wichtige Infrastrukturelemente, mehr als sich das der Promenadologe Lucius Burckhardt in seiner etwas eingeschränkten Sicht der Dinge vorstellen konnte.

 

Einen ganz anderen Ansatz verfolgt die „Via Regia“ (www.via-regia.org) von Lemberg nach Brügge. Hier ist nur eine breite Trasse vorgegeben, innerhalb der Wanderweg-, Radweg- Kultur- und vor allem Austauschprojekte stattfinden. Dieser Ansatz ist sehr interessant, da er große Freiheiten lässt und dennoch einen Weg mit Anfang und Ziel beinhaltet.

 

 

 

Viel Geld für wenig Wandern ...

 

Völlig sinnlos und eine Vergeudung öffentlicher Gelder ist die Vielzahl von kleinen und großen Wanderwegen, die oft als Lokale Agenda-Projekte, als regionales Leuchtturm-Projekt oder eher Kirchturm-Projekt, verwirklicht werden. Höhepunkte derartiger Projekte sind in unserer Region der „Bierwanderweg“ um Ehingen (Donau), möglichst auf Straßen und geraden asphaltierten Feldwegen, damit die besoffenen Wanderer zwischen den Brauereien nicht stolpern oder aus der Kurve getragen werden, der „Heidenheimer Schäferweg“, eine Verknüpfung von Albvereinswegen, wobei es Schäfer und Schäferwege überall auf der Schwäbischen und Fränkischen Alb gibt, und schließlich ein Biosphärengebiet-Leitprojekt, der „Besinnungsweg“, 50 km im Kreis, von Dorfkirche zu Wegkreuz zu Dorfkirche, im katholischen Vorderösterreich, wo es das überall gibt.

Solche Projekte dienen nur zur lokalen Selbstbefriedigung, helfen keinem Wanderer weiter, kosten aber viel Geld.

 

Über den Tellerrand geschaut ...

 

Sollte das Netzwerk Weitwandern es als Aufgabe sehen, vielleicht einmal Vorschläge zu europäischen Qualitätsstandards zu machen? Geselligkeit, Erfahrungsaustausch, Informationsbörse, all das bleibt weiterhin wichtig. Aber auch wir müssen über den Tellerrand hinausschauen.

 

Fotos: Günther Krämer

 

 

Wandern und weiter gehen und anders denken

 

Zur Diskussion: Wanderwegebau als öffentliche Aufgabe?

 

Von Lutz Heidemann

 

Anlässe

 

Wir haben in der letzten Ausgabe von „Wege und Ziele“ zusammenfassend und kritisch über das im Januar 2011 auf der CMT vorgestellten Gutachten zum Thema „Freizeit- und Urlaubsmarkt Wandern“ berichtet. Es handelte sich dabei um einen Forschungsbericht, der vom Deutschen Wanderverband (DWV) beim Europäischen Tourismus Institut GmbH an der Uni Trier, also keinem unmittelbaren Hochschulinstitut, sondern einer „Drittmittel-Einrichtung“, in Auftrag gegebenen worden war.

 

Hier soll der Faden noch einmal aufgenommen und in einen größeren Rahmen mit anderen Nachrichten zur „Wanderwelt“ gestellt werden. Denn gleichzeitig wurden auf der CMT in Stuttgart wieder mit Stolz und etwas medialem Getöse mehrere Premium-Wege vorgestellt. Und Anfang Mai bemerkte ich im „Reisejournal“, der Wochenendbeilage der WAZ, der auflagenstärksten Tageszeitung der Republik, neben einer Wanderempfehlung von Andrack zum Wandern in der Gegend von Heimbach in der Eifel einen Beitrag der Journalistin Inge Laschet mit der Schlagzeile „Die Pfalz macht sich wanderfein – Mit drei neuen Routen eröffnet die südwestdeutsche Region die Wandersaison“, dass dort auch wieder verschiedene neue Wege produziert wurden. Sie heißen “Prädikatswege“ und haben auf mindestens 35% der Gesamtstrecke naturbelassene Abschnitte.

 

Ergänzend konnte ich einem Rundfunkbeitrag des WDR entnehmen, dass nun auch in Ungarn entlang der Donau ein „Camino“ eingerichtet worden sei, der allerdings in den nächsten Jahren nicht in Richtung Santiago, sondern zu dem ziemlich umstrittenen Marienerscheinungsort Medjugorje an der kroatisch-bosnischen Grenze verlängert werden soll.

 

Da war es m. E. für einen engagierten Weitwanderer schon eine sehr gute Nachricht, dass am 24. März 2011 in der FAZ berichtet wurde, dass der Donauwanderweg (siehe Bericht in „Wege und Ziele“ Ausgabe 27 vom Dez. 2008) als „Donausteig“ nach Oberösterreich hinein verlängert wurde, und dass bei der Planung auch Erfahrungen vom Rheinsteig zur Anwendung kamen.

 

Ist also in der Wanderwelt alles Paletti? Wohl doch nicht, denn wenn man sich z.B. auf der Homepage des Deutschen Wanderverbands (DWV) unter www.wanderbares-deutschland.de. für Wandermöglichkeiten entlang der Saale informieren möchte, hat man große Mühe, etwas Geeignetes zu finden, weil das Meiste auf Rundwege ausgerichtet ist.

 

Deshalb: Forschungsergebnisse hinterfragt

 

Sind wir jetzt durch die eingangs genannte und mit Geld vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Studie klüger? Ich möchte kein Schwarz-Weiß-Bild zeichnen. Auf den über 140 Seiten gibt es viele kluge Bemerkungen und Beobachtungen. Es werden so schwierige Dinge wie Wandermöglichkeiten für Behinderte angesprochen. Aber am Ende sind die Handlungsempfehlungen wenig konkret. Man berauscht sich an dem Marktpotenzial und einer wahrscheinlich über Jahre stabilen Nachfrage.

 

Nach meiner Meinung ist der in der Studie erfasste „Freizeitmarkt“ nur partiell deckungsgleich mit den Wünschen und realen Erfahrungen der Wanderer – oder der von sich zu Fuß fortbewegenden Zeitgenossen. „Wandertourismus“ ist etwas anderes als Wandern, gar Weitwandern. Denn herausgestellt wurde als wichtiges Ergebnis einer Telefonbefragung - viele von uns haben so eine nervige, oberflächliche Sache schon 'mal mitgemacht - dass die durchschnittliche Dauer einer Wanderung 2 Stunden und 45 Minuten betrage, im Gegensatz zu einem Spaziergang, der durchschnittlich eine Stunde und 22 Minuten dauere. Wissenschaftlichkeit wird in dem „Forschungsbericht“ mit Zahlen suggeriert, mit Stellen hinter dem Komma oder mit Angaben in Millionen.

 

Ein Spaziergang, ein Tagesausflug, ein Wochenendaufenthalt in einem Berg- oder Küstenort, wo man etwas gehen muss, oder eine mehrtägige Wanderung, alles wird zusammengezählt und daraus ein Durchschnittswerte errechnet. Spaziergänger und Wanderer sind interessante Individualisten und meist nicht „durchschnittlich“.

 

Hier wurde aus den Befragungsergebnissen eine Definition für die „Tätigkeit Wandern“ abgeleitet und diese im Januar 2010 vom Projektbeirat, er bestand aus drei Ministeriumsvertretern und je vier Funktionären der Landestourismusorganisationen und der Wanderverbände, einstimmig beschlossen: „Wandern ist Gehen in der Landschaft. Dabei handelt es sich um eine Freizeitaktivität mit unterschiedlich starker körperlicher Anforderung, die sowohl das mentale wie das physische Wohlbefinden fördert. Charakteristisch für eine Wanderung sind:

 

eine Dauer von mehr als einer Stunde,

eine entsprechende Planung,

Nutzung spezifischer Infrastruktur sowie

eine angepasste Ausrüstung.“

 

Bei dieser Definition „hört man die Nachtigal trapsen“: die Entscheidung für eine Wanderung, angetan in mittelteuren Sportklamotten, fiel nach einer Werbeaktion, markierte Wege wurden benutzt und eingekehrt wurde in einem „zertifizierten“ Gasthof.

 

So fanden es in ihren Grußworten in der Einleitung sowohl der Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium wie der Präsident des Deutschen Wanderverbandes beeindruckend, dass „die Wanderer vor Ort und auf Tagesausflügen 7,5 Milliarden Euro ausgeben. Dazu kommen noch 3,7 Milliarden Euro für Wanderausrüstung hinzu.“ Ob Wandern wirklich Umweltschutz ist, möchte ich nicht auf die Goldwaage legen. Zumindest kann man annehmen, dass Wanderer in ihrem Leben und Denken etwas umweltbewusster als andere Mitmenschen sind.

 

Nach der eingangs vorgenommenen Definition „finden Wanderungen überwiegend in peripheren Bereichen statt“ (S. 95). Dazu wird problematisiert, dass diese oft sehr schlecht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden können. Es wird der Begriff „Wanderbus“ eingeführt (S. 97), aber nicht gesagt, wie er funktioniert. Die praktische Lösung, markierte Wege bis an Bahnhöfe zu führen, wird nicht ausgesprochen. Selbstverständlich gibt es das, ist aber keine Regel und sollte systematisch überprüft werden.

 

Wirklich lobenswert ist die in der Studie erwähnte „KONUS-Gästekarte der Schwarzwald Tourismus GmbH“, die Urlaubern im Schwarzwald ermöglicht, kostenlos Bahn und Busse zu benutzen. Andere gute Beispiele werden aus dem Bayrischen Wald („Igel-Busse“), dem Raum Trier und dem Ruppiner Land berichtet.

 

Neue Nutzer, neue Beteiligte

 

Ich meine, die „Wegemacherei“ sollte nicht allein den „Touristikern“ und „Ausrüstern“ überlassen werden, sondern man sollte „weiter“ denken. Wandern, attraktive Fußwege und Anreize zu mehr Bewegung müssen zusammen gesehen werden. Das Promenieren und das Spazieren durch Städte, durch Parks und entlang von gestalteten Flußufern hat eine lange Tradition und ist etwas sehr Positives. In Kassel hatte Prof. Lucius Burckhardt (1925-2003) in den 1980-er und 1990-er Jahren einen „Lehrstuhl für Spaziergangswissenschaft“ inne, schön ironisch-wissenschaftlich „Promenadologie“ genannt, aber dahinter steckt der kreative Ansatz, zu lernen und zu lehren, wie die Nahumgebung neu wahrgenommen werden kann, (vergl. den entsprechenden Wiki-Beitrag).

 

Praktisch umgesetzt wird das z. B. in der englischen Wanderzeitschrift „Walk“. Dort werden häufig längere markierte Rundwander-Strecken von Ortszentren hinaus in die Landschaft und wieder zurück vorgestellt. In England wird auch mit Migrantenfrauen in geführten Veranstaltungen geübt, solche Wege zu nutzen. Und Manuel Andrack beschreibt in seinem jüngsten Buch „Das neue Wandern“ (vergl. Buchbesprechung S. 46) , wie vorzüglich durchdacht und aufbereitet der von ihm begangene West-Ost-Wanderweg durch Paris ist. Ich habe in Den Haag im „Binnenhof“, direkt neben dem Ridderzaal (Rittersaal), dem Ort der jährlichen Thronrede der Königin, die Markierungen vom LAW 5, dem Hollands Kustpad (Holländischer Küstenpfad) gesehen. Gibt es in Berlin ausgehend vom Reichstag einen durchgehenden Fußweg an der Spree bis nach Köpenick oder nach Spandau?

 

Das langsame Zu-Fuß-Gehen, gerade auch wenn man mit anderen Verkehrsmitteln – und sei es ein Fahrrad – deutlich schneller vorankommt, hat etwas von Protest oder Widerstand gegen den „Mainstream“ an sich. Die Jugendlichen des „Wandervogels“ protestierten gegen das Eisenbahnfahren und die Sommerfrische-Ferien ihrer Eltern. Europäische Fernwanderwege waren Alternativen zu den als Autobahnen ausgestalteten Europastraßen.

 

Andrack gibt Beispiele, wie unterschiedlich heute Wege benutzt werden und wer alles auf ihnen geht. Ich kann Mountainbiker verstehen, selbst wenn ich sie nicht mag. Ich finde es faszinierend, wie viele „Anarcho-Wanderer“ es gibt, die – manchmal fast blindlings – auf ein persönlich gesetztes Ziel losziehen. Wir haben in „Wege und Ziele“ z. B. die Moskau-Wanderung von Wolfgang Büscher gewürdigt; auch die Portugal-Wanderung von Werner Hohn (Wege und Ziele Ausgabe 30 - Dez. 2009) hat etwas derartig Rigoroses.

 

Wanderwege als Infrastrukturelemente

 

Nun werden schon jetzt in großem Umfang Öffentliche Gelder für das Herrichten der Premiumwege eingesetzt. Ich schlage vor, dass generell attraktive und für die Nutzung von unterschiedlichen Gruppen geeignete Wege ähnlich wie die Stadt- und Landstraßen, Autobahnen, Bahnstrecken oder Kanäle als Infrastrukturelemente behandelt werden sollen. Ihre Anlage, Pflege und planerische Sicherung müsste wie bei Fahrradwegen als öffentliche Aufgaben erfolgen. Fußwege müssen aus den Städten heraus- und wieder in sie hineinführen. Man sollte - plakativ gesagt -, von der Fußgängerzone einer Stadt auf den nächsten Fernwanderweg gehen können.

 

Eine „Hierarchie der Wege“ sollte mit der Abfolge der Planungsinstrumente von Bund, Ländern und Gemeinden korrelieren. Ein – vielleicht neu trassierter - Europäischer Fernwanderweg würde demnach ein landesplanerisches Thema sein, mindestens eines der Regionalplanung. Der mentale Bedeutungswert z. B. des Rothaarsteigs hat zu Bild-Schildern an der Autobahn geführt, hat demnach Bundesmaßstab.

 

Als Vergleich bieten sich die Fernradwege an. Die Fernradwege an den Flußufern oder jetzt z. B. bei einem geplanten Fernradweg Dortmund – Essen – Düsseldorf, bei dem man an Berufspendler denkt, sind „ministerienrelevante“ Projekte. Kleinräumige „Wanderkorridore“ könnten auf Kreis- oder Gemeindeebene in Landschafts- oder Flächennutzungsplänen planerisch entwickelt und dargestellt werden.

 

Wenn ein derartig städtebaulich - landesplanerisch orientierter Wanderwegebau zustande käme, wäre der ressortmäßig auch besser bei den „Planern“ aufgehoben, natürlich immer in Kooperation mit den „Touristikern“, denn es geht um die Menschen, die die Wege auch benutzen sollen.

 

Doch die Fremdenverkehrsämter denken sehr schnell in Rundwanderwegen,  damit die Gäste länger am Ort bleiben; die Ausrüster wollen ihre Klamotten verkaufen; die Gastwirte wollen Gäste. Das ist nicht grundsätzlich falsch, doch die Qualität von Fußwegen liegt in ihrer Offenheit und Vernetzung. Sowohl der zweistündige Spaziergang, wie die sechsstündige Rundwanderung oder eine ein-wöchige Fernwanderung quer durch ein Bundesland brauchen attraktive Strecken. Beim Rothaarsteig und beim Rheinsteig haben Professor Brämer und die beteiligten Stellen das durch die markierten und ebenfalls sorgfältig ausgesuchten „Zubringerwege“ gut vorgemacht.

 

Vielleicht kann einer solchen Netzplanung auch der eine oder andere von einem Gebirgs- oder Wanderverein markierte Weg aufgegeben oder unserer Konkurrenz, den Mountainbikern, überlassen werden, andere Strecken sollten „mit Zähnen und Klauen“ verteidigt und ggf. wanderergerecht „zurückgebaut“ werden.

 

Wanderwege als „linienhafte Infrastrukturelemente“ dürfen in einem Planungssystem nicht als „dünner Strich in der Landschaft“ behandelt werden, sondern brauchen „Fleisch“ herum, sie brauchen einen Rahmen oder eine Kulisse. Sie sind als grünes Band darzustellen, wenn es konkurrierende angrenzende Nutzungen gibt, z. B. land- oder forstwirtschaftliche Flächen oder gar Wohn- oder Gewerbegebiete. Denn bei Landwirtschaft oder Forstwirtschaft können sehr wohl, wie der Name ausdrückt, entgegenstehende wirtschaftliche Interessen eine Rolle spielen. Selbstverständlich können ein Mais- oder Rapsfeld oder eine Fichtenschonung ruhig einmal bis an den Wanderweg heranführen, aber in der Nähe eines attraktiven Weges sollte eher der artenreiche – und auch oft subventionierte - Feldrain zu finden sein.

 

Andere Gesichtspunkte könnten bei der planerischen Wegesicherung hinzutreten, z.B. historische oder ökologische Gründe. In Spanien wird über die alten Viehtrifte diskutiert, das sind die breiten Wege, über die, dank eines mittelalterlichen könig-lichen Privilegs, die Hirten das Vieh quer durchs Land von den Sommer- zu Winterweiden getrieben haben. Sie planerisch zu sichern und öffentlich zugänglich zu machen, ist nicht nur agrarhistorisch interessant, sondern die damit verbundene ökologische Vernetzung des Landes wäre schon eine Qualität an sich.

 

 

Der Ausschnitt mit den Fuß- und Radwegen in der Umgebung von Naumburg verdeutlicht das aktuelle Dilemma und mein Anliegen einer besseren Berücksichtigung der Wanderer-Belange: Entlang der Saale gibt es einen Radweg (siehe Radfahrersymbol), der sich westlich der Stadt aufspaltet und in einem Arm in die Stadt hineinführt, sie durchquert und bei Grochlitz wieder den Fluss erreicht; die anderen Radfahrer bleiben die ganze Zeit in Flussnähe. Die Wanderer dagegen (siehe weiß – blau – weiße Markierung) werden von Almrich über Nebenstraßen in die Stadt geleitet, müssen dann aber nach Norden über eine „gelbe“ ashaltierte und vergleichsweise stark befahrene Straße gehen, um in der Nähe vom Gasthof Henne die Saale überqueren zu können und werden dann über eine Nebenstraße zusammen mit den Radfahrern entlang des östlichen Unstrut-Ufers geschickt. Wanderer könnten ab hier aber genau so gut auf halber Höhe durch das dortige Landschaftsschutzgebiet zu dem Max-Klinger-Weinberg und weiter nach Freyburg gelangen. Kurz vor der Einmündung der Unstrut in die Saale gibt es eine Fähre, eine weitere folgt ganz in der Nähe. Das wäre vielleicht eine Chance, die Wanderer alternativ auf dem Westufer durch Flusswiesen zu führen. Der Hauptbahnhof von Naumburg wurde bei der Wegeführung nicht berücksichtigt, obwohl man vorbei am Oberlandesgericht mit guter Aussicht von dort über die Umgebung auf Nebenstraße dorthin gelangen kann.

 

Die Rolle von Vereinen

 

Bei dem Einleitungstext des Trierer Gutachtens über die Geschichte des Wandern wird zum Schluss die Bedeutung der Vereine betont. Es ist da die Angabe zu finden, dass in Deutschland nur 4% der angenommen knapp 40 Mio. aktiven Wanderer selbst Mitglieder in Wandervereinen sind. Es heißt: „... Es müssen die Vereine schaffen, wieder stärkere Mitgliedergruppen zu gewinnen ...". Der aktuelle, intensive Ausbau touristischer Produkte mit professionellen Vermarktungsstrukturen geht aber vielfach an den Vereinen vorbei. Eine wichtige Herausforderung für die Zukunft liegt in Zukunft in der Schaffung neuer Kooperationsformen zwischen Vereinen, touristischen Akteuren und Leistungsträgern, die der Vereinslandschaft neue Stabilität geben können.“ (S. 19).

 

Was mag da wohl gemeint sein und wer soll ggf. Geld bekommen? Bei der Art, wie das Gutachten zustande kam, ist wohl klar, dass damit die Gebirgs- und Wandervereine gemeint sind.

 

Wie sehen das die Mitglieder vom Netzwerk Weitwandern e. V. oder andere Gruppen und die Institutionen, die bei der „Promenadologie“ genannt werden? Ich sehe die Rolle vom Netzwerk Weitwandern e. V. z. B. als Vorstufe einer Interessenvertretung von Nutzern oder (Ver)Brauchern, ähnlich vielleicht dem „Fahrgastverband Pro Bahn e. V.“.

 

Denn es muss Rückkopplungen und Kontrollen geben. Andrack schildert in dem erwähnten Buch die Arbeit eines „Nachzertifizierers“. Durch kompetent vorgenommene Kontrollen und Erfahrungsabfragen sollte sehr wohl der Erfolg – oder der Misserfolg – von öffentlichen Tourismus-Förderungen nachgewiesen werden müssen. Und auch da gäbe es viele Anlässe, nicht alles „über einen Kamm zu scheren“. Die Förderung von Wegen und Wanderunterkünften in „Entleerungsgebieten“, sei es in Hochgebirgen oder in Nordost-Mecklenburg, kann dann durchaus einen Extrazuschlag erhalten.

 

Wir laden zur Diskussion ein!

 

Dr. Lutz Heidemann, Gelsenkirchen, ist Stadtplaner „in Rente“.

Er wurde 1977 mit einer Untersuchung zum Thema „Gruppenspezisches Wohnverhalten“ an der Ruhr-Universität Bochum zum Dr. rer. soc. promoviert

und war von 2002 bis 2008 Vorsitzender vom Netzwerk Weitwandern e.V.

 

 

Viel Neues bei den Netzwerkern

 

Mitgliederversammlung 2011 in Clausthal-Zellerfeld: Vorstand gewählt – Neuer Internetauftritt große Herausforderung

 

Alles neu macht der Mai – so heißt es in einem Gedicht aus dem 19. Jahrhundert. Und wahrlich – es gilt noch heute. Auch bei uns Netzwerkern brachte der diesjährige Mai viel Neues. Erstmals seit vielen Jahren haben wir uns wieder im Wonnemonat zu unserer Mitgliederversammlung getroffen und erstmals kamen so viele Mitglieder wie wohl noch nie. 31 Teilnehmer (25 Mitglieder und sechs Gäste) reisten vom 6. bis 8. Mai in Clausthal-Zellerfeld an. Eine stolze Zahl, denn das sind rund ein Drittel unserer gesamten Mitgliederanzahl.

 

Neu war auch, dass die Netzwerker vom Bürgermeister der Gastgeberstadt empfangen wurden. Clausthal-Zellerfelds Stadtoberhaupt Volker Taube begrüßte gemeinsam mit seinem Amtsvorvorgänger Michael Austen alle Teilnehmer der Mitgliederversammlung 2011 an der Marktkirche, der größten Holzkirche Europas, die noch am Abend des Anreisetages besichtigt wurde – wunderbar geführt durch Dorothee Austen. Beide (Ex)Bürgermeister nahmen am Abend auf Einladung des Netzwerkvorstands auch am geselligen Beisammensein im Hotel „Zum Harzer“ teil, wo sie uns den Clausthaler Berggeist kennenlernen ließen -  einen Likör aus Harzer Kräutern.

 

Und weiter ging´s mit einer Neuerung am Sonnabend. Erstmals gab es – ganz entgegen der Gewohnheiten der Weitwanderer - eine geführte Wanderung (fachkundig und symphatisch durch Eberhard Paessler,  Vorstandsmitglied des Harzklubs). Dies erwies sich als richtig und gut. Denn das im Herbst vergangenen Jahres in das Unesco-Weltkulturerbe auf-genommene Areal „Oberharzer Wasserregal“ hätte sich uns mit all seinen Besonderheiten bei einer „normalen“ Wanderung so ganz sicher nicht erschlossen

 

Nicht ganz neu, so jedoch in „Teilen“ neu, steht seit der Mitgliederversammlung der Vorstand der Legislaturperiode 2011 bis 2014 fest. Gerhard Wandel, der über drei Wahlperioden als 2. Vorsitzender aktiv und mit viel Sachverstand fungierte, stellte sich nicht mehr zur Wahl. Als verantwortlicher Redakteur für die „Wege und Ziele“ bleibt er uns aber erhalten. Für seinen bisherigen Einsatz, sei es als Chefredakteur der Vereinszeitschrift, als Fachkundiger in Satzungsangelegenheiten, Organisator einer Mitgliederwanderung und seiner regsamen, besonnenen und stets sachlichen Mitarbeit im Vorstand sei ihm an diese Stelle nochmals herzlich gedankt.

 

Als neuen Mitstreiter wählte die Mitgliederversammlung Thomas Nittel. Seit zwei Jahren Mitglied bei den Netzwerkern, hat er sich seit Anbeginn seiner Mitgliedschaft sehr aktiv an der Neugestaltung des Vereins-Internetauftrittes engagiert, so u. a. in der 2010 gegründeten Internet-Arbeitsgruppe.

 

Carsten Dütsch, Vorstandmitglied seit 2008, wurde erneut bestätigt. Als zweiter Vorsitzender wird er zunächst vornehmlich den neuen Internetauftritt des Vereins weiter auf den Weg bringen, den er zur Mitgliederversammlung präsentiert hat.

 

Die beiden langjährigen Vorstandsmitglieder Volker Quast und Walter Brückner sind ebenfalls in ihren bisherigen Funktionen wiedergewählt worden. Volkers großem und engagiertem Einsatz „im Hintergrund“ an dieser Stelle eine besondere Anerkennung – für die ellenlangen (aber erforderlichen) Protokolle der Mitgliederversammlungen und Vorstandsitzungen, die unermüdliche und ständige Pflege unseres derzeitigen Internetauftrittes sowie das Layouten und Versenden der „Wege und Ziele“ liegen allein in seinen Händen, wie auch das Zusenden der Einladungen … Ich könnte die Aufzählung noch fortsetzten.

 

Ebenso mehr im Hintergrund arbeitet Walter. Wie wichtig auch seine Arbeit als Schatzmeister ist, muss ich an dieser Stelle sicher nicht erläutern. Aber danken möchte ich dafür, dass unser Verein auch hier einen zuverlässigen Mitstreiter hat!

 

Nicht ganz so sehr gefordert, aber doch erforderlich: unsere Revisoren. Karl Stubenrauch und Harald Vielhaber prüften unsere Kasse in den zurückliegenden Jahren. Danke. In den kommenden drei Jahren werden es Karl Stubenrauch und Friedhelm Arning tun. Danke für Eure Bereitschaft.

 

Und ich bedanke mich für das mir erneut entgegengebrachte Vertrauen. Nun habt Ihr mich zum zweiten Mal zu Eurer ersten Vorsitzenden gewählt. Das freut und fordert mich. Vereinsarbeit stand, wenn ich ehrlich bin, eigentlich nie auf meiner Agenda. Als ich 2007 eher zufällig zum Verein kam, lag mir Vorstandsarbeit wahrlich fern. Doch mit dem Ausscheiden von Lutz Heidemann musste ein neuer Vorsitzender her. Kandidaten dafür gab es keine. Anfragen an mich dagegen viele. So willigte ich ein, wohl wissend, dass das nicht ohne ist. Bisher stand ich – wie versprochen – nie „ohne“ da. Denn unser Vorstand ist ein Team, ein gutes. Derzeit haben wir alle Hände voll zu tun mit dem neuen Internetauftritt. Hier hoffe ich auf tatkräftige Unterstützung von Euch allen. Denn auch das ist neu: Der Netzwerk-Internetauftritt kann von allen Mitgliedern „gefüllt“ werden. Wir haben Euch dafür den Zugang zugesendet. Schaut rein, macht Euch vertraut mit der Philosophie und ersten Inhalten. Für Anregungen und Hinweise, noch mehr für Mithilfe, sind wir unendlich dankbar. Denn unser Internetauftritt ist das Herz unseres Vereins. Er konzentriert das, wofür das Netzwerk gegründet worden ist: als Informationsplattform für Weitwanderer. Doch die persönliche Begegnung, den ganz persönlichen Rat kann er natürlich nicht ersetzen.

 

Wir alle sind weitwandernde Individualisten. Uns allen gefallen bezüglich unseres laufenden Hobbys viele Dinge, doch vieles auch stört uns: das zunehmende Rad fahren auf Wanderwegen, das Asphaltieren der Routen … Vor einigen Jahren gab es eine Resolution unseres Vereins für das Trennen von Rad- und Wanderwegen. Hier würde ich gern noch einen neuen Anlauf nehmen wollen. Was meint Ihr?

 

Aber zurück zum Thema Neu. Da ja wohl kaum jemand gern an Versammlungen teilnimmt, haben wir versucht unsere zu komprimieren, zumal die Versammlung in Rothenburg ja jeglichen Zeitrahmen gesprengt hat. So gibt es bei uns zur Mitgliederversammlung nicht mehr die Berichte der Vorstandsmitglieder, sondern nur noch den des Vorstandes – abgegeben durch den Vorsitzenden bzw. die Vorsitzende. Dazu haben wir uns auf unserer Vorstandssitzung im November vergangenen Jahres entschieden.

 

Und last but not least zu Neuerungen: Unser Schwesterverein I.W.F. begeht in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen. Dazu hat unser Vorstand im Namen des Vereins ein Grußschreiben verfasst. Und: Ich bin als erste Vorsitzende – quasi als Geburtstagsgeschenk - Mitglied bei der I.W.F. geworden. Auch wenn dieser Verein sich anders entwickelt hat als unserer, so haben wir dennoch dieselben Wurzeln und viele Gemeinsamkeiten. Ich hoffe auf Synergien. Als ersten gemeinsamen Schritt wird es einen redaktionellen Austausch zwischen beiden Vereinen für die jeweiligen Vereinspublikationen geben. Wo wir vielleicht noch ansetzen und uns ergänzen oder unterstützen können, dazu hoffe ich zur Mitgliederversammlung der I.W.F. im Herbst in Oybin ins Gespräch zu kommen.

 

PS: Zu unserer eigenen nächsten Mitgliederversammlung werden wir mit unserer Vereinszeitschrift „Wege und Ziele“, die ja jedes A- und C-Mitglied bekommt, einladen. Ihr erhaltet also keinen Extra-Brief mehr, aber eine Erinnerungs-E-Mail. Doch bis dahin ist es ja noch ein Stück.

 

Genießt die Zeit bei möglichst vielen schönen Wanderungen, von denen ich gern viele in der „Wege und Ziele“ wieder fände.

 

Herzlichst Euere

 

Katharina Wegelt

1. Vorsitzende

 

 

Deutschland entdecken

 

Einladung: Mitgliederversammlung im Mai 2011 im Harz

 

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Was für Fußballer gilt, kann der Wanderer allemal anführen. Denn kaum ist das Wanderjahr – für alle hoffentlich mit einer besonders schönen Tour – zu Ende gegangen, da gilt es doch auch schon die nächsten Wanderungen für das kommende Jahr zu planen. Und damit unsere Vereinstermine dann nicht Gefahr laufen, nicht mehr in Eure Terminkalender zu passen, möchte ich schon heute zu unserer Mitgliederversammlung im Frühling einladen. Diese soll im Harz stattfinden: vom 6. bis 8. Mai in Clausthal-Zellerfeld.

 

Bis dahin wollen wir in unserer Arbeitsgruppe „Internet“ noch etwas vorangekommen sein mit der Entwicklung unserer neuen web-Seiten, um dann erste Ergebnisse präsentieren zu können. Die Erarbeitung zeigt sich komplizierter als gedacht. Ihr erinnert Euch sicher an die lange, kontroverse Diskussion zur vergangenen Mitgliederversammlung. Ein guter Schritt, um hier voranzukommen, war unbestritten die Initiierung der Arbeitsgruppe. Jedoch arbeitet es sich Auge in Auge besser, als wenn nur schriftlich miteinander kommuniziert wird, auch Telefonate ändern daran nichts, da auch hier nicht alle beteiligt sind. Daher gab es im Oktober ein Treffen einiger Mitstreiter. Ein ganzes Wochenende haben wir beraten und sind nun auf einem guten Weg – und bis zur Mitgliederversammlung sicher auch noch etwas weiter.

 

Wichtigster Tagesordnungspunkt unseres Treffens im Harz wird die Wahl des Vorstandes sein. Ein triftiger Grund, Euch um zahlreiches Erscheinen zu bitten. Denn mit der personellen Besetzung unseres Vorstandes stellt Ihr die Weichen für die kommenden drei Vereinsjahre.

 

Bis auf Gerhard stellen sich alle bisherigen Vorstandsmitglieder erneut zur Wahl. Auch wenn wir laut Satzung zu einem handlungsfähigen Vorstand rein formell nur drei Personen bräuchten, halte ich es doch für sinnvoll, den Vorstand personell möglichst breit aufzustellen, so dass also mindestens ein neuer Kandidat aus unseren Reihen gebraucht wird. Denkt bitte darüber nach, wer von Euch dafür in Frage käme!

 

Thema zur Mitgliederversammlung werden auch Ort und Zeit des Treffens 2012 sein, so wie auch die jährliche Mitgliederwanderung. Die diesjährige fand erstmals über mehrere Tage statt und führte in die Schweiz, wo unsere dortigen Netzwerker Christine und Wilhelm eine traumhafte Tour organisiert hatten. Darüber berichten auf den Seiten 7 bis 9 Gerhard gemeinsam mit Bernhard, der die Idee der mehrtägigen Netzwerk-Wanderung erneut aufgenommen und sie vor allem außerhalb Deutschlands umgesetzt hat. Auch wenn sich zur Premiere zunächst nur ein kleines Trüppchen auf die Socken gemacht hat, so ist es doch für unseren Verein ein großer Schritt. Als Weitwanderer in Europa sollten wir diesen Weg künftig weiter verfolgen. Den drei Organisatoren der Schweiz-Tour an dieser Stelle ein großes Dankeschön.

 

Natürlich soll zur Mitgliederversammlung im Frühjahr, so wie es längst Tradition ist, auch wieder gewandert werden. So wird am Sonnabend, 7. Mai, zu einer abwechslungsreichen Wasserwirtschafts-Wanderung eingeladen, die im weiten Bogen (etwa 20 km) um Clausthal-Zellerfeld führen wird: vorbei an Gräben und Teichen sowie wasserwirtschaftlichen Besonderheiten.

 

Was es damit auf sich hat und warum die gewählte Gegend den Status Weltkulturerbe trägt, dazu lest bitte auf den Seiten 5 und 6 die Einstimmung auf den Ort der Mitgliederversammlung „Glück auf! in Clausthal-Zellerfeld im Oberharz“ von Lutz.

 

Sicherlich ist diese Wanderung zur Mitgliederversammlung nicht vergleichbar mit unseren Weitwanderungen. Aber sie bietet uns doch Gelegenheit für gute Gespräche. Und: Sie lässt Gegenden entdecken, die vielleicht neue Anregungen für große Touren geben.

 

Abgerundet werden soll unser Wochenende mit dem Besuch der Clausthaler Holzkirche, der größten Deutschlands, und einer Erkundung des Ortes mit dem Oberharzer Bergwerksmuseum sowie der St. Salvatoriskirche, für die Prof. Werner Tübke den Altar gestaltet hat.

 

Selbstverständlich geht Euch wie gewohnt eine Einladung schriftlich zu. Um jedoch im gewählten Hotel „Zum Harzer“ (zum-harzer.de) genügend Zimmer reservieren zu können, möchte ich Euch bitten, bis Mitte Januar Eure Anmeldungen an den Schriftführer zu senden.

 

In Erwartung einer Flut von Anmeldungen wünsche ich im Namen des gesamten Vorstandes, dem ich für sein Engagement im zu Ende gehenden Jahr danke, eine entspannte (Rest)Adventszeit, ein frohes Fest und einen guten Start ins neue (Wander-) Jahr.

 

Katharina Wegelt

1. Vorsitzende

 

 

Glück auf! In Clausthal-Zellerfeld im Oberharz

 

Einstimmung auf den Ort der Mitgliederversammlung 2011

 

Von Lutz Heidemann

 

Ich glaube, wir Weitwanderer wissen, dass es Naturlandschaften in Mitteleuropa höchstens oberhalb der Baumgrenze gibt. Fast alle anderen Wandergebiete sind Kulturlandschaften. Diese können aber höchst interessant sein und sind zumeist sehr unterschiedlich. Die Eigenarten jedes Raumes zu erkennen und wenigstens das Grundmuster seiner Geschichte nachvollziehen zu können, machen den Reiz von längeren Wanderstrecken aus. Wir wollen im Frühjahr 2011 im Rahmen unserer Mitgliederversammlung keine Harzdurchquerung unternehmen, uns höchstens Anregungen dazu holen. Wir werden entlang von Teichen wandern. Diese sind nicht vom Fremdenverkehrsverband zur Freude von Besuchern angelegt worden, sondern haben eine „Geschichte“. Deshalb soll zur Einstimmung auf die Bergbaugeschichte und das „Harzer Wasserregal“ verwiesen werden.

 

Der Harz ist geologisch gesehen ein „alter Brocken“; er ragt aus den fruchtbaren Ebenen Sachsen-Anhalts und Thüringens heraus, die unsere Jungsteinzeit-Vorfahren sehr anziehend fanden. Man konnte in den Ebenen Ackerbau betreiben und Viehzucht, und es gab auch Salzquellen, um Schinken haltbarer zu machen. Diese Menschen lebten in aktiven Gemeinschaften. Nur so sind so spektakuläre unlängst zutage getretene Dinge wie das 7000 Jahre alte Sonnen-Observatorium in Goseck bei Naumburg oder die 3600 Jahre alte, bei Nebra gefundene Himmelsscheibe zu erklären.

 

Diese Ackerbauern hatten das Gebirge vor Auge. Was mochte von dort zu holen sein? Reichlich Holz, aber Metall war wichtiger; man braucht es für stabile Werkzeuge, z. B. aus Eisen oder aus Kupfer mit Zinn gemischt zu Bronze. Aber Edelmetalle haben ihren besonderen Reiz. Gold wird in Deutschland kaum gefunden, doch Silber. Man nimmt an, dass mindestens tausend Jahre vor Christi Geburt im Harz nach Silber gegraben wurde. Schriftliche Nachrichten gibt es darüber erst aus der Zeit, als die sächsischen Fürsten deutsche Könige und Kaiser wurden und Goslar sozusagen ihre Reichsgeldquelle; es gab ja noch keine Mehrwertsteuer. Alle Bodenschätze gehörten dem König; waren eine Königssache, lateinisch: ein Regal (siehe auch: Oberharzer Wasserregal – Wikipedia).

 

Die schwere Arbeit unter Tage konnte nicht allein mit Menschenkraft bewältigt werden. Man hat z. B. Pferde unter Tage zum Transport oder über Tage zum Antrieb von Krafträdern („Göpel“) eingesetzt. Im Harz hat man mit Wasserkraft gearbeitet, einer „regenerativen Energie“. Das setzte schon im 12. Jahrhundert ein. Zisterzienser-Mönche aus dem benachbarten Kloster Walkenried, die gelernt hatten, Sumpfgebiete zu entwässern, halfen hier mit ihren erprobten Methoden.

 

Die eigentliche Blütezeit von Clausthal-Zellerfeld war im 17. und 18. Jahrhundert. Es war ganz nebenbei die Zeit nach dem 30-jährigen Krieg. Da war viel Schießpulver zum Zerstören eingesetzt worden. Nun setzte man Sprengstoff unter Tage ein, um leichter an das begehrte Erz zu gelangen. Wasser wurde zum Wegpumpen des eindringenden Grundwassers und zum Antrieb von Fördermaschinen gebraucht. Durch ein sehr komplexes System von Teichen, Stollen, Gräben, Schächten und Wasserrädern ist Wasser gesammelt, gespeichert und rationell eingesetzt worden. Das sind auch alles Stichworte heutiger Energiedebatten. Hier im Oberharz gab und gibt es 500 km Gräben, Dutzende großer Teiche, 30 km unter-irdische Wasserläufe. Das ist ein schönes

historisches Erbe, jetzt sogar mit UNESCO-Siegel.

 

Wir wollen uns an dieser Geschichte erfreuen! In diesem Sinn: Auf Wiedersehen im Oberharz – oder wie in meinem Wohnort, der Bergbaustadt Gelsenkirchen, gegrüßt wird:

 

Glück auf!

 

 

Mitgliederwanderung 2010 durch das

Emmental und die Biosphäre Entlebuch

 

Von Gerhard Wandel und Bernhard Mall

 

Zahlreich sind sie nicht gekommen, unsere Mitglieder und Gäste. Ob es an der Jahreszeit lag, der gesamte Jahresurlaub schon verbraten war, ob die Länge der Tour, die räumliche Entfernung, oder ob nur die als hoch empfundenen Schweizer Preise abschreckten? Wir wissen es nicht. Jedoch alle, die dabei waren, haben den Ausflug sehr genossen!

 

Besonders erfreulich war, dass am 3. Tag als Gast Weitwanderfreund Jochen aus München zu uns stieß, mit dem wir interessante Gespräche über sein kulturverbindendes Wanderprojekt in die kirgisische Heimat seiner Frau Gulaim führen konnten.

 

Das Wetter war phantastisch und wurde nur durch die Vorarbeit von Helmi und Christine überboten: Sie hatten die ganze Strecke vorher abgewandert und sehr gute Unterkünfte und Einkehrmöglichkeiten ausgewählt.

 

Unsere beiden Schweizer Mitglieder vermittelten uns einen Einblick in die bäuerliche Welt des Emmentals. Prächtige alte Bauernhäuser mit gepflegtem „Altenteilerhaus“ der Eltern des Hoferben, zu dem das dortige Anerbenrecht den jüngsten Sohn bestimmt, spiegeln den Stolz der bäuerlichen Bevölkerung wider.

 

 

 

Wir erfuhren viel über die Einflüsse der Reformation in den verschiedenen Regionen der Schweiz oder auch über die unterschiedliche Waldbewirt-schaftung: Immerhin ist das Emmental mit seinen vorratsreichen Buchen-Tannen-Fichtenplenterwäldern das Mekka der mitteleuropäischen Wald-wirtschaft: Generationen von Waldbesitzern und Forststudenten haben sich dort informiert, wie auf kleiner Fläche nachhaltig starkes Holz nachgezogen und gleichzeitig die gemischte Naturverjüngung des jungen Wald erreicht werden kann, ohne dass Kahlflächen mit Erosionsschäden entstehen.

 

Mit 6 – 8 Wanderern war die Gruppengröße überschaubar und führte niemals zu einer Völkerwanderung. Ideal war die kleine Zahl für gute Gespräche und intensives Kennenlernen. Überraschend war die gute Disziplin der Truppe. Wenn Abmarsch auf 8 Uhr bestimmt war, stand auch die gesamte Truppe um 8 Uhr zum Abmarsch bereit.

 

Vom Berghotel Napf (1406 m) hatten wir den ersten grandiosen Blick über die schneebedeckte Alpenwelt der 3000-er und 4000-er Gipfel. Unter uns lag das „Schweizer Nebelmeer“, das in keiner Landkarte eingezeichnet und auch mit einem GPS-Gerät nicht zu orten war.

 

Mit Ruhe und Einsamkeit war es am letzten Tag beim Aufstieg auf das Brienzer Rothorn (2340m) vorbei. Wo kamen all die Menschenmassen her? Die historische Dampfzahnradbahn spuckte am Sonntagnachmittag zum Superspartarif die Touristen aus dem Tal aus, die ebenfalls den herrlichen Ausblick auf Mönch, Eiger und Jungfrau genießen wollten. Am Abend, nachdem die Tagesgäste längst wieder im Tal verschwunden waren, tauchte die untergehende Sonne die Gipfel des Berner Oberlands und das Nebelmeer darunter in goldenes Licht.

 

 

Wir genossen nochmals die hervorragende schweizer Küche auf unserer kulinarischen Wanderung.

 

Wie schon während der ganzen Wanderung verblüffte uns Helmi als profunder Kenner internationaler Weine und führte uns vor allem auch in die Besonderheiten des Weinlandes Schweiz ein.

 

Bei der Rückfahrt zu unseren Ausgangspunkten konnten wir auf die Vorzüge des Schweizer öffentlichen Nahverkehrs zurückgreifen: Mit Schweizer Bahn- und Busverbindungen ist jede Streckenwanderung perfekt untermauert.

 

Diese Herbstwanderung war dank des Einsatzes unserer Berner Freunde Christine und Helmi ein ganz großes Erlebnis. Wir werden auf jeden Fall wiederkommen und bedanken uns noch vielmals fürs Planen, Vorlaufen und Reservieren!

 

 

 

 

 

 

Vier-Tage-Wanderung im Oktober 2010 in der Schweiz

 

Jörg Klingenfuß, der Betreiber der GTA Homepage, schreibt: „2010 ist ein Heiliges Jahr, und auf dem überlaufenen Jakobsweg mit über zweihunderttausend Pilgern wird die Hölle los sein. Vielleicht möchten Sie alternativ im Gebiet der GTA schön wandern zum Weltkulturerbe Sacro Monte bei Varallo, genauso katholisch und mit besserem Essen und Schlafen und vor allem etwas ruhiger …“

 

Eine eigene Wallfahrt für unsere Mitglieder wollten wir nicht machen, aber auch beim Netzwerk Weitwandern wurde die Durchführung einer Mehrtageswanderung diskutiert, die grenzüberschreitend sein sollte. Schließlich versteht sich das Netzwerk Weitwandern als Interessenvereinigung aller Weitwanderer in Europa. Der Vorstand nahm den Vorschlag zögernd auf und manche erinnerten sich an Touren, die leider ein Flop waren. Bei der Mitgliederversammlung wurden verschiedene Wandervorschläge vorgestellt. Die Mitglieder begrüßten eine mehrtägige Tour jenseits der Grenzen einhellig und entschieden sich mit überwältigender Mehrheit für eine Wanderung im Schweizer Voralpengebiet, die unsere Schweizer Wanderfreunde Helmi und Christine um das zweite Oktoberwochenende vorbereiten. Helmi und Christine sind die Strecke vorgewandert. Anbei der aktualisierte Wanderplan. Wir wünschen rege Teilnahme!! Eine Einladung an unsere Mitglieder erfolgte schon per Email.

 

 

Wanderplan:

 

Donnerstag, den 7. Oktober 2010

Anreise, bis 11.00 Uhr, Eintreffen in Langenthal

Wanderung nach Dürrenroth, 698 m (5 ½ Stunden)

Übernachten im Hotel Bären

Tel. 0041 62 959 00 88

info@baeren-duerrenroth.ch

 

Freitag, den 8. Oktober 2010

Wanderung auf den Napf 1406 m (7 – 7 1/2 Stunden)

Übernachten im Berghotel Napf

Tel. 0041 34 495 54 08

info@hotelnapf.ch

 

Samstag, den 9. Oktober 2010

Wanderung nach Salwideli, 1353 m (5 Stunden)

Übernachten im Berggasthaus Salwideli, Sörenberg

Tel. 0041 41 488 11 27

Salwideli@bluewin.ch

 

Sonntag, den 10. Oktober 2010

Königsetappe! Wanderung aufs Brienzer Rothorn, 2349 m (4 1/2 Stunden)

Übernachten im Berghotel Rothorn Kulm, Brienz

Tel. 0041 33 951 12 21

hotel-rothorn@brb.ch

 

Montag, den 11. Oktober 2010

Heimreise, zuerst mit der historischen Dampfzahnradbahn nach Brienz

 

 

Es handelt sich um eine Bergwandertour und keine Klettertour. Dank der hervorragenden Anbindung durch öffentliche Verkehrsmittel ist mit Ausnahme vom Napf jederzeit ein Abbruch oder ein späteres „Einsteigen“ für termingestresste Wanderer möglich. Anreise per Bahn wird empfohlen, da wir nicht zum Ausgangspunkt zurückkehren. Hotelkosten für Doppelzimmer/Nacht ca. 100,00 – 130,00 SFR. Für Wanderer, denen Schweizer Hotels zu teuer sind, gibt es in der Regel auch günstigere Übernachtungsmöglichkeit im „Lager“. Ich bitte, dies bei der Ausrüstung zu berücksichtigen. Wir bitten um verbindliche Anmeldung bis zum 31. August 2010 bei unserem Schriftführer Volker Quast (Anschrift auf Seite 48).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Idyllische Wanderung in den Frühling

 

Mitgliederversammlung im April 2010 -

Wochenende in und um Rothenburg

 

Liebe Netzwerk- und Weitwanderfreunde, liebe Leser,

 

damit Artikel gelesen werden, sollten sie wenigstens am Anfang eine besondere Botschaft haben. Unsere: Wir haben einen kleinen Rekord. Zur Mitgliederversammlung unseres Vereins vom 16. bis 18. April in Rothenburg o. T. reisten 19 Mitglieder und vier Gäste an – so viele wie seit den Vereinsaufzeichnungen 1999 noch nie. Und das, obwohl viele „alte Hasen“ abgesagt hatten. So vermissten wir sowohl unsere Schweizer, wie auch Harald Vielhaber und Wolfgang Meluhn, um nur einige zu benennen. Ich hoffe, wir sehen sie bei einem unserer nächsten Treffen.

 

Inzwischen scheint es schon Usus: Auch in diesem Jahr reisten mehr Mitglieder ab als gekommen waren. Zur Mitgliederversammlung trat Gast Katrin Göhlert aus Mühlacker als C-Mitglied dem Verein bei. Damit liegt die Mitgliederzahl des Netzwerk Weitwandern bei 78 (Stand April 2010).

 

Kaum zu glauben, aber die Statistik belegt es: Seit 2004 ist ein stetiger, wenn auch geringer Zuwachs zu verzeichnen, bei insgesamt 19 Aus- und 29 Eintritten. Allein 2009 gab es fünf Aus- und sieben Eintritte.

 

Doch schön zu reden ist nicht hilfreich. Bereits im vergangenen Jahr hatte ich sowohl auf der Mitgliederversammlung wie auch in „Wege und Ziele“ (Ausgabe 29 / August 2009) gefragt: Wie können wir Euch, liebe Mitglieder, aktivieren? Diese Frage steht nach wie vor. Ebenso die Frage, wie wir weitere Mitglieder gewinnen können.

 

Einige unserer Mitglieder sind seit der Mitgliederversammlung (MV) im Arbeitskreis Internet. Diesen hat die MV berufen, gemeinsam im Sinne des Vereins den bestehenden Internetauftritt „aufzupeppen“ sowie um das so genannte „Wiki“, einem dem Wikipedia vergleichbaren Wanderportal, und einem „Forum“ zu erweitern. Nachdem ein erster Entwurf eines denkbaren Layouts mit einer neuen Struktur am Freitagabend vor der Vereinswanderung vorgestellt worden war, hatte es so viel Diskussion darum gegeben, dass dies der beste Weg für uns erschien. Das Resultat wird zu nächsten MV präsentiert.

 

Dennoch gilt es dem derzeitigen Internetauftritt, sprich dessen Macher Volker Quast Lob auszusprechen. Denn die Zugriffe auf unsere Seiten sprechen ihre eigene Sprache. Deutlich mehr sind es seit dem vergangenen Jahr geworden. Ein Grund mehr, hier Schritt zu halten.

 

Gewählt wurden in die Internetgruppe: Eckhard Böhringer, Carsten Dütsch, Lutz Heidemann, Thomas Nittel, Petra Täglich und ich.

 

Die Kasse des Vereins ist ausgeglichen und weist sogar einen geringen Zuwachs aus. Das ergab die Prüfung von Kassenprüfer Karl Stubenrauch. Somit ist die Vereinsfinanzierung nach wie vor gesichert, veränderte Mitgliedsbeiträge sind ebenfalls kein Thema. Der Vorstand ist für das Geschäftsjahr 2009 einstimmig entlastet worden.

 

Unsere Vereinszeitschrift, die jährlich dreimal in einer Auflagen von 130 Stück erscheint, erfreut sich zunehmenden Interesses: Neben den Bezügen unserer Mitglieder haben wir inzwischen 29 Abonnenten – im Vergleich: im vergangenen Jahr waren es 25. Das spricht für unser Heft und ermutigt uns. Besonderen Verdienst am Gelingen haben unumstritten Gerhard Wandel, der mit großer Ruhe und Akribie sowie guten Verbindungen zu verschiedenen Redakteuren stets für ein gut gefülltes und abwechslungsreiches Heft sorgt, sowie Volker Quast für sein aufwendiges und stets ansprechendes Layout und den nicht weniger zeitaufwändigen Versand.

 

Übrigens: Unser jüngstes Heft mit dem Sonderthema „Rumänien“ fand sehr großen Zuspruch – viele Meinungen haben uns dazu bereits kurz nach Erscheinen erreicht. Solche Sonderhefte wollen wir ab und an ins Auge fassen, jedoch nicht regelmäßig.

 

(Und wie schon im vergangenen Jahr an dieser Stelle die Bemerkung: Wenn Ihr dieses Heft lest, dann ist Günther Krämer wieder weiter unterwegs auf „seinem“ Weg in Rumänien, diesmal von Marmatien durch die Rodnei-Berge in die Südbukowina.)

 

Vor unserer abendlichen Mitgliederversammlung hatte uns Vereinsmitglied Bernhard Mall durch „Topplers Land“ geführt. So ging es bei herrlichem Sonnenschein von Bettenfeld entlang der Schand-Tauber, vorbei am Burgstall und dem Wildbad vor den Toren Rothenburgs ins Taubertal, wo nach der Besichtigung des ältesten Wochenendhauses der Welt, dem Töpplerschlösschen, eine herrliche Rast in der Bronnenmühle wieder Kräfte gab. Weiter ging´s durch Detwang. Hier sollte es am Abend im Dorfkirchlein noch eine kluge und zugleich witzige und unterhaltsame Führung geben – den für die Detwanger Kirche zurecht gestutzten Riemenschneideraltar muss man einfach gesehen haben. Doch unser Weg führte weiter durchs Taubertal bis Steinbach und dann hinein ins gleichnamige Tal bis zum großen Lindleinsee. Unterwegs das Fotomotiv schlechthin: ein ganzer Hang mit Küchenschellen. Von Schweinsdorf ging es mit der Bahn zurück nach Rothenburg, zu Fuß zum Hotel in Detwang. Mit einem Schlenker durch Rothenburg machte Bernhard schon neugierig auf den nächsten Tag.

 

Auch die Unterkunft im Rothenburger Ortsteil Detwang war herrlich. Danke, Bernhard, für die tolle Organisation. Allein mit Deiner ausgeteilten wunderbaren Wanderwegbeschreibung und den dazugehörigen Sehenswürdigkeiten samt Hinweisen zu Geologie, Flora und Fauna sowie der Bedeutung der Mühlen im Taubertal, hast Du Maßstäbe gesetzt, und mit Deiner klugen und charmanten Führung – sowohl durch die Natur, wie auch durch Rothenburg, hast Du uns ein wunderbares Wochenende beschert.

 

Die nächste Mitgliederversammlung findet vom 6. bis 8. Mai 2011 im Harz statt. Über den genauen Ort werden wir noch informieren. Dann hoffe ich wieder viele, viele Mitglieder begrüßen zu können, denn auf der Tagesordnung steht die Wahl des Vorstandes. Gerhard Wandel kündigte an, dass er sich nach zehn Jahren Vorstandsarbeit nicht mehr zur Wahl stellen wird, aber weiterhin in der Vereinsarbeit engagiert bleibt.

 

Wohin die diesjährige Mitgliederwanderung führt, das lest bitte auf Seite 6.

 

Dem gesamten Vorstand wie auch allen Mitgliedern danke ich für ihre Arbeit im vergangenen Vereinsjahr und hoffe erneut auf ein gutes und gemeinsames neues.

 

Bis zum nächsten Treffen wünsche ich allen Netzwerkern und Wanderfreunden eindrucksvolle Wanderungen und tolle Anregungen für weitere Touren, aber auch den Verein.

 

Katharina Wegelt, 1. Vorsitzende.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Warum wandern wir?  Wie wandern wir?  Wohin wandern wir?

 

Das Netzwerk Weitwandern  - ein Forum zum Gedankenaustausch

 

Von Lutz Heidemann

 

Unsere Zeitschrift „Wege und Ziele“ - und parallel dazu unsere Internet- Homepage www.netzwerk.weitwandern.de - sind Orte zum Erfahrungs- und Gedankenaustausch, vergleichbar mit einem Tisch, an dem man zum Gespräch zusammensitzt. Leider können wir derartige Gespräche nur selten in Wirklichkeit durchführen, unsere Mitgliederversammlungen sind solche Gelegenheiten. Aber auf Di-stanz geführte Gespräche bieten die Chance, die Gedanken präziser formulieren zu können. So wollen wir hier – und auch in den nächsten Heften – verschiedene Menschen mit ihren verschiedenen Auffassungen und Erfahrungen - oder vielleicht auch nur unterschiedlichen Wünsche - zu Wort kommen lassen.

 

Man könnte einwerfen, dass das, was ich hier ankündige, ja schon immer das Geschäft vom „Netzwerk“ war, aber es gibt Facetten, die mir neu vorkommen. Auf die Frage: Warum wir wandern – oder genauer, längere mehrtägige oder mehrwöchige Wanderungen machen, wird die häufigste Antwort lauten: um Erfahrungen zu machen, zu lernen. Bei den Pilgerwegen allerdings scheint ein starkes Motiv zu sein, sich bei der Wanderung zu verändern und etwas über die eigene Person zu ergründen. Viele andere Wanderungen dagegen werden aus einer eher allgemeinen Neugier gemacht. Man möchte Neues und Ungewohntes kennen lernen, karge Landschaften oder räumliche Grenzsituationen wie das Hochgebirge. So etwas macht z. B. Norwegen als Wanderziel verheißungsvoll.

 

Und es gibt gleichermaßen Ursachen für das Gegenteil. Schöne, ja vielleicht sogar „ideale“ Landschaften, ziehen uns an. Die Attraktivität der Toskana wäre so zu erklären. Gleiches gälte für den Lykischen Pfad in der Westtürkei („The Lycian Way“, vergl. „Wege und Ziele“ Heft 18/2005 und 24/2007), der die Wanderer zu stillen Mittelmeerbuchten oder verwunschenen antiken Ruinenstädten führt. Wir bekamen gerade einen Bericht - und drucken ihn ab -, der von so einer Faszination erzählt, von blühenden Landschaften und dem Reichtum von Weinbau-Orten im Rheingau.

 

Der Weinbau ist eine „Sonderkultur“, vergleichbar dem Obstbau im Alten Land bei Hamburg. Wenn Menschen als Gruppe gut zusammenarbeiten, oft in der Ausein-andersetzung mit schwierigen Umständen, steile Flussufer oder Überschwemmungsgebiete sind Herausforderungen – und nicht durch Kriege oder andere Begehrlichkeiten gestört werden, können schöne „menschengemachte“ Landschaften entstehen, die man auch als Fremder gerne ansehen möchte. Bei derartigen Landschaften wandert man von Zuhause auf Wunsch-Ziele hin.

 

Nun beobachte ich mit Interesse Beispiele vom Gegenteil: Wir haben z. B. im Verein von dem Wunsch einer Ärztin gehört, die von Venedig - sonst ein magischer Zielort, oder einem anderen Gebiet im Süden, - zu sich „nach Hause“ in die Gegend von Heidelberg wandern möchte. Ähnlich wäre das Anliegen eines Ehepaares zu beurteilen, das lange in einer Stadt in Süddeutschland gelebt hat und wieder in seine Heimat in Sachsen zurückgezogen ist und diese „Heimkehr“ zu Fuß machen wollte. Es ist also ein „Wandern zu sich selbst“, das Durchmessen eines Raumes, der (theoretisch) mit jedem Tag vertrauter und nicht fremder wird. Kommt das noch häufiger vor?

 

Ich habe in der Selbstdarstellung vom „Netzwerk“ das Wandern auf einem markierten Fernwanderweg als charakteristisch für das Weitwandern bezeichnet. Es ist zwar das Nachvollziehen einer „vorgefertigten Idee“, aber auch mit dem Tun von Hausmusikern zu vergleichen, die mit Genuss ein barockes Streichquartett spielen und es nicht selbst komponiert haben. Ich stelle das noch einmal zur Diskussion. Musikkultur besteht ja auch darin, dass man sich über Musik austauscht und sich gegenseitig besonders reizvolle Stücke empfiehlt.

 

Es gibt Stimmen, die das „… einfach Loswandern“ propagieren. Ulrich Grober, ein bekannter Schriftsteller, beschreibt den Zuwachs an Selbstvertrauen, wenn man sich in einer fremden Landschaft zurechtfindet. Das kann eine spezifische Spielart des Weitwandern sein; manchmal ist das für Wanderer und Wanderinnen auch eine unfreiwillige Herausforderung, nämlich immer dann, wenn die Markierung ihren Dienst aufgibt. Auch über diese Form des Fortbewegens zu Fuß sollten wir uns unterhalten.

 

Diese „autonome“ Haltung ist verwandt mit dem Phänomen der „eigenen Wege“. Was unser Mitglied Günther Krämer mit dem Projekt „Ulm - Czernowitz“ gemacht hat (Berichte u. a. in „Wege und Ziele“, Heft 24/2007) und auf seiner Homepage www.lustwandeln.net), kann als eine Art „eigener Jakobsweg“ bezeichnet werden. Anfangs ist Günther Krämer auf Europäischen Fernwanderwegen gegangen, dann hat er einen solchen „auf eigene Faust“ verlängert. Andere haben durch seine ausführlichen Berichte daran teilhaben können – und es kommt vielleicht zu Nachahmungen. Solchem „ Pionier-Handeln“ will das Netzwerk gerne eine Plattform sein. Andere Wanderer sollen daran anteilnehmen können.

 

In dem Sinn gibt es einen Internet-Blog über die Wanderung von Friedmar Erfurt und seiner Frau von Konstanz nach Chemnitz und über eine Wanderung auf dem EB - Freundschaftsweg von Eisenach nach Budapest von Katharina Wegelt.

Einzusehen in www.netzwerk-weitwandern.eu/index.php/blog

 

Seien Sie neugierig und geben Sie Kommentare ab! 

 

Stimme 1:   Eine Außensicht auf das „Netzwerk“

 

Prof. Dr. Brämer fragt:

 

„Was treibt Trekker?

 

In dem Internet-Forum des Deutschen Wanderinstitutes e.V., einer privaten Initiative von Prof. Brämer aus Marburg, findet man Forschungsergebnisse und interessante (auszugsweise veröffentlichte) Quellentexte zum Wandern als Natur- und Selbsterfahrung. Da behandelt er auch das Weitwandern und stellt eingangs die (rhetorische) Behauptung auf: „Einen Vorwurf könnte man www.wander-forschung.de zu Recht machen: Die Beiträge beschäftigen sich nahezu ausschließlich mit Otto-Normalwanderer, seinen Gewohnheiten und Wünschen, seiner psychischen und physischen Befindlichkeit oder auch mit Lust und Frust auf Deutschlands Wanderwegen. Seine Touren nehmen in der Regel nicht mehr als ein paar Stunden, selten wenige Tage in Anspruch, seine Motive sind weitgehend hedonistischer Art: Schöne Landschaft, naturnahe Wege, Entspannen, Einkehren, Zusammensein mit Freunden.“

 

Die richtigen Wanderer, die sich mit großem Gepäck abenteuernd durch ferner Welten schlagen, echte Trekker also, kommen dagegen kaum zu Worte. Wer sie treffen, etwas über ihre Art des Fußreisens erfahren will, der kann ihnen z. B. in der Zeitschrift "Wege und Ziele" des Vereins "Netzwerk Weitwandern e.V." begegnen. Dreimal im Jahr beschreiben sie in einem handgefertigten A5-Heft ihre meist eigenwilligen Touren mit lebendigen Berichten, farbigen Bildern und wertvollen Tipps für eventuelle Nachfolger. Im April 2009 ist bereits die 28. Ausgabe an die Vereinsmitglieder verschickt worden.

 

Hauptinitiator des Vereins war über lange Jahre Lutz Heidemann, ein drahtiger, freundlich-bescheidener Mann, dem man seine trotz Rentenalter ungebrochene Unternehmungslust kaum ansieht. Er hat in jahrelang hartnäckigem Werben eine Reihe gleichgesinnter, nicht weniger engagierter Männer und Frauen um sich versammelt, welche Zeitschrift und Verein mittlerweile weiterführen und um eine äußerst informative Website „www.netzwerk-weitwandern.de“ ergänzen. Sie erweist sich als wahre Fundgrube von Toureninformationen aus mehr als drei Dutzend europäischen Ländern mit Erfahrungsberichten, touristischen Hinweisen, Planungshilfen und Adressen, eine einmalige Fleißarbeit und Informationsquelle für alle, die den Vereinsmitgliedern nacheifern wollen.

 

Bei aller offenkundig werdenden Lust am Durchstreifen fremder Regionen kommt in den oft bewundernswerten Reiseberichten doch etwas auffällig zu kurz: Der Hang zum Naturgenuss, zur romantischen Verklärung der Landschaft, ja zur Schwärmerei über das Erlebte, wie er für Normalwanderer so typisch ist und die Autoren des „Wandermagazins“ zu immer neuen, nicht selten überzogenen Höhenflügen veranlasst. Dahinter steht das in unserem technisch-medial abisolierten Alltag immer dringender werdende Bedürfnis, einmal wieder seiner Umwelt ganz nah zu sein, mit ihr emotional zu verschmelzen, sich zugleich geborgen und angeregt zu fühlen in einer abwechslungsreich-schönen Kulturlandschaft. Nicht wenige Weitwanderberichte erinnern mich an jenen inmitten seiner ausgebreiteten Rucksackutensilien in sich zusammengesunkenen Trekker, den ich jüngst auf einem einsamen Rastplatz unweit von Heidelberg traf. Auf die Frage nach dem Woher und Wohin war nur zu erfahren, dass er seit 9 Tagen unterwegs sei und jetzt unter dem typischen Trekkerblues litt. So recht wurde nicht klar, warum er sich die Tour samt offenbar obligatorischer Depression eigentlich zugemutet hatte.

 

Nicht ganz so niederschmetternd, aber auch nicht gerade euphorisch wirken jene Berichte in "Wege und Ziele", die eindrucksvoll-lange Touren durch einsame Regionen minutiös dokumentieren und ebenfalls nicht erkennen lassen, was ihre Autoren immer wieder in die Ferne zieht. Für jeden Tag sind die Streckenlängen, Wanderzeiten, Auf- und Abstiege registriert, manchmal sogar auf Minuten und Meter genau - durchaus respektheischende, ja erschreckende Zahlen. Wetter, Hitze, Kälte und Regen sind, obwohl nur von temporärer Bedeutung, stets ein Thema, ebenso wo, wie und für wie viel gegessen, gekauft und übernachtet wurde, wie man den Weg verfehlt oder den Bus verpasst hat. Aber all das wird lediglich registriert, wie auf Aktenblättern abgeheftet, so wie man es noch knapper auf der Website des Vereins wiederfindet. Natürlich fehlen auch die Sehenswürdigkeiten, vorzugsweise die erstiegenen Gipfel nicht, kommentiert mit kurzen Hinweisen aus dem entsprechenden Führer.

 

Das, wofür die Trekker alle ihre Strapazen, die schweren Rucksäcke, die schlechten Wege, die asketische Lebensweise in gastronomisch unterentwickelten Zonen auf sich nehmen, bleibt im Dunkeln. Ganz anders als der Neuwanderer Bill Bryson, ein vielgelesener angloamerikanischer Reiseschriftsteller, der bei seiner Tour über den Apalachian Trail ("A Walk in the Woods") neben seinen kleinen und großen Erlebnissen viel von seinem Inneren, seiner (humorvollen) Sicht auf die Welt oder von seinem obskuren Wanderfreund Katz preisgibt. Gewiss, nicht jeder Trekker ist auch gleich ein Reiseschriftsteller.

 

Aber Werner Hohn hat in "Wege und Ziele" in seinem wunderbar subjektiven, farbigen Bericht über seine Hunsrücküberquerung auf dem mehr oder weniger drögen Ausoniusweg bewiesen, wie man Landschaft mit all ihren Vorzügen und Nachteilen, seinen Höhepunkten und Widrigkeiten wirklich erleben und dies zum Leser herüberbringen kann - eine bislang seltene Mischung von lebendiger Wahrnehmung und Information, Lob und Kritik.

 

Die weitaus meisten Berichte in der Zeitschrift haben indes die Anmutung von Logbüchern. Unverkennbar ist darin der Stolz auf lange Strecken und hohe Gipfel. Bemerkenswert auch der Wille zum Durchhalten, wenn das Wetter wieder einmal schlecht, die Wege sumpfig oder ausgesetzt sind. Nicht selten fallen die Pausen kurz aus, das Essen asketisch. Wenn man es sich einmal so vorgenommen hat, will man auf jeden Fall von A nach B kommen, im Zweifelsfall auch auf Umwegen oder Abkürzungen, nicht selten auch klaglos über Straßen und Schottertrassen. Die Belohnung kommt meist erst nach der Tour, wenn man die Strecke geschafft und Gasthof samt Dusche zum Absacken einladen.

 

Das erinnert ein wenig an Bergsteiger, denen es auch, koste es was es wolle, um das Erreichen des Zieles bzw. Gipfels geht, dessen nur kurz genossene Aussicht in keinem Verhältnis zur Quälerei des Aufstieges steht. Ulrich Aufmuth hat in seiner "Psychologie des Bergsteigens" dahinter eine Flucht vor einer inneren Leere ausgemacht, die einen ständig auf Trab hält. Noch auf der Tour wird schon die nächste geplant, die Zeit dazwischen zählt nicht. Registriert werden am Ende nur die Gipfel, die man gemacht hat, mit allen ihren Herausforderungen und Schwierigkeiten.

 

Sind Trekker also selbstquälerische Bergsteiger der Ebene, Tourensammler, die es sich immer wieder selbst beweisen müssen ? Das kann man keineswegs aus allen Tourenberichten herauslesen. Aber eine Tendenz dazu leuchtet immer wieder zwischen den Zeilen hervor. Abgesehen von der Abenteuerlust, die vielleicht auch etwas mit Flucht zu tun hat, dürfte hier einer der Hauptunterschiede zwischen dem Mainstream-Genusswanderer der Gegenwart und den Echtwanderern im alten Stil liegen. Oder sieht das aus der Sicht der Betroffenen ganz anders aus? Steckt hinter dem fernen Streckemachen möglicherweise ein ganz anderes Motivmuster? Es wäre spannend, darüber mehr zu erfahren.

 

 

Stimme 2:   Weitwanderer sind doch ganz anders; sie staunen und freuen sich.

 

Prof. Dr. Friedmar Erfurt meint:

 

„Der Prolog gehört dazu“

 

Ergänzende Bemerkungen zum Beitrag von Lutz Heidemann in „Wege und Ziele“. Ausgabe 19/2006:

 

Wandern „auf hohem Niveau“ – Erfahrungen vom neuen Rheinsteig

 

Wohlgemerkt, meine Frau und ich sind zuerst ein Stück des Rheinsteigs gewandert und haben viel später danach auf der Webseite von www.netzwerk-weitwandern.de den oben genannten Beitrag von Lutz Heidemann gelesen (veröffentlicht zuerst in Heft 19/2006). Zwischen seiner Wanderung und der unseren sind drei Jahre vergangen, den damaligen Bericht können wir in vielem unterschreiben. Ob der Rheinsteig mehr Besucher ins Rheintal bringt, wagen wir nicht zu beantworten. Aber wir trafen eine ganze Menge Leute, die in gleicher oder in  Gegenrichtung unterwegs waren. Und auch einige Wirte und Besenwirtschaften scheinen gerne die Wanderer als Kundschaft anzunehmen.

 

Unsere Planungsgrundlage war das Buch „Rheinsteig“ von Tassilo Wengel aus der Reihe „Wandern kompakt“ des Bruckmann-Verlages. Mehr als 5 Tage Zeit zum Wandern hatten wir nicht, also musste die eigentlich bis Koblenz geplante Tour gekürzt werden. Von Assmannshausen ging es über Lorch, Kaub, St. Goarshausen bis Kestert und von dort per Eisenbahn zurück.

 

Eigentliches Anliegen dieses Beitrages ist der „Prolog“, ein vorgeschalteter Abstecher nach Kiedrich. Die Beschreibung dieses Ortes im Wander-Büchlein hatte uns dermaßen neugierig gemacht auf das „gotische Weindorf am Rhein“, dass wir eine Übernachtung einplanten. Um es vorweg zu nehmen: Es lohnte sich!

 

Es gibt übrigens noch einen sehr praktischen Grund für solch eine Kurzetappe am ersten Tag. Wenn man nicht gerade in der Nähe wohnt, wird man wohl erst um die frühe Nachmittagszeit am Rhein eintreffen. Da ist dann ein kurzer Aufgalopp gerade recht.

 

Wir fuhren an einem Samstag mit dem Zug bis Eltville und hatten das Glück, ausgerechnet zum Rosenfest dort einzutreffen. So ließen wir uns Zeit für einen gemütlichen Stadtrundgang, bis uns aufziehende Gewitterwolken mahnten, uns auf den ca. 3 km langen Weg durch die Weinberge nach Kiedrich zu machen. Wir kamen gerade noch trocken ins Hotel, bevor ein mächtiger Gewitterguss die freundlichen Zecher unterhalb unseres Zimmers vertrieb und uns ein ungestörtes Schläfchen gestattete.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gegen Abend machten wir uns auf zu einem Rundgang durch Kiedrich und kamen aus dem Staunen nicht heraus: Wo findet man ein Dorf mit solch prächtigen alten Bauwerken? Nicht nur die beeindruckende gotische St. Valentinus – Pfarrkirche von 1339 ist sehenswert, auch das Renaissance – Rathaus von 1585 und die vielen alten Fachwerkhäuser bilden eine eindrucksvolle Kulisse.

 

Wir suchten eine Einkehr und wurden fündig in einer Besenwirtschaft, mit einem leckeren Salat, einem herrlichen Riesling (für'n Appel und 'n Ei ...) und einem liebenswürdigen jungen Wirt.

 

Der Sonntag war echt ein solcher, ein hoher, strahlend blauer Himmel stand über dem ganzen Rheingau. Wir verabschiedeten uns im Hotel, aber nicht von Kiedrich. Denn wir zwei Nicht-Kirchgänger hatten in unserem Ratgeber etwas entdeckt, das uns neugierig machte, das Hochamt in der katholischen Kirche zu besuchen: nur hier in Kiedrich hat sich der Gregorianische Choral in gotisch-germanischer Fassung erhalten – einmalig in der Welt und gepflegt durch eine innig im Dorf verwurzelte Chor-Schule.

 

So stand es zu lesen. Und dass es so ist, sahen wir, als wir in einem der Solisten des Chores unseren jungen Wirt vom Vorabend erkannten. Hier blieb eine alte besondere Kultur erhalten. Und sie lebt in der fast vollständig gefüllten Kirche. (Das Foto täuscht – es wurde erst nach dem Gottesdienst aufgenommen.)

 

Wir verließen Kiedrich tief beeindruckt und liefen über einen vom gewaltigen nächtlichen Gewitterguss aufgeweichten Feldweg hinüber zum Bahnhof von Erbach. Mit dem Zug ging es bis Assmannshausen, wo wir erst gegen halb drei Uhr nachmittags zur Etappe nach Lorch starteten. Die Feuchtigkeit im Boden und die Sonnenglut taten ihr Werk – ein Gewitter kam auf, doch es streifte unseren Weg nur leicht. Wir kamen glimpflich davon; gegen sieben Uhr abends waren wir am Ziel.

 

 

 

 

 

 

Der Abschnitt des Rheinsteigs, den wir gingen, ist vom Wandern her anspruchsvoll. Er weist dafür aber viel Sehenswertes auf – die Ausblicke tief hinunter ins Rheintal, auf die Pfalz bei Kaub, auf die Loreley, auf viele Burgen, aber auch herrliche Wege in Laub- oder Nadelwald voller Schatten. Den größten Eindruck aber hinterließ bei uns der großartige Fernblick oben draußen auf den Höhen.

 

Alles in allem ist der Rheinsteig ein Weg, den man sehr empfehlen kann. Und wir raten besonders, vor den Anfang einen Prolog" zu setzen. Kiedrich ruft!

 

           Fotos:  Friedmar Erfurt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Stimme 3:   Die Selbstdarstellung vom Netzwerk Weitwandern"

 

Lutz Heidemann

  

Was bedeutet Weitwandern? Eine Einführung für diejenigen, die diese Leidenschaft noch nicht kennen

 

Als Weitwandern bezeichnen wir, das sind die Mitglieder vom Netzwerk Weitwandern und Menschen mit ähnlichen Zielen und Erfahrungen, Fußwanderungen, die über mindestens drei, vier Tage gehen und bei denen man nicht am Abend zum Ausgangspunkt zurückkehrt. Wir gehen nicht aufs Gratewohl los, sondern wir benutzen markierte Wege. Üblich sind Wanderungen von fünf bis 15 Tagen. Darüber hinaus gibt es verlockende Ziele, die ein Wanderer oder eine Wanderin in einem Anlauf  erreichen möchte, wo schon „der Weg das Ziel“ ist, so daß die Wanderung über mehrere Wochen gehen kann. Ein bekanntes Ziel dieser Art ist Santiago di Compostela in Nordwestspanien.

 

Wenn man sich über längere Strecken zu Fuß fortbewegt, was man im täglichen Leben durch das Autofahren fast verlernt hat, fühlt man sich anfangs langsam wie eine Schnecke. Dann beobachtet man aber bald, daß sich z.B. nach einer Stunde die Landschaft deutlich geändert hat, daß ferne Objekte deutlich nähergerückt sind. Es kann ein großes Glücksgefühl erzeugen, wenn man begreift, der eigene Körper ist fähig, solche ungewohnt weite Strecken zu überwinden. Hinzu kommen weitere schöne außergewöhnliche Eigenschaften des Weitwanderns:

 

Ein weiteres Merkmal für leidenschaftliche Weitwanderer ist, daß sie sich ohne fremde Hilfe auf den Weg machen, sie sich nicht führen lassen. Hilfe ist für sie allein der markierte Weg. Da müssen sie aufpassen, um die Fortsetzung des Weges nicht zu verlieren. Sie folgen einer „vorgefertigten Komposition“, aber das schon das einzig Unselbständige an dieser Fortbewegungsart.

 

Wanderer vertrauen auf eine sichere Führung durch Markierung. Andere Hilfsmittel können hinzutreten: z.B. eine Karte eines Vermessungsamtes, in der der Weg eingetragen ist oder ein Wanderführer mit einer Wegebeschreibung und eingefügten Kartenausschnitten. In Gegenden ohne Wandertradition kann es Strecken geben, die allein nach einer Beschreibung gefunden werden müssen. Aber das macht weniges Spaß. Es hemmt den Rhythmus des Gehens, wenn man sich jedesmal fragen muß: Soll man links hinter dieser Scheune abbiegen oder kommt die „richtige“ noch. Man starrt in ein Buch und nicht die Landschaft. Eine „Schnitzeljagd“ ist eine andre Sportart als Weitwandern.

 

Das Wissen, auf einem markierten Weg zu gehen, verleiht Sicherheit und  ist auch ein Akt des gegenseitigen Vertrauens. Der „Wegemacher“ muß sich bemühen, einen sicheren und reizvollen Weg zu finden. Er darf seine Rolle nicht dazu benutzen, persönliche Vorlieben auszuleben und Wanderer z.B. über jeden Aussichtspunkt in der Umgebung und jede Burgruine zu schleusen. Wanderer haben auch den Wunsch anzukommen, ein Ziel geschafft zu haben.

 

Die langsame Fortbewegungsweise führt ganz von allein dazu die Umgebung genauer zu beobachten. Ein Mosaikstein von beobachteten Fakten legt sich an den nächsten, man hat ja auch Zeit zum Verarbeiten der Eindrücke. Reizvoll ist es, wenn eine Wanderung so angelegt ist, daß man von einem Landschaftstyp in den nächsten gelangt. So kann man den Wechsel der anstehenden Steine beim Bild der Häuser wiederfinden oder beim Wechsel vom Mittelgebirge in das Hochgebirge unterschiedliche Landwirtschaftsformen/Feldbestellungen beobachten oder man bemerkt oft schon länger zurückliegende konfessionelle und landesherrliche Grenzen.

 

Der Weitwanderer kommt in menschenleere und einsame Gegenden; er kommt in anderen Teilen Europas auch mit anderen Lebensverhältnissen in Berührung. Er lernt dabei, daß man auch mit weniger Komfort leben kann und nicht alle Annehmlichkeiten der Zivilisation und des üblichen Warenangebotes nötig sind. Das kann auch stolz machen. Das färbt auch auf die Einschätzung von technischen Hilfsmitteln ab. Will man allein den Weg finden oder neuerdings GPS benutzen? Braucht man in der eigenen Wohnung all die vielen angehäuften Dinge, denkt man, wenn man bei einem Hirten übernachtet hat.

 

Erschienen in "Wege und Ziele"

Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 29 - August 2009

 

 

Wege ohne Ende - Wohin geht die „Wegemacherei“?

 

Von Lutz Heidemann

 

Die nachfolgenden Bemerkungen resultieren von Eindrücken, die ich im Juli 2004 beim Besuch einer Tagung der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege in Niederaltteich und im September 2004 beim Besuch der Trekkingmesse, einer kommerziellen Veranstaltung in Düsseldorf, gewonnen hatte. Sie sind ergänzt durch Informationen aus der Lektüre von Zeitungen und Broschüren und Internet-Recherche.

 

Die erst zum zweiten Mal veranstaltete „TourNatur“ in Düsseldorf war eingebunden in den größeren Rahmen der Caravan-Messe. Kooperationspartner der zweitägigen „TourNatur“ waren das Wandermagazin (Auflage 46.000), das OUTDOOR MAGAZIN (Auflage 55.000), der Deutsche Tourismusverband e.V. Bonn und der Deutscher Wanderverband e.V. aus Kassel. Beratend wirkten Prof. Brämer und sein Deutsches Wanderinstitut mit. Viele deutsche Ferienregionen hatten sich mit Ständen präsentiert; es gab viel Angebote für geführtes Wandern und Wandern ohne Gepäck. Auch die Mountainbiker und die Ausrüster waren mit großen Ständen vertreten. Aus all diesen sehr unterschiedlichen Quellen und Informationen kann ich folgende Tendenzen erkennen: 

 

Es scheint mit dem Wandern in Deutschland etwas in Bewegung geraten zu sein. Genauer vielleicht: wieder in Bewegung. Wandern und Wege sind ein Thema. Der Auslöser der Bewegung könnte der Rothaarsteig gewesen sein, gefolgt von den Aktivitäten des Verbandes Deutscher Gebirgs- und Wanderverein, hier zusammengefaßt unter dem Motto „Wanderbares Deutschland“. Aber das Bild ist nicht eindeutig positiv. Man könnte auch folgenden Eindruck haben: Die vorhandenen Wege werden nicht gepflegt und weiterentwickelt, sondern es werden – möglicherweise auf vorhandenen markierten Trassen – laufend neue Wege „kreiert“: 

 Auf der Tagung in Bayern  wurde ein „Europäischer Pilgerweg VIA NOVA“ vorgestellt. Er heißt europäisch, weil er von Bayern nach Österreich geht und die Macher glauben, daß dieser Begriff noch nicht inflationär verramscht sei. (Informationen unter www.pilgerweg-vianova.eu).Kurz zuvor war in der FAZ die neue Bonifatius-Route zwischen Mainz und Fulda angekündigt worden. Informationen und Kontakte zu diesem Weg unter: www.bonifatius-route.de oder www.vogelsberg-touristik.de )Auf der Messe wurde vom gerade eröffneten Frankenweg, dem seit Oktober 2003 existierenden, 97 km langen „Harzer Hexen-Stieg" und vom geplanten Rheinstieg berichtet, Wegen der neuen „Premium-Klasse“, wie sie Professor Brämer nannte. Ich las von neuen süddeutschen Teilen des Jakobsweges. 

 

 

 Alles schön und gut. Ich frage noch einmal und würde mich über zugeschickte Beobachtungen freuen. Bleiben bei diesen vielen neuen Wegen die alten Wege auf der Strecke? Bei der Planung des neuen Rheinsteigs, eines etwa 300 km langen Weges zwischen Wiesbaden und Bonn auf der rechtsrheinischen Seite, war anfangs an eine „Renovierung“ des Rheinhöhenweges gedacht worden. Als der dann einer „Schwächen-Stärke- Analyse“ unterzogen worden sei, sei deutlich geworden, daß nur eine neue Trasse erfolgversprechend sei. Selbstdarstellung mit Angabe der Beteiligten und einer Skizze des Wegeverlaufes unter: www.rheinsteig.de  Der Weg soll im Herbst 2005 fertiggestellt sein. Es wurde nicht erwähnt, was mit dem „alten“ Weg geschehen soll. Bei der erwähnten Veranstaltung auf der Messe wurde von einer Vernetzung der „neuen“ Wege gesprochen; so entstünde ein Parallel-Netz von Premium-Wegen zu den vorhandenen Hauptwanderwegen des Deutschen Wanderverbandes. 

 

Auffällig und nicht zufällig ist, daß alle diese neuen Wege „Steige“ sein wollen. Der Urvater dieser Wege, zumindest in begrifflicher Hinsicht, ist der Rennsteig über den Thüringer Wald. Von 800.000 Wanderern pro Jahr wurde auf der Messe berichtet. (Man dividiere diese Zahl durch 200 Wandertage und hätte 4000 Wanderer je Tag; eigentlich ziemlich unwahrscheinlich, - wie so manche Zahl, die herumgeistert.) Weitwanderer, die ich kenne und Wanderer mit Erfahrungen von anderen Routen und auch - hinter vorgehaltener Hand - Wander-Funktionäre, attestieren diesem Weg keine gute Qualität. Er sei langweilig, aber sein Name ist, wie früher die „Liebfrauenmilch“ sehr, sehr vielen bekannt. Mit dem Rothaarsteig wurde der alte Begriff neu aufgewertet. Frank Rainer Scheck hat im Heft 13 über seine Eindrücke vom Rothaarsteig berichtet. Ich war schon vor zwei Jahren dort und kann das bestätigen. Und weil der Rothaarsteig so gut funktioniert, gibt es jetzt ein paar Schritte entfernt bei Willingen einen „Uplandsteig“... 

 

Es ist schon richtig, daß sich die Touristiker um die Werbung von nichtdeutschen Wandergästen bemühen. Welche Begriffe sollen dabei verwendet werden? Es sind nur wenige deutsche Feriengebiete international bekannt, so das Rheintal seit seiner „Entdeckung“ durch englische Künstler im 19. Jahrhundert, und der Black Forest oder der Fôret noir. Unter welchem „Label“ sollen die deutschen Mittelgebirge nach draußen vermarktet werden? Ins Gespräch gebracht wurde auf der Messe der Begriff „German Highlands“. Kann ich unseren thüringischen Wanderfreunden demnächst lobend sagen, sie seien gute Highlander? Hätten die Franzosen gleiche Sorgen oder wären sie selbstbewußter in Hinblick auf ihre traditionellen Regionalbezeichnungen?

 

Die neuen Wege kehren wie neue Besen hoffentlich gut. Jedenfalls wird von verschiedenen Seiten von „Qualität“ gesprochen. Maßstäbe für ausreichende Qualität definieren in Deutschland gegenwärtig zwei Institutionen: Das Deutsche Wanderinstitut in Marburg, das von Prof. Brämer ins Leben gerufen wurde, (Selbstdarstellung unter dem Motto: „Wir gestalten Wanderwelten“ www.wanderinstitut.de ) und der Wanderverband in Kassel, der das Zertifikat „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ vergibt. Der Eggeweg, der Frankenweg und der Kellerwaldsteig dürfen sich jetzt mit diesem Qualitätssiegel schmücken. Ich würde mich über Erfahrungsberichte von solchen „zertifizierten“ Wegen, wie das auf neudeutsch heißt, freuen!

 

 

 

 

 

 

 

 

Wege werden zu „Markenartikeln“ mit geschützten Logos, die dann weiterverkauft werden. Ich übertreibe: Der zukünftige zünftige Wege-Wanderer soll an seinem T-Shirt mit Wege-Logo erkannt und anerkannt werden. Auf dem Rothaarsteig, dem ersten dieser neuartigen „Premiumwege“ kann man jetzt schon Wandersocken der Firma Falke mit eingewebtem Rothaarsteig-Zeichen kaufen. Und weil die Initiatoren klotzen und nicht kleckern wollen, wird in die Markierung ordentlich investiert: Bei dem Uplandsteig z.B. erhielten die brusthohen quadratischen Holz- Pfähle für die Anbringung des dynamischen U-Logos einen Metallfuß und eine Blechabdeckung, so zumindest in der Werbebroschüre. Wie sehen die Pfähle in zehn Jahren aus? Können da die Traditionsvereine mit ihren vielen tausend Kilometer von markierten Wegen mithalten?

 

Auf die „Inszenierung“ der neuen Wege wird großer Wert gelegt. Auf der VIA NOVA (Informationen unter: www.pilgerweg-vianova.at erhalten die Wanderinnen und Wanderer einen Umhänger mit einem Logo-Amulett und sollen nach Möglichkeit einen hölzernen Wanderstab mit einem Feldblumenstrauß tragen. Zitat: „Wir erkennen auf dem Logo eine Gestalt, die beide Arme nach oben streckt. Darüber gespannt ist das Firmament, gewissermaßen, das göttliche, das schützende Prinzip.“ Die „ausgewählten Pilgereinkehr-Partnerbetriebe sind damit ebenso ausgewiesen wie spezielle Ausformungen am Wege.“ Der Weg „soll auf die Seelenlage der Menschen der heutigen Zeit und auf den Zustand des öffentlichen Lebens in Europa eingehen. Weder der Einzelne, noch die Welt von heute hat sich aus sich selbst heraus entwickelt. Es gibt einen uns alle verbindenden Geist. Diesen Geist gewissermaßen vom „Himmel“ auf die Erde und in unser persönliches Leben herab zu holen, könnte der zentrale Gedanke des Pilgerweges sein.“ Für Gruppen werden ab Sommer 2005 „spirituelle Pilgerweg-BegleiterInnen“ bereitstehen, deren Ausbildung in einem Zertifikatslehrgang bereits angelaufen ist... 

 

Als zusätzliches Element einiger neuer Wege werden sinnstiftende Gefühle und Werte verkauft. Das geht bei den sogenannten Pilgerwegen relativ einfach. Es kann aber auch zu verquasten Vorstellungen der Wegemacher kommen, denen ich persönlich skeptisch gegenüberstehe. In Schwaben wird für ein Ort als Abschluß eines Flurbereinigungsverfahrens ein „Besinnungsweg“ projektiert. In dem Vorbereitungspapier heißt es u.a. für die mit dem Weg verknüpften Absichten: „Die Natur als Lehrer und Heiler innerer Bedürfnisse nach Harmonie und Einfachheit in sich und in seiner Umwelt zu entdecken. Dafür scheinen sich besonders alte, aber auch neue Pilgerwege zu eignen, für die ein wachsendes Interesse festzustellen ist. ... Die Landschaft und ihre unterschiedlichen Plätze und Qualitäten lehren uns ein Wissen, das wir nur zum richtigen Zeitpunkt vor Ort erfahren können.“ Das sind doch Leerformeln mit einem großen Schuß Zivilisationskritik. Ein anderer Referent der Tagung, ein bekennender Wünschelrutengänger, wollte neue Wege entlang von „“Kraftlinien“ zu besonders „strahlenden“ Orten führen. Das wären u.a. Kapellen und Klöster, deren örtliche Festsetzung seinerzeit auch durch solche „Wissende“ vorgenommen worden sei. 

 

Es ist ein charakteristisches Vorgehen der Marketing-Macher, daß das Produkt weniger wichtig wird, als die mit der Marke verbundene „Geschichte“. Beispielhaft verweise ich auf einen gut gemachten, mit EU-Mitteln geförderten Prospekt aus dem Bayerischen Wald („Grenzenlos Natur erleben“) hin. Er führt folgende Wege auf:

 

 

 

 

 

 

 

 

      Baierweg                      Böhmweg                      Gunthersteig

 

 

 

 

 

 

 

 

                                   Goldener Steig              Pandurensteig               Gläserner Steig

 

Europäischer Fernwanderweg E6, Europäischer Fernwanderweg E8.

Bei diesen Begriffen wird die Volksgruppen beiderseits des Gebirgskammes erinnert, an einen Graf aus dem 10. Jahrhundert, der gegen Ende seines Lebens auf Amt und Würden verzichtete und Einsiedler wurde, an das Gold, das bei Salztransporten über den Böhmerwald verdient wurde, an das Glas, das mittels Holzkohle in Saison-Arbeit gewonnen wurde und an eine aus Südungarn stammende Söldnertruppe aus Zeiten, wo der Grundsatz galt, daß der Krieg sich „aus dem Land ernährt“ mit schrecklichen Folgen für die jeweilige Bevölkerung. Aber ein Säbel als Wege-Signet ist doch sehr schön! Daneben sind die Namen und Zeichen der beiden E-Wege geradezu knochentrocken-nüchtern. Meine Bemerkungen sind vielleicht unnötig-mäkelnd, aber ob auf den Spuren von Pilgern, Kaufleuten oder Soldaten, wir sollten doch wissen, was wir tun und wem wir nachfolgen. 

 

Neben dem „sinnstiftenden Wandern“, der „Selbstfindung“ gibt es als Modetendenz oder Parallel-Entwicklung das Sportwandern, d.h. es kommt auf Ausdauer und Geschwindigkeit der durcheilten Wege an. Oder es sollen Nicht-Wanderer mit Gesundheits- oder Wellness-Verheißungen und ausgerüstet mit neuer Kleidung oder Walkingstöcken vom Sofa weggelockt werden. Da gibt es so verlockende Angebote wie Gesundheits-Walking mit 100 bis 110 Schritten je Minute, es folgt Fitness-Walking und steigert sich zum Power Walking mit mehr als 130 Gehbewegungen je Minute. Als Sonderformen werden Intervall Walking, Aqua Walking, Weight Walking (mit Gewichten in den Händen) oder Nordic Walking ins Gespräch gebracht. Da bleibt beim Beobachten der Einhaltung der Regeln keine Zeit mehr zum eigenen Entdecken von Landschaft und Wegen...

 

Wer sind nun überhaupt die Nutzer dieser verwirrenden Angebote? Es gibt Erfahrungen, die wir „Netzwerker“ auf den Wegen gemacht haben; es gibt Aussagen von Verbandsfunktionären und es gibt als einzige systematische Beobachtung die Angaben von Prof. Brämer. Unter der Kategorie „Wanderer“ wird m.E. viel in einen Topf geworfen. Es gibt die Spaziergänger, die von zu Hause aufbrechen und entweder direkt oder mittels Fahrzeug zu einer ein- oder mehrstündigen Wanderung aufbrechen. Wenn Menschen sagen, daß sie wandern, machen sie in der Regel von einem Ferienort aus, längere Spaziergänge. Mehrtägige Wanderungen von Ort zu Ort sind wirklich selten, und die regionalen Unterschiede kommen noch dazu. In den Alpen und einigen Mittelgebirgen gibt es eine Tradition der mehrtägigen Wanderung, in den Tieflandgebieten wage ich das zu bezweifeln. 

 

Was bedeuten die skizzierten Verhältnisse für unseren Verein? Wo ist unser Platz zwischen den verschiedenen Akteuren? Was nimmt sich der Verein für die nahe Zukunft vor? Was ist insgesamt als Strategie bei schwachen Kräften zu erreichen? Als Vereinigung sind wir wichtig, weil wir die Interessen einer spezifischen Gruppe vertreten, nämlich der mehrtägigen Wanderer, die ihre Tour selbst planen und durchführen. Wegemacher denken aus der Perspektive einer Vermarktung des Weges. Wir müssen ein Denken aus der Perspektive der Wanderer einfordern. Ich konnte kaum erkenn, ob die „Macher“ der neuen Wege, Übernachtungsangebote in ihre Überlegungen einbezogen haben. Das kann in so dichtbesiedelten Zonen wie dem Rheintal oder Mittelhessen wenig relevant sein, aber in Gegenden, die sich langfristig entleeren werden, wie Teile von Sachsen-Anhalt oder Vorpommern, ist das unumgänglich. 

 

In anderer Weise könnte unserem Verein Konkurrenz aus dem geplanten „WanderNetzwerk“ erwachsen. Das beruht auf einer Initiative des Wandermagazins. Der Slogan, unter dem die neue Organisation auftritt, lautet: „Das Netzwerk ist kein Verein, sondern eine Bewegung: Hier werden die Weichen für die Zukunft des Wanderns und des Wandermarktes gestellt.“ Damit ist ein kommerzieller Aspekt der Einrichtung unübersehbar. Informationen sollen leicht abrufbar aufbereitet werden, der jährlicher Beitrag für Einzelpersonen beträgt 60.- € . Wenn man da ist, kann man auch mal schnell den Internet-Auftritt des Wandermagazins www.wandermagazin.de  ansehen. Die Datei „Archiv“ ist noch ziemlich mangelhaft, ich hatte spielerisch die Begriffe „Europäischer Fernwanderweg 5“ und „Polen“ eingegeben. Bei Polen Fehlanzeige, bei E 5, zuvor in Kurzform ebenfalls nichts, beim Langtext stolz: „6 Treffer“, darunter „Auf dem E 4 durch den Peloponnes“ und einige Beiträge aus Ostdeutschland, aber nichts konkretes über den erfragten Europaweg. Ich bin sicher, daß da noch viel Energie reingesteckt wird, möchte man doch über diesen Weg auch Kunden- sprich Abonnenten-Beziehungen aufbauen.

 

Erschienen in "Wege und Ziele"

Netzwerk Weitwandern e.V. Ausgabe 15 - Dezember 2004

 

 

Grundsätze zur Markierung von Fernwanderwegen -

Überlegungen aus der Sicht der Nutzer

 

Die Markierung muß verläßlich und selbsterklärend sein!

 

Der Wanderer und die Wanderin lassen sich auf einen vorgegebenen Weg ein. Sie sind ortsfremd, haben nicht immer eine optimale Karte und gehen in der Regel den Weg zum ersten Mal. Diesem Vertrauensvorschuß muß eine verläßliche Markierung entsprechen. Anderseits darf ein Übermaß an Beschilderung nicht zu einem Nachlassen der Aufmerksamkeit bei der Beobachtung des zu durchwandernden Geländes führen. Ein gewisses Maß an Spannung und Überraschung bei der Wegefindung ist gut und entspricht der vergleichsweise langsamen Fortbewegungsart.

 

Fernwanderwege sollten sich von lokalen Wegen unterscheiden. Fernwanderwege sollten durchgängig in gleicher Form markiert werden. Das führt zum Vertrautwerden der Benutzer. Hinweise auf Abzweigung von anderen Fernwegen sind wichtig.

 

Kritische Punkte sind Gabelungen oder Kreuzungen oder das Verlassen eines Wirtschaftsweges zugunsten eines Pfades oder einer Querfeldeinstrecke. Das in Frankreich praktizierte System der Kombination der Zeichen „Richtungswechsel“ durch winkelförmige Verdopplung und gleichzeitig die Markierung der „falschen Wege“ durch Diagonalkreuz hat viele Vorzüge  im Vergleich zu „Wegweisern“. Schilder auf Pfählen oder Pfosten sind häufig Opfer von Vandalismus.

 

 Markierungen sollten auch unabhängig von Richtungs- oder Wegewechseln in einem gewissen regelmäßigen Abstand, z.B. alle 400 m angebracht werden. Das gibt Sicherheit, wenn eine vorhergegangene Markierung beseitigt oder übersehen wurde. Auch eine Markierung bald hinter einer Kreuzung erhöht das Sicherheitsgefühl. Es ist hilfreich, wenn sich auf einem Weg oder Wegabschnitt eine gewisse „Handschrift“ herausgebildet hat, z. B. ähnliche Abfolge und Höhe der Markierung.

 

 Die Markierungen müssen beide „Laufrichtungen“ beachten. d. h. entweder eine Markierung „parallel“ zum Weg oder ausnahmsweise zwei Markierungen jeweils für die Hin- und Gegenrichtung haben.

 

Die Markierung sollte regelmäßig überprüft werden.

 

Die Markierung soll auf den Typ der Umgebung und die Eigenart der Wegeabschnitte eingehen und dabei sowohl den Maßstäben des Naturschutzes und des Landschaftsbildes entsprechen und auf religiöse und kulturhistorische Belange Rücksicht nehmen. Die Markierung kann z. B. in bebauten Gebieten, in offener Landschaft, auf Wirtschaftswegen, auf Pfaden, bei Wegeführungen quer über Wiesen und Waldabschnitte andere Maßstäbe haben.

 

Ein Übermaß an Markierungen ist zu vermeiden, es soll Diskretion gegenüber der Landschaft und älteren Gebäuden walten, z. B. keine Markierung an Bildstöcken und Wegekapellen, angepaßte Materialien und Formen. Farbige Striche auf Bäumen und Steinen sind in diesem Sinn besser als Kunststoffstreifen oder Blechschilder. Die Markierung von Fernwanderwege braucht nicht das „Design“ von Schnellstraßen oder die Qualität von „Sammlerstücken“.

 

Beschlossen durch den Vorstand im Sept. 2004

 

Erschienen in "Mitteilungsblatt"

Netzwerk Weitwandern e.V.  Ausgabe 14 - August 2004

 

 

Resolution

 

Der Verein „Netzwerk Weitwandern“ verabschiedete auf seiner Mitgliederversammlung am 28. Sept. 2002 als Anregung an die regionalen deutschen Wanderverbände, den Deutschen Wanderverband und die Europäische Wandervereinigung (EWV) folgende Resolution:

 

Farbe bekennen für Weitwander-Separate Führung von Wanderwegen und Radwegen!

 

Die Vereine und Wander-Verbände werden gebeten, im Rahmen ihrer eigenständigen Wegemarkierungen wie bei ihren Mitsprache- und Mitwirkungsmöglichkeiten mit den Gebiets-körperschaften auf eine Trennung von Fuß- und Radwegen zu dringen. Zumindest bei der Neuanlage von Wegen sollte eine gemeinsame Nutzung keine Regel sein. Dies sollte besonders dort gelten, wo Wege mit einem besondern Qualitätsansprüche entstehen z.B. als Hauptwanderwege oder Europäische Fernwanderwege. Damit kann zwar nicht die Planungshoheit der Gemeinden aufgehoben werden, doch sind diejenigen Institutionen angesprochen, die derartige Prädikate „vergeben“.

 

Gravierend ist die Situation insbesondere im Flachland oder entlang von Flüssen, wo das Radwandern in den letzten Jahren enorm zugenommen hat und wo die Gemeinden und die Tourismusbranche diese Zielgruppe massiv bevorzugen. Diese konfliktreiche Situation konnte auf dem E 9 in Mecklenburg beobachtet werden, aber im europäischen Maßstab auch auf dem E 4 zwischen Wien und Bratislava (Preßburg). Es steigert nicht die Attraktion des Weitwanderns und beeinträchtigt das Selbstwertgefühl der Wanderinnen und Wanderer, wenn ihre Langsamkeit sie zu „Menschen zweiter Klasse“ macht und sie wie „Störer“ wirken. Auf die steigende Unfallgefahr für Wander/innen und Radfahrer wird besonders hingewiesen, da eine steigende Anzahl von Menschen hörgeschädigt sind und ein von hinten und ein von hinten heranfahrendes Rad nicht wahrnehmen können. Ein solcher Appell richtet sich nicht gegen gelegentliche Mountainbiker auf Wanderwegen, gleiches gilt auch für einzelne Reiter.

 

Aufrufe der Art „Seid nett zu einander!“ helfen nicht weiter. Bei Inanspruchnahme gleicher „Raumkorridore“ muß es zu einer Trennschärfe bei der Wegeausweisung beider Zielgruppen kommen, z.B. bei Steilufern Radwege am Fluß und Fußwege mit der Chance auf wechselnde Aussicht an der oberen Geländekante. In Rahmen einer generellen Überprüfung der Wege sind für Wander unbefestigte Wege als Regel anzustreben! Denn unabhängig von den hier angesprochenen direkten oder indirekten Konflikten sind befestigte Wege eine Belastung für die Füße. Dabei muß immer daran erinnert werden, Wanderwege sind kostengünstiger und landschaftsverträglicher als Radwege herzustellen.

 

Weitwanderer haben ihre „unmoderne“ Fortbewegungsart und die Nutzung von ungewöhnlichen oder vorindustriellen Wegen bewußt gewählt. Das ermöglicht ihnen u.a. auch ein genaueres Wahrnehmen und Wertschätzen der Pflanzen- und Tierwelt und der Kulturlandschaft. Bei ihrer Langsamkeit kommt der Fixierung von Etappen-Orten große Bedeutung zu. Bei Berücksichtigung solcher Bedürfnisse sind langfristig z.B. beim Durchwandern von entleerten Räumen auch strukturverbessernde Effekte zu erwarten.

 

Für den Vorstand:   Dr. Lutz Heidemann

 

Erschienen in "Mitteilungsblatt" Zeitschrift des Vereins

Netzwerk Weitwandern e.V.  Ausgabe 8 - Oktober 2002

 

 

 

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